hilfe bei beratung - kind nach geburt abgeben

Hallo

Ich muss am Mittwoch einer unserer schülerinnen beratend zur seite stehen. Sie ist volljährig und wird im August entbinden (hab vor schreck nicht nach dem genauen datum gefragt)
Sie will das kind eigentlich nicht.

Sie will es zur adoption frei geben und glaubt, dass sie bei einer offenen adoption 4 jahre zeit habe "es sich anders zu überlegen".

Jetzt habe ich fleißig gegoogelt und festgestellt, dass die freigabe zur adoption unwideruflich ist.

Meine frage an euch: welche Möglichkeiten, das kind abzugeben und später als nach 8 wochen wieder zu holen gibt es noch? Was ist mit Pflegschaft?

Wen kann ich dazu befragen?
Hab mir die Nummer der adoptionsvermittlungsstelle für mein bundsland und die nummer vom Jugendamt rausgesucht. Da könnte ich morgen anrufen. Wo wäre es noch sinnvoll?

Hat wer ne idee, was noch zu fragen wäre? Wie wichtig ist bei dem sachverhalt der kindsvater Oder die großeltern?

Danke schon mal!

Faltblatt

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Hallo Faltblatt,

uh, keine leichte Aufgabe, da wünsche ich dir für das Gespräch alles Gute, einen klaren Kopf und ein offenes Herz!

Das Jugendamt kennt sich auf jeden Fall aus. Eventuell können dir auch Beratungsstellen wie Pro Femina weiterhelfen, weil die garantiert auch die rechtlichen Bestimmungen rund um Adoption usw. kennen und dir vielleicht noch Tipps für dein Gespräch mit deiner Schülerin geben können, weil die ja viele Frauen in ähnlicher Situation beraten.

Offene Adoption ist insofern gut, als dass Kind und leibliche Eltern, sofern es sich zwischen Adoptiveltern und leiblichen Eltern so entwickelt, Kontakt haben können. Dadurch fällt es dem Adoptivkind leichter, sich geliebt zu wissen, weil ja die leiblichen Eltern (oder zumindest die leibliche Mutter) in seinem Leben vorhanden ist, selbst wenn es bei seinen Adoptiveltern aufwächst. Und auch für die leibliche Mutter ist es einfacher, die Trennung zu verarbeiten, wenn sie ein Stück weit mit erleben kann, wie ihr Kind aufwächst und dass es ihm gut geht. Aber soweit ich weiß, ist auch eine offene Adoption dem gleichen Recht mit der 8-Wochen-Frist unterworfen, wie eine andere Adoption.

Deine Schülerin kann ihr Kind auch als Pflegekind abgeben. Dann bleiben Rechte und Pflichten als Eltern bestehen (d.h. das Jugendamt holt sich auch Unterhaltsgeld von den leiblichen Eltern, sofern diese dazu in der Lage sind, und ggf. von den Großeltern). Faktisch sollte sie sich jedoch klarmachen, dass es für ein Kind nicht besonders toll ist, wenn es erst drei Jahre bei einer Pflegefamilie lebt und dann zur leiblichen Mutter kommt. Wenn sie diesen Weg gehen will, müsste sie auf jeden Fall regelmäßigen und häufigen Kontakt zu ihrem Kind haben. Wir haben ein Pflegekind, dessen leibliche Mutter anfangs vorhatte, es irgendwann wieder zu sich zu holen. Sie hat aber von Anfang an die Umgangskontakte nicht wahrgenommen ... Nach der Geburt von der Mutter getrennt zu werden, ist schon die erste Verlusterfahrung. Dann nach einer längeren Zeit wieder zur Mutter zurückzukommen, ist eine weitere Verlusterfahrung für das Kind. So ein Hickhack hat Folgen für die Seele des Kindes ... Im Säuglingsalter sind schon drei Monate eine lange Zeit. Unsere Pflegetochter war einen Monat bei der leiblichen Mutter, drei Monate bei einer Bereitschaftspflegefamilie und dann bei uns. Diese Brüche spüren wir noch heute, da sie 12 Jahre alt ist.

Soviel ich weiß, muss der leibliche Vater im Normalfall in die Adoptionsfreigabe einwilligen. Großeltern haben, meine ich, da kein Mitspracherecht.
Aber Genaueres weiß da mit Sicherheit das Jugendamt!

Liebe Grüße,

Eulichen

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Hallo Eulichen!

Ich danke dir sehr für deinen Rat!
Ich werde morgen sehen, wie die schülerin selbst darüber denkt. Bisher habe ich nur info von den pädagogen. Ich will nur wissen, worüber ich rede... :-)

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Krasse Situation, das ist wirklich so schwer und ich habe den größten Respekt vor jeder Frau, die diesen Weg geht. Natürlich kann ich auch total verstehen, dass sie gern ihr Baby wieder habe würde, wenn sie es sich doch anders überlegt. Das geht jedoch bei einer Adoption nur 6 Wochen nach Abgabe. Das ist natürlich hart für die leibliche Mutter und trotzdem denke ich ehrlich gesagt, dass das gut so.

Meine Schwester hat einen kleinen Jungen momentan noch als Pflegesohn und nun soll er bald adoptiert werden von ihr. Die leibliche Mutter überlegt ständig hin und her, kann sich nicht entscheiden und kommt nicht zu den Terminen beim Jugendamt. Es ist so eine Zerreißprobe für meine Schwester und ihren Mann. Sie lieben das Kind wie ihr eigenes und die Vorstellung, dass die leibliche Mutter das Kind wiederbekommen könnte, obwohl sie sich 1,5 Jahre nicht um den Kleinen gekümmert hat, macht sie echt fertig. Deshalb finde ich diese Regelung mit den 6 Wochen gut. Da muss man wohl das Wohl des Kindes und der Adoptiveltern mit bedenken.

Deine Schülerin könnte sich aber auch eine Pflegefamilie vom Jugendamt suchen lassen, dann wäre klar, dass das Kind vielleicht doch noch zu ihr zurückkommt oder erst später eine Adoptionsfamilie bekommt.

Ich hoffe ihr findet einen guten Weg.

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Das ist aber auch eine heftige Situation bei deiner Schwester. :-( da weiß man gar nicht, was man gut finden soll...
Danke für deinen Bericht!

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Und? Wie war das Gespräch? Hast du ein gutes Gefühl?

Liebe Grüße, Eulichen

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Hallo!
Lieb, dass du nachfragst!

Ich hab noch keine Ahnung, wohin es geht. Wäre auch nach einem Gespräch ein bisschen viel verlangt... zum Glück ist noch Zeit und das Mädchen hat gute vorarbeit geleistet und war sehr gut über alle Möglichkeiten informiert. Das mit den vier Jahren pflege hatte eine kollegin falsch verstanden.

Steckt halt mehr dahinter als "entscheide dich für oder gegen das kind"...

LG faltblatt