Holt er die deutsche Sprache noch nach ?

Hallo,
Vorab einige Infos
Mein Sohn wird im November 4 Jahre. Angefangen zu reden hat er vor ca 5-6 Monaten. Im Moment spricht er ca 10-15 Wörter und einige undeutliche. Bildet aber mit diesen schon drei Wörter Sätze. Grund für diese sprachliche Verzögerung waren Polypen und ein paukenerguss in beiden Ohren. Er bekam paukenröhrchen, seitdem versteht er was man ihm sagt, was davor nicht der Fall war und spricht auch etwas.
Frühförderung Antrag wurde gestellt, jedoch dauert es für ein Termin noch lange, wegen viel bedarf anderer Kinder.


Nun zur Frage, zuhause sprechen wir türkisch und deutsch eben nur im kiga.
Anfangs sprach ich mit ihm beides merkte aber das bringt ihn durcheinander.

Wird ihm das deutsch im kiga reichen ? Habe Angst, dass er bei der deutschen Sprache Probleme haben wird.

Vielen Dank im Voraus

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Ich bin der Meinung und habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Kita das heute nicht mehr alles auffangen kann ( Personalmängel etc.), vorallem bei Kindern die sprachlich verzögert sind und zusätzlich zu Hause kein Deutsch sprechen

Bearbeitet von Inaktiv
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K1 war im letzten Winter keine Woche vollständig in der Kita. Mit dem rsv sogar 3 Wochen am Stück zu Hause. Hätte er in der Kita noch die Sprache lernen müssen, wäre er nun auf verlorenem Posten.

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Hey!

Hast du dich denn professionell beraten lassen?

Was bedeutet "aufholen"? Er wird sich vermutlich irgendwann auf deutsch unterhalten können- aber ich habe bisher beobachtet, dass die Kinder dann doch sprachlich zurück sind: der Wortschatz ist kleiner, Tempora wie beispielsweise das Präteritum sind komplett unbekannt und die indirekte Rede oder das Passiv werden nicht beherrscht.

Lass dich beraten. Sicherlich kommt es auch auf deinen eigenen Sprachstand an. Da können wir dir keine fundierten Tipps geben.

Außer: Schenk deinen Kindern Bücher. Das Präteritum lernen sie nur, wenn sie lesen oder ihnen vorgelesen wird.

Liebe Grüße
Schoko

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Im kiga kommt einmal die Woche eine Logopädin/ Pädagogin. Diese meinte zu mir dass ich zu ihr nicht kommen brauche, wenn der Arzt ja sowieso die Frühförderung in Antrag gestellt hat. Und wie geschrieben die Frühförderung sagt es wird auf jeden Fall noch dauern mit den Terminen. Laut Arzt wäre Logopädie mit in dieser Frühförderung drin, weshalb er mir keine Überweisung für extra Logopädie gab. Sollte ich dennoch darauf bestehen? Ich möchte nicht einfach abwarten und dann eventuell etwas verpassen bei seiner Entwicklung.

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Was soll denn der Logopäde therapieren?

Sprachtherapie beinhaltet das Behandeln von Sprachentwicklungsstörungen, aber bedeutet nicht "Deutsch als Fremdsprache". Mir ist sehr wohl bewusst, dass diese Aussage hart ist.
Frühförderung beinhaltet auch Logopädie, aber ob diese zielführend ist?

Was würde ich machen:

Eine muttersprachliche Therapeutin suchen und diese eine Sprachstanderhebung/Befund erstellen lassen.

Ein Sprachbad in der Bildungssprache auch in der Freizeit schaffen.

Mir Bücher über mehrsprachige Erziehung suchen.

Viele Grüße

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Ich denke nicht das er das im kiga aufholen wird.
Und dazu ist ein kiga auch nicht da und hat wohl auch nicht die Kapazitäten. Wenn es ihm jetzt schon schwer fällt.
Und ich finde, wenn ihr in DE wohnt, wichtiger das er deutsch spricht. Diese Sprache wird er doch auf jeden Fall brauchen und zwar sein ganzes Leben lang. Wenn ihn zwei doch durcheinander bringen, verstehe ich den Gedankengang nicht wirklich.

LG und alles Gute 🍀

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"Diese Sprache wird er doch auf jeden Fall brauchen und zwar sein ganzes Leben lang."

Du wirst zwar höchstwahrscheinlich Recht haben, daher verstehe ich die Aussage.

Aber mir ist das dennoch zu pauschal. Wer weiß, wo die Familie in zehn, 20 oder 50 Jahren ihren Lebensmittelpunkt hat...?

Mein Arbeitskollege Mitte 50 bereut es zutiefst, seinen Kindern gebrochenes Deutsch statt seiner Muttersprache mit auf den Weg gegeben zu haben...

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Naja stimmt das weiß ich nicht.
Für mich hat es sich aber so angehört als soll er hier auch seine Schullaufbahn bestreiten. Und damit sein Leben aufbauen und maßgeblich gestalten. Sollte dies nicht so sein ist das natürlich eine ganz andere Situation.
Aber ohne die deutsche Sprache oder schlechtes gebrochenes Deutsch wird die Schulzeut schwer, Potenzial wird nicht ausgeschöpft und Talente können vielleicht garnicht erkannt werden. Das würde sein Leben lang ihn beeinflussen.

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Dein Kind hat bis zum Schuleintritt 3 Jahre noch. Wenn nur im Kita deutsch gesprochen wird, könnte es vielleicht reichen. Aber nur dann, wenn die anderen Kinder auch deutsch sprechen.
Ich gehe aber davon aus, dass es da auch türkische Kinder gibt, mit denen er spielt. Es könnte sehr sehr eng werden.
Für die Schule reicht es dann nicht sich irgendwie auf Deutsch verständigen können.
Selbst deutsche Kinder, denen wenig vorgelesen wurde, haben echt Schwierigkeiten sich auszudrücken. Und wie hier schon jemand schrieb, Präteritum wird für ihn völlig unbekannt sein.
Ihr müsst ihn irgendwie noch mehr fördern und auch eventuell dann ein Jahr noch zurückstellen, damit hätte er 4 Jahre aufzuholen.

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Hallo Butterblume5532,

Ich stimme mich den Vorstimmen an, dass der Kiga das schwer komplett auffangen kann.
Bist du die einzige Bezugsperson deines Sohnes oder gibt es noch Papa, Großeltern oder so? Bei mehrsprachiger Erziehung ist es gut, wenn Personen sich mit ihm nur in einer Sprache unterhalten, also z.B der Papa türkisch und die Mama deutsch.
Alternativ gibt es auch das Modell die Sprache an Orte zu binden. Dann wird zuhause türkisch gesprochen und außerhalb deutsch (z.B beim Einkaufen, Arzt, etc). Ich weiß aber nicht, was die aktuelle Forschung zu dem Modell sagt.

Ich wünsche euch alles Gute ❤
Liebe Grüße, jukimaus

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Ich habe selbst bis zur Kita mit 3 Jahren kein Wort deutsch gesprochen und meine Eltern ebenfalls nicht, denn sie waren damals Asylanten. In Deutsch war ich immer die Beste, wie auch im Deutsch Abi. Lesen und schreiben konnte ich mit 5 Jahren. Meine Geschwister hatten ebenfalls nie Probleme und bei uns wurde bis zum Teenie Alter kein Deutsch zuhause gesprochen, außer zum lernen und üben für die Schule. Wir haben aber immer viele Bücher gelesen und das ausschließlich Deutsche. Uns wurden auch ab Kita Alter täglich deutsche Bücher vorgelesen.

So viel zu den Kommentaren, die selbst gar nicht die Erfahrung gemacht haben.

Ich bin Pädagogin und habe als Erzieherin gearbeitet.
In den meisten Fällen wird das nachgeholt, das sprachliche Defizit hat selten was damit zu tun, dass ihr bisher kein Deutsch gesprochen habt.

Was du tun kannst: das türkisch gesprochene von ihm, immer und immer wieder auf Deutsch zu übersetzen. Sagt er Anne Gel, sagst du, Anne komm? Also soll Anne kommen?
Auch das von dir gesprochene. Wenn du ihm etwas auf Türkisch sagst, wiederholst du es auf deutsch noch mal.

Das kann tatsächlich Wunder bewirken. Ansonsten täglich eine Geschichte vorlesen auf Deutsch. Viel mehr wirst du nicht tun können.

Es ist schön und wichtig, dass ihr eurem Kind die Muttersprache nahe legt. Andere schicken ihre Kinder in bilinguale Kitas, damit sie eine weitere Sprache lernen.

Dein Kind hat noch einiges an Zeit, bis es in die Schule geht. Mach dich nicht so verrückt.

Bearbeitet von Winterwonder
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Du vergisst ein wesentliches Detail

Du hättest keine Probleme mit den Ohren sondern hast von Anfang an normal gehört

Diesem Kind fehlen aber 3Jahre normales hören
Und das ist für jedes Kind dann schwerer-- und früher gab es weniger Kinder mit Migrationshintergrund als heute in den Schulen

Bei unserer Tochter - Einschulung 2014-- waren 3 Nationen in einer Klasse
( 15 Kinder)

Bei unserem Sohn - Einschulung 2020-
Sind aktuell 11!!! Nationen in einer Klasse ( 18 Kinder)

Das kann die Schule mit den paar Sprachförderstunden nicht auffangen

Ja es gibt extra Sprachlernklassen -- aber
Eben nicht überall

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Ich arbeite in einer Sprachlernklasse und im letzten Jahr hatten wir 12 Ukrainer, drei Araber und eine Französin. Wie gut dort deutsch gelernt wurde, kann man sich vorstellen. 🫠 Am Ende konnten die Araber ins Französin rudimentäres russisch. 😅

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Meine Erfahrung aus 15 Jahren Kindergartenarbeit mit Kindern, die nur in der Kita deutsch sprechen:
Bis zum Schuleintritt sind die Defizite meist nicht auszugleichen.
Dazu fehlt die Zeit für gezielte Förderung in der Kita - und die Sprachvorbilder. Wenn viele Kinder kein Deutsch sprechen, können sie nicht voneinander lernen.

Bei uns gibt es deshalb einen gesetzlich vorgeschriebenen Deutschkurs im Kindergarten.
Die Grundschule in unserem Sprengel hat zusätzliche Lehrkräfte, die Deutsch als Zweitsprache auf Kinderniveau unterrichten.
Trotzdem ist die Meinung der Grundschullehrkräfte eindeutig: es reicht nicht.
Ob das sprachliche Defizit so groß ist, dass das Kind Probleme hat, Lerninhalte zu verstehen, dem Unterricht zu folgen (oder Anweisungen der Lehrkraft zu verstehen), ist ganz individuell.

Aber 3 Jahre reichen meiner Erfahrung nach nicht, um die bis dahin entstandenen sprachlichen Lücken zu schließen.

Zudem ist dein Kind ja in seiner Muttersprache ein Late Talker. Auch in der Sprache hat er Defizite. Ich würde mich bemühen, eine türkischsprachige Logopädin/Sprachheilpädagogin zu finden, damit sie eine Sprachstandserhebung macht und euch evtl Tipps im Bezug auf Zweisprachigkeit im Alltag unter diesen Voraussetzungen geben kann.

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Ich bin Lehrerin in der Sek 1 und sehe diese Probleme auch noch in der weiterführenden Schule. Die Sprachstandserhebungen in Kl 5 und 6 und die Lernstandserhebungen in Klasse 8 (lesen und schreiben) waren in meiner Klasse eindeutig und passten zu meinen Beobachtungen aus dem Unterricht.

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So wie du schreibst sprichst du doch perfekt Deutsch. Wenn dir die Sache wirklich Sorge bereitet solltest du dahin doch besser Deutsch mit deinem Sohn sprechen. Halt nicht mischen, sondern dein Mann übernimmt Türkisch und du Deutsch. Du kannst ja MIT deinem Mann weiter Türkisch sprechen, aber mit dem Kleinen konsequent Deutsch. Alle Studien sagen dass das eben NICHT verwirrt, sondern nur wenn man selbst in der Ansprache des Kindes hin und herwechselt. Und klar, es gibt sprachbegabte Kinder bei denen ist alles kein Problem, aber grade wenn dein Sohn wegen des Hörens sowieso Probleme mit der Sprache hat würde ich mich nicht auf die Kita verlassen. Ich kenne ein Kind, das wächst Deutsch-Englisch auf und spricht jetzt mit fast 7 nur gebrochen Deutsch trotz deutscher Kita. Das tut mir irgendwie leid, denn das hätte man sicher verhindern können.

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Hallo,
ob die Kita das aufholen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Hat die Kita ein Sprach(förder)konzept/ Wie ist die Kita personell aufgestellt/ Wie viel Zeit verbringt dein Kind dort (Ganztags- oder VÖ-Platz/ Gibt es dort noch viele andere türkischsprachige Kinder (oder ist er "gezwungen" Deutsch zu sprechen, um mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen) usw.

Sprichst du selbst fließend Deutsch? Also als 2. Muttersprache?
Grundsätzlich lauter die Empfehlung, dass Eltern mit ihren Kindern in der eigenen Muttersprache (in der sie sich sicher fühlen) möglichst viel sprechen sollen. Denn der Erwerb der Muttersprache, hilft auch dabei, eine zweite Sprache zu lernen. Am besten unterstützt du dein Kind, wenn du wirklich den ganzen Tag gaaanz viel mit ihm sprichst ( in deiner Muttersprache). Auch wenn es dir vllt übertrieben vorkommt, alles was ihr tut sollte sprachlich begleitet werden. Immer wieder. Und wenn du selbst gut mit der deutschen Sprache zu recht kommst, könnt ihr zusätzlich vllt ein paar deutsch-türkische Bilderbücher besorgen und täglich zusammen anschauen.

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Das stimmt, aber es fehlt flächendeckend in Deutschland überall Personal so dass die Qualität in den Einrichtungen gerade miserabel ist

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Naja, das kann man so pauschal sicher nicht für jede einzelne Einrichtung in Deutschland sagen. Da muss man schon nochmal individuell auf die jeweilige Einrichtung gucken.

Unabhängig von der Kita bin ich aber der Meinung, dass das Lernen der deutschen Sprache auf keinen Fall zu Lasten der Muttersprache passieren sollte. Man darf nicht vergessen, dass das Kind ja auch die Muttersprache noch nicht altersentsprechend spricht. Und die ist nun einmal die Basis für jeden weiteren Spracherwerb. Daher wäre mein Rat, dass die Familie zu Hause weiter türkisch spricht und parallel dazu Angebote wahrnimmt, die auch Deutsch fördern. Generell ist es das Wichtigste ganz ganz viel mit dem Kind zu sprechen und zu lesen. Der Junge ist ja jetzt noch nicht einmal 4 Jahre alt. Bis zur Einschulung kann er da schon noch gut aufholen, wenn man dran bleibt.