Vater ist überfordert

Liebes Forum! Ich brauche euren Rat.

Unsere Tochter ist 2 und richtig in der Trotzphase/Autonomiephase angekommen. Sie schläft nachts wieder schlecht und kann dann zum Teil nur von mir beruhigt werden. Das, obwohl sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Papa hat und wir sie abwechselnd ins Bett bringen. Im Ernstfall bin dennoch ich ihre Nr 1.

Gestern Nacht hat sie wieder lautstark gebrüllt. Mein Freund wollte sie beruhigen aber hat es nicht geschafft. Ich habe dann gehört, dass er auch irgendwas gebrüllt hat und bin sofort hinübergegangen. Ich habe gesehen, dass er sie mit beiden Händen vor sich hingehalten hat und eben angeschrien hat - irgendwas wie „Halt den Mund“ oder so. Ich war total schockiert, warum er jetzt so auszuckt und habe sie ihm weggenommen und gesagt, er soll rausgehen.

Ich will nicht, dass er sie so behandelt. Er hat einfach total die Nerven weggeworfen. Er hat versprochen, dass es nicht wieder passieren wird, aber kann ich mich da drauf verlassen? Er hat es ja auch jetzt nicht bewusst gemacht.

Es war einechter Schock für mich, ihn so zu sehen.

Was soll ich tun? Ich selbst wurde als Kind manchmal von meinem Vater geohrfeigt und meine Mutter hat nichts dagegen unternommen. Ich will auf keinen Fall eine Mutter sein, die ihr Kind in einer Gewaltsituation im Stich lässt, auch wenn hier keine Gewalt im eigentlichen Sinn ausgeübt wurde.

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Ich kann verstehen dass Du das nicht möchtest und die Situation Dich belastet. Trotzdem hoffe ich, dass Du Dich mit etwas Abstand ein wenig beruhigen kannst. Natürlich ist das ein falscher Umgang mit einem weinenden Kleinkind und es bringt absolut nichts, was Dein Freund da gemacht hat. Aber das kann vorkommen und ich denke, es ist den meisten Eltern schonmal passiert, dass sie kurz die Nerven verloren haben. Mein Freund hat kürzlich auch kurz sehr laut unseren Sohn zur Ruhe ermahnt, als wir etwas wirklich sehr sehr wichtiges besprechen mussten und der Kleine ständig dazwischengerufen hat. Ich fand das auch nicht toll, aber er hat sich sofort bei den Kleinen entschuldigt und damit wars gut.
Dein Freund hat kurz die Nerven verloren, das ist menschlich und es ist nichts weiter passiert.Er weiß, dass es nicht richtig war. Es liest sich nach einem Einzelfall und nicht so, als sei er grundsätzlich überfordert, sehe ich das richtig?
Männer lieben ja harte Fakten, vielleicht legst Du ihm mal einen Artikel vor, der erklärt, dass Anbrüllen nix bringt.

Alles Gute Euch!

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Danke! Ja, es war ein Einzelfall. Vielleicht war es deshalb so schlimm. Er hat sonst noch nie eine Grenze überschritten und ich habe ihn so noch nicht erlebt 😥. Auch nicht in der anstrengenden ersten Babyzeit. Die Trotzphase ist nichts dagegen, zumindest für mich.

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Ich denke, das kann kaum wer beurteilen. Bzw wäre es deine Aufgabe, in Gesprächen herauszufinden, was es genau mit dieser Situation auf sich hatte und du solltest auch deine Ängste und Befürchtungen beschreiben. Am Ende scheint der Hauptgrund deiner Sorge ja zu sein, dass du deinem Mann zutrauen würdest, dass er sein Kind noch schlechter als übers anbrüllen hinaus behandeln würde. Auch was das mit diesem festhalten zu bedeuten hat, kann keiner beurteilen.
Aber von "ich brülle mein Kind an, weil mein Fass voll ist" zu "ich geb ne Ohrfeige" ist es mMn noch ein seeehr weiter weg.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Prozentsatz der Eltern, die ein Kind in einer Stresssituation noch nie angemotzt haben, verschwindend gering ist.

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Ja, du bringst es auf den Punkt. Ich denke: wenn er diese Grenze überschreitet, wird er vielleicht such andere Grenzen überschreiten

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Ich halte es für völlig normal bis menschlich, dass man als Eltern auch mal ausflippt, solange das weder an der Tagesordnung ist noch in körperliche Gewalt ausartet.
Ich fände es besorgniserregend, wenn ich mit jemandem zusammen wäre, dem ich das wirklich zutrauen würde. Also dass er handgreiflich wird. Da würd ich auf jeden Fall ansetzen.

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020