Verbessert Abstillen die Vater-Kind-Beziehung?

Liebe Urbia-Community,

Ich habe im Internet den Rat einer Kinderpsychologin gelesen. Dort ging es um den Fall, dass ein Kleinkind (ca. 1,5 Jahre) eine engere Beziehung zur Mutter als zum Vater hatte, also z.B. die Anwesenheit der Mutter einforderte, wenn es gerade vom Vater betreut wurde, oder wenn beide da waren, die „Care-Arbeit“ nur von der Mutter zuließ.

Die Psychologin sagte zwar zum Einen, dass das normal wäre und kein Grund zur Sorge, gab aber auch den Tipp, dass man es mit Abstillen versuchen könnte, da Stillen nun mal nur bei der Mutter ginge und der Vater in dem Punkt dann natürlich das Nachsehen habe.

Da wir gerade ähnliches erleben, habe ich mich gefragt, ob ich durch das Stillen wirklich zu der Situation beitrage? Habt ihr die Erfahrung gemacht, dass das Abstillen sich positiv auf die Beziehung zwischen Vater und Kleinkind auswirkt?

Vielen Dank schon einmal für Eure Berichte!

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Ich finde den Grundgedanken merkwürdig, dass die Beziehung zu einer Person nur besser werden kann, indem man die zu einer anderen Person verschlechtert.

In der Praxis ist es ja einfach oft so, dass die Mutter die Elternzeit macht und der Vater Vollzeit arbeiten ist.

Zumal doch auch bei Eltern die Pre füttern auch lange die Mama bevorzugt wird, oder?

Also ich denke schon, dass Stillen eine besondere Form von Nähe fördert. Aber man darf sich nicht darauf ausruhen und sagen "Ah weil Mama stillt, kann ich als Papa XYZ nicht, weil das Kind das von mir nicht will."

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Danke für Deine Antwort! Ja, das ist ein wichtiger Gedanke, eigentlich sollte die Vater-Kind-Beziehung für sich stehen und nicht von der Mutter-Kind-Beziehung abhängig sein. Anscheinend sieht das ja aber das Kind nicht unbedingt so, wenn es ja sozusagen immer zurückmeldet „Ja, bei Dir ist es nett, aber bei Mama wäre es jetzt noch viel netter!“, dann setzt es die Beziehungen ja schon etwas in Abhängigkeit voneinander.

Die mehr miteinander verbrachte Zeit durch Elternzeit der Mutter hatte ich bei uns auch im Verdacht. Allerdings gehe ich seit dem ersten Geburtstag unserer Tochter (jetzt 15 Monate) auch zeitweise wieder arbeiten, dann passt mein Mann auf sie auf, und ich habe das Gefühl, dass es dadurch eher schlimmer geworden ist mit dem Klammern, obwohl er sich wirklich ganz toll kümmert 🫣

Die Tatsache, dass das bei nicht gestillten Kindern auch vorkommt, ist aber ein sehr guter Punkt, vielleicht finde ich dazu ja auch ein paar Erfahrungsberichte.

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Aber dann wurde das Kind ja dennoch 1 Jahr lang darauf geprägt, dass du immer da bist und der Papa nur "ab und an". Das ist ja jetzt im Kind "drin". Daher denke ich, dass für das Kind nun Bezugsperson 1 fehlt und 2 nur Ersatz ist, bis 1 wieder da ist. Ich denke bis das Kind beide als gleichwertig erachtet braucht es dann eben erst mal seine Zeit. Sind ja dann erst 3 Monate und es klingt auch nicht so, als wäre der Papa nun vollzeit mit dem Kind alleine.

Also ich denke schon, dass das Stillen die Beziehung enorm prägt und auch intensiviert. Aber ich glaube nicht, dass die Mama nur deshalb Bezugsperson Nr.1 ist.

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Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Klar, ist die Mutter näher, das Kind ist in ihrem Bauch gewachsen, sie hat es geboren und sich wesentlich mehr gekümmert. Der Vater kann sich auch einbringen,wenn er will, mit 1,5 braucht das Kind nicht ständig Milch.

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Danke für Deine Antwort! Ja, das stimmt, es spielen da sicher noch ganz viele andere Aspekte mit rein. Allerdings ist das „Sich Einbringen“, was zumindest bei uns der Vater von Anfang an intensiv tut, gar nicht so leicht, wenn das Kind eben immer beharrlich nach der Mutter verlangt.

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Und für wen ist das ein Problem, für sein Ego? Wenn Du ausser Haus bist, wird sie, wie die meisten Kinder, ihn auch akzeptieren. kinder haben nun mal eine lieblings Bezugperson, ausserdem fremdeln sie auch phasenweise. Warte mal, bis sie eine Weile nichts von dir wissen will :).

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Nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Beziehung zu Mutter und Vater ist immer anders, egal, ob gestillt wird, oder nicht. Es handelt sich nunmal um zwei eigene Personen, die ihre eigene Beziehung zum Kind haben.
Zudem ist die Beziehung alleine schon aus hormonellen Gründen eine andere. Kleine Kinder produzieren am meisten Oxytocin beim kuscheln mit ihren Müttern und beim Spielen mit ihren Vätern.
Ich denke man muss die Beziehung von beiden Elternteilen jeweils unabhängig voneinander sehen.

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Danke für Deine Antwort! Ich wusste nicht, dass da ein Unterschied in der Reaktion besteht - verstehe ich das richtig, dass beim Kuscheln mit der Mutter dann mehr Oxytocin ausgeschüttet wird, als beim Kuscheln mit dem Vater? Da muss ich mich wohl nochmal etwas belesen, danke für den Input.

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Ja, genau. Leider finde ich die Studie gerade nichtmehr, sonst hätte ich sie verlinkt.
Es gibt aber natürlich noch mehr Einflussfaktoren. Das war jetzt mir ein Beispiel.

Bei uns hat Abstillen übrigens eher das Gegenteil bewirkt. Jetzt muss mein Sohn (der sich freiwillig abgestillt hat) die Portion Mama anders tanken und klebt noch mehr an mir als vorher.

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Ich stille unseren Sohn noch, er wird im Sommer drei, und schon ganz lange ist meine Frau, die nie gestillt hat, die Nummer eins für ihn. Das Stillen hat diese Entwicklung in keiner Weise verhindert.

Ich würde aus diesem Grund auf keinen Fall abstillen. Ich würde eher versuchen, dass der Vater auch coole Dinge mit dem Kind übernimmt, die du nicht machst - Indoor-Spielplatz, Kuchen backen, Schwimmbad, was weiß ich. Weiß nicht wie das im Moment ist, ob alles was besonders toll ist mit dir alleine oder mit euch beiden passiert.

Und ansonsten...wie du auch sagst, es ist einfach normal.

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Vielen Dank für Deine Erfahrung! Stimmt, wenn sich das bei Euch so entwickelt hat, war es wohl tatsächlich komplett unabhängig vom Stillen.

Ich würde sagen, im Moment macht mein Mann mindestens genauso viele schöne Unternehmungen mit unserer Tochter wie ich, eher mehr 🙈 Trotzdem fragt sie auch da immer nach mir und weint an den schlechteren Tagen dann auch, wenn die Antwort ist, dass ich auf der Arbeit bin und dann abends wiederkomme.

Aber vielleicht ist das auch alles etwas, das einfach die Zeit richten wird. So richtig kann ich mir das Abstillen im Moment ehrlicherweise auch nicht vorstellen, weil ich noch nicht so recht überzeugt bin, dass das gerade wirklich das beste für sie wäre, und mit dieser Haltung würde ich den zu erwartenden Protest wohl nicht durchstehen 🫣

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Du bist dann einfach im Moment ihr Lieblingsmensch, und wenn sie sich trotzdem auch von deinem Mann beruhigen lässt, wenn du nicht da bist, ist doch alles okay. Sie hätte dich gerne immer um sich, das darf sie wollen und auch traurig sein, weil es nicht geht.
Unser Sohn weint auch nach meiner Frau, insbesondere an Tagen, an denen er krank oder müde ist. Wenn er gut drauf ist, macht er eher keinen Unterschied. Eine Katastrophe ist im Moment, wenn er morgens wach wird und sie schon weg ist. Sie steht auch sonst immer mit ihm auf wenn sie da ist, ich schlafe etwas länger - das kommt da noch hinzu.

Wichtig ist aus meiner Sicht, dass dein Mann lernt, gut damit umzugehen und es nicht persönlich nimmt. Das ist nicht immer einfach, kann richtig frustrieren, ist aber denke ich in ganz vielen Familien so, dass ein Elternteil nur "Nummer 2" ist. Es hat auf jeden Fall nicht nur Nachteile, wenn man an zweiter Stelle kommt!

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Nein, ich denke das nützt nichts. Kind 1 wurde nur 13 Monate gestillt, hat sich selbst abgestillt und hatte dann trotzdem Phasen in denen er nir zu mir wollte.
Kind 2 ist jetzt 2, wird nachts noch gestillt und hatte mit 20 Monaten eine reine Mama-Phase. Mittlerweile ist es wieder besser, auch ohne Abstillen.
In den ersten zwei bis drei Jahren hängen viele Kinder vermehrt an der Mutter. Sie trägt das Kind im Bauch, sie nimmt meist Elternzeit und ist immer da. Lange denken Babys ja auch, dass sie und Mama eine Person sind.
Väter sollten sich daher von Beginn an bemühen, aktiv Zeit mit dem Kind zu verbringen (wickeln, tragen, spielen, lesen, Ausflüge) und so eine gute Bindung aufzubauen. Das kommt die Lösung von der Mutter von allein..

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Das ist ein gutes Gegenbeispiel, vielen Dank für Deine Erfahrung! Ehrlicherweise bin ich da auch ein bisschen erleichtert, dass das Stillen sich da offenbar nicht „negativ“ auswirkt. Dann hilft wohl nur weiter bemühen und abwarten.

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Ich denke nicht das es die Beziehung verbessert kann zwar nicht mitreden da wir die falsche gegeben mussten aber hier ist es auch oft so das die kleine mehr nach mir fragt ist jetzt 18 Monate alt. Aber denke das war weil ich länger in Elternzeit war

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Glücklicherweise ist es ja ein freies Forum und Du kannst selbstverständlich mitreden, schließlich trägt Deine Erfahrung aus der umgekehrten Sicht genau so zum Thema bei. Vielen Dank für die Antwort!

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Finde ich auch einen komischen Gedanken. Neugeborene/Babys sind ja noch ziemlich flexibel darin, wer sie badet und wer ihnen die Windel wechselst und den Rest außerhalb des stillens übernimmt. Wenn das also z.B. immer der Vater übernommen hat, dann kennt das Kleinkind es ja nicht anders.
Außerdem wird der Jenige die Bezugsperson die gut und richtig auf die Bedürfnisse des Babys eingeht, das kann eine stillende Mutter genau so schlecht machen wie ein nicht stillender Vater

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Das stimmt, es kommt sicher auch um das drum herum an. Ich hätte nur behauptet, dass mein Mann sich im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten immer sehr gut eingebracht hat und war daher von der starken Fixierung etwas überrascht, und dann von dem Kommentar der Psychologin etwas verunsichert, ob ich da etwas ändern muss, um es allen leichter zu machen. Aber vermutlich ist es eher eine Zeitfrage. Vielen Dank für Deine Antwort!

Bearbeitet von Alcea
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Ich habe mit 14 und 16 Monaten abgestillt. Eine Veränderung von der Mama-Phase weg zur Öffnung zum Papa fand jeweils so mit 22 Monaten statt. Ich sehe da keinen Zusammenhang zum Stillen. Die Lösung von der Mutter (von der Dyade zur Triade) findet soweit ich weiß häufig in diesem Zeitraum statt solange sich der Papa als Partner für das Kind anbietet.

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Das ist ein sehr fundierter Erfahrungsbericht, vielen Dank! Da hatte es bei Euch ja tatsächlich gar nichts mit dem Abstillen zu tun, das ist gut zu wissen.

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Care-Arbeit ist ja nicht nur stillen. Care-Arbeit ist auch Feste Nahrung, wickeln, baden, etc. Bei einem 1,5 jährigen Kind ist das Stillen ja nicht mehr grundsätzlich notwendig zur Aufnahme der Nährstoffe und Sättigung. In den meisten Fällen.
Also wenn das Kind hier die Mutter bevorzugt, dann hat die Mutter offensichtlich noch andere Vorteile.
Die Frage ist wer kümmert sich ums Kind primär wenn beide da sind. Ist der Papa nur voll zuständig wenn Mama weg ist, oder ist der Papa genauso für alles außer Stillen zuständig wie Mama wenn beide da sind. Da liegt doch das Problem. Viele Väter meinen weil sie mal wickeln und mal mit den Kids was spielen und mal ein Wurstbrot machen, arbeiten sie ja voll an der Bindung zum Kind. Aber gleichzeitig machen sie vieles nicht selbständig. Es muss 10 mal nachgefragt werden wo die Windeln liegen, es muss 10 mal gefragt werden ob das Kind dieses und jenes essen darf und dann wird doch was aufs Brot geschmiert was nicht geeignet ist...
Solche Sachen nehmen Kinder wahr.
Ja heutzutage machen Väter mehr Care-Arbeit. Aber halt nicht gleichwertig zur Mutter. Ich meine damit nicht mal gleich viel. Wenn die Väter auf der Arbeit sind macht automatisch die Mutter mehr in Elternzeit.
Aber gleichwertig heißt, dass sie sich in der Zeit in der sie daheim sind genauso zuständig fühlen. Wenn das Kind weint, warten sie nicht, weil es die Mutter zuerst hinrennt. Sie haben feste Verantwortlichkeiten. Das Baden an bestimmten Tagen, der Lieblingssnack, den nur der Papa zubereiten kann... Etc.

Mein Freund hat sich immer beschwert, dass er unsere Tochter so schwer ins Bett bringen kann weil ich ja Stille. Jetzt ist sie seit über 2 Jahren abgestillt. Aber erst seit ein paar Monaten (sie ist 4,5) akzeptiert sie dass er sie ins Bett bringt. Und das auch nur, weil sie immer die Hoffnung hat länger wach bleiben zu können. Letztendlich muss ich aber oft auch dazwischen weil sie sonst gar nicht schläft, weil er auch nach etlichen Chancen die ich dem ganzen gegeben habe immernoch kein Gefühl dafür hat, was sie abends braucht, wo das Problem liegt etc. Ich merke zum Beispiel direkt wenn sie noch auf Toilette muss und deswegen nicht schlafen kann. Er übersieht sowas grundsätzlich.
Also nein. Ich finde wenn der Papa eine engere Bindung zum Kind will, dann muss ER daran arbeiten. Das liegt nicht in der Hand der Mutter.

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Danke für Deine Antwort und Deinen Erfahrungsbericht! Ja, stimmt, nach 2 Jahren liegen die Schwierigkeiten beim zu-Bett-Bringen wohl nicht mehr am Stillen 🤔 Und das stimmt, wenn wir beide zuhause sind, bin ich gefühlt immer primär zuständig. Bin aber nicht sicher, ob das nicht erst daher kommt, dass sie eben immer mich einfordert, oder umgekehrt, ist quasi ein Henne-Ei-Problem 😄 Oder vielleicht bin ich sogar selber ein bisschen schuld dran, weil ich gefühlt schneller zu ihr stürme, sobald ich eine Notwendigkeit ausmache 🙈
Aber ja, den bisherigen Antworten nach scheint es nicht sehr überzeugend, dass Abstillen da etwas ändert.