Kein Muttergefühl

Meine beste Freundin ist aktuell in der 9 ssw. Die Schwangerschaft war nicht geplant, aber irgendwie auch ein bisschen darauf angelegt, wenn man bedenkt das kaum Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Ich war begeistert, hab mich sehr für sie gefreut. Sie ist 31 und beste Voraussetzungen Mutter zu werden. Hat ein Haus, einen Mann und einen guten Job. Ich kenne sie jetzt seit 15 Jahren und bis vor 12 Jahren, wollte sie nie Kinder haben. Irgendwann wuchs der Wunsch dann doch, die Gesellschaft übte auch Druck aus. Ständig kamen Fragen, wann es bei ihr endlich mal soweit ist. Ja jetzt ist es so weit. Vor 4 Wochen hat sie positiv getestet. Ihre Reaktion war völlig anders als erwartet. Sie ist völlig in Panik geraten und das allererste, was sie tat, sie hat einen Termin für das Gespräch vereinbart, welches man machen muss, bevor man abtreibt. Da war sie dann auch. Termin zur Abtreibung stand auch. Sie hat es nicht übers Herz gebracht und hat den Termin abgesagt. Ihre Hoffnung war auch, dass vielleicht irgendwann doch die Freude einsetzt. Aber irgendwie bleibt die Freude bisher aus. Alles sträubt sich in ihr. Nun kämpft sie seit Tagen auch noch mit starker Übelkeit, was die Sache gerade nicht leichter macht. Sie hat Angst das sie gerade das falsche tut, sie hat Angst das Kind nicht lieben zu können (was ihr Mann und ich absolut nicht glauben, aber es ist nunmal Ihre Angst), sie hat in ihrem Leben schon viele Frauen kennengelernt, die ihre Kinder bei den Vätern gelassen haben, sie hat Angst auch so zu sein. Momentan denkt sie dauerhaft über einen Abbruch nach.
Wie war es bei euch? War mit positivem Test immer gleich die absolute Freude da? Ist es am Anfang vielleicht sogar normal Panik zu schieben? Vergeht das wieder?

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Hallo,
also, so früh müssen noch keine Muttergefühle da sein... Anfangs hat bei mir und ich habe mir seit Jahren ein Kind gewünscht, auch die Panik und jede Menge anderes überwogen. Dann ging es mir nich so richtig, richtig dreckig - da habe ich auch ift gezweifelt..
Die Freude kam erst, als ich das Kleine gesprüht habe und jetzt zum Ende, Schwanke ich auch wieder zwischen purer Freude und Panik 😂🤣😂,. Hormone und die Angst vor dem unbekannt und dass da was total von mir abhängig ist - das ist nicht ohne!!! Sie soll sich keinen Druck machen

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Hallo du Liebe,

wie gut, dass deine Freundin so ehrlich und offen mit dir darüber reden kann. Sich die eigenen Gefühle einzugestehen ist schon ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Allzu leicht wird uns suggeriert, dass mit dem Beginn einer Schwangerschaft das Mutterglück alles andere überragt. Dabei gibt es viele Schwangere, die selbst bei einem klaren Kinderwunsch erst mal "Panik" bekommen. Die hormonelle Umstellung trägt das ihre dazu bei, da können die Gefühle auch mal Achterbahn fahren.

Deine Freundin hat die ersten 9 Wochen geschafft, und ist ihrem Herzen #herzlich treu geblieben. Und sie hat einen Mann an ihrer Seite, der zu ihr steht. Das sind sehr gute Voraussetzung.

Ich würde auch sagen: sich selbst keinen Druck machen! Gerade die Übelkeit kann einem die Freude schon ziemlich vermiesen.

Hast du selbst Kinder, dass du ihr dazu ein paar Tipps weitergeben kannst?
- den Tag langsam beginnen und am besten vor dem Aufstehen schon im Bett eine Kleinigkeit essen.
- viel Tee trinken, Ingwer hilft oft gegen die Übelkeit
- kleine Portionen essen, ab und zu etwas Knabbern
- oder kalorienreiche Getränke anbieten (Malzbier)
- für Entspannung sorgen, an die frische Luft gehen....

Vielleicht kannst du ihr auch helfen das Kopfkino in hoffnungsvolle Bahnen zu lenken. Wo erlebt sie Mütter, die Freude an ihren Kindern haben? Was gibt diesen Frauen Kraft für ihren Alltag? Und dann einen Tag nach dem anderen leben und sich die Dinge gönnen, die guttun.

Liebe Grüße und: Wie gut, dass es dich gibt! 😍
Ulli

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Leider kann man auch hier immer wieder lesen, dass sich bei Frauen eben keine automatischen Muttergefühle einstellen und sie noch Monate nach der Geburt - oder sogar noch später - das Kind zwar versorgen, aber nicht lieben.
Das kann nicht wegdiskutiert werden und es gibt sicher viel mehr Fälle, als hier bei urbia stehen.
Wenn eine Frau eine solche Panik schiebt vorm Kinderkriegen, kann niemand sagen, wie sie dann letztendlich reagiert. Zum Abbruch drängen ist genauso fragwürdig wie sie zu bedrängen, das Kind zu bekommen.
Letztendlich muss sie damit klarkommen, egal, womit.
Es fliegen eben leider nicht immer die rosa Einhörner, auch wenn es oft so dargestellt wird.
LG Moni

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Ich finde es sehr mutig von deiner Freundin, dass sie so ehrlich ist!

Wie bereits geschrieben, ist nicht immer alles rosa und glitzert.

Über solche Sachen wird nie gesprochen, es ist ein Tabu. Das erzeugt aber zusätzlichen Druck und hilft den Betroffenen nicht weiter!

Hör deiner Freundin zu und sei für sie da. Ansonsten gibt es bestimmt auch professionelle Ansprechpartner für solche Gefühle und Gedanken.

Dass einige Mütter bereits ihre Kinder verlassen haben, ist bestimmt nicht leicht für deine Freundin. Aber es gibt nicht nur 2 Wege.
Und auch Muttergefühle dürfen sich in Ruhe mit der Zeit entwickeln.

Ich wünsche euch alles Gute!

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Hallo,
ich hatte mal eine Mitschülerin, die kurz nach dem Abi ungeplant schwanger wurde. Es ging ihr ähnlich wie Deiner Freundin, obwohl die Rahmenbedingungen natürlich deutlich schwieriger waren.
Sie hat 2mal einen Termin zum Abbruch gehabt und dann beide verstreichen lassen. dennoch war sie nicht froh.
Als die Frist für einen Abbruch definitiv verstrichen war, hat sie nochmal 2 Tage geheult - und dann kam langsam die Freude....sie hat es einfach nicht geschafft, aktiv "ja" zu sagen, sondern mußte es irgendwie einfach geschehen lassen.
Sie hat dann ihre Schwangerschaft genießen können, leider ist ihr Sohn unter der Geburt verstorben, was dann wirklich tragisch war. :-(
Ich selbst hatte, trotz heiß ersehnter Schwangerschaft, immer mal wieder kalte Füße. Der Test war kaum getrocknet, da dachte ich schon "Oh Gott, was habe ich getan?" #schock.
Mutter werden ist eine riesige Herausforderung und ein echtes Abenteuer. Gerade wenn man vielleicht eher der strukturierte, planende Typ ist, kann einen das schon mal umhauen. Ist ganz normal, würde ich sagen.
Liebe Grüße, tatzel #winke#klee

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Hallo

Versuchen Sie denn seit 12 Jahren ein Kind zu bekommen?
Was sträubt sich denn gegen das Kind?
Dass sie das Kind nicht lieben wird, kann ich mir eher weniger vorstellen.
Hatte Sie nicht damit gerechnet, dass die Schwangerschaft eintrifft, dachte sie, das dauere noch?
Entstand der Wunsch nur aufgrund des Drucks der Gesellschaft?
Ob die Freude noch kommt, weiss ich nicht. Es gab hier schon Fälle, da hat sich die Freude nie eingestellt.

Freundlichen Gruss

tm

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Ich glaub ich hab mich verschrieben. Ich kenne sie seit 15 Jahren und 12 davon, war sie fest davon überzeugt, niemals Kinder zu wollen. Seit 3 Jahren fing sie dann doch an darüber nachzudenken. Ich hab keine Ahnung was sie sich dabei gedacht hat, nicht zu verhüten. Wahrscheinlich hat sie so schnell nicht damit gerechnet das was passiert. Man verschiebt ja vieles in die Zukunft und wenn es dann plötzlich so weit ist, kommt das böse Erwachen.

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Du Liebe,

wie geht es dir denn mit ihren Gefühlen? Es wurde dir hier der Rat gegeben für sie da zu sein. Für deine Freundin ist das ganz bestimmt ein sehr guter Beistand.
Für dich kann es jedoch auch zu einer ziemlichen Belastung werden, je nachdem wie deine Lebenssituation ist.
Vielleicht hast du selbst schon lange einen Kinderwunsch, oder du hast mehrere Kinder.

Beides könnte eure Freundschaft in ihrer Situation auch unter Druck bringen. Du schreibst sicher nicht ohne Grund in schwarz.

Wenn du spürst, dass dir das zu nah geht, darfst auch du ehrlich sein und mit deiner Freundin zusammen schauen, wo sie sich evtl. von professioneller Seite Hilfe holen kann.

Was meinst du?

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Hallo du Liebe,

deine Frage geht mir immernoch nach. Hoffentlich kannst du deiner Freundin helfen, dass sie wieder Kraft und damit auch Zuversicht in ihre eigene Stärke schöpfen kann. Übelkeit kann dabei ein echtes Hindernis sein. Ich hab mich noch an einen Tipp erinnert, dem ich jetzt noch einmal nachgegangen bin.

Manchmal ist es wirklich so schlimm, dass man zu Medikamenten greifen muss.

Das wäre Meclozin (u.a. Handelsname Agyrax oder auch Postadoxin). Das könnte deine Freundin am bestem mit ihrem Frauenarzt abklären. Das Medikament bekommt man über internationale Apotheken. In Deutschland gibt es das leider nicht, weil sich eine Länderzulassung wegen des geringen Umsatzes nicht lohnt.

Deshalb hab ich jetzt auch noch einmal nachgefragt. Diese Information kannst du dir bei Unsicherheit, auch noch einmal von Embyotox (das ist ein Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie) bestätigen lassen.
Vielleicht kann deiner Freundin das über diese Phase hinweghelfen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du nochmal ein Update gibst.
Hab du jetzt auch ein entspanntes Wochenende. Bei uns hält gerade der Winter Einzug. #snowy Zeit für eine heiße Tasse Tee und ein gutes Buch. #tasse 📕

glg Ulli

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Hallöchen,
meiner Freundin geht es etwas besser. Sie hat sich eine Hebamme gesucht und mit ihr gesprochen und hatte ein Telefonat mit einer Frau von der Diakonie. Wobei die Letztere, die ganze Sache wieder etwas ins wanken gebracht hat. Bei dem Gespräch kam final die Frage auf:"sollte eine Frau, die keinen Kinderwunsch hat, ein Kind bekommen. Das hat meine Freundin etwas aus der Fassung gebracht und verunsichert. Ich habe mein erstes Kind sehr früh und ungeplant mit 21 bekommen. Ich hatte auch keinen Kinderwunsch. Ich habs halt genommen wie es kam.
Manchmal habe ich Angst das ich ihr das alles auch etwas versaut habe. Mein kleinstes Kind ist 11 Wochen alt. Ich hab in der Schwangerschaft mächtig rum gejammert, ich mecker meiner Freundin oft die Ohren voll wenn sie mich in den Wahnsinn treiben (ich habe jetzt 3) und natürlich habe ich auch Bedenken und Ängste geäußert, ob alles gut geht, ob ich das alles schaffe....Wahrscheinlich spielt das mit rein. Wir haben täglich Kontakt, da gab es viel zu meckern und jammern. Meine letzte Schwangerschaft war auch etwas schwierig....
Ich versuche Schadensbegrenzung zu machen.
Sie hat ein verzerrtes Bild. Man erzählt viel zu selten was besonders schön war, man erzählt nur, was anstrengend, schwierig und blöd war.
Ich verstehe die Gefühle und Ängste meiner Freundin absolut. Niemand kann ihr die Entscheidung abnehmen. Niemand kann voraus sagen welcher Weg der richtige Weg ist. Das sieht man, wenn man am Ende des Weges ist und selbst dann wird man nie erfahren wohin der andere Weg geführt hätte. Jeder neue Lebensabschnitt birgt neue Risiken oder kann zu Problemen führen.
Auf jeden Fall ist sie mittlerweile von der Abtreibung abgekommen. Sie ist in SSW10 und das ist ihr einfach schon zu weit um es durchziehen zu können. Ich bin zuversichtlich das alles gut wird. Auch wenn sie jetzt schon durchplant, ab wann ihr Bauch wieder straff ist #kratz. Ja das werden für uns alle seeeeehr anstrengende Monate #zitter.

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Hallo du Liebe,

ich hatte leider vergessen mir deinen thread zu abonnieren, deshalb sehe ich jetzt erst deine ausführliche Antwort. #klatsch Ja, was du schreibst, klingt doch sehr danach, dass deine Freundin sich auf das Abenteuer einlassen kann. #huepf Du hättest dir sonst wohl (beinahe?) schon ein schlechtes Gewissen gemacht, hm?
Ich kann verstehen, dass du da nochmal anders über das nachdenkst, was du ihr so erzählt hast.... Trotzdem ist sie ja für ihr Leben immernoch selbst verantwortlich.

Du kannst auch "der gute Geist" für sie sein, vielleicht hilft hier und da eine Prise Humor, wenn es zu anstrengend werden will. Und wenn ihr Baby erst einmal da ist, wird sie sicher gerne auf deinen Erfahrungsvorsprung zurückgreifen.
Eine so gute Freundin zu haben ist echt Gold wert! #liebdrueck

Ich wünsche dir mit deinen drei Schätzen auch viel Kraft und immer wieder die nötigen Oasen zum Auftanken. #sonne

Ganz liebe Grüße und danke für's Anteil-geben.
Ulli

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Hallo,

Also ich wurde sehr gewollt und sehr geplant durch eine künstliche Befruchtung schwanger, und als ich es dann endlich war blieb jegliche Freude aus. Ich war fast schon depressiv, dachte auch, dass es vielleicht ein Fehler war, dass ich das nicht hinbekomme, das Baby nicht lieben werde. Es wurde nach den ersten 3 Monaten zwar besser, aber die Schwangerschaft an sich gefiel mir gar nicht, obwohl ich nur sehr wenige Beschwerden hatte. Die Tritte empfand ich grösstenteils als befremdlich, gegen Ende zusehends als schmerzvoll und nervig. Die Ultraschalle fand ich rein vom wissenschaftlichen Standpunkt sehr interessant, aber fand das Baby sah immer grässlich aus, nicht "süss" oder in irgendeiner Weise schön. Es gelang mir nicht irgendeine Bindung zu dem Kleinen aufzubauen, er war für mich diese fremde Entität die in mir lebte. Die Vorstellung fand ich auch ein wenig gruselig. Dennoch wollte ich nicht, dass ihm irgendwas passiert.

Die Geburt war schrecklich und überraschend, aber der Kleine war kaum geboren, ich hatte ihn noch nichtmal gesehen, da ging mir das Herz auf. Ich hatte so richtig diese Schockverliebtheit, von der so viele berichten. Mein Sohn musste an die Beatmungsmaschine und ich habe ihn über 4 Stunden nicht gesehen nach der Geburt. Und ich habe ihn so sehr vermisst, dass es mir den Atem raubte. Ein kleines Menschlein, das ich ja noch gar nicht kannte,noch nie gesehen hatte. Keiner war über meine Gefühle überraschter als ich. Ich hatte das nie geglaubt wenn andere davon erzählt haben. Aber seit seiner Geburt ist mein Sohn mein Ein und Alles.

Ich will dir damit sagen, dass diese Muttergefühle bei jedem anders auftreten. Manchmal ab positivem Test, manchmal im Laufe der SS. Manchmal bei der Geburt und manchmal sogar noch später. Und ganz manchmal vielleicht auch gar nicht. In letzterem Falle wäre psychologische Hilfe angebracht. Aber nein, man muss keine Muttergefühle haben während der SS.

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Hallo Dragon,
Mir geht es aktuell genauso wie es dir mal ging...
Ich bin nun in der 5. Woche schwanger, ich hatte seit Monaten diesen KiWu und wollte es so gerne...
Nun ist es so,nach 9 langen ÜZ und ja, was soll ich sagen.... wieso kann ich mich nicht richtig freuen ? Wieso habe ich so viele Ängste und Sorgen, wieso habe ich so sehr Angst vor Veränderungen und neuem ... ich frage mich nun oft, ob es das richtige ist und führe mir immer wieder vor Augen, dass mein Leben nie mehr so sein wird wie es sonst 32 Jahre lang war, ganz ohne Verantwortung, frei von allem etc... ich habe angst in eine Depression zu fallen und weiß nicht so recht was ich tun soll ....es kommt mir vor, als sei das ein Tabu Thema und ich denke mir oft, dass mit mir etwas nicht stimmt :/