Zu hohe Erwartungen ?

Hallöchen,

ich hab mich gestern nach einem Gespräch mit einer Dame von einer Erziehungsberatung gefragt, ob ich wirklich zu hohe Erwartungen an mein Kind stelle..
Er war schon immer lebhaft, neugierig, laut. Inzwischen ist er 2,3 Jahre und geht bis mittags zur Tagespflege. Ab August haben wir in einer Kita einen Vollzeitplatz. Er findet sich dort gut zurecht. Zu Hause allerdings dreht er oft richtig auf.
Er spielt mal mit seinen Autos, oder auch mal Steckpuzzle, aber oft weiß er drinnen nicht viel mit sich anzufangen und erscheint dann auch etwas wild. Draußen ist er anders, geht auf dem Spielplatz auch total gerne in Kontakt mit anderen Kindern. Aber drinnen- ich kann ihn nicht mal eben alleine lassen und kurz die Waschmaschine anmachen. Warum ich ihn nicht mitnehme? Er verfolgt andere Pläne. Wir gehen dann in den Keller, aber er rennt überall anders hin als zur Waschmaschine. Der gut gemeinte Tipp, ihn in den Haushalt einzubinden- in der Küche kaum möglich. Da schiebt er den Lernturm einfach da hin, wo er will und macht ‚sein Ding‘. Klingt komisch, ist aber furchtbar anstrengend. Unsere Wochenende-Frühstücke sind auch alles andere als entspannt. Er sitzt dann 10 Minuten, will wieder runter, spielen. Dann aber bitte nicht alleine. Was folgt - Riesentheater.
Eine Dame bei der Erziehungsberatung meinte dann ich könnte nicht von ihm erwarten, dass er 10 Minuten alleine spiel, er will halt dabei sein. Sorry, aber wie bitte? Andere schaffen es doch auch, zu kochen, den Haushalt zu machen etc. Hab ich wirklich zu hohe Erwartungen? Manchmal frag ich mich auch, ob sein Aktivitätslevel noch altersgemäß ist. Er ist halt ständig auf Zack.

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Hi, für mich hört sich das ganz normal an für das Alter. War bei uns in dem Alter genauso, bzw. jetzt mit 3 spielt meine Tochter immer noch nicht gerne alleine. Mit zwei habe ich sie tatsächlich ihr Ding machen lassen und nebenbei versucht Haushalt zu machen. Sie räumt Schubladen in der Küche aus? Dann räum ich in der Zeit die Spülmaschine aus. Sie versinkt in ein Spiel im Kinderzimmer, steh ich auf und räum ihre Kommode um. Ich bin mit ihr in einem Raum, unterstützt sie sprachlich bei ihrem Spiel und komm dazu wenn sie mich braucht. Am Anfang waren es höchstens 5 Minuten, mit der Zeit wurde ihre Geduldspanne länger. Muss ich was in anderem Raum machen, erkläre ich ihr was ich da machen muss und frag sie ob sie hier bleibt oder mitkommen mag. Das nimmt ihr den Druck raus, da sie das selber entscheiden kann.

Bei Frühstück lief es auch ähnlich. Wenn sie fertig ist kann sie runter, wir Eltern sind aber noch nicht fertig. Da hat sie die Wahl ob sie schon mal anfängt zu spielen und wir kommen dazu, wenn wir soweit sind oder sie bleibt bei uns am Tisch, darf dann vielleicht auf den Schoß oder so. Klar klappt es nicht gleich, aber mit der Zeit hat sie sich dran gewöhnt und es wurde für sie normal. Was uns auch noch sehr hilft - mit Gesprächen abzulenken, bei Themen die sie interessieren und wo sie mitreden kann, bleibt sie dann doch mal am Tisch sitzen bis wir fertig sind.

Ich beneide die Eltern, bei denen die Kinder von sich aus gerne alleine spielen. Aber die Kinder sind eben verschieden, da kann man nicht groß was machen. Früher oder später wird es von alleine aus besser, so meine Hoffnung 😅

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Die Aussage von der Frau finde ich auch ein wenig seltsam. Klar. Nicht jedes Kind ist gleichermaßen aktiv oder spielt gern allein usw. aber, wenn es tatsächlich so ist, dass du ihn keine 5 Minuten alleine spielen lassen kannst, klingt das mit 2 Jahren für mich nicht mehr ganz normal. Unser Kleiner ist 2,5 etwa und im Grunde auch sehr aktiv und gerne wild, gerne draußen usw. aber es klappt z.B. problemlos, dass er schon spielen geht, wenn wir noch essen und ihm entsprechend 1-2 mal klar sagen "du musst nicht am Tisch sitzen bleiben, wenn du fertig bist, aber es geht jetzt keiner von uns mit dir spielen, weil wir noch essen". Dann spielt er entweder alleine im Wohnzimmer neben dem Esszimmer oder geht mitunter sogar 2 Stockwerke hoch in das Zimmer wo seine geliebte Holzeisenbahn steht und spielt dort fröhlich vor sich hin.
Bei meiner Tochter damals klappte das zwar etwas weniger gut, aber auch sie hat sich in dem Alter durchaus eine Weile allein beschäftigen können, sodass Wäsche machen o.ä. nicht zum Problem wurde.
Wenn dich dein Alltag auf diese Weise völlig fertig macht, dann hol vielleicht nochmal eine zweite Meinung ein oder frag konkret, wie du fördern kannst, dass er sich auch allein beschäftigt u.ä.
Alles Gute jedenfalls

Bearbeitet von Yosan
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Für mich klingt das ehrlich gesagt auch ziemlich normal. Die Kleinen verfolgen doch meist Ihre Pläne ;-)
Ich lese das hier zwar auch oft, zusammen mit dem Kind das Bad putzen, Kind holt im Laden, das das wir brauchen und räumt es in den Wagen, Kind von 1.5 Jahren hilft beim Kochen, etc…. Tja, unsere Kinder haben auch, wie du so schön sagst „andere und ihre eigenen Pläne“… Wenn ich mit dem Kleinen im Bad bin, kann ich ihn keine Sekunde aus den Augen lassen (dann kommen die Tipps: kindersicher machen), doch wie mache ich ein Badezimmer kindersicher? Spielen mit dem Klo macht doch viel Spaß, draufklettern kann man auch, und das Wasser vom Wasserhahn kann man auch wunderbar auf den Boden befördern…. In der Küche: klar, meine Kids werfen auch mal das Gemüse in den Topf, das dauert ja nur leider keine Minute; und dann gehts weiter, wie bei euch… Aktuell verbanne ich den Hocker immer aus der Küche, wenn ich koche - denn sonst habe ich meinen 1.5 Jährigen halb im Kochtopf und auf dem Herd, dabei will er nur die Nudeln umrühren oder die Würstchen in der Pfanne wenden / probieren…
Und im Laden: die Kinder haben viele Ideen, was wir alles kaufen müssen und wieso; und ja nicht das einpacken, was wir eigentlich kaufen wollen… Frage mich auch immer wie andere entspannt mit Kleinkind und dem Kindereinkaufswagen durch den Laden gehen - mit meinen in dem Alter ä undenkbar. Klappt jetzt mit dem Grossen mit 4 Jahren ganz gut…
Und am Esstisch: ganz ehrlich, mit 2 Jahren 10min am Tisch sitzen, finde ich schon sehr gut. Unser Kleiner wuselt wenn er satt und abgewaschen ist, meist im Esszimmer rum.
Und alleine Spielen: ja, das klappt schon, aber nicht wenn ich was anderes mache, sondern nur wenn ich mit dabei bin. Sobald ich was anderes machen will, wird das spielen sofort unterbrochen und bei mir „mitgemacht“. Selbst unser Grosser (4 Jahre), spielt eigentlich nur da, wo wir auch sind - nichts mit, mal ein paar Minuten im eigenen Zimmer spielen…
Mein Tipp: akzeptieren und nicht vergleichen. Wie oft dachte ich aus Erzählungen von anderen Eltern schon, wie toll die Kids wohl alleine spielen können - und? In realita sah es dann auch nicht viel anders aus und zum in Ruhe kochen oder um Haushalt zu machen kamen die Kids dann vor den Fernseher / Tablet, oder zur Oma,… Das machen wir allerdings nicht, dann bleibt halt lieber der Haushalt liegen…

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Kleinkinder können sich noch nicht lange alleine beschäftigen. Besonders die ersten Kinder nicht. Mit drei wird es aber besser. Wenn unsere satt ist und aufstehen darf kann sie sich schon gut alleine beschäftigen. Alles mit Einschränkungen, wenn sie zum Beispiel bastelt zeigt sie uns die Ergebnisse oder wir müssen Playmobil zusammenstecken. Sie bleibt nun auch alleine im Wohnzimmer und ich mache Wäsche oben. Momentan arbeiten wir daran, dass alle mal was erzählen dürfen und nicht nur sie. ;)
Deine Ausführungen sind normal, es nervt aber es wird besser. In meiner Vorstellung habe ich mein Kind auch gut zufrieden auf ihrem Teppich spielen sehen. Nö... So läuft es leider nicht ohne Spielkameraden.

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„Momentan arbeiten wir daran, dass alle mal was erzählen dürfen und nicht nur sie.“

Oh, kannst du mir bitte sagen wie ihr das macht? Ist bei uns gerade auch ein großes Thema „Nein! Ihr dürft nicht reden, nur ich!“ 🙈😅

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Allein beschäftigen ist für 2Jährige mMn viel zu früh. Vielleich mal 5 Minuten, aber das ist situationsabhängig und nicht gut planbar.
Deutlich besser wurde es mit Geschwistern. Aber bei uns war es einfach räumlich entspannter - große Wohnung statt Haus - da spielte sich alles auf einer Ebene ab, das Spielzimmer nah an der Küche und Badezimmer.
Und ich hab irgendwann Haushalt, vor allem Bügeln und Fenster putzen auf der.Prioliste nach unten gesetzt.
Das hat auch sehr zur Entspannung beigetragen.

Ich hab aber meist erst irgendwas im Haushalt gemacht, wenn die Kinder nachmittags draußen mindestens 1 bis 2 Stunden gut ausgelüftet waren.

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Meine Tochter ist 4,5 und jetzt fängt es erst so richtig an, dass sie sich mal ein Buch nimmt und alleine in Ruhe anguckt oder mit ihren Figuren spielt. Vorher habe ich sie tatsächlich in nahezu alles mit eingebunden/einbinden müssen!

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Hallo,

ja, dass Alter ist nicht unbedingt einfach.

Ich finde es normal, dass sie noch nicht so lange allein „vernünftig“ spielen. Denn grundsätzlich würde er sich ja schon allein beschäftigen aber nicht mit dem, was Eltern für angemessen halten. Wenn er den Lernturm verschiebt und sein Ding macht, dann würde er sich ja alleine beschäftigen. Nur nicht mit dem, was du willst 😉

Warst du schon mal nur so mit ihm in den Keller? Das er sich alles anschauen, entdecken kann? Ich vermute, wenn er das mehrmals durfte, dann kann er sich auch auf die Waschmaschine konzentrieren.

Die meisten Kinder brauchen eher weniger Spielzeug und mehr Raum und Material zum Entdecken der Welt. Vergleichen hilft da nicht viel weiter. Alle Menschen und Kinder sind individuell.

Liebe Grüße und starke Nerven.

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Dass zweijährige ihren Lernturm irgendwo hin schieben und „ihr Ding“ machen, ist doch normal. 10 Minuten am Tisch sitzen finde ich auch normal.
Die Frage, die sich mir stellt, ist, was du erwartest? Ruhe zum Kochen gibt es, wenn ich das Kind bewusst beschäftige und mithelfen lasse. Aber hinstellen und kochen und mur erwarten, dass das Kind nicht nervt, gibt es nicht.

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Du hast ja schon viele hilfreiche Antworten bekommen. Mich würde noch interessieren, was du mit "er macht sein Ding" meinst. Was macht er da denn?

Also mein Sohn wird Ende Mai 3 Jahre alt und das mit dem alleine beschäftigen klappt manchmal gut, manchmal weniger gut 😆 Er macht auf jeden Fall auch oft "sein Ding". Wenn ich ins Bad gehe und mich am Morgen fertig mache (Tür steht natürlich offen), wuselt er in der Wohnung herum und beschäftigt sich 20 Minuten selbst. Manchmal spielt er tatsächlich schön mit seinen Spielsachen oder schaut Bücher an. Manchmal räumt er aber auch sämtliche Schubläden aus, oder "malt" mit Wasser an den Spiegel oder ans Fenster. Ich schaue immer wieder was er so macht und habe alles so weit gesichert, dass er sich nicht verletzen kann.

Bad putzen ist tatsächlich schwierig. Das mache ich in der Regel, wenn der Papa zu Hause ist. Gerade, weil Putzmittel natürlich interessant sind und er gerne die Spülung drückt, wenn gerade der WC Reiniger einwirken soll 🤪

In die Küche darf er nur mit mir. Ansonsten habe wir an der Tür ein Gitter. Da kann er zusehen. Meistens ist ihm das nach einer Weile zu langweilig und er beschäftigt sich selbst. Oder er meckert vorm Gitter, weil er Aufmerksamkeit braucht. Dann lass ich ihn zum Beispiel Sachen holen. Also "Zeig mir doch nochmal das neue Buch mit dem Feuerwehrauto" oder so. Da ist er zumindest beschäftigt, bis ich gekocht habe.

Essen ist definitiv eine kurze Angelegenheit 😄 Aber tatsächlich spielt er dann für sich, wenn wir mit dem Essen noch nicht fertig sind. Zu Hause klappt das gut. Im Restaurant ist das aber echt anstrengend.

Bearbeitet von Sissi24