Was mach ich falsch?

Hallo,

Unsere beiden Jungs sind 2 Jahre 8 Monate und 15 Monate alt. Eigentlich funktionierte der Alltag bisher ganz gut. Aber seit rund 2 Wochen bringt mich der Große extrem an meine Grenzen.

Er schubst und schlägt den Kleinen, nimmt ihm sämtliches Spielzeug ab (egal ob es das des Kleinen oder gemeinsames ist, dass der Große sein eigenes Spielzeug teilt erwarte ich gar nicht), er fährt mit seinem Laufrad weg und hört auf keine Rufe oder Regeln. Ich kann ihn 10x um etwas bitten oder etwas fragen, er reagiert nicht. Dafür brüllt er direkt laut und schrill „Nein“ wenn man etwas tut, das ihm gegen den Strich geht. Auch wickeln ist ein Drama und u.U. Brauche ich 1h bis er sich endlich wickeln lässt

Er treibt es so weit, dass ich nach mehreren ruhigen Erklärungen die angekündigten Konsequenzen ziehe ( bspw die Wasserspiele beende weil er zum wiederholten Mal den Kleinen weggeschubst oder das Wasser vollständig geleert hat). Dann fließen natürlich Tränen oder Gegenstände fliegen. Mittlerweile muss ich kurzzeitig den Raum verlassen, wenn er es zu bunt treibt und Worte nicht bei ihm ankommen, ich bin total hilflos und ja, auch wütend.

Dem Papa oder den Großeltern geht es übrigens nicht anders. Da spielen sich auch ohne meine Anwesenheit ähnliche Szenen ab. Er kann aber auch durchaus liebevoll und ruhig sein, deckt den kleinen zu wenn er unterwegs einschläft oder teilt seine Nascherei mit ihm, Albert herum, achtet auf jeden Kratzer bei uns und versorgt das „Aua“ mit Pflaster.
Im Kindergarten macht er auch keinerlei Probleme. Klar gibts auch da mal Reibereien, aber es wird nicht körperlich, er bekommt keinen ausgeprägten Wutanfall.

Übrigens sorgen wir dafür, dass jedes Kind Exklusivzeit bekommt. Der Große möchte auch schon viel selber machen und entscheiden und das darf er natürlich auch. Wir Eltern schreiten aber ein sobald es um Sicherheit, Gesundheit/Hygiene oder das Kaputt machen (herumwerfen, drauf springen) von Gegenständen geht. Wir versuchen, zugewandt und kurz und bündig zu erklären, bieten Optionen zur Ablenkungen o.ä. Trotzdem haben wir hier mehrfach täglich Eskalation weil er in gewissen Momenten scheinbar rot sieht und ausrastet.

Ist das eine neue Phase? Wie zieht man liebevoll Grenzen, wenn ruhiges Erklären nicht fruchtet? Letztendlich hilft hier oft nur, dass ich die Situation beende indem wir den Spaziergang beenden (Thema Laufrad und nicht hören auf Stopp, langsam, etc.), das Spiel beenden und letztendlich die Kinder sogar räumlich kurzzeitig trennen. Der Große braucht dann oft 10min, in denen er vor sich hin weint und niemanden sehen will. Danach lässt er sich aber trösten.
Aber muss es denn immer so enden, dass die Situation völlig aufgelöst werden muss und das Kind erst mal alleine heult? Ich fühl mich richtig schlecht, zumal das - wenn sas unterwegs passiert wie neulich im Supermarkt als es keinen Kinder-Einkaufswagen mehr gab - immer aussieht als leide das Kind wegen mir und ich sei nicht geduldig, nicht empathisch oder gar ZU geduldig und ZU zugewandt wenn ich mit dem brüllenden Kind rede statt ihm eine zu kleben.
Denn zumindest das kann ich behaupten: weder das Schubsen noch das schlagen hat er von uns gelernt. Er wurde nie „versohlt“ oder anderweitig körperlich bestraft. Aber woher kommen diese Ausbrüche dann und wie zieht ihr in solchen Fällen Grenzen?

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Dein Bericht könnte zu 90% so von mir stammen. Unsere Kinder (3 Jahre und 4 Monate sowie 17 Monate alt) sind einerseits ein Herz und eine Seele und andererseits permanent im Streit. Wobei der Große gern auch haut, schubst und kein Stop kennt. In anderen Momenten ist er dann die Ruhe selbst. Es bringt mich ähnlich wie dich an meine Grenzen und ich muss mir jeden Tag sehr oft sagen, dass er das nicht macht um zu ärgern. Aber es fällt schwer. Und ich werde mittlerweile auch häufiger laut. Wir waren jetzt 10 Tage im Urlaub und einmal habe ich tatsächlich den Großen in den Hochstuhl vom kleinen gesteckt um einen räumliche Trennung herzustellen, die sonst nicht machbar war. Das Geschrei ist trommelfellzerfetzend und die Tränen riesig. Ich denke aber Augen zu und durch. Immer wieder aufhalten, erklären wenn er sich beruhigt hat etc.
Manchmal hilft es ihm eine Handlung anzubieten, über die er Kontrolle hat. Wir mussten zum Beispiel noch schnell was einkaufen. Er wollte nicht mit. Kaum war ich aus dem Auto wollte er doch. Ging aber nicht mehr weil ich schon weg war. Also Geschrei, Treten, Tränen. Das Angebot er könne mir gleich erzählen, dass er mit wollte, hat zur Beruhigung geführt. Klappt aber auch nicht immer.
Ich wünsche Gute Nerven! Das wird schon wieder werden.

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Eine Lösung habe ich nicht, lediglich einen ähnlichen Bericht. Meine zwei sind 1,5 und 2,5. Eigentlich ist mein Großer ein sehr lieber Junge, der nur selten aufmüpfig ist. Allerdings gibt es immer mal Phasen, die mich regelrecht schockieren. Zuletzt war es hauen, schubsen, beißen, treten, WÜRGEN, in die Augen pieksen und treten der kleinen Schwester. Das Ganze abwechselnd wie am Fließband, ohne Reaktion auf meine Bemühungen ihn davon abzuhalten. Letztendlich, nachdem meine Geduld aufgebraucht ist, verlege ich jede freie Minute nach draußen. Es ist super ätzend und anstrengend dauernd draußen zu sein, wenn man eigentlich genug zuhause zutun hätte, aber es löst immer alle Probleme. In diesen schwierigen Phasen koche ich nicht, putze nicht, mache keine Wäsche. Ich bin nur für die Kinder da und verbringe mein Leben (außerhalb der Kita Eingewöhnung die grad läuft) eben auf Spielplätzen, Wiesen und Co. Oft endet diese Phase nach einigen Tagen und die Kinder sind wieder "normal" 😀

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Naja, ich würde sagen, das nennt sich Trotzalter. Mal mehr mal weniger so ausgeprägt haben wir es hier seit 2 Jahren. Auch als EInzelkind.

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Ich finde das was du beschreibst alles völlig normal für ein gut 2,5 jähriges Kind.

Ich finde du machst das gut - unmittelbare Konsequenzen setzen (also wer z.b. mit dem Laufrad davon fährt kann nicht weiter radeln; wer das Wasser ausschüttet hat eben keins mehr), den Frust und das Gebrüll aushalten und wenn die Wogen geglättet sind Trost spenden. Anders würde ich es wohl auch nicht machen🤷‍♀️
Gerade mein Großer wollte sich auch nie in den Arm nehmen oder trösten lassen, wenn er so wutentbrannt und aufgebracht war. Ich habe ihn dann einfach toben lassen, mich irgendwo ruhig hingesetzt und ihm gesagt er soll sich fertig ärgern und wenn er mich braucht kann er kommen...für Erklärungen oder konstruktive Gespräche sind Kinder in solchen Momenten überhaupt nicht aufnahmefähig. Auch bezüglich Streit zwischen den Geschwistern hilft hier oft nur eine konsequente räumliche Trennung und dafür zu sorgen, dass jeder seinen eigenen, geschützten Spielbereich hat.

Es kommen auch wieder bessere Zeiten

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Ich denke es reicht, wenn du ein mal bittest etwas zu unterlassen und die Konsequenz aufzeigst und die bei erneuten Quatsch direkt dann auch durchziehst.

Ansonsten klingt es stark nach Trotzphase. Wie gut spricht er? Kinder die nicht so gut sprechen reagieren häufig wütender.

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Tatsächlich ist das Sprechen eine Baustelle. Er hatte einen beidseitigen Paukenerguss, wir wissen nicht wie lange schon weil unsere Kinderärztin ihn immer als Late Talker und unbedenklich eingestuft hat bis ich dann Druck gemacht habe. Seit Juni sitzen die Röhrchen und im September werden noch die Polypen entfernt. Wir sind auch in logopädischer Behandlung.

Gerade weil das Sprechen bisher ein Problem war (ist aber schon deutlich besser), gebe ich ihm mehr Zeit und wiederhole mich öfter bevor ich Konsequenzen ziehe.

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Ich würde es trotzdem ohne mehrmaligen wiederholen versuchen, dann so weiß er, er kann noch.. nach dem Motto „Mama sagt was aber setzt es sowieso erst später um“

Das mit der Sprache kann tatsächlich aber dazu führen, das ein Kind sich „aggressiver“ äußert. So gleicht es die fehlende Möglichkeit verbal zu agieren dann eben non verbal aus.

Hat er denn Hobbys? Sowas wie turnen in der Gemeinschaft oder Ähnliches? Vielleicht hilft ihm das auch, ist ja noch mal anders als Kita aber auch anders als zuhause?

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Gar nichts machst du falsch. Das sind die Terrible Twos. Bleib dran wie bisher, dein Kind entwickelt seine Persönlichkeit, testet Grenzen.