Gestörtes Verhältnis zu Essen bzw Essstörung

Hallo ihr lieben,

Ich weiß jetzt nicht genau ob das nur ein gestörtes Verhältnis zum Essen ist oder schon eine Essstörung.

Es geht um folgendes....
Alles begann in meiner Kindheit.
Meine Mutter kaufte sich immer die Leckereien (egal ob billig oder mal was teures), und wir Kinder bekamen so gut wie nie etwas. Teilweise mussten wir den Schimmel vom Brot kratzen bevor wir es gegessen haben, weil wir sonst garnichts in diesem Moment zu essen bekamen (war nicht täglich so aber oft). Es mangelte uns in diesem Falle nicht am Geld, sondern es lag einfach an unserer Mutter.

Ich bettelte in der Schule bei Mitschülern um Essen oder Geld damit ich mir beim Kiosk etwas kaufen konnte. Da ich solch einen Hunger hatte und von meiner Mutter nichts mit bekam.
Ich muss gestehen (Ich weiß das ist eine Straftat) klaute ich in einem Geschäft als 7 Jährige mal eine kleine Tafel Schokolade weil ich einfach mal wissen wollte wie sowas schmeckt.

Im Teenageralter lockerte sich das etwas. Ich war oft bei einer Freundin zu Besuch wo ich essen bekam und ansonsten bekam ich warmes Mittagessen in der Schule. Dadurch nahm ich etwas zu. Vorallem merkte ich dann eine Gier.
Wenn meine Mitschüler fertig waren aß ich teilweise deren reste (welche noch nicht berührt waren) obwohl ich genug bekam. Ich hoffe immer das einige Mitschüler keinen Nachtisch wollten und ich diesen dann heimlich beim aufräumen essen kann.

Und diese Gier verspüre ich noch heute.
Ich quäle mich natürlich permanent mit Diäten, damit ich nicht Adipös werde. Aber bei 174cm mit 85kg bin ich auch nicht normal gebaut.
Ich schaffe es nicht mal nur ein Rippchen von einer Schokoladentafel zu essen. Ich muss immer die ganze Tafel essen. Das ist ein richtiger Zwang. Mein Körper sagt nein aber mein Kopf sagt ja.
Wenn ich mehrere Süßigkeiten für ein paar Tage im Vorfeld kaufe, essen ich sie aber meist am 1 Tag schon so gut wie komplett auf, obwohl sie für ein paar Tage gedacht waren.
Keine Süßigkeiten kaufen hält nicht lange irgendwann bekomme ich schlechte Laune und werde richtig zickig wenn ich mehrere Tage nichts süßes essen kann.
Ich projizieren dann auch diese Fresslust dann halt auf andere Lebensmittel wenn nichts süßes da ist obwohl mir der Magen teilweise schon schmerzt, weil ich mehr als vollgefressen bin.

Ich würde mir wünschen, das ich normal essen kann, was ich möchte, aber in maßen und nicht in Massen.
Ohne diese gier als ob morgen die Welt unter geht und ich schnell alles auf einmal essen muss.
Ich würde mir dadurch auch den Stress mit den ständigen diäten sparen und vorallem wäre ich ein gutes Beispiel für meine Kinder.
Bis jetzt ernähren sie sich ausgewogen aber sie sind auch noch klein und bekommen mein essverhalten nicht mit weil ich es heimlich mache.
Ich kann nicht in die Küche gehen ohne dann auch was süßes zu essen.

Es ist schrecklich belastend und ich hasse mich selbst dafür.
Ich habe schon viel zu oft versucht diszipliniert zu bleiben und mir klar zu machen, dass dieses Verhalten nicht gesund und normal ist.
Aber früher oder später Knicke ich trotzdem irgendwann ein und ich verfallen in das alte schema.

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Eine neue Gewohnheit dauert mindestens drei Monate, bis sie verinnerlicht und angenommen ist.
Du scheinst einen großen Leidensdruck zu haben und selbst derzeit keinen Weg zu finden. Wenn ich an einem solchen Punkt bin, dann suche ich Unterstützung bei professionellen Beratern. Vielleicht kann dir so jemand auch helfen.

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Ja das habe ich auch schon in Erwägung gezogen

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Hallo,

Ich bin keine Therapeutin, bin aber selbst von Binge Eating betroffen. Ich bin seit 3 Jahren in Therapie, recht erfolgreich. Es war allerdings ein langer Weg bis zur Diagnose. Zunächst wurde nur das Übergewicht behandelt, was aber ja nur die Folge einer Psychischen Erkrankung ist. Ich habe damals innerhalb kurzer Zeit 50 kg zugenommen.

Ich kann Dir nur den Rat geben Dir eine gute Therapeutin oder Therapeuten zu suchen. Bevor es so ausartet wie bei mir.

Alles Gute
Sunny

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Danke dir für den Tipp. Habe auch schon darüber nachgedacht das ich zu einer Therapie gehen sollte

Optisch bin ich zwar momentan nur etwas mollig, aber das auch nur weil ich mich permanent mit einigen diäten immer wieder quäle damit es nicht ausartet. Und das ist sehr belastend und mein Körper leidet merklich darunter.
Ein dauerhaftes gutes Verhältnis zum Essen ist nicht nur gesünder sondern auch deutlich angenehmer und stressfreier.

Ohne Therapie werde ich das wohl nicht erreichen

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Das ist ja furchtbar, was du erleben musstest! Du solltest das therapeutisch aufarbeiten.
Ich kenne so ein Verhalten von meinem Opa. Er war 2 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft und musste dort offenbar hungern. Er konnte nie entspannt essen, sondern hat immer sein Umfeld beobachtet und so schnell wie er konnte in sich reingeschlungen. Er konnte die Erinnerungen einfach nicht ablegen, obwohl Jahrzehnte vergangen sind...
Alles Liebe!!

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Ohje das hört sich ja schrecklich an.

Ja, ich denke eine Therapie wäre da echt nicht verkehrt.
Da ich schon wegen meiner Vergangenheit in Therapie bin, frage ich am besten mal meine Therapeutin ob sie so etwas mit behandeln kann, oder ob ich da zusätzlich eine andere Therapie beginnen sollte.

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Meine Mama hat dieses Problem in einer schwächer ausgeprägten Form

Bei ihr gab es zum Beispiel nur 2 Scheiben Wurst aufs Brot, daher tut sie heute extrem viel drauf.
Sie kommt ansonsten aber gut damit klar.

Bei dem Ausmaß, das du erleiden musstest, kann dir glaube ich nur eine Therapie helfen.

Alles Gute!
LG Claudi