Abtreibung am Montag

Hallo zusammen,

meine Frau und ich haben uns im Jahr 2017 testen lassen und da hieß es, dass wir beide keine Kinder mehr bekommen können - natürlich wurde ein Bruchteil an Prozent offen gehalten.

Was ist passiert?
Meine Frau und ich haben uns in diesem Jahr oft gestritten oder einfach nur falsch verstanden, wie wir mittlerweile herausgefunden haben. Unsere Beziehung war leide in den letzten Monaten dementsprechend schwierig. Leider haben wir es nicht geschafft, dass wir uns wieder zusammenraufen. Nun hat meine Frau in der letzten Woche gemerkt, dass irgend etwas mir ihr nicht stimmt und war am Montag beim Frauenarzt. Als ich abends nach Hause kam, berichtet Sie mir, dass es beim Frauenarzt nicht gut war, denn sie ist in der 6. Woche schwanger. Meine Reaktion war leider nicht passend, aber nachdem was wir mal in 2017 erfahren haben, vielleicht auch verständlich?! Ich habe mich aber sofort wieder entschuldigt und ihr gesagt, dass es mir leid tut und das ich trotzdem den Schock verarbeiten muss.
Relativ schnell habe ich mich aber zusammengerissen und gefreut.
Nun ging aber alles drunter und drüber, so dass es am darauf folgenden Tag eine Trennung gab. Nicht wegen dem Kind, sondern wegen der anderen Dinge, welche das ganze Jahr bereits uns verfolgt haben.
Meine Frau hatte vor ein paar Wochen angefangen ein Medikament zu nehmen, was für das Kind nicht gut sein könnte. Außerdem hat sie schon drei Kinder bekommen, wo die Schwangerschaften alles andere als gut verlaufen sind.
Nun hat sie sich dazu entschieden, dass Kind am Montag abtreiben zu lassen. Ich kann es schon nachvollziehen, gerade wegen der Medikamente, aber ich bin total unglücklich darüber. Leider bin ich heute auch schon ausgezogen, zu einem Freund, weil ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten habe.

Was ist Eure Meinung dazu? Würdet ihr das Kind trotz Trennung, die höchstwahrscheinlich nicht rückgängig gemacht wird und der Medikamente behalten oder würdet ihr es abtreiben?

Sofern meine Frau es wirklich abtreiben lässt, würde ich gern für mich trauern. Ich schaue mir das erste Bild, welches wir erhalten haben oft an. Ist es übertrieben, wenn ich eine Kerze auf dem Friedhof bei meinen Großeltern aufstellen möchte?
Mich beschäftigt das sehr und ich hoffe ihr versteht mich?

Vielen Dank für das durchlesen und evtl. auch antworten!

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Hallo Marco,

ich kann dich gut verstehen – und ahne auch ein bisschen, wie es deiner Frau gehen könnte ...

Es ist jetzt alles wahnsinnig schnell gelaufen. Das kommt aber auch dadurch, dass schon lange Konflikte schwelen. Allerdings lassen sich lange schwelende Konflikte nicht durch so schnelle Entscheidungen lösen. Jedenfalls nicht unbedingt gut. Es kommt mir beides (dein Auszug und die geplante Abtreibung) wie eine Kurzschlusshandlung vor. Eine Panikreaktion. Natürlich, weil man viele andere schmerzliche Momente nicht zu einem guten Ende bringen konnte.

Es klingt so, als wäre dieses euer erstes gemeinsames Kind. Das heißt, eure Ehe ist unmittelbar verknüpft mit diesem Kind. Und es heißt, dass deine Frau schon viele Mühen durchgestanden hat: schwere Schwangerschaften z.B. – Und dann jetzt die Angst, dem Kind evtl. geschadet zu haben. Das weist ja auf eine große Fürsorglichkeit bei ihr hin. Und dass sie das Beste für ihre Kinder geben möchte. Und auch möchte, dass sie in eine intakte Familie hineingeboren werden.

Und ihr als Paar: Ein gemeinsames Kind habt ihr euch vor zwei Jahren gewünscht. Die Aussage vom Arzt war eigentlich grob fahrlässig, wie man jetzt erkennen kann. Ihr dachtet, dass es nicht mehr vorkommen kann. Dann entfernt man sich innerlich nicht nur vom Kinderwunsch, sondern auch von der Bereitschaft. Das hast du dann ausgedrückt, also du von der Schwangerschaft erfahren hst. Eine Frau ist natürlich sofort in einer anderen Verfassung, sobald sie eine Schwangerschaft bemerkt. Und deine Reaktion war dann zu hart für sie ..
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Eine Frau reagiert intuitiv auf eine Schwangerschaft. Ein Mann – oder jedenfalls ein Mensch, wie du es bist – muss sich erst um- und einstellen können.

Ein weitere Missverständnis? So wie ihr es schon oft erlebt habt.

Verlangsamung führt zu besseren Ergebnissen. Schon allein in der Kommunikation.
Sicher ist es schnell und schnell laut geworden. Da geht dann nichts mehr. Das hält man nicht aus.

Wie ich es nun empfinde: Ihr werdet beide ärmer und instabiler durch die schnelle Trennung und entfernt euch von dem, was ihr eigentlich wolltet.

Würde es dir und ihr nicht lieber sein, doch einen guten Weg miteinander zu finden. Auch in dieser überraschend neuen Situation? Oder gerade in dieser?

Hat sie dich weggeschickt oder hast du gesagt „Ich gehe jetzt“!? Könntest du dir vorstellen, auf sie zuzugehen?

Die Angst, dass mit dem Kind etwas sein könnte, kommt für sie jetzt noch dazu. Hier könnte sie zuversichtlich machen, dass sich das in der frühen Schwangerschaft durch ein „alles-oder-nichts-Prinzip“ zeigt. Bleibt die Schwangerschaft, hat es dem Kind nichts geschadet.

Kannst du dir vorstellen, auf sie zuzugehen? Würde sie dir die Tür aufmachen? Wer ist bei euch beiden der „explosivere“? Derjenige, der dann Schutz braucht, obwohl er "über die Stränge schlägt". Sie als Schwangere braucht natürlich sowieso und besonders Schutz, weil sie schwanger ist und das Kind nur bekommen kann, wenn sie sich geschützt fühlt. Wenn sie sich und das Kind geschützt fühlt.
Eine dritte Person könnte da helfen. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Beratung. Warst du da dabei?

Wenn du harte Worte zurücknehmen kannst, würde sie das annehmen?
Versuche das deine! Sie würde ja auch trauern. Und ihr würdet auch um euren gemeinsamen Weg trauern?
Ihr könntet jetzt bei dem hohen Tempo der Geschehnisse wirklich viel verlieren. Zu viel.
So eine Situation braucht Zeit.

Liebe Grüße von Kyra

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Hallo!

Vielleicht wäre es gut, wenn Du erst nochmal mit Deiner Frau redest, nicht mit uns hier. Sag ihr, was du fühlst, unabhängig von der Trennung, dass es Dich traurig macht. Sie muss das Ganze nicht so überstürzen und kann sich noch Bedenkzeit nehmen.
Auch in Bezug auf die Trennung gibt es oft noch die Möglichkeit einer Eheberatung, um zu versuchen die Probleme gemeinsam zu lösen. Es muss nicht immer gleich endgültig aus sein.

Wegen dem Medikament: ohne zu wissen, welches Präparat es genau ist und sich erst bei Embryotox schlau zu machen, kann ich dazu nichts sagen.
Schau deswegen hier nach:

https://www.embryotox.de/

Rede wirklich mit ihr, nicht mit uns.

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Ja, Embryotox ist ein super Tipp. Man kann direkt anrufen und die Leute bemühen sich auch menschlich sehr.
Einen Versuch ist es wert, dass du deine Frau fragst, ob sie mit dir sprechen möchte. Versuche, ihr dann zuzuhören und anzunehmen, was sie sagt. Noch ist nicht Montag!
In deinem Postfach liegt übrigens eine Nachricht für dich!
Alles Gute!

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Huhu,

es tut mir Leid, dass du diese schwere Zeit nun durchstehen musst.

Wie ich an der Stelle deiner Frau handeln würde, spielt keine Rolle. Sie ist hier diejenige, die das Kind austragen und groß ziehen müsste und wenn sie merkt, dass sie das einfach nicht schaffen wird, dann ist die Abtreibung ein logischer Schritt.

Du kannst natürlich anfragen, ob sie noch mal zu einem Gespräch bereit wäre über die bevorstehende Abtreibung. Letztendlich musst du ihre Entscheidung allerdings auch akzeptieren, selbst wenn sie nicht mehr mit dir reden möchte. Dein Auszug, euer streiten etc - das alles hinterlässt auch Spuren bei ihr. Sie möchte ggf auch einfach zur Ruhe kommen.

Du darfst in jeder Form trauern, wie du es als richtig empfindest.
Letztendlich hätte es eben dein Kind werden können und natürlich hast du jedes Recht der Welt auch eine Kerze auf dem Friedhof anzuzünden usw. Da gibt es kein richtig oder falsch - hier geht es nur um dich und deine Gefühle.

LG

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Lieber Marco,
ich kann gut verstehen, dass dich das beschäftigt. Es ist ja auch dein Kind.
Jetzt ging alles so schnell. Viel zu schnell.
Dich aufmachen und reden ist jetzt wirklich dran.
Vielleicht bist du ja auch gerade bei ihr?!
Oder möchte sie dich nicht sehen? Dann könntest du ihr schreiben. Vielleicht sogar einen Brief. Der macht bei allem Ärger trotzdem neugierig! Damit du ihr deine Gedanken noch zukommen lassen kannst.
Hast du schon was wegen dem Medikament herausfinden können?
Schreib gerne nochmal, wenn du Zeit hast.
Liebe Grüße!