Sohn 2 J 3m reicht der kleine Finger nicht / Trotzphase

Hallo zusammen.

Mein Sohn ist 2 Jahre und 3 Monate alt und rastet wegen allem aus. Ich kriege ihn morgens nicht mehr in den kiga ohne Geschrei, wir kriegen ihn abends nicht vom tv los ohne Geschrei, wir kriegen ihn nicht ins Bett ohne Geschrei. Er hat noch einen kleinen Bruder 5m der von dem vielen Geschrei schier irre wird und kaum einen Ton von sich gibt, weil er kaum zu Wort kommt… für ihn tut es mir so leid, er ist so ein liebes Kind, und ich habe das Gefühl keinem von beide. gerecht zu werden. Auch mit nicht mehr.

Wir gehen beim zornanfall neben ihn in die Knie und versuchen den grund zu finden. Wir spiegeln seine Gefühle, wir sagen „oh du bist jetzt traurig weil“. Wir halten aus und sitzen daneben, solange es es die Situation zulässt. Meistens kommt auf die Frage, warum er wütend/traurig etc ist: weil ich das nicht mag. Weil Ich Papa nicht mag, etc. … Mehr nicht.

Wir bieten maximal 2 alternativen an, zb beim anziehen, aber er will dann gar nichts anziehen. Auch wenn er schon schlottert. Oder wenn ich abends singen soll, egal welches Lied ich anstimme, es ist falsch („NEIN“), aber singen soll ich, sonst eskaliert es wieder und er schläft erstrecht nicht. Einschlafen dauert sowieso so 2h und die liege ich in seinem Zimmer auf dem Sofa und drehe selbst schier am Rad.

Und wenn wir ihm mal den kleinen Finger geben ( zb 1 folge Peppa Wutz, 1 Geschichte abends, 2 Lieder zum einschlafen, kurz im Auto ans Lenkrad sitzen und spielen bevor wir in den kiga fahren) will er immer die ganze Hand. Und findet wirklich kein Ende. Wir haben es ausprobiert, dann lesen wir 2h, ich singe mir den Hals kratzig, wir stehen 1h am/im Auto im Regen.

Und vieles kann ich gar nicht (mehr) leisten, weil der kleine Bruder eben auch Bedürfnisse hat und zb nicht ewig im maxicosi warten will oder Hunger kriegt.

Und ich habe langsam das Gefühl, ich mache was falsch bzw. bin ich wirklich zu inkonsequent und zu lieb zu ihm (um den familienfrieden zu wahren)?

Ich finde es so schlimm, dass unser Tag mit Geschrei startet und beendet wird. Dabei bin ich so harmoniebedürftig und würde da gerne liebevolle Rituale durchführen, statt kämpfen zu müssen.

Habt ihr Tipps?

Danke fürs durchlesen!

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Hi,

das ist nunmal leider die Trotzphase. Das geht auch wieder vorbei. Ganz so extrem ist das ja meistens nur für ein paar Wochen.

Das er Sachen weiter machen will, die IHK Spaß machen kann ich allerdings gut verstehen. Das ist doch bei uns selber auch so. Wenn wir eine Serie gucken und die super spannend finden und wissen, das wir morgens eigentlich früh raus müssen. Oder wenn wir auf ner Feier sind und uns verquatschen und viel zu spät ins Bett gehen.
Wir verlangen von unseren Kindern immer ziemlich viel Disziplin, haben diese aber selber ja häufig nicht.
Das musst du dann leider einfach begleiten. Deswegen würde ich trotzdem nicht anfangen statt einem Buch zehn vorzulesen, sondern da schon konsequent sein. Meistens liest man ja nur ein Buch, weil man auf mehr keine Lust hat. Und dann kannst du das auch durchsetzen. Aber den Wutanfall musst du eben begleiten.

Ich drück dir die Daumen, dass es bald besser wird. ✊🏻🍀

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Würdest du danach morgens konsequent alles abbrechen, und ein um sich schlagendes und brüllendes Kind im kiga abliefern? Weil auszetern dauert so lange bis die bringzeit verstrichen ist und führt auch nicht dazu, dass er dann in den kiga geht.
Selbes am Abend.

Ich hab immer angst, dass ich die Unlust auf irgendwas damit noch schlimmer mache…

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Meine maus ist gerade in der Alleine-Phase. Sie will alles selber machen. Wenn Sie abends beim ausziehen darauf besteht es selber zu machen, lasse ich sie gewähren. Wenn Sie so wie gestern abend aber völlig drüber ist, weil mittags nicht geschlafen und so, dann vordere ich sie ein zweites und ein drittes Mal auf, dass sie jetzt die Möglichkeit hat sich auszuziehen. Wenn Sie es dann nicht tut, helfe ich ihr. Auch wenn es dann Geschrei gibt.🤷🏼‍♀️

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Das wird eine lange Antwort 😅
Ich verstehe deine Frustration sehr gut. Meine große kam auch ordentlich in die trotzphase, als sie so alt war und geschrien wird hier mit 3,5 auch noch häufiger als mir lieb ist.
Was ich inzwischen für mich begriffen/beschlossen habe:
- Man muss nicht jeden Kampf kämpfen (Beispiel: die große liebt Baden und findet kein Ende, eigentlich wäre es an der Zeit raus zu kommen, sie will nicht. Dann geht sie halt 30 Minuten später ins Bett. Irgendwann will sie dann nämlich doch von alleine aus der Wanne).
Wichtig ist für mich, dass ich mich vorher entscheide: lass ich es durchgehen oder nicht? Und dann auch bei dieser Entscheidung bleibe. Denn erst nein sagen und sich dann doch breit schlagen lassen, ist bei uns überhaupt nicht produktiv für das Zusammenleben. Passiert natürlich trotzdem mal, aber in der Regel ziehe ich durch und bin konsequent.
- man kann auch mal was ignorieren (wieder Beispiel Badewanne. Die große weiß, dass sie das Badewasser nicht trinken soll, schaut gaaanz unauffällig, ob ich gerade gucke und nimmt einen Schluck. Ich hab’s natürlich gesehen, aber kann nach dem stressigen Tag einfach auch mal nicht mehr, also tu ich so, als hätte ich es nicht gesehen. Von ein bisschen Badewasser passiert schon nix).
- Man kann nicht jeden Sturm verhindern, die Gefühle müssen raus und die Kinder können in dem Moment auch nicht anders. Also setze ich mich neben die große, achte darauf, dass sie nichts kaputt macht und niemandem weh tut und biete ihr an, sie zu trösten. Lehnt sie dies ab, mache ich nichts weiter, sondern bin einfach da und schaue dem Spektakel zu. Im Anschluss reden wir über Gefühle und reflektieren die Situation (soweit das mit ihr schon geht).
- zum Thema nicht genug kriegen: ich glaube, kaum ein Kind wird bereitwillig mit etwas aufhören, das ihm Spaß macht. So handeln erwachsene, aber nicht Kinder. „Nochmal“ ist das allerliebste Lieblingswort meiner Tochter. Und das seit sie sprechen kann 😅 ich sag irgendwann: jetzt ist Schluss. Oder ich kündige an, dass noch einmal gesungen wird, noch eine Geschichte oder noch 5 Minuten Fernsehen und dann ist Ende im Gelände. Und das ziehe ich dann auch in den allermeisten Fällen durch, mit allen Konsequenzen (jammern, meckern, wütend werden). Anders geht es bei uns nicht. Inzwischen merke ich, dass sie immer öfter akzeptiert und den Fernseher bereitwillig ausschaltet oder sagt, was sie als Nächstes machen möchte.
Das Thema Fernsehen ist bei uns eine besondere Sache, denn da merke ich, dass die große nach dem Fernsehen häufig völlig überreizt ist und miserable Laune hat. Daher gibt es bei uns nicht täglich Fernsehen. Wir haben vor einiger Zeit beschlossen, den Konsum herunterzuschrauben und heben es uns als Extrawurst für Krankheiten oder besondere Situationen auf. Stattdessen bieten wir jetzt eher Hörspiele an.

Ich habe von einer Freundin den Podcast „Mama talk“ empfohlen bekommen und die haben eine sehr launige Folge zum Thema trotzphase. Mir hat sie sehr gut gefallen und es tat gut, mal ganz ehrliche Mamas zu hören.

Ich drücke dir die Daumen! Und Kopf hoch, bei anderen sieht’s auch so aus. Irgendwann sind sie mit der trotzphase fertig und dann kommt die wackelzahnpubertät 🎉

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Danke für deine Antwort.

Wir kämpfen auch längst nicht mehr jeden Kampf, haben uns als Eltern auf die harten Grenzen geeinigt und er kriegt schon oft seinen „Willen“. Aber er findet dann kein Ende.
Im zornanfall selbst lösen wir es ähnlich wie du, außer dass wir versucht haben den Grund zu finden und wahrscheinlich zu viel diskutieren (er ist sehr sprachgewandt für 2, aber wahrscheinlich haben wir sein Verständnis überschätzt).
Der Tv hat sich durch die Geburt des kleinen Bruders eingeschlichen, zuerst in Ausnahmefällen, zb Baby muss schlafen und er ist zu laut und aufgedreht. Klar ist er in dem Moment ruhiggestellt, anders kann man es nicht sagen, danach ist es um so schlimmer, da hast du recht. Mittlerweile fordert er seine Serie täglich ein, weswegen wir auf eine Folge begrenzen, aber dann ist im Anschluss halligalli. Vielleicht lassen wir es daher lieber ganz.
Hörspiele könnten wir nochmal ausprobieren, unsere bisherigen Versuche sind gescheitert.
Den Podcast höre ich mir mal an, danke!

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Ich finde deine Ansichten und Methoden wirklich toll 🥰🍀🍀

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Ja es ist für die ganze Familie eine schwierige Phase und auch, dass noch ein Baby dabei ist, macht die Situation natürlich noch belastender. Ein paar Ideen hätte ich - vielleicht ist ja etwas hilfreiches dabei.

Ich würde aufhören bei Emotionsausbrüchen nach dem Grund zu suchen, wenn dieser nicht sofort klar ist. Manchmal gibt es keinen richtigen Grund, manchmal ist der Grund nur Müdigkeit und ein anstrengender Tag. Das sieht man ja auch an dem Nein zu jedem Lied abends, obwohl nicht singen auch nicht erlaubt ist. Mein Sohn macht sowas nur, wenn er emotional völlig durch ist.

Ich würde möglichst selten "den Kleinen Finger reichen". Wenn die Kooperationsbereitschaft aufgebraucht ist, dann wird ein Kind nicht verstehen, dass es zwar kurz mit dem Lenkrad spielen darf, aber nicht länger. Ich würde auch das Fernsehen in dem Alter dann lieber ganz lassen, da es wahrscheinlich euch als Familie im Endeffekt mehr Stress macht. Ansonsten würde ich mich bemühen, Vorhersehbarkeit zu schaffen: Jeden Tag genau die gleiche Anzahl Lieder, Geschichten, Sendungen. Jeden Tag die gleichen Abläufe vor der Kita etc. Das muss nicht für immer so sein, aber ich glaube dass Kind braucht diese Verlässlichkeit aktuell einfach sehr.

Zusammengefasst vermute ich, dass aktuell die ganze Familie verständlicherweise mit den Nerven am Ende ist und dass bei allen Beteiligten wichtige Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt sind. Und das Kind merkt das auch. Ich vermute euer Sohn braucht in erster Linie das Gefühl, dass ihr die Situation im Griff habt. Er braucht Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Sicherheit auch, dass ihr auf eure eigenen Grenzen achtet und rechtzeitig etwas ändert, bevor die Situation eskaliert. Dazu gehört, dass ihr klar kommuniziert, was die Möglichkeiten sind und was nicht und dass ihr dann zuverlässig hinter euren Entscheidungen steht.

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Ja, das Grund suchen werden wir lassen. Durch eure beiträge ist uns klargeworden, dass wir ihn aufgrund seiner Sprachgewandtheit in seinem Verständnis wohl überfordern und ihm Zuviel abverlangen…

Um Vorhersehbarkeit bemühen wir uns sehr. Wir haben morgens und abends jeweils feste Abläufe mit der selben Reihenfolge, die sich nur jetzt mit Baby aber halt durchaus ändern mussten oder auch mal abgewichen werden muss. Ich selbst bin grosser Fan von Struktur schon vor den Kindern gewesen.
Er bricht aber halt immer häufiger aus und torpediert den gewohnten Ablauf, „weil er das nicht mag“ und das immer häufiger und immer vehementer.
Wahrscheinlich fehlt mir aufgrund Schlafmangel durchs Baby schlicht die Kraft und die Nerven um gelassen zu sein und und das auch auszustrahlen.

Habe auch schon überlegt ob es Eifersucht ist und er so Aufmerksamkeit sucht. Er nimmt seinen Bruder auch immer alles weg und scheint das Verhalten nun auch im kiga zu zeigen, sodass die anderen Kinder schon abweisend auf ihn reagieren- das ist dann die nächste Baustelle.

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Ist hier ähnlich. Es gibt Tage, so wie gestern, wo man abends einfach nur noch schreien will und sich fragt, wie man die nächsten Jahre überleben soll :-D

Du hast ja schon viele gute Tipps bekommen. Was wir für uns noch entschieden haben:

- Wir reichen den kleinen Finger nur, wenn das Kind so hysterisch ist, dass es keine Chance mehr gibt, sie auf normalem Wege zu erreichen. Der kleine Finger ist also für uns nur eine Unterbrechung, um da rauszukommen, wenn gar nichts anderes mehr funktioniert. Das ist nicht ideal, ganz klar, aber das Kind brüllt sich sonst halb in die Ohnmacht. Kommt selten vor, und nach ein paar Minuten ist auch Schluss damit.

- Wir haben gemerkt, dass gerade abends manchmal auch hilft, sie mit ins eigene Bett zu nehmen. Ab einem gewissen Punkt wissen Kinder ja selber nicht mehr, was sie eigentlich wollen und brauchen, und bei unserer Tochter scheinen die extremen Ausraster gegen Abend auch manchmal darin begründet zu sein, dass sie mehr Nähe braucht. Macht keinen Spaß, das Bett zu teilen, aber gut :-D

- Beim Anziehen planen wir genug Zeit ein. Es wird gleich das hingestellt (Schuhe, Jacke usw.), was angezogen werden soll, damit es gar nicht erst Diskussionen gibt - wenn man nämlich dann doch die anderen Schuhe sieht, will man die.

- Wir versuchen immer, motivierend zu sein. Wenn man mal wieder die Treppe nicht heruntergehen will oder sich dem Anziehen verweigert, läuft es eben auf die "Zeig Papa mal, dass du das schon kannst, der glaubt das nämlich nicht"-Tour. Klappt nicht immer, aber oft.

- Fernsehen würde ich lassen, wenn es nur irgendwie geht. Gerade abends überreizt man das Kind oft nur, die Ruhe ist trügerisch...sobald das Ding aus ist, geht der Stress erst los :-D

- Das abendliche Singen bringt mich auch manchmal an die Grenzen. Im Notfall dudelt halt die CD ganz leise und ich bleibe einfach daneben sitzen.

- Freunde von uns arbeiten mit Stickerbildern - wenn was gut geklappt hat, z.B. das Anziehen ohne Drama lief, darf man einen Sticker aufkleben und hat dann eben nach einer Woche oder so ein cooles neues Bild, was man an einer Wäscheleine im Kinderzimmer aufhängt.

Und ansonsten: Abends abwechseln und auch einfach mal weggehen. Dann hat jeder mal Auszeiten, wo er das Gebrüll auch gar nicht hören muss. Man geht sonst derart auf dem Zahnfleisch und ist so gereizt, dass man total dünnhäutig wird. Deswegen wirklich gucken, dass beide genug kinderfreie Phasen haben, wo sie sich erholen können. Dann überlebt man es irgendwie. Und mit Schokolade ;-)