Wie kommen wir da gemeinsam raus?

Hallo!

Folgende Situation:

Mann ist zärtlich und sanft, braucht viel Nähe und Bestätigung, wünscht sich sehr, Frau glücklich zu machen.

Frau hat es im Bett gerne härter, ist mit körperlichen Liebesbekundungen eher zurückhaltend, lebt auch mal gut eine Zeit ohne Sex.

Die beiden sind verheiratet und leben eigentlich glücklich zusammen... wenn das Thema Sex nicht wäre.

Beide sind sexuell frustriert und trotz monatelanger Gespräche kommen sie nicht aus dem ewigen Kreis des "Situation/Versuch Mann, Frau zu erregen - Frau reagiert nicht wie erhofft - Frust - Gespräch- und von vorne" raus.

Aktuell versuchen wir, das Thema nicht auf unseren sehr schönen und liebevollen Alltag zu übertragen, was zunehmend schwieriger wird.

Ich liebe ihn und würde gerne einen Weg mit ihm gemeinsam finden, gehe inzwischen aber dazu über, sexuelle Situationen komplett zu vermeiden, was dann auch wieder Frust verursacht.

Vielleicht hat jemand schonmal ähnliches erlebt und kann berichten.

Danke.

1

Woran genau scheitert es denn, dass Mann Frau nicht erregen kann? Ist er zu sanft in seinen Avancen?

Das kenne ich tatsächlich auch. Ich wünsche mir bisweilen auch, einfach grob über den Küchentisch gelegt und durchgevögelt zu werden und empfinde Sanftheit und Rücksichtnahme häufig als, ja was eigentlich? Unmännlich? Passiv aggressiv? Gammamännchen-Gebaren?
Im Bett setzt mein Bedürfnis nach Augenhöhe komplett aus.

Bei mir ist es so, dass ich mir vermutlich tief in mir drin jemanden wünsche, der sich um mich kümmert, der ein bisschen die Richtung vorgibt. Aufgrund meiner Sozialisation und unserer Beziehungskonstellation bin ich aber die, die sich kümmert und den Laden zusammenhält... und im Bett will ich mich halt nicht kümmern und erst recht nicht fürsorglich ein Nähebedürfnis stillen (zumindest nicht immer) und werde dann wieder in die Rolle gedrängt. Ich fühle mich dann oft eher mütterlich als begehrt. Und man will ja nicht mit seinem Sohn schlafen....

Ich hab das, weil meine Libido mir komplett flöten gegangen ist, mal mit einer Affäre probiert. Der Sex war viel besser. Endlich durfte ich mal Objekt sein und wurde gepackt und durchgevögelt... der Kerl war aber auch sonst eher dominant, was ich wiederum nicht abkann...

Schwierige Kiste also. Wie kommt man da raus? Reden? Ursachenforschung betreiben? Würde mein Mann mir im Alltag mehr helfen, so dass ich da Kontrolle abgeben könnte, wäre er mir auch mal eine Schulter zum Anlehnen und nicht immer umgekehrt, vielleicht ginge es dann im Bett auch auf die sanfte Tour?

Ich glaube, eure Probleme liegen vielleicht auch auf einer anderen Ebene.

Langfristig wirst du aus einem Softie keinen Hengst machen (und Hand aufs Herz: würdest du ihm abkaufen, wenn er jetzt auf einmal den Harten mimt?)
Ich versuche meinen Mann gerade zum Tantrakurs zu überreden. Vielleicht hilft ein ganz anderer Zugang zu Sexualität aus dem Teufelskreislauf raus.

Hilft dir jetzt nicht. Aber du bist nicht alleine.

2

Erst einmal lieben Dank für deine Antwort.

Du triffst es ziemlich gut auf den Punkt - leider. Er ist wie ein weiteres Kind, braucht zu allem meine Meinung, meine Bestätigung und häufig auch mein positives Feedback. Das ist im Alltag nur etwas anstrengend, im Bett führt es bei mir zu gänzlicher Verweigerung. Ich werde nicht feucht, bekomme irgendwann sogar wirklich schlechte Laune, die ich dann zwar unterdrücke, aber das ist nicht die Stimmung, die ich für Sex brauche.

Ich habe auch immer wieder das Gefühl, ich müsste die Starke von uns sein, bin diejenige, die die Zügel in der Hand hält. Und ich hasse es. Genau wie du habe ich für Gleichberechtigung im Bett nichts übrig.

Inzwischen ist es soweit, dass ich im Bett sogar darauf warte, dass er anfängt zu weinen oder eine Diskussion anzettelt. Dass das nicht sehr positive Gefühle sind, kann man sich vielleicht denken.

Ich wünsche mir Männlichkeit. Allerdings kann ich das mit ihm nicht ausleben, da er sich sonst verstellen müsste. Das würde zu umgekehrter Situation führen. Ich brauche einen Weg, bei dem sich beide weiterhin selbst treu bleiben können.

Sex mit anderen Männern darf ich haben. Das haben wir geklärt, aber ich hoffe dennoch auf eine gemeinsame Lösung.

LG

3

"Genau wie du habe ich für Gleichberechtigung im Bett nichts übrig."

Einerseits ist das natürlich, wie es ist.

Aber andererseits kann da Mann schon auch mal (Vorsicht, unmännlich!) verzweifeln, wenn das Problem im Bett darin besteht, zu wenig rücksichtslos zu sein.

Aber okay, das gibt es spiegelbildlich ja auch bei Frauen, die im realen Leben gerne zurückhaltend-adrett sein sollen und im Bett dann die Hure...

Loriot hatte irgendwie schon recht, Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen.

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Ich meine, dass es bei euch 5 Minuten nach 12 ist.

Es fällt leichter, wieder zu einem für beide Partner schönen Sexleben zurückzufinden, wenn es ursprünglich mal gut war. Du schreibst aber, dass du dir seit 15 Jahren seine Art schön redest und nie (!) sexuelle Erfüllung mit ihm gefunden hast, kurz: Er ist wie er ist, war auch schon immer so, du hast ihn früher mal genommen, wie er war, das ist nun vorbei.

Das soll kein Vorwurf sein, wenn du nun so unzufrieden bist, dass du es nicht mehr erträgst, kannst du schlecht so tun, als wäre es anders und musst für dich einen Weg finden, mit dem du leben kannst. Der Leidensdruck ist aus deinen Worten deutlich herauszulesen.

Aus folgenden Gründen sehe ich für euch schwarz:
Ihr habt bereits eine offene Beziehung. Es ist aber klar zu erkennen, dass er das gar nicht möchte und dagegen ankämpft, indem er sich Mühe gibt, anders zu sein als er ist, damit du nicht mit anderen schläfst. Du schreibst selbst, dass ihn das unter Druck setzt. Du sprichst ihm Männlichkeit ab, beschreibst ihn als weiteres Kind und findest auch sonst deutlich respektlos-abwertende Worte für sein Verhalten. Wenn man das so liest, kann er einem nur leid tun. Ein gelungenes Modell einer offenen Beziehung setzt besonderes Vertrauen voraus und beiderseitige Bereitschaft aus und nicht, dass sich einer notgedrungen in sein Schicksal fügt, weil ihm nichts anderes übrig bleibt.

Du hast dich im Thread mit deinem echten Forennamen geoutet. Ich weiß, wie begeistert du früher über deinen Mann geschrieben hast, auch bezogen auf seine Einstellung zur Sexualität und wie großartig du ihn gerade in dem Bereich früher fandest. Vielleicht magst du das einfach mal nachlesen, deine Ratschläge an andere Frauen helfen dir in deiner Situation vielleicht für dich weiter. Er scheint sich jedenfalls nicht geändert zu haben, du bist diejenige, die nun nach Jahren meint, es sei von Anfang an nie in Ordnung gewesen. Das muss extremst frustrierend für deinen Mann sein und für mich wäre hier dann ein weiteres Thema ein Vertrauensverlust, immerhin hast du ihm jahrelang vermittelt, alles sei in Ordnung.

Er hingegen beäugt deine Wünsche mit Misstrauen und ebenfalls abwertend, zumindest hast du den Eindruck, er sagt nichts dergleichen, du schließt das aus seinem Verhalten.

Da ist wirklich nicht viel da, worauf man aufbauen könnte. Die Probleme liegen ja ganz offenbar auch nicht „nur“ im sexuellen Bereich. Du siehst deinen Mann als weiteres Kind, da ist die Paarbeziehung doch auch sonst in einer Schieflage.

Ich kann hier als letzten Versuch nur ein Beratungsgespräch bei einem Paartherapeuten empfehlen. In dem Rahmen kann erörtert werden, wo ihr überhaupt steht, wie eine Annäherung aussehen könnte oder ob es so aussieht, wie von dir beschrieben: Der Anfang vom Ende bzw. der Weg in die Eltern-WG.

Dazu gehört aber auch für beide Partner, den eigenen Anteil an der Misere zu erkennen und nicht die Verantwortung bei anderen zu suchen. Euer Problem hat rein gar nichts mit der bösen Gesellschaft zu tun. Wie die Partner miteinander umgehen, ist eine Frage der Paarbeziehung und nicht einer „Massenwahrnehmung“ – Du wirst dein Intimleben kaum zur öffentlichen Diskussion stellen, oder? Niemand steht hinter eurem Bett am Kopfende und beurteilt, was an euren Vorlieben „gesellschaftsfähig“ ist oder was davon der „Massenwahrnehmung“ entspricht. Auch von eurer offenen Beziehung hält euch entsprechend keiner ab.

Wenn du meinst, du hast „für Gleichberechtigung im Bett nichts übrig“ – kann ich mich nur wundern. Ohne Gleichberechtigung könntest du deine Wünsche doch gleich knicken, dann bestimmt halt – wie früher – dein Mann, wo es lang geht. Ich kann nur hoffen, dass du dich hier ungeschickt ausgedrückt hast und lediglich mehr Leidenschaft wünschst, hemmungslose Penetration oder was auch immer. Du trittst hier fordernd auf – das steht dir auch zu, nur ist das eben genau, was Gleichberechtigung ausmacht: Auch die Frau hat Bedürfnisse – ohne Gleichberechtigung haben die keine Rolle gespielt.

Ich kann euch nur wünschen, dass ihr die Kurve bekommt, sehe hier aber nicht, wie ihr das alleine hinbekommen wollt, daher mein Rat zu professioneller Hilfe.

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Danke für deine Antwort.

Das mit meinem Nick ist mir auch schon aufgefallen, macht die Sache aber nur schwieriger.

Mein Mann hat sich stark geändert, so wie auch unser Sexleben. Früher hatten wir besagtes solides Liebesleben. Das war nie die Erfüllung all meiner Bedürfnisse, das habe ich aber auch nicht erwartet. Bekäme ich unser ehemaliges Liebesleben zurück, ich würde es nehmen...

Es kamen Kinder 1 bis 3 und endete in völliger Abstinenz. Irgendwie hat sich keiner mehr getraut, überhaupt was zu tun. Es folgten unzählige Gespräche, versuche, Recherchen etc. Das alles machte die Sache unerträglich und den Frust stetig größer. Von uns beiden.

Und wenn ich nun schreibe, mein wundervoller Ehemann, der charakterlich sehr sanft und fürsorglich ist und meine Schulter zum anlehnen weitaus öfter in Anspruch nimmt als ich seine, dann hätten hier 2/3 komisch geguckt und gefragt wo mein problem liegt. Mit Worten wie Männlichkeit sind bestimmte Charakteristika verknüpft, die mir viel Schreibarbeit abnehmen.

Er ist nicht das Problem. Es ist das fehlende Zusammenspiel zwischen seiner vorsichtigen und meiner devoten Art. Ich will ihn nicht ändern, ich bin auf der Suche nach einer schnittmenge und nach jemandem, der mein Dilemma evtl nachvollziehen kann. Vielleicht gibt es in der Masse an Usern hier jemanden, dem es ähnlich erging und der den Weg da raus geschafft hat.

Die offene Ehe ist von mir bisher nicht "genutzt" worden. Ich möchte es mit ihm gemeinsam schaffen, bin aber mit meinem Latein am Ende

Professionelle Hilfe wird ein Schritt auf unserem Weg sein. Ob es reicht, wird die Zeit zeigen.

Ich wünsche mir eine Zukunft mit meinem Mann und im Alltag verstehen wir uns blendend, nur im Bett ist es irgendwie nicht rund....

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Im Alltag versteht ihr euch blendend? Wirklich?
Klang zwischendurch anders.

Wenn du wirklich raus willst aus dem Teufelskreislauf, dann wirst du für deinen Anteil an der Misere gerade stehen müssen. Ganz ehrlich, du hast deinem Mann ganz schön einen eingeschenkt. Du eröffnest ihm deine Wünsche, er bemüht sich, du merkst, es funktioniert nicht, BDSM mit ihm zu leben, er bemüht sich noch mehr, du schlägst Öffnung der Beziehung vor... er muss sich doch vorkommen wie der letzte Versager. Er hat alles getan, was er kann, und es reicht nicht. In erotischer Hinsicht abgelehnt zu werden, ist ein ganz fieses Gift...
Merkst du ja selbst, wenn er dich abwertet...

Davon müsst ihr weg. Jenseits von Dominanz und Devotion gibt es doch auch noch dich und ihn als Mann und Frau. Liebt ihr euch noch? Liebst du deinen Mann? Dann geh doch mal wieder liebevoll mit ihm um. Päpple sein Selbstbewusstsein wieder auf, dass du niedergetrampelt hast. (Vielleicht auch im Alltag? Wie viel Mitbestimmung hast du ihm denn zugestanden? Wie wurde er denn zum weiteren Kind? Sich um alles kümmern heißt oft auch alles kontrollieren zu wollen, vielleicht auch nur unbewusst, und wenn man alles immer kontrolliert, will man vielleicht im Bett um so mehr die Zügel aus der Hand geben, als Ausgleich).

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie quälend es bisweilen sein kann, Devotion nicht leben zu können, wenn man diese Präferenz hat. Aber ich wusste auch immer: Mein Mann wird kein dominanter Lover. Er würde seine Authentizität einbüßen im Bett. Der Preis war mir zu hoch, deswegen habe ich schob im Vorfeld ausgeschlossen, dass wir uns auf das Spielfeld begeben. Er weiß um meine Präferenz, aber wir leben sie eben nicht. Unsere Schnittmenge ist der Vanilla-Sex, den ich auch sehr schön finde und genießen kann, eben weil ich meinen Mann liebe. Auch seine Sanftheit, oft gerade seine Sanftheit.

Da ich in den vielen Jahren unserer Ehe gemerkt habe, dass ich dennoch nicht dauerhaft verzichten will auf das Spiel von Devotion und Dominanz, habe ich mir eine Spielbeziehung jenseits der Ehe aufgebaut. Ohne das Wissen meines Mannes. Das mag die Urbia-Gemeinde moralisch verwerflich finden, aber ich lebe nur einmal und ich habe das Recht auf den Sex, den ich haben will.

Mein Mann und ich sprechen offen. Er weiß zwar nichts von der Spielbeziehung, weil es ihn kränken würde, aber er weiß, dass er jedes Recht har, sich auszutoben, sollte ihm der Sinn danach stehen. Was soll ich ihn und mich mit etwas quälen, was nicht uns passt und nichts mit uns zu tun hat?

All jene, die solche Veranlagungen nicht haben: Werft ruhig Steine. Ihr wisst nicht, wie das ist. Punkt.

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