Rache des Lebens?

Hallo Ihr!
Vorab- ich schreibe hier, weil ich niemanden habe, mit dem ich sprechen kann, obwohl ich echt Angst vor vielen negativen Kommentaren habe :( Bitte seid nicht so hart zu mir...
Vor 2 Monaten habe ich abgetrieben. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich so entscheide. Ich habe mich beraten lassen und es mir wirklich gut überlegt.
Es war die richtige Entscheidung. Ich war irgendwie erleichtert. Mein Mann hat sich sehr lieb um mich gekümmert und die gemeinsame Bewältigung dieser Situation hat uns noch näher zusammengebracht.

Dann kam der Alltag. Mit 2 Kindern, Job und Haushalt...naja ihr kennt das alle...
Wir haben nicht mehr über die Schwangerschaft und die Abtreibung gesprochen. Ich habe es niemandem erzählt. Von allen Freunden habe ich mich in all den Wochen (als ich es vermutet habe, wir überlegt haben, ich abgetrieben habe) entfernt. Habe nur geantwortet, dass ich sehr beschäftigt/krank bin.
Ich habe sehr, sehr viel gearbeitet.

Meine beste Freundin kenne ich schon ewig. Wir haben eine lockere Freundschaft und uns auch mal länger nicht gesehen, gesprochen. Manchmal waren die Lebensumstände eben so, dass man nicht ständig im Kontakt stand. Sie hatte im ersten Halbjahr 2018 eine Krise, schwierige Lebensumstände und ich war nach meinen Kräften für Sie und Ihre Kinder da. Wir haben uns wöchentlich gesehen und noch öfter geschrieben. Als ihre Umstände wieder geordnet waren, habe ich nichts mehr von ihr gehört. Sie hatte keine Zeit mehr.

Nach meiner Abtreibung hat sie sich mal gemeldet und ich habe wahrheitsgemäß geantwortet, dass es mir nicht gut geht und das ich jemanden zum Reden brauche. Sie hatte keine Zeit...Kinder krank, dies das- alles normal und verständlich.
Es war nur das Timing...

Jetzt hat sie mir gesagt, dass sie schwanger ist. Ich wäre 7 Wochen weiter als sie, wenn ich mein Baby behalten hätte.
Ich habe ihr gratuliert und kann nicht aufhören zu weinen.
Wie kriege ich es hin, damit gut umzugehen?
Meine Entscheidung war die richtige. Ich kann und will die Gründe hier nicht ausbreiten, denn urbia ist nicht so anonym, wie manch einer hier denkt.
Ich will meine Freundin nicht verlieren. Ihr Baby wird mich immer an mein Baby erinnern. Ich habe niemanden zum Reden...
Entschuldigt, wenn ich etwas wirr schreibe. Ich bin so traurig. Es fühlr sich gerade so an, als hätte ich mein Baby und meine beste Freundin "verloren".

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Hallo, es gut mit leid für deine Situation.

Ich hatte letztes Jahr auch eine Abtreibung.
Es war "die richtige Entscheidung". Aber nur für die damals aktuelle Situation. Nein Gefühl aber wollte keine Abtreibung.
Es geht mir damit auch echt nicht gut und denke viel an mein Baby.

Nun, ende letzten Jahres wurde ich wieder schwanger. Ich freute mich riesig, ich bekomme mein Baby wieder, Gott hat mir verziehen. ..

Den war nicht so, ich habe es jetzt auf natürlicher Weise verloren...

Ich für meinen Teil sage, ich habe es nicht mehr verdient. ..

Nun ist meine Schwägerin schwanger ...(keiner, nur mein Mann und ich wissen, was bei uns war)

Ja, ich freue mich für sie, aber es tut mir auch echt weh... von meiner Abtreibung wäre ich acht Wochen weiter gewesen.. (die ist schön in der 12 Woche)
Bei meinem Abgang 7 Wochen "jünger"
Wie den nun sei, bleib stark und freu dich für sie. .. es wird schwer, aber daran sind wir nun auch "selber Schuld" ... du bist nicht allein...

Wenn du magst können wir auch privat schreiben...

Alles Liebe dir

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Danke für deine Antwort! Ja, wir sind selbst Schuld...
Darf ich fragen, wieso ihr so kurz nach der Abtreibung doch ein Kind wolltet?
War es, weil ihr die Entscheidung bereut habt?
Wir werden kein weiteres Kind haben und mein Verstand hat das mit “entschieden“. Emotional macht es mich das fertig..

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Nein, das Kind, welches ich Februar letzten Jahres abgetrieben habe, war ein Wunschkind.
Aber dann ist etwas sehr schwerwiegendes passiert...da möchte und werde ich nicht drauf gehen. Dann ging es nicht mehr. Ich war noch sooo früh dran. Nur ein Dottersack... aber dennoch...es war mein Kind.

Nein, ich bin (un-)gewollt schwanger geworden...aber da war mir alles egal, auch egal wie mein Mann reagiert hätte...nur vier Tage wusste ich von der neuen Schwangerschaft.
An dem Tag, als die Blutung eingesetzt hat, wollte ich es meinem Mann sagen.
Als wir spazieren waren, habe ich ihm die Fotos vom immer schwächer werdenden Test gezeigt. Und ihm gesagt, dass ich schon blute. ..
Er war sehr erleichtert.
Ich bin tot traurig. Jedoch weine ich nicht vor ihm und rede mit ihm auch nicht darüber...

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Trauermaessig sind sich fg und abtreibung aehnlich. Ich war auf 10 Tage Unterschied genau gleich weit schwanger wie eine sehr gute Freundin. Bei meiner kleinen Tochter hat aber das Herz aufgehoert zu schlagen in der 10. Woche. Das ganze ist knapp 10 Jahre. Wir koennen zusammen um meine Tochter trauern und uns darueber freuen dass ihr Sohn da ist. Lass die Trauer zu. Auch wenn die Enrscheidung richtig war, hast du ein Recht auf Trauer. Dass die Umstaende nicht besser waren oder oder. Dir alles Gute.

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Danke, für deine Worte. Ich habe mir heute die Trauer zugestanden...im Alltag muss man halt einfach funktionieren. Aber dieses Kind und die Trauer, dass es nicht zu meinem Leben gehört wird wohl immer zu mir gehören. Wie du schreibst... auch in 10 Jahren noch.

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Ich kann dir leider keine Ratschläge oä geben. Möchte dir nur sagen, dass es mir gerade ähnlich geht.
Der Abbruch war die richtige Entscheidung. Sehr sicher sogar. Und dennoch haben mich gerade 2 SS-Verkündungen in der Familie und auf der Arbeit umgehauen. Sie haben etwa 1Mon. später ihren ET.

Andersherum bekam ich mein 2. Kind und eine Freundin hat ihres abgetrieben. Sie wären auch mit nur ein paar Wochen Unterschied geboren worden. Es war hart für sie.
Ich hoffe, dass die Zeit diese Wunde heilt.
Alles Gute für dich!

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Hallo Kopfmensch,
ich habe hier schon von dir gelesen. Ja, unsere Situationen ähneln sich. Ich wünsche dir viel Kraft. Hat deine Freundin dir damals von der Abtreibung erzählt? Ich weiß nicht, ob ich offen sein soll oder ihr aus dem Weg gehe...

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Ja, sie brauchte auch einfach jmd zum Reden. Ich denke nicht, dass sie mir mein Kind missgönnt (hat), aber sie hat sich distanziert.
Ich gönne meinen Mitmenschen auch ihre Kinder/schwangerschaft, es erinnert mich nur daran, dass ich jetzt auch schwanger sein könnte, hätte wäre wenn...
Es macht mich einfach traurig, dass unser Leben mittlerweile so kompliziert und grenzwertig ist, dass wir uns gegen ein weiteres Kind entscheiden mussten.

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Ich verstehe, dass die Nachricht von der Schwangerschaft deiner Freundin quasi wie ein Trigger für dich ist. Vielleicht würde es dir ja helfen, wenn du momentan eher auf Abstand zu deiner Freundin gehst. Dabei würde ich ihr aber nicht den wahren Grund sagen, da sie dann evtl. gekränkt wäre. Falls du die negativen Gefühle in der nächsten Zeit nicht in den Griff bekommst, würde ich dir raten, professionelle Hilfe zu suchen. Meines Wissens bietet auch Pro familia Beratungsgespräche nach einem Schwangerschaftsabbruch an.

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Hallo Eva,
ja, wie oben schon geschrieben- ich werde mir wohl Hilfe holen und professionelle Gespräche in Anspruch nehmen. Es kommt mir einfach unpassend vor irgendwem aus meinem Freundeskreis von einer- meiner Abtreibung zu erzählen.
Meine Freundin war schon so oft im Leben für mich da, dass ich sie nicht verlieren möchte. Ich denke ich werde versuchen stark zu sein und ihr Baby "ersatzweise" zu lieben. Vielleicht sollte ich das eher als Geschenk sehen, als als "Rache"....

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Bitte !!! such in Deinem Leben keine Strafen oder ähnliches für Vorangegangenes, das wird nichts. Es gibt soviele nicht vorhersehbare Ereignisse, Schicksale, Unwägbarkeiten - kurz darauf kommen wieder ganz andere Sachen auf einen zu. Da für irgendetwas, was man irgendwann im Leben mal getan hat, eine Bestrafung zu suchen, ist müßig, Du wirst immer was finden.
Was glaubst Du, was ich in 64 Jahren alles für Mist gebaut habe - mal mehr mal weniger..... auch gravierende Dinge waren früher dabei. Soll ich deswegen negative Ereignisse als meine "Strafen" ansehen? Den Tod meiner besten Freundin etwa? Den Tod meines Mannes? Dann werde ich verrückt, das geht nicht.
Der Kölner sagt so schön "es kütt wie et kütt" (es kommt wie es kommt) und das stimmt wirklich. Ich glaub daran, dass alles irgendwie vorbestimmt ist, da können wir fast anstellen, was wir wollen.
Diese Abtreibung war in diesem Moment für Dich der einzig gangbare Weg, Du hast sie Dir nicht leicht gemacht -und fertig. Deine Freundin wäre so oder so schwanger geworden, sie wurde es nicht, um Dich zu strafen.
Wenn Du sie magst, versuche so selbstverständlich wie möglich damit umzugehen und schau nach vorne. Irgendwann wird der Schmerz stiller, ruhiger und Du kannst Dich mit Deiner Freundin mitfreuen.
Liebe Grüße von Moni

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Liebe Frühchenomi,
ich danke dir sehr für deine Worte. Du glaubst gar nicht, wie gut das tut. Ich lese oft von dir. Nicht immer bin ich deiner Meinung. Aber deine Lebenserfahrung, deine nüchterne, unaufgeregte Art...du hast einfach so recht.
Ich versuche meine Perspektive zu ändern, dankbar zu sein, für das was ich habe und das Baby meiner Freundin zu lieben.
Damit ich niemandem mit meiner Trauer zur Last falle, werde ich professionelle Gespräche in Anspruch nehmen.
Es war gut heute zu weinen. Aber nach Vorne schauen fühlt sich besser an ;)
Ich danke dir!

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Freut mich ehrlich, dass ich Dir ein bisschen helfen konnte. Glaub mir, ich bin oft genug auch schon dagesessen und hab mich gefragt, was ich eigentlich ausgefressen habe, um das erleben zu müssen - wenn es besonders dick kam - und ich hatte auch nicht immer jemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Aber es bringt eh nichts, letztendlich muss man sowieso immer alleine mit sich fertigwerden.
Ich nehme auch nicht für mich in Anspruch, dass man meiner Meinung sein muss , everybodys darling ist ganz schnell everybodys Depp ;-) und das würde ja nun wirklich nicht zu mir passen.
Geht ja auch schon deshalb nicht, weil man mit 64 ohnehin vieles ganz anders sieht (erlebt hat) als der Altersdurchschnitt hier....mit vielleicht 30 :-)
LG Moni

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Ich kann verstehen wie du empfindest aber ich finde du steigerst dich da in etwas rein. Du solltest klar differenzieren zwischen deinem und ihrem Leben. Bei dir passt es nicht, bei ihr schon. Das ist einfach so und hat rein gar nichts mit Rache zu tun, so ein Blödsinn! Ich habe vor 2 Jahren abgetrieben. Meine Freundin hat vor 6 Monaten ihr 1. Baby bekommen und bastelt bereits am zweiten. In letzter Zeit denke ich öfters, dass ich eigentlich auch gerne ein zweites Kind möchte. Aber mein 1. Kind ist schon 7 Jahre alt. Jetzt wirklich nochmal von vorne beginnen? Hätte ich damals nicht abgetrieben hätte ich meine zwei Kinder. Aber hätte wäre würde bringt mich nicht weiter. Es war damals meine Entscheidung und es war die richtige Entscheidung. Andere Frauen haben damit nichts zu tun. Und genauso ist es auch bei dir. Sieh nach vorne! Vielleicht kommt eines Tages doch noch einmal ein Baby zu euch.
Ich würde mich von der Freundin nicht distanzieren. Sie kann nichts dafür. Wenn ihr ein gutes Verhältnis habt würde ich mich ihr anvertrauen. Das bringt mehr, als zu grübeln und "Übernatürlichem" die schuld zu geben.

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Ist zwar nicht exakt das gleiche, aber ich kann das Gefühl dennoch ein bisschen nachvollziehen. Ich hatte vor zwei Jahren einen natürlichen frühen Abgang und gab mir die Schuld, da ich OPs hatte und starke Schmerzmittel nahm. Als ich meiner besten Freundin davon erzählte fiel ihr auf, dass ihre Periode hätte bereits da sein sollen und erfuhr von ihrer Schwangerschaft. Kurz darauf erzählte mir mein Vater, der kaum für uns da war, dass er mit seiner neuen Frau ein Baby erwartet und hatte den gleichen ET wie ich ihn gehabt hatte. Meine kleine Schwester und Patenkind sind jetzt beide weit über ein Jahr und es war hart und manchmal überlege ich immernoch wie es wäre meinen Knirps dabei zu haben. Aber es wird leichter.