Kind ist plötzlich sehr frech

Wie geht ihr damit um, wenn euer Kind (3,5 Jahre) frech / unverschämt ist? Wir sind ein bisschen überfordert, denn im Kindergarten läuft alles top - zuhause dafür seit zwei, drei Wochen nicht mehr. Sie ist wirklich richtig unverschämt, es fallen Beleidigungen und Schimpfwörter, insbesondere natürlich, wenn es nicht nach ihrem Willen geht.

Der Handlungsspielraum ist irgendwie sehr klein, scheint mir. Man kann ja nicht permanent mit allem möglichen drohen, und gute Worte und Ermahnungen helfen nicht. Auch nicht von anderen. Sie entschuldigt sich grundsätzlich nur, wenn sie die Felle davonschwimmen sieht - im Sinne von "Es folgt eine Konsequenz". Ansonsten kann man das vergessen, sie bleibt stur dabei, dass eben alle anderen einfach sch... sind und jetzt mal sehen werden, was sie davon haben.

Sie ist für ihr Alter sehr weit, dazu sind wir schon in Gesprächen mit Erzieherin und Kinderarzt, aber das verleiht den Kommentaren nochmal eine andere Qualität. Ihre Worte sind schon teilweise sehr krass. Sie erlebt das so zuhause nicht - hier fällt ab und zu natürlich schon mal ein Wort, was man nicht benutzen sollte, und wir korrigieren uns da auch gegenseitig, aber dieses Gesprächsverhalten an sich kennt sie von hier nicht. Also dass man so richtig übel schimpft und beleidigt, wenn es nicht nach der eigenen Nase geht. Womit habt ihr denn gute Erfahrungen gemacht? Ist das nur eine Phase, wo man sich ausprobiert?

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Schnappt sie das Verhalten im Kindergarten auf? Ist es dort gängiger Umgangston?

Doof gesagt gilt, dass die Peer Group einen ähnlich großen Einfluss hat wie das Elternhaus. Wenn in der Kita häufig von anderen Kindern so gesprochen wird, könnt ihr zuhause eich den Ton verbitten (nach einer Erklärung) und mit gutem Beispiel voran gehen. Grundsätzlich schwindet aber mit zunehmendem Alter der elterliche Einfluss.

Ansonsten klingt es recht vage: Zwischen Wörtern wie „scheiße“ und frech und unverschämt sein, liegen Welten für mich. Magst du ein Beispiel nennen? Auch was du mit Konsequenzen meinst? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.

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Meine Tochter ist minimal älter und hatte vor kurzem auch so ne Phase, die erst jetzt in den letzten Tagen wieder nachgelassen hat - eigentlich eine Trotzphase wie aus dem Bilderbuch, Spiele vom Tisch fegen wenn sie verliert, schrille Schreikrämpfe wenn man was verbietet, permanent beleidigt wegen allem und jedem. Und vieles vieles mehr, unter anderem war sie auch extrem frech und hat (Gott sei Dank nur zuhause) alles an Schimpfwörtern ausprobiert, was sie kriegen konnte.

Ich habs ausgesessen und ihr halt jeden Tag aufs neue vorgebetet, dass sie mit mir nicht so umgehen kann und mir ihre Drohungen a la "boah dann spiel ich nicht mehr mit dir" gelinde gesagt am Allerwertesten vorbeigehen. Die schlechte Nachricht: es hat schon ein bisschen gedauert, aber seit ein paar Tagen ist sie wirklich wie ausgewechselt und wieder sehr sehr umgänglich. Es kann tatsächlich sein, dass diese enorme Miesepetrigkeit der Vorbote für einen kognitiven Sprung war - sagt der Kindergarten und ich merke auch dass unsere Gespräche seit ner Woche oder so ganz andere Sphären erreicht haben.

Ich gebe dir übrigens recht, ein überdurchschnittlicher Wortschatz kompliziert das ganze. Sehr. Nichts ist gefährlicher als ein Kind, das sein Herz auf einer besonders fähigen Zunge trägt.

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Ich würde versuchen, Schimpfwörter zu ignorieren. Also so als sie ein Schimpfwort sagt, nicht darauf reagieren. Kinder versuchen meist mit ,, Fehlverhalten" Aufmerksamkeit zu bekommen