Bald Mitte 40, schwanger und ratlos

Hallo Zusammen,

ihr könnt mir diese Entscheidung nicht abnehmen, das weiß ich. Aber vielleicht habt ihr weitere Argumente, Erfahrungen oder Ansichten, die mir helfen, den richtigen Weg für mich zu gehen.

Ich bin 43, werde bald 44 und ungeplant schwanger. Vor zwei Tagen habe ich positiv getestet und war komplett überfahren. Seit Jahren verhüte ich bestens mit der Spirale und kann mir nicht erklären, warum sie dieses Mal versagte. Seit 20 Jahren bin ich verheiratet, habe zwei Kinder im Teenageralter (14 und 16). Mein Mann und ich sind heilfroh, dass wir inzwischen wieder etwas mehr an uns selber denken können, da die Kinder mehr und mehr ihre eigenen Wege gehen. Beruflich bin ich endlich (wieder) aufgestiegen, nachdem ich Jahre lang wegen der Kinder etwas zurückgesteckt habe und nun DAS!

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dieses Kind zu bekommen! Auch wenn es egoistisch klingt: Ich will in meinem Alter nicht wieder ein Baby versorgen, die ganze Kindergarten- und Schulzeit mit allen Krankheiten, Sorgen und Problemen durchstehen und mit meinem Mann wieder all die Freiheiten aufgeben müssen, die wir jetzt haben. Vom Alter mal ganz abgesehen; meine Güte, wenn dieses Kind geboren würde, wäre ich 50 (!!!) wenn es zur Schule kommt! 60, wenn es das Alter meines Sohnes hat! --- es ist einfach undenkbar! Auch platzmäßig und finanziell sieht es schwierig aus mit einem weiteren Kind. Und wie sieht es mit den Risiken aus? Die Chance, dass dieses ungeborene Kind behindert sein könnte, ist wesentlich größer als wenn ich 10 Jahre jünger wäre - und ehrlich: die Kraft und Nerven, ein eingeschränktes Kind jahrelang zu pflegen und zu fördern, habe ich nicht!

Im Gegenzug graut es mich, an Abtreibung zu denken; dieses keimende Leben, das sich wie ein Überraschungsei eingenistet hat, nicht zuzulassen.

Eine Entscheidung muss her. Das ist mir bewusst. Mein Mann steht hinter mir, egal wie diese Entscheidung ausfallen wird. Aber ICH muss sie treffen. Ich habe mir schon ganz nüchtern eine Liste mit Pro's und Contra's aufgestellt, die klar zeigt, dass es besser ist, dieses Kind nicht zu bekommen. Heute nachmittag habe ich schon Kontakt zu einer Beratungsstelle aufgenommen und einen Termin für Mittwoch vereinbart. Ich erhoffe mir hier was Rat, um mehr Klarheit zu bekommen. Vielleicht habt ihr auch noch die eine oder andere gute Einschätzung oder Ansicht für mich, die mir hilft?

Danke schon einmal und viele Grüße
43ratlos

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Ich kann deine Sorgen und Ängste sehr gut verstehen, auch das deine beiden anderen Kinder aus dem gröbsten raus sind und ihr natürlich eure Freiheiten wie ihr sie jetzt habt, dann wenn das Baby da ist nicht mehr so ausleben könnt.

Aus eigener Erfahrung möchte ich dir aber ans Herz legen, das Baby zu bekommen.
So ein Abbruch ist nicht leicht zu verkraften, wenn man nicht zu 100% dahinter steht.
Ich selber habe mit starken Schuldgefühlen zu kämpfen.
Rechne immer wieder nach wie weit ich jetzt wäre.
Stelle mir die Frage hätte ich es nicht schaffen können..
Fühle mich nur noch halb.
Seit dem kann ich nicht mehr aus dem Herzen lachen.
Habe Gedächtnis Lücken und fühle mich als würde das Leben an mir vorbei laufen.

Natürlich muss das nicht bei jeder Frau so sein.
Aber wenn sonst alle Umstände passen, dein Mann hinter dir steht und alles gut ist, dann würde ich mich für das Kind entscheiden.

Alles gute!

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Danke für deine ehrlichen und berührenden Worte. Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es mir vermutlich genauso ergehen wird wie dir, wenn ich mich für einen Abbruch entscheiden sollte. Aber die Umstände passen eben nicht wirklich; räumlich würde es schwierig, finanziell ebenso. Wir leben jetzt ganz gut, können uns aber keine großen Sprünge leisten. Ein weiteres Kind wäre zwar zu Beginn an kein großer Kostenfaktor aber künftig.

Zudem weiß ich nicht, ob wir in 10, 15 Jahren beruflich wie gesundheitlich immer noch da stehen, wo wir jetzt sind - ein Alter, in dem uns dieses Kind noch dringend bräuchte. In jedweder Form. Ob das mit Mitte 50 oder 60 noch so ist, wage ich zu bezweifeln. Mein Mann steht zwar hinter mir, ist aber natürlich nicht begeistert. Ihn plagen - so wie mich - große Ängste.

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Oha, das ist natürlich eine schwierige Situation.

Du sagtest, dass Du mit Spirale drin schwanger geworden bist. Wäre es vielleicht erst mal eine Möglichkeit, die Spirale ziehen zu lassen?

Falls Du Dich anschließend für das Kind entscheiden solltest, ist es viel sicherer ohne die alte Spirale drin.

Eventuell geht die Schwangerschaft aber auch durch das Spirale ziehen ab. Dann hat erst mal das Schicksal entschieden.

Alles Gute für Dich bzw. Euch, wie auch immer Ihr entscheidet. #liebdrueck

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Im Prinzip klingst du für mich sehr reflektiert und du hast auch bereits sehr klar deine Gründe gegen dieses Kind dargelegt. Ich entnehme deinem Beitrag auch kaum Unsicherheit in Bezug auf eine etwaige Entscheidung. Es gibt lediglich einen Satz, in dem du leise Zweifel an einem Abbruch äußerst. Über diese solltest du in einem Beratungsgespräch meiner Meinung nach nochmals gründlich nachdenken. Allerdings besteht bei einer liegenden Spirale meines Wissens auch immer die Gefahr, dass es noch zu einer Fehlgeburt kommt. Von daher könnte es sein, dass dir die Entscheidung evtl. noch abgenommen wird.

Was die Befürchtung angeht, dass das Kind behindert sein könnte, würde ich mich an deiner Stelle aber nicht verrückt machen. Die Möglichkeit einer Behinderung oder schwerwiegenden Erkrankung besteht auch in jüngeren Jahren, da das Alter nur einer von vielen Risikofaktoren ist. Ich habe beispielsweise eine Freundin, die mit Anfang 30 einen Sohn bekommen hat, der sowohl körperlich als auch geistig behindert ist. Außerdem ist die Pränataldiagnostik ja mittlerweile schon so weit vorangeschritten, dass schwere Fehlbildungen oder Behinderungen bereits in der Schwangerschaft erkannt werden können.

Ansonsten kann ich mit persönlichen Erfahrungen nicht dienen, obwohl ich auch eine recht alte Mutter bin. Ich habe mit 38 Jahren mein zweites Wunschkind bekommen, merke aber auch, dass ich mit dem Schlafmangel nicht mehr so gut zurechtkomme wie in jüngeren Jahren. Letztes Jahr habe ich im Urlaub eine Frau getroffen, die mit 45 Jahren auch noch ungeplant einen Nachzügler bekommen hat. Auch sie hat ehrlich zugegeben, dass ihre Nerven und ihre Geduld nicht mehr die besten sind. Trotzdem hat es mich beeindruckt, dass sie trotz ihres Alters den Mut hat, sich für das Kind zu entscheiden.

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Ich kann deine Ängste gut nachvollziehen auch deine Punkte die du aufzählst klingen für mich plausibel. Diese Entscheidung ist wirklich sehr schwer , ich hatte dieses vor 1 1/2 Jahren auch und hatte mich für die Abtreibung entschieden. Ich war bei pro Familie und hatte dieses Gespräch, geholfen hatte es mir im Prinzip nix da sie nur meinte es wäre meine Entscheidung. Ich war damals davon überzeugt das es jetzt nicht geht und hab es gemacht..Und ich muss dir ehrlich sagen es war mein größter Fehler. Ich hatte eine absaugung mit voll Narkose , als ich aufwachte hab ich nur geheult. Im Nachhinein denke ich mir man hätte trotzdem alles iwie regeln können. Und sowas vergisst man auch einfach nicht ich denke heute noch sehr stark darüber nach ob das wirklich der richtige Weg war. Es wird dir jetzt keine Hilfe sein für deine Entscheidung aber ein Einblick von anderen Frauen die es Taten und bereuen. Ich wünsche dir alles Gute :)

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Mitte 40 ist zu alt.
Ich würde es nicht bekommen
Wenn ich Mitte 40 bin ist mein Ältester über 20 und ich täte da nie mehr noch ein Kind bekommen.

Klar hat sich bei Euch was eingemogelt, was nicht hätte passieren dürfen. Auch ich bin nicht pro Forma für Abtreibung, aber ich sehe nicht ein, warum so eine Last nochmal durchzustehen.

Alles Gute f. Eure Entscheidung.

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"so eine Last nochmal durchzustehen"

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Das wäre in deinem Fall wahrscheinlich auch besser für das Kind. Aber es gibt Gott sei Dank immer noch Menschen, die ein Kind als Geschenk und Segen und nicht als Last ansehen.

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Hallo

Ich bin auch gerade ungeplant schwanger und bei der Geburt werde ich 43 (mein Mann 47) sein. Ich bin übrigens nicht als Risikoschwangere eingestuft und das Baby ist völlig normal entwickelt.
Wie du dich am Ende entscheidest ist natürlich deine Sache, aber mit 44 ist man sicher nicht zu alt, um nochmal Mutter zu werden. Das muss man sich auch nicht einreden lassen!

Aus meiner Sicht hast du doch ganz gut Voraussetzungen. Die zwei großen Kinder helfen sicher auch mit, wenn es darum geht, dich ein wenig zu entlasten. Zum anderen sind sie alt genug, um nicht mehr ständig auf dich angewiesen zu sein.

Alles Gute #klee

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Vielen lieben Dank für eure Beiträge, Ansichten und Erfahrungen; es hilft schon ein wenig zu lesen, wie es anderen ergangen ist oder wie sie entscheiden würden, wenn sie in meiner Situation wären.

Morgen habe ich das Beratungsgespräch und bis dahin werde noch einmal selbst ganz tief in mich hinein hören.

Danke euch allen,
43ratlos

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Sag doch dann bitte Bescheid wie du dich entschieden hast.
Würde mich sehr interessieren.

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Ich würde das Baby bekommen. Deine älteren wohnen auch nicht mehr ewig daheim, sodass das Platzproblem sich lösen wird. Dein Körper ist wahrscheinlich fitter als der von so mancher anderer Frau die kleinere Kinder hat, du hattest wahrscheinlich genug Zeit dich zu regenerieren....Mut muss man leben. Da möchte jemand noch zu euch, gebt ihm die Chance...Es ist euer Fleisch und Blut. Ich (41) mein jüngster 18 monate (heuer 2 fg) meine älteste 20....Ich darf meinen kleinen JETZT viel bewusster erleben, als meine ersten kinder 20 u. 18...Man weiß viel mehr und agiert anders, aber ich genieße es auch obwohl ich viel mehr finanziellen Druck habe (arbeite wieder viel) als damals. Damals gab es für mich nur mein Kind...Heute gibt es die Kinder, den Job, das Haus usw....Vielleicht kannst du es als Geschenk und wunder sehen, denn das ist es. Lg

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Liebe TE,

bis morgen hast du noch Zeit, dir Gedanken zu machen. Das ist wirklich gut – ich kann mir vorstellen, dass es eine wertvolle Zeit sein kann für dich.

Dass du dir noch gar nicht vorstellen kannst, jetzt noch ein Baby zu bekommen, kann ich gut nachvollziehen... wie sollst du auch? Dein Lebensplan sah ganz anders aus. Du hast deine Großen schon durch so viele Stationen ihres Lebens durchbegleitet und ich kann mir vorstellen, dass du (bzw. ihr) jetzt sozusagen auch schon manche „Früchte erntet“. Also ihre wachsende Selbständigkeit miterlebt und gleichzeitig das Mehr an Freiheit erlebt. Das ist sicher schön, auch wieder mehr Zeit für euch als Paar zu haben.

Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Gedanken gerade noch stark unter dem Einfluss deines Schocks stehen. Du hast erst vor ein paar Tagen getestet. So einen „Schock“ zu verkraften, das braucht Zeit!

Und eine Vorstellung von etwas, die ist nicht immer einfach da, oder? Gerade bei unvorhergesehenen Situationen, die in der Art noch nicht da waren, ist oftmals erstmal nicht viel „Futter“ für eine Vorstellung. Vielleicht ist die Frage jetzt auch, ob du bereit wärst, diese Vorstellung wachsen zu lassen? Kannst du dir vorstellen, dir die Zeit zu geben, um zu sehen, was hinter dem Schock noch hervorkommen kann?

Denn für eine Entscheidung hast du noch Zeit, wenn du erst von deiner Schwangerschaft erfahren hast.

In deiner Situation, gerade auch mit deinem Stand in deinem Beruf, kann ich verstehen, dass auf deiner Liste mehr Contras stehen. Oder vielleicht müssen es gar nicht mehr sein, aber zumindest wiegen sie für dich schwer. Du schreibst, dass du diese Liste „ganz nüchtern“ erstellt hast. Das ist sicher naheliegend, dass jetzt vor allem der Verstand versucht, eine Lösung zu finden. Aber ich hatte beim Lesen nicht den Eindruck, dass du damit innerlich wirklich zufrieden warst.
Gehört denn der emotionale Teil auch zu dir? Wie wäre es, wenn du in diese Liste – und generell in deine Entscheidungsfindung – auch deine Emotionen hineinlegst? Wäre es dann irgendwie „runder“?
Jetzt kann ich natürlich nur für mich sprechen – aber ich merke, dass ich nur als ganzes Ich schwerwiegende Entscheidungen treffen kann. Und das ist dann Verstand und Gefühl.

Wie geht es dir da?

Gehst du denn morgen alleine zu dem Gespräch?

Nimm dir deine Zeit, die du brauchst. Ich würde mich auch freuen, wenn du schreibst, wie das Gespräch für dich war!

Liebe Grüße! Mischa #blume

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Ich hatte Dir gestern abend einen langen Text geschrieben, aber dann war er plötzlich weg, bevor ich ihn losgeschickt hab#klatsch, alte Frau an der Tastatur.
Auf jeden Fall wollte ich dir mitteilen, dass ich meine späten Schwangerschaften bisher nicht bereut habe und froh bin, dass mein Mann und ich uns nochmal getraut haben.

Liebe Grüße

Monika

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Hallo,

leider kann dir diese Entscheidung niemand abnehmen. Rational gesehen, wenn man deine Pro/Contraargumente liest, wäre ein Abbruch wahrscheinlich der einfachere Weg. Allerdings fällt mir auf, dass du dich wohl garnicht mit der Proseite auseinander setzen möchtest, vielleicht aus Angst, dass eine Bindung zu dem "keimenden Leben" entstehen könnte. Aber gerade das ist ganz wichtig, damit du einen eventuellen Abbruch später nicht bereuen wirst und auch wirklich verarbeiten kannst. Ich bekam mit fast 40 unser Ü-Ei, ungeplant, auch das 3. die beiden Geschwister damals 18 und 12 Jahre alt. Im Gegensatz zu dir gab es für mich gar keine Überlegung, das Kind nicht zu bekommen. ich hätte es nicht können. Allerdings kann ich von meiner Erfahrung aus sagen, dass die 3. Schwangerschaft für mich die anstrengenste war. Ob das am Alter lag, weiß ich nicht. Auch war unser Baby ein 24h Säugling, was mich manchmal verzweifeln ließ, aber ich habe die Entscheidung niemals auch nur eine Sekunde lang bereut. Es ist ein Sonnenschein durch und durch und mein Leben wäre bestimmt nicht so positiv verlaufen, hätte ich abgetrieben. Ein ganz enges Familienmitglied hatte vor vielen Jahren einen Abbruch, eben, weil alles dagegen sprach, nur nicht ihr Herz. Ich weiß, dass sie es bis heute nicht verkraftet hat. Deshalb denke ich, dass es ganz wichtig ist, dass man ohne Schuldgefühle hinter einem Abbruch steht, dazu gehört aber auch, dass man sich nicht nur mit den Einschränkungen, die ein Kind mit sich bringt, beschäftigt, sondern auch mit den positiven Erfahrungen und Gefühlen. Du kennst diese Gefühle, denn du bist zweifache Mutter. Natürlich ist das eine Gefühlsduselei, aber wenn du sie nicht jetzt durchlebst, wird sie wahrscheinlich irgendwann ins Bewusstsein treten, wenn der Abbruch schon stattgefunden hat und dann kann es passieren, dass dieses "was wäre wenn" dich ein Leben lang begleitet. Es kommt auf den Typ Mensch an. Es gibt halt auch Frauen, denen es überhaupt nichts ausmacht. Meine frühere Arbeitskollegin wollte unbedingt auch ein Baby, nachdem sie erfuhr, dass ich mit dem ersten Kind schwanger war. Sie legte es voll drauf an und wurde auch sofort schwanger. Da das alles dann doch nicht so prickelnd für sie war, ließ sie es wieder abreiben und hatte nie ein Problem damit. Sowas gibt es halt auch...! Alles Gute!