Ich verstehe das nicht (etwas lang)

Hallo liebe Leute,

Ich habe jetzt nicht speziell eine Frage oder der gleichen, es gibt nur ein Thema, was mich schon sehr lange nervt und ich gern wissen würde, ob es Frauen gibt, die die selbe Meinung teilen mit mir.

Kurz zu mir: ich wurde dieses Jahr schwanger (total ungeplant und ungewollt), habe die Schwangerschaft viel zu spät bemerkt (21. SSW) also zu spät für eine Abtreibung. War komplett am Boden zerstört, ich war mitten in einer Ausbildung, habe die mit gutem Erfolg in der 32. SSW absolviert. Keiner wusste von dieser Schwangerschaft, bis auf meinen Partner (nicht der Vater). Nach einigen Beratungsstellen und Psychologen, die mir kein bisschen helfen konnten und mich nur von A nach B geschickt haben, habe mich schlussendlich dann zur anonymen Adoption entschieden (Geburt und Untersuchungen werden anonym durchgeführt, das Kind wird direkt zur Adoption freigegeben und ich lerne die Eltern nie kennen und umgekehrt.) Ende Nov. war dann die Entbindung durch KS und Vollnarkose (BEL und die Vollnarkose wollte ich)

Jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen: ich lese hier immer wieder Beiträge von überglücklichen Mamas. Z.B: wenn eine Frau schreibt, dass ihr die KS-Narbe nicht gefällt, gibt es immer wieder Kommentare wie „du kannst ja überglücklich sein, weil die Narbe erinnert dich immer an dein Kind und es ist doch was wunderbares bla bla bla.“
NEIN!! nicht jede ist glücklich darüber. Jeden Tag wenn ich mir die Narbe eincreme, oder wenn ich eine falsche Bewegung mache werde ich daran erinnert. Mal davon abgesehen, dass die Vorbereitung im OP-Saal fürchterlich war (10 unbekannte Gesichter um mich herum, ich liege komplett nackt mitten in dem Raum, Vorbereitungen die eigentlich erst dann gemacht werden, wenn die Narkose schon wirkt, sprich Katheter anlegen zum Beispiel, wurden bei mir bei vollem Bewusstsein gemacht, was übrigens sehr schmerzhaft war, weil ich so wie so schon von allem angespannt war und dann macht die Ärztin da unten bei mir was, was ich nicht mal sehen kann), muss ich auch noch bei so gut wie jedem Beitrag solche Worte lesen. Ich versuche wirklich so wenig wie möglich daran zu denken, aber so wie heute morgen gibt es Situationen, an denen ich ungewollt an die Bilder im OP-Saal denken muss, weil die Tabletten gegen die Milchproduktion doch nicht geholfen haben und ich mit einem riesen Fleck an der Brust aufgewacht bin.

Ich bin froh über meine Entscheidung und bereue sie kein bisschen. Ich freue mich für die Adoptionseltern und das Kind, dass sie das Leben haben können, was sie sich wünschen. (Jaja ich bin eine Rabenmutter und wie kann man nur sein eigenes Kind hergeben. ICH MUSS MIT DER ENTSCHEIDUNG ZUFRIEDEN SEIN UND NICHT ANDERE!!) Aber die Zeit von „erfahren dass ich schwanger bin“ bis hin zur Entlassung im KH war einfach die Hölle für mich. SS-Symptome hatte ich so gut wie keine nur bisschen Rückenschmerzen und Sodbrennen. Die schlaflosen Nächte waren nicht wegen körperlichen Beschwerden, sondern weil ich diese Schwangerschaft absolut nicht wollte und ich mich in den Schlaf reingeweint habe. Das duschen war die Hölle, meinen wunderschönen Körper opfern zu müssen. Die ganzen Dehnstreifen und die Narbe... fürchterlich.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die einzige bin, die solche Sätze nicht gerne liest. Ich gönne jeder Frau die glücklich mit ihrem/ihren Kind/ern ist, aber denkt bitte auch ein bisschen an die Mamas die nicht so glücklich sind (es gibt genau so Mamas die sich über das Kind freuen und es unglücklicherweise es nicht überlebt).

Ich hoffe es gibt ein paar Frauen die mich verstehen und Kommentare wie „wer Sex hat muss auch damit rechnen“ oder der gleichen könnt ihr euch sparen bitte. Ich hab damals im Unterricht sehr gut aufgepasst, damit mir so was eben nicht passiert.

Danke euch jetzt schon für Antworten

Lg

1

Danke für Deinen so ehrlichen Beitrag.
Ich habe vollsten Respekt, dass Du dem Kind die Chance gegeben hast, Eltern zu finden, bei denen es sicher gut haben wird. Sicher, bei Dir war es schon zu spät für eine Abtreibung aber die Entscheidung für die anonyme Adoption finde ich trotzdem in Ordnung.
Rabenmütter sind übrigens sehr fürsorglich - der Begriff ist absolut falsch.
Bei urbia sind natürlich unzählige Mütter, die unbedingt ein Kind wollen und schon jahrelang alles Mögliche dafür auf sich nehmen. Dass diese kein Verständnis für Abbruch oder Weggeben aufbringen können, ist absolut klar - aber nicht allgemeingültig. Ich sehe das - schon aufgrund meines Alters und der entsprechenden Erfahrungen - oftmals anders und äußere das auch.
Ich wünsche Dir alles Gute und dass Du wieder zur Ruhe findest.
Liebe Grüße von Moni

2

Ich kann dich veratrheb
Nicht jeder ist bereit für ein Kind
Du hast dein Kind weg gegeben damit es ein schönes leben haben kann ..
Deshalb bist du aber noch lange keine Rabenmutter..
Das mit der op das dich das so fertig macht ist echt scheisse geh doch villeicht mal zum Psychologen und verarbeite mit ihm zusammen alles was du erlebt hast ?

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Ja wie schon geschrieben wurde ich schon von A nach B geschickt. Zuerst war ich im Spital da hat mir die Gynäkologin gesagt, dass sie mir nicht helfen kann und ich zu der Psychologin im Haus gehen soll. War bei ihr, von ihr die selbe Antwort nach 60min Gespräch und ich wurde zu einer Beratungsstelle geschickt. Nach zwei Gesprächen wurde ich zu einer anderen Beratungsstelle geschickt wo ich dann gar nicht mehr hinging, weil ich mir ein bisschen (tut mir leid aber) verarscht vorkam. Und einen guten Psychologen zu finden, der von der Krankenkasse auch bezahlt wird, ist schwer zu finden.

Deshalb versuche ich mit meinem Freund viel darüber zu reden bzw. wenn es mir nicht gut geht, schütte ich mein Herz bei ihm aus. Aber auf dauer belastet das ihn natürlich auch. Ich hab hier eine kennengelernt, die mich auch viel während der Zeit seelisch unterstützt hat. Bin ihr auch unendlich dankbar.

LG

3

Hallo,
es tut mir sehr leid, daß Du durch eine so schwere Zeit gegangen bist. Ich kann Dich verstehen - mir ist die Glorifizierung des Mutterkörpers auch ein kleines Rätsel.
Natürlich tröstet man sich irgendwie damit, daß es wirklich Schlimmeres gibt als Dehnungsstreifen, wenn man sein Kind ersehnt und gewünscht hat.
In deiner Situation stelle ich es mir aber doppelt belastend vor, mit diesen körperlichen Veränderungen konfrontiert zu sein, ohne irgendwas davon jemals "gewollt" oder auch nur billigend in Kauf genommen zu haben. :-(
Ich hatte einen Not-KS in der 28. SSW und der Arzt hat sich später für den krummen Schnitt entschuldigt - mußte halt schnell gehen. Die Geburt ist nun knapp 5 Jahre her, und ich erinnere mich deutlich an das Gefühl der Verstümmelung in den kommenden Monaten. Ich konnte mich an der Narbe noch nicht mal berühren, so hat es mich geekelt. Mein Partner mußte sie eincremen.
Der erste Blick in den Spiegel - der Horror, obwohl mir ja die letzten 12 Wochen der Schwangerschaft gefehlt hatten und mein Bauch noch entsprechend klein war. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand eine Banane unter die Haut geschoben; auch das Taubheitsgefühl war / ist ziemlich eklig.
Du bist also nicht allein mit diesen Empfindungen.
Vergiß aber bitte auch nicht, daß Du so kurz nach der Geburt auch noch mitten im hormonellen Umschwung steckst und vielleicht empfindsamer bist als sonst. Gib Dir Zeit, dieses ganze Drama zu verarbeiten, und hab' Geduld mit Dir. Wenn ein Jahr vergangen ist, wirst Du Dich vermutlich besser fühlen und auch wieder in Deinem Körper zuhause sein.
Es ist großartig, daß Du Freude für die Adoptionseltern fühlen kannst, und Du mußt Dich für Deine Entscheidung nicht rechtfertigen!
Ich wünsche Dir, daß Du nun langsam wieder ZU DIR finden kannst und Dich nicht scheust, Hilfe anzunehmen, wenn Du sie irgendwann meinst zu benötigen.
Herzlich, tatzel #klee

5

Danke dir für die lieben und netten Worte.

Wenn ich so frech sein darf, darf ich wissen wie es inzwischen für dich ist? Also die Narbe im Spiegel zu sehen? Oder sieht man überhaupt noch was von der Narbe?

LG

6

Sehr gern, gar kein Problem.
Die Narbe ist nur noch ein hauchfeiner heller Strich - überhaupt kein Vergleich zu den ersten Wochen und Monaten! Die Haut drumherum ist noch immer taub, weil ja die Nerven durchtrennt wurden. Es ist aber besser geworden (der betroffene Bereich ist kleiner geworden) und ich habe mich an das Gefühl gewöhnt.
Viel, viel schlimmer war, daß ich ein Jahr lang jede Nacht den "Film" der Geburt vor meinem inneren Auge gesehen habe, die mich ziemlich traumatisiert hat. Vielleicht geht es Dir ähnlich?
Mir hat reden, reden, reden geholfen, und irgendwann mußte ich dann nicht mehr dabei weinen. Etwa nach einem Jahr.
Es gibt in jeder Stadt einen psychosozialen Dienst, oder auch die Seelsorger im Krankenhaus können hilfreich sein. Bitte wende Dich an diese oder andere Stellen, wenn Du fühlst, daß Deine Beziehung mit diesem Thema überlastet ist. Oft haben "Profis" auch noch eine ganz andere, hilfreiche Sichtweise.
Melde Dich gern, wenn Du möchtest.
Liebe Grüße, tatzel #blume

7

Was genau verstehst Du nicht? So lautet ja Dein Betreff...

Dass man auf diejenigen eingeht und ermutigt, die sich unwohl fühlen, weil die Schwangerschaft Spuren hinterlassen hat?

Jede(r) hat hier seine eigene Situation und viele gehen nunmal entsprechend darauf ein. Und wenn sich hier jemand unwohl fühlt und das trotz Babyglück, kann man doch genau dort ansetzten und den Fokus auf das Positive legen, daran ist nichts falsch.

Wenn Du hiet schreibst, dass Du Deinen wunderschönen Körper "opfern" musstest, dann höre ich da raus, dass Du Dich sehr unglücklich fühlst. Deine Situation hat nunmal Seltenheitswert und hier passen natürlich die "Standartantworten" nicht, aber die hättest Du auch ganz sicher nicht bekommen...

Dennoch solltest Du akzeptieren, dass diese Antworten an andere eben nicht auf Dich passen, aber denjenigen sicher gut tun.

Was man Dir in Deiner Situation sagen kann:
Deine Entscheidung ist in meinen Augen etwas sehr Mutiges, Du hast für alle Beteiligten das Beste daraus gemacht!
Narben bleiben, aber sie verblassen... Du wirst aber mit ihnen leben müssen. Gib Deinem Körper die Zeit sich wieder zu erholen, das dauert ein bisschen.
Und wenn es Dir nicht gelingt das alles zu verarbeiten, gibt es sicher professionelle Möglichkeiten Dir zu helfen.

Ich wünsche Dir alles Gute!

8

Hallo Liebes,

Ähnlich wie die anderen finde ich, du musst dich Mal gar nicht rechtfertigen. Und als Rabenmutter sollte dich hier niemand beschimpfen, am wenigsten du selbst. Denn ich finde, du hast deine Mutterrolle sehr gut ausgefüllt und angenommen und verantwortung für das kind übernommen!

Du hast die Möglichkeit der anonymen Geburt genutzt und das Kind zur Adoption freigegeben, da du gemerkt hast, das wäre nicht die optimale Konstellation bei euch Zuhause. In meinen Augen verantwortungslos wäre aussetzen, umbringen, wegschmeissen gewesen, trotz Babyklappe und ähnlichem.


Weshalb ich dir aber eigentlich antworten will ist die Sache mit dem Katheter.
Ich wurde einmal unter Vollnarkose ausgeschabt und einmal mit PDA. Beide Male wurde der Katheter unter Bewusstsein gelegt, da die Blase ja lieber geleert sein soll, BEVOR alle Muskeln entspannen und es zu einer unkontrollierten Leerung kommt. Dies wollte ich dir von meinen Erfahrungen her sagen.

Ich wünsche dir alles Gute

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Ich habe selber zwar 2 Kinder die ich auch wollte. Aber ich kann mir vorstellen das es echt schwer ist wenn man nie Kinder wollte, es dann auch noch so spät erfährt und dann durch Streifen und Narbe immer dran erinnert wird. Also nicht das man das vergessen würde, aber jedes mal wenn du dich nackt selber siehst, die Narbe massierst oder sonstwas schreit es dich ja wahrscheinlich förmlich an.
Aber, um dir den Ballast aus dem OP zu nehmen. Du wurdest dort absolut normal behandelt. Bei einem Kaiserschnitt möchte man die Belastung für das Baby so gering wie möglich halten. Und von einer Vollnarkose geht immer auch etwas über die Plazenta zum Kind. Deshalb wird alles was bei anderen Operationen erst gemacht wird wenn der Patient nichts mehr davon mitbekommt beim Kaiserschnitt vor der Narkose gemacht. Sobald die Patientin schläft wird sofort geschnitten damit das Kind schnell raus kommt und abgenabelt werden kann und so möglichst wenig Narkosemittel abbekommt. Schade ist das niemand dir das erklärt hat.
Ich wünsche dir das du die Richtige entscheidung getroffen hast mit der anonymen Adoption. (Aber dein Kind hat spätder doch die Wahl wissen zu wollen wer du bist, oder?).

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Ich kann dich auf der einen Seite sehr gut verstehen, möchte dir aber zu bedenken geben, dass du hier in einem Familienforum unterwegs bist, d. h. die meisten Frauen hier haben Kinder oder wollen dringend welche. Und hier sammeln sich natürlich auch die, die es schwer im Leben damit haben, schwanger zu werden, oder häufiger FGs hatten oder Kinder verloren haben, weil sie sich hier austauschen können. D. h. viele Frauen hier sind sehr dankbar über ihre KS-Narbe und du hast hier keinen Vergleich zur Realität da draußen.