Bin etwas schockiert, starkes trotzen schlechte Bindung?

Hallo, habe zufällig diesen Text über das Trotzen gelesen und bin etwas schockiert, da mein Kind teilweise sehr extrem trotzt.

Ich dachte, wenn ein Kind trotzt/viel trotzt ist es ein Hinweis auf eine sichere Bindung da es einem vertraut und weiss dass es trotzdem geliebt wird. Das hat mich immer etwas beruhigt und so konnte ich die Trotzanfälle geduldig aushalten.
Und nun lese ich das von einem Arzt der für die Entwicklung für Kleinkinder spezialisiert ist, (von 2012) das hier :



„Der Trotz hat auch sehr viel mit Bindung und Loslösung zu tun. je unsicherer die Bindung und je schlechter die Loslösung desto stärker das Trotzen.“

Trotzen eure Kinder viel?

Was stimmt nun?

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Hi!
Ich glaub eher das das trotzen stark vom Charakter des Kindes abhängig ist.
Ist ein Kind eher ruhig und entspannt, kann es sich vermutlich auch besser selbst regulieren (auch wenn ich diesen Ausdruck hasse). Ist ein Kind temperamentvoll und weiß was es will, wird es sich auch mehr aufregen und trotzen.
Erwachsene sind von ihrem temperament her ja auch sehr verschieden. Manche sind sehr ruhig und entspannt und andere regen sich wegen jeder Kleinigkeit auf.
Die Bindung hat da denke ich eher weniger Einfluss.
Lg

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Ich sehe es auch so, sich mit der Nichzdurchsetzung des eigenen Kopfs schnell oder heftig zufrieden geben ist mehr Persönlichkeitssache. Ausnahme das willentliche "Verwöhntsein"/Blödsinn machen, das oft ein Zeichen det Vernachlässigung ist. Das aber auf reiferes Alter bezogen, nicht mit 2, 3 Jahren.

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Lies doch nochmal den Satz. Das ist simpel Aussagen Logik.

Kennst du den Satz "wenn es regnet, ist die Straße naß" ?
Wenn die Straße naß ist, heißt es nicht, dass es unbedingt geregnet haben muss.
Genauso bei euch. Starkes trotzen heißt nicht, dass ihr eine schlechte Bindung habt...

LG

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Tipp für ein entspanntes Leben mit Kind: nicht alles Hinterfragen und zig Ratgeber lesen 😅🤪

Habe zwei Kinder, die Große (6) hatte keinen extremen Trotzphasen und war bzw. ist im Großen und Ganzen ein ausgeglichenes Kind. Der Kleine (fast 2) ist das komplette Gegenteil, wilder, lauter, unabhängiger und hat einen ziemlichen Dickkopf inkl. ziemlichen Trotzanfällen. Und zu beiden Kindern ist die Bindung super, beide Kinder hängen an Mama 😄🤗 Also erfahrungsgemäß total unabhängig davon 😉

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Hätte und würde ich nie im Leben im Zusammenhang mit der Bindung gebracht.
Ist eher Charaktersache.

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Und schockiert wäre ich deswegen erst gar nicht.
Vielleicht nicht alles so super schnell glauben ohne es zu hinterfragen etc...
Damit würde es dir etwas besser gehen.

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Generell erkenne ich da keinen Zusammenhang. Bei uns könnte es zutreffen, aber das hat andere Gründe.
Mein erster Sohn hatte ganz heftige Trotzanfälle - er war ein extremes Frühchen und die ersten 3 Monate im Krankenhaus. Der Bindungsaufbau war etwas erschwert. Zudem war ich erst 16. Aber die Schwierigkeiten, die wir hatten, schiebe ich eher auf die Frühgeburt.
Meine weiteren Kinder (mittlerweile 10 und 3) hatten kaum Trotzphasen und waren/sind immer sehr ausgeglichen - wir hatten ab dem ersten Tag eine wunderbare Bindung zueinander.
Mein Großer ist mittlerweile 15 und ein ruhiger, zufriedener Teenager. Wir kommen sehr gut miteinander aus. Rückblickend, gerade im Vergleich zu meiner jetzt 3 Jährigen, erkenne ich, dass ich zu ihm nicht diese innige Bindung hatte, die ich zu meiner Tochter verspüre. Aber war nun mal so - wir haben unser bestes gegeben und sind alle glücklich 😊

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Es wäre interessant zu wissen in welchem Kontext diese Aussage steht . Extremes trotzen deutet eher auf eine gute Bindung hin kommt aber auch sehr viel auf das Temperament des Kindes an . Bei fremden Personen trotzen Kinder meistens nicht so stark wie bei ihren sicheren Bezugspersonen . Was es aber gibt ist das Phänomen der negativen Aufmerksamkeit Kinder die wenig positive Ansprache oder positive Aufmerksamkeit bekommen suchen oft durch trotzen oder provokantes Verhalten als Hilfeschrei Aufmerksamkeit . Bei einem temperamentvollen willensstarken Kleinkind das stark trotzt braucht man sich deswegen aber nicht gleich Sorgen machen .

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Ich finde es generell schwierig, wenn Experten von "trotzen" sprechen. Klar, umgangssprachlich ist das üblich, aber schon sehr wertend.

Kinder müssen Emotionsregulation erst erlernen. Wenn sie wütend/traurig/etc. sind, bekommen sie Emotionsausbrüche. Wie stark diese ausfallen, hängt von sehr vielen Faktoren ab, u.a.:

1) Angeborenes Temperament (z.B. Stichwort "gefühlsstark")

2) aktuelles Befinden (z.B. Müdigkeit, Hunger, Krankheit)

3) passende Umgebung (in der Kita oder bei den Großeltern bemühen sich die Kinder meist mehr sich "zusammenzureißen", weshalb die Ausbrüche oft später zu Hause bei der Hauptbezugsperson erfolgen)

4) aktuelles und allgemeines Anspannungslevel (hier kann z.B. eine unsichere Bindung rein spielen, da diese sicher zu mehr Anspannung führt)

5) erlernten Strategien, die bei der Regulation helfen (z.B. stampfen oder sich umarmen lassen)

Es gibt sicher noch viel mehr Faktoren, aber diese fallen mir jetzt spontan ein.

Man könnte also sagen eine unsichere Bindung macht Stress und damit mehr Emotionsausbrüche. Man könnte aber auch sagen, bei der Person, bei der sich das Kind am sichersten fühlt, werden die Emotionen am häufigsten und stärksten rausgelassen.