Haben wir in der Erziehung versagt?!?

Hallo,
ich muß mir irgendwo Luft machen und wende mich ziemlich verzweifelt an euch.

Ich bzw. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir an unseren Fähigkeiten zweifeln gute Eltern zu sein und in der Erziehung versagt bzw. grobe Fehler gemacht zu haben.

Ich weiß garnicht, wo ich anfangen soll.
Wir haben zwei Kinder, 3 1/2 Jahre und 8 Monate alt, beides absolute Wunschkinder.

Unser Großer bereitet uns allerdings zunehmend Kummer und fällt durch sein Verhalten immer mehr auf (zB KiGa oder in der Familie).

Seit der Geburt des 2.Kindes hat er sich sehr verändert, obwohl wir sehr darauf geachtet haben, ihn nicht zu "vernachlässigen" (wg Eifersucht etc) und alles nach wie vor so beizubehalten. Wir nehmen uns intensiv Zeit für ihn (spielen, kuscheln, singen dann zusammen), haben feste Rituale und einen strukturierten Tagesablauf.

Aber sobald Lennart seinen Willen nicht bekommt, scheint er alles um sich herum zu vergessen, er schreit, schlägt, schubst, wird äußerst aggressiv, weint und versucht mit allen Mitteln seinen Willen durchsetzen (zB länger Fernzusehen oder ein bestimmtes Spielzeug zu bekommen), es artet dann immer in solchen Szenen aus, er steigert sich so in seinen Jähzorn rein, dass er manchmal kurz davor ist, sich zu übergeben #schock

Er akzeptiert auch kein Nein! egal von wem, er schreit dann "doch" zurück und das in so einem jähzornigen Ton, das macht mir wirklich Angst.

Was ist nur los mit ihm????
Ich bin einfach nur am Ende meiner Kräfte und mag langsam mit ihm nirgends mehr hingehen, weil es nach kurzer Zeit dann wieder mit dem Theater und den Diskussionen losgeht.

Mittlerweile reagiere ich sehr konsequent und nehme ihn meistens aus der Situation raus, gehe auf Augenhöhe und versuche vernünftig mit ihm zu reden, was aber meistens bei ihm garnicht ankommt. Ignorieren, schimpfen usw haben wir auch schon durch, ebenfalls ohne Erfolg.

Das Schlimmste ist momentan, dass er auch anfängt andere Kinder zu schlagen, zu schubsen, anzuschreien - schlimm ist es besonders bei seinem Cousin (gleichalt), da geht es keine 5 Min. gut und sofort heißt es von meinem Bruder "Hat Lennart dich etwa wieder gehauen?" Lennart wird keine Min. aus den Augen gelassen und für alles verantwortlich gemacht, das tut mir so weh - denn ich kenne meinen Sohn ja auch anders :-(

Ich habe irgendwie das Gefühl, was wesentlich verkehrt gemacht zu haben - denn Lennart fällt immer nur noch negativ auf, während andere Kinder (KiGa, sein Cousin) ganz anders sind.


Vll. gehts hier ja einer Mutter ähnlich oder ihr könnt mir ein paar Tipps geben.

LG
Sharon

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Hallo,

ich beneide Dich nicht und kann nachvollziehen, wie schwer es ist.
Meine Freundin hat ähnliche Probleme mit ihren Sohn und der ist 2 Jahre älter als Deiner.

Das mit der Konsequenz ist schon gut, man kann aber nicht sofortige Besserung erwarten...es dauert schon ne Weile, bis die Kinder begreifen, dass dies und das nichts bringt.

Wichtig ist, dass man schnell konsequent ist.
ZB. dein Kind rennt dir öfters weg (mal Beisspiel).
Bevor ihr rausgeht, erklärst du ihm zu Hause, dass sobald er wegrennt, geht ihr nicht aufm Spielplatz, sondern sofort nach Hause.
Also nicht erst paar mal meckern - renn bitte nicht weg, komm zurück usw usw, sondern schon beim ersten mal, wie vorher abgesprochen gleich nach Hause.

Das mit der Eifersucht ist so eine Sache - haben wir auch durch.
Es kann schon sein, dass ihr es nicht seht, aber der Kleine sich trotzdem benachteiligt fühlt.
Er versucht dann deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, egal wie.
Wenn er böse ist, dann bist du trotzdem in dem Moment NUR für ihm da. Du schimpfst, bist aber für ihm da.
Nimm dir viel Zeit für ihm ALLEINE und zeig ihm, wie wichtig er für dich ist.
Versuch auch alles nicht so negativ zu sehen, er hat bestimmt positives in sich - baue darauf, statt oft zu meckern. Lobe ihm, wenn er was toll macht.

lG
Eo.

2

Hallo!

Das was du schreibst, hört sich nach einer Trotzphase an, die bei deinem Sohn sehr ausgeprägt zu sein scheint.
Versuche mal rauszubekommen, ob diese "Anfälle" immer zu bestimmten Zeiten passieren. Egal ob jetzt zeitlich (also immer gegen 17.00 Uhr) oder örtlich (zB immer wenn ihr rausgehen wollt). Eventuell ist eine gewisse Regelmäßigkeit zu beobachten und ihr könnt darauf schon vorher reagieren.

Wir haben immer vorher die Konsequenz mitgeteilt, wenn die Situation eintraf, die abgesprochene Konsequenz wiederholt und beim erneuten eintreffen der Situation, die Konsquenz durchgeführt. Rigeros. Die Konsequenz sollte auch immer einen Bezug zur Sache haben. Wenn er also rumtobt, weil er nicht länger fern sehen darf, darf er am nächsten Tag gar nicht gucken.

Auf Augenhöhe reden ist schon gut, jedoch während eines Anfalls sind die Kinder nicht zugänglich. Daher halt schon vorher die Konsequenz mitteilen.

Was in meinen Augen gar nicht geht, ist diese "Vorabverurteilung", wie dein Bruder es tut. Das ist nicht in Ordnung. Wenn kein Erwachsener die Situation beobachtet hat, kann man nicht einfach einen Schuldigen suchen. Versuche hier mit deinem Bruder zu reden und stehe sonst hinter deinem Sohn und fang nicht an mit ihm zu schimpfen, sondern lass ihn erstmal erzählen, was passiert ist.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mit einigen Eltern schwer ist, in solchen Situationen klar zu kommen, da diese so ein extremes Trotzverhalten nicht kennen. Die Eltern, die es selbst durchgemacht haben, verstehen die Situation meist eher.

LG

3

Hi!

Also meine Kinder sind genau 2 Jahre auseinander, jetzt schon 4 und 6 und mit genug Abstand kann ich Dir folgendes raten:

Wir haben auch Strukturen, Regeln und geregelte Tagesabläufe. Was ich gelernt habe ist, daß man in einem größerem Zeitrum konsequent sein muß und ein kleinerer Zeitrum läßt Luft, um die Erziehung zu genießen und die Kinder oder ein Kind "lieb" ist.

Wenn Lennart sein "Art" hat, sich durchzusetzen, und ihr nachgebt, verstärkt ihr seine "Art" und dadurch wird es nicht besser. Ich kenn das von meiner Tochter. Sie schafft es auch heute noch sich reinzusteigern in simple Sachen, daß sie nichts mehr hört und sieht und diese Wut bekommt leider oft ihr kleiner Bruder ab. Aber es hat sich gebessert durch Konsequenz. Sie versucht es immer mal wieder, aber es ist besser. Sie verbaut sich auch viel damit und macht sich unbeliebt bei fremden Menschen. Das tut mir als Mutter so leid, weil sie eigentlich ein bezauberndes Mädel ist.

Zwischen 3 und 5 1/2 war es recht oft mit ihrem Jähzorn, Wut. Als ob ein Damon in ihr wohnt. Ich habe dann ihr konstitutionsmittel bestimmen lassen und seitdem geht es steil bergauf.

Was Du positiv sehen solltest: Er drückt sich aus, erläßt es raus und frißt es nicht in sich rein. Dadurch hast Du etwas in der Hand, mit dem Du arbeiten kannst. ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Wennes ganz schlimm war, habe ich ein Beratungsgespräch beim roten Kreuz in der Familiebereatung in Anspruch genommen. Das hat uns sehr geholfen, um auch in schwierigen Phasen, das gute in Ihr nicht zu übersehen. Er scheint ein starker Charakter zu sein, wie meine Große, und diesen zu bändigen ist nicht leicht, aber die ersten 6 Jahre sind wichtig, da lernen sie schnell. Vielleicht ist er auch in einer Entwicklungsphase und weiß selber nicht, warum er wie reagiert. Er folgt seinen Instinkten. Hast Du auch manchmal das Gefühl, das ist er nicht selber? Kinder müssen viel lernen und das geht am besten mit Ruhe, Verständnis, Liebe, sich angenommen fühlen. Und dafür seid Ihr da! Nur so kann er es lernen.

Was wir auch gemacht haben: Die Großeltern mit ins Boot genommen, sodaß wir alle an einem Strang gezogen haben. Meine Eltern mehr, als die meines Mannes, aber es war okay. Früher habe ich Panik gekriegt, wenn ich nachmittags, wenn mein Mann Dienst hatte, mit Ihnen alleine war, aber jetzt freue ich mich drauf. Das schaffst Du auch.

Frag auch mal im Kiga nach, ob dort die gleichen Probleme bestehen. Wenn ja, mit den Erziehern zusammenarbeiten und wenn nicht, dann konzentrier Dich auf zu Hause. Das ist einfacher, weil Du im Kindergarten so gut wie keinen Einfluß aufs Kind hast.

Wenn cih agr nicht weiter wußte, habe ich mir Situationen aufgeschrieben, was gut und schlecht war. Was ich selber besser machen sollte. Durch Arbeit, Haushalt und Kinder habe ich eine Kur gemacht, die psychologisch betreut wurde und diese Seminare über Erziehung, selbstbewußtsein usw. haben mir sehr weitergeholfen und davon profitieren wir alle in der Familie.

Lesenswerte Bücher sind: Das Geheimnis glücklicher Kinder und für Dein kleines Kind: Oje, ich wachse.

Meine Kinder drehen auch oft am Rad, wenn ich unzufrieden oder stark belastet bin. Ich schaue immer erst auf mich, oder uns als Paar. Das sind gute Indikatoren, weil man es selber manchmal nicht merkt.

So, genug geredet.

Ich wünsch Euch was.

LG

Daniela