Kann man ein ungeplantes Kind lieben wie ein absolut geplantes?

Ich weiß nicht, wo ich damit richtig wäre. Ich frage hier. Bitte keine Verurteilung, meine Freundin leidet unheimlich an diesem Gedanken.

Meine Freundin eröffnete mir am Wochenende, dass sie schwanger sei. Von einem ONS. Nach langjähriger Beziehung hat sich Spaß gegönnt, warum auch nicht, sie ist erwachsen und weiß was sie tut.
In der Vergangenheit, in dieser langjährigen Beziehung haben sie Kinder geplant und es versucht, was nicht klappte, sie wusste nicht woran es lag. Er trennte sich, für meine Freundin brach eine Welt zusammen wie man sich vorstellen kann. Es dauerte eine Zeit bis sie wieder zu sich kam. Es geht ihr gut. Sie hatte dann diesen ONS, mit Kondomen (immer ein neues benutzt, halbe Packung leer), nicht fruchtbare Tage berechnet, Pille danach, alles um irgendwas zu vermeiden. Leider hat es wohl nicht funktioniert und nun das. Sie steht unter Schock.
Sie sagt, von ihrem Partner wäre es das absolute Wunschkind gewesen, total gewollt und geliebt ohne Ende. Egal ob man sich dann getrennt hätte oder nicht.
Jetzt, ein Kind von einem Fremden, dessen Namen sie nicht kennt und nur Spaß hatte, keine Unterstützung, ungeplant.
Heißt es somit, dass sie es nicht so lieben könnte wie ein absolut geplantes und gewolltes Kind? Ich konnte ihr diese Frage nicht beantworten.

War jemand vllt in derselben Situation und kann berichten?
Sie weiß nicht, was sie tun soll. Sie steckt fest im Gedankenkarussel. Kinder wollte sie immer haben. Abtreibung kam nie in Frage, eigentlich. Aber dieser Gedanke macht sie fertig, obwohl sie sich freuen müsste, sagt sie. Abtreibung schwebt ihr auch im Kopf umher, da sie nicht weiß was sie tun soll. Es lag nicht an ihr, sie kann doch Kinder bekommen, mit dem anderen Partner nicht, was sie auch fertig gemacht hat. Und nun das. Ich kann ihr einfach nicht helfen, außer sie zum Arzt zu bringen, für sie da zu sein.

Habt ihr Rat? Danke euch.

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Ja kann man. Ich wurde mit 17 vollkommen ungeplant schwanger, wohnte noch zuhause bei Eltern, von denen ich genau wusste, ich bekomme nicht die geringste Unterstützung. Als der erste Schock verdaut war, ging ich zum Jugendamt und bat um Hilfe. Dann suchte ich mir ein möbliertes Zimmer für den Übergang. Immer wieder mit der Hand auf dem Bauch und dem Satz "wir schaffen das".
Als mein Sohn dann auf die Welt kam, ohne das geringste Interesse der Vaterfamilie und auch von meiner Familie war kein einziger begeistert - liebte ich den kleinen Kerl von der ersten Minute an. Es sollte nicht leicht werden für uns, 1972 war ALLES anders als heute, aber ich hatte einen guten Job, eine ganz tolle Tagesmutter - und die ersten 7 Jahre hatte ich auch ein traumhaftes Kind.
Vier Jahre später kam meine Tochter als Wunschkind - und nein - es war absolut kein Unterschied, ich liebte beide Kinder gleich.
LG Moni

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Hallo, du schreibst von den ersten 7 Jahren. Was ist dann passiert?

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Ja kann man...unsere Familienplanung war nach 3 Kindern abgeschlossen...bei einer routieneuntersuchung kam dann raus 9ssw schwanger...ich war am Boden...ich wollte es nicht...ich hab mich so dagegen gesträubt das nur ein Abbruch in Frage kam...es kam keinen anderen Weg...nun ja unser "sonnenschein" Nr.4 würde geboren ...ist nun 4 Monate alt und wir lieben ihn abgöttisch...noch heute breche ich heimlich in Tränen aus bei dem Gedanken wir hätten ihn abgetrieben und er wäre nicht da....ich schäme mich für meine damaligen Gedanken...lg

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Das ist aber nett, dass Du dich so um Deine Freundin kümmerst! Das heißt ja eigentlich, eine Unterstüzung hat Sie schon, oder???

Das ist bestimmt keine leicht Situation und auch echt doof gelaufen. Aber da will wohl jemand, dass der Traum vom Kind wahr wird. Nur eben anders als geplant.

Ganz ehrlich selbst wenn man "geplant" schwanger wird, freut man sich nicht jeden Tag darauf. Bei einer Schwangerschaft spielen die Hormone einfach verrückt!

Es gibt viele Hilfen, was bräuchte Sie den ganz konkret??? Und die alte wird sie nach einer Abtreibung leider auch nicht mehr sein.

Wie geht es Dir damit?? Könntest Du Dir vorstellen, sie in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Und danach vielleicht auch, oder ist das für Dich auch nicht möglich???

Ich finde es echt stark von Dir, dass Du Sie zum Arzt begleitest. Glaube mir, das hilft schon ganz viel. Da sein zuhören, und ggf. zu einer guten Beratungsstelle gehen um zu erfahren, was ihr zu steht. Oder auch nicht, und das Ganze!!!

Viel Kraft euch beiden!!

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Das ist wirklich so. Kann ich auch nur bestätigen. Bin das 2. Mal schwanger - beide Schwangerschaften geplant/gewollt. Beim 1. natürlich die Sorgen zwischendrin, schafft man das wirklich. Beim 2. Bringen sich die Kinder gegenseitig um (übertrieben - aber Angst vor Eifersucht) und wird man dem 1. dann noch gerecht.

Dann eine Schwangerschaft selbst hat erheblichen Einfluss wie du sagst. Zum einen die Hormone an sich. Dann aber auch SS-Beschwerden. Mir kann keiner sagen das wenn er dauerkotzend im Eck liegt, Kreislaufzusammenbrüche hat, permanente Rückenschmerzen, Wassereinlagerungen im ganzen Körper, schmerzende Füße, Köpfe, Bluthochdruck, SS-Diabetes, häufige Vorwehen, etc. das man dann Jubelsprünge macht das man schwanger ist, seinen Zustand als gepriesen wahrnimmt und jede Sekunde nur denkt "oh ich freu mich aufs Kind"... Ich mein jetzt beim 2. realisier ich noch viel weniger als beim 1. Kind meine Schwangerschaft. Die läuft irgendwie nebenher derzeit werd nur anhand der Beschwerden gelegentlich an meinen "Zustand" erinnert. Aufgrund meiner ersten und auch jetzigen Schwangerschaft sag ich auch - hey ich liebe Kinder abgöttisch aber ich hasse den Zustand einer Schwangerschaft. Und wenn man sich in dem Zustand nicht mal ansatzweise wohl fühlt - fällt es auch schwer mit der Freude. Egal wie geplant oder ungeplant ein Kind ist.

Aber spätestens wenns Kind da ist, ändert sich diese Einstellung früher oder später sehr schnell. Das ist das selbe wie mit ungeplanten Großeltern. Wie viele werdene Großeltern schimpfen innerhalb der SS darüber das man zu Großeltern gemacht wird, weil sie denken die Kinder haben selbst noch nicht die Grundlage erreicht das das Kind hier den Platz finden sollte. Kaum ist das Kind da... vergöttern sie ihre Enkel und können sich gar nicht mehr erinnern in der SS so manch bösen Spruch gebracht zu haben. :-p

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Danke für eure Geschichten und euren Zuspruch. Das hilft mir sie etwas zu verstehen und ggf. aufzumuntern.
Ich helfe wo ich kann, aber hab doch natürlich auch mein Leben, um das ich mich kümmern muss. Wir unternehmen zwar viel zusammen, sind Freunde seit Ewigkeiten, aber am Ende muss sie doch selbst zurecht kommen.
Ich hoffe wirklich, dass es nur die Hormone sind und sie sich wieder beruhigt.

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Ich war vielleicht nicht in einer so extremen Situation aber ich berichte trotzdem mal:)

Unser erstes Kind war absolut geplant. Sie wurde per Ks geboren. 9 Monate danach wurde ich ungeplant schwanger. Wir waren gerade dabei, unser Heimatland für immer zu verlassen und hatten somit wahnsinnig viel um die Ohren und kein geregeltes Einkommen mehr. Meine Schwangerschaft und Geburt wurden nicht von der neuen Internationalen Kasse bezahlt, weil ich dort noch kein Jahr versichert war. Zudem wurde mir klar, dass ich also im Ausland gebären müsste und erst noch nach einer mega kurzen Zeit nach dem 1. KS. Zudem war der Altersunterschied nur 1.5 Jahre. ich habe mir wahnsinnig viele Gedanken gemacht. Auch mein Mann aber irgendwie war klar, wir schaffen das.

Unser kleiner ist nun 3 monate alt und wir lieben ihn über alles. Genau so wie die grosse. Es war nicht einfach hier zu gebären, die kosten waren hoch (3500€ für die geburt und kh) und es ist streng mit den beiden aber ich möchte ihn keinen tag missen und bin wahnsinnig glücklich über unsere familie.

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Mein Partner hat ein Kind was damals völlig ungeplant entstanden ist „ein Schuss ein Treffer“.
Er sagt, er ist das beste, was ihm passiert ist 😍 heute, 10 Jahre später plant er mit mir eins.
Ich freue mich, er ist ein toller Papa.

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Hallo

Natürlich kann man ein ungeplantes Kind lieben.

Die Frage ist halt, ob Sie von dem ONS das Kind bekommen will. Ist er unbekannt oder hat sie irgendwelche Kontaktdaten, könnte sie ihn irgendwo wiedersehen?
Sie wäre ansonsten alleinerziehend. Das wäre sicher nicht einfach. Die Frage ist, wie alt sie ist, wie die finanzielle Situation aussieht etc.
Sie soll doch mal einen Beratungstermin z. B. bei Pro Familia vereinbaren. Kommt sie zum Schluss, dass in ihrer Situation eine Abtreibung für sie richtig ist, wäre diese mit einer Bedenkfrist von 3 Tagen nach der Beratung möglich.

Ich wünsche alles Gute.

Freundlichen Gruss

tm

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Hallo,
Das klingt ja sehr aufwühlend!
Allerdings kann ich dir berichten dass man ein ungewolltes Kind genauso lieben kann!
Meine Freundin und ihr Mann haben ebenfalls versucht ein Baby zu bekommen, er wollte unbedingt, sie „wenn es halt klappt“. Wie es das Schicksal will hat es nicht geklappt und der Arzt hat bestätigt dass sie ohne Hormone keinesfalls ein Baby bekommen kann. Also haben sie es gelassen. Kurze Zeit später hat ihr Mann leider SD Krebs bekommen, würde mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt und somit war seine Fruchtbarkeit laut Klinik ebenfalls dahin.
Jahre später stand dann Trennung im Raum weil es einfach nicht mehr lief.

Irgendwann war meine Freundin wegen nierenkoliken mehrfach!! beim Arzt. Als sie in die Klinik eingewiesen wurde kam direkt Baby Tanja auf die Welt!
Klar! Wer rechnet bei 2 unfruchtbaren Partnern mit Ss??!!
Tanja ist jetzt 7 und hat eine 1 jährige Schwester. Meine Freundin ärgert sich jetzt nur, dass sie die erste Schwangerschaft verpasst hat 😂
Beide Kinder werden über alles geliebt von beiden Elter und würden gegen nichts eingetauscht werden!

Wenn also der erste Schreck in ein paar Wochen vorüber ist wird es sicherlich nicht einfach aber dafür wunderbar werden!

Alles Gute für deine Freundin ☀️

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Danke euch für euren Zuspruch! Das hilft mir sehr sie zu verstehen.

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Ich finde, Deine Freundin hat in Dir einen sehr aufmerksamen zugewandten Menschen!
Stark, wie Du für sie da bist! Gut ist auch, wie Du auch Deine Grenzen kennst, und doch das tust, was Du kannst:
Sie verstehen - das ist sicher das Allerbeste.
Da sein, sie begleiten! Echt klasse! #pro
Ich kann mir auch vorstellen, dass sie selbst nicht alles rundkriegt: Die zurückliegenden Enttäuschungen (Beziehung, Kinderwunsch) und - nun das.
Obwohl es eigentlich ein - tiefer liegender - Wunsch war, kommt sie nicht damit zurecht!?

Ich könnte mir vorstellen, dass es gar nicht am Kind selbst liegt, sondern an der Sehnsucht nach dem Freund bzw. einem Freund, der es mit ihr zusammen möchte.

Lass doch wieder hören! Auch wie es Dir geht! Bist Du schon Mutter?
Jemand durch eine schwierige Zeit begleiten - das kostet ganz schön Kraft.
Und es geht ja um viel! Wünsch´ Dir wirklich eine gute Balance darin!

Je mehr Menschen es wissen, desto mehr tragen es dann auch mit. Aber im Moment hat Deine Freundin vielleicht noch nicht die Kraft, es anderen Menschen zu sagen, - weil es ihr selbst noch schwerfällt .....

War der Arzttermin jetzt schon? Warst Du dabei?
Liebe Grüße zu Dir!
Kyra #winke

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Danke für deine Anteilnahme. Das muntert mich auf, da ich oft auch nicht mehr weiter weiß.

Es ist der zentrale Gedanke, der sie am meisten beschäftigt: Kinderwunsch ja absolut, aber doch mit einem Mann den sie liebt (das leider nicht geklappt hat); jetzt das, Spaß gehabt und nun schwanger von einem Mann den sie nicht liebte.
Daher der Gedanke, ob sie das Kind lieben könne, obwohl sie den Vater ebenso wenig liebte. Kann man diese Liebe auseinander halten? Liebe zum Partner und daraus einhergehende Schwangerschaft oder eben "nur" Schwangerschaft ohne vorherige Liebe zum Sexualpartner. Puh. Ich weiß es nicht und kann dazu nichts wahres sagen. Wobei ich sie bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen kann.
Z.B. habe ich einen Cousin, er ist angeheiratet in die Familie gekommen mit meiner Tante, sie hat meinen Onkel väterlicherseits geheiratet, er war ein Kleinkind als er in die Familie kam. Ich habe ihn abgöttisch geliebt, bis heute, war stets der Babysitter, habe stets alle Cousinen und Cousins gleich behandelt, alle auf Ausflüge mitgenommen, bis zum Abi begleitet letztes Jahr. Ich bin so stolz auf "meinen" kleinen Großen. Deshalb glaube ich, ja es ist möglich. Der Kopf muss mitmachen, ihr Herz ist natürlich schon längst beim Baby. Verstehst du was ich meine?

Nein, ich selbst bin noch keine Mutter. Wäre liebend gern schon eine. ;) Noch ist es nicht passiert, ich warte geduldig..
Ich glaube, wir beide hatten stets davon geträumt voller Sehnsucht den einen Partner zu finden, Kinder zu bekommen und dann einfach ein schönes Leben zu leben. Klischee, das man eingetrichtert bekommt und wenn es anders kommt, dann zerplatzt diese romantische Blase und zack sind sie da, diese Panikgedanken..

Beim Arzt waren wir. Man kann etwas sehen. Noch kein Herz zu sehen. Vllt wird es ihr leichter fallen, wenn sie das Herz schlagen hört/sieht. Das soll ein magischer Moment sein, oder?

Sie arbeitet Vollzeit. Ist finanziell unabhängig und gut aufgestellt, daran liegt es nicht. Dem Kind würde es an nichts fehlen, aber sie hat Angst zu wenig Liebe zu geben. Ich biete mich als coole Tante für immer an, dann lächelt sie wieder.

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