An Eltern mit Erfahrung. Diagnose Autismus

Hallo zusammen,

Achtung: Wird lang.

Ich würde gerne von Eltern mit einem autistischem Kind die Meinung hören. 🌷🌼
Alle anderen, die sich evtl aufregen, weil es "wieder mal" um das Thema geht, müssen nicht antworten. 🌷
Ich mach mir große Sorgen. Wirklich. Kann nachts nicht mehr schlafen. 😔

Mein Sohn ist fast 20 Mon alt. Spricht null. Kein Mama, kein Papa, kein da, keine Tiergeräusche. Nix. Er macht mamama, dadada, bababa.
Laut hno alles ok. In 2 Wochen haben wir einen Termin beim Pädaudiologen. (Auf eigene Faust). Laut Kinderarzt alles ok. Er hat Zeit bis U7.

Er kann:

- auf seinen Namen hören. Kommt / reagiert, wenn man ihn ruft
- Er umarmt gerne
- Er isst / schläft gut
- Zeigt auf Dinge (wo ist das Auto?)
- Nimmt meine Hand, um mir etwas zu zeigen.
- "Schiebt" mich in sein Zimmer, wenn er mit mir in seinem Zimmer spielen möchte
- Er spielt gerne Verstecken
- Er füttert seine Puppe / Tiere
- Er "kocht" für mich und kann mich füttern und dabei "schmatzen"
- Er hat Interessen und reagiert darauf (Autos, Bus etc)
- Wenn ich stumm mein Blick irgendwohin wende, schaut er auch dahin
- er kann Blickkontakt halten
- Wenn ich aua sage, legt er seinen Kopf auf meine Schulter
- Er winkt, wenn ich / andere tschüß sage(n)
- Er hilft sehr gerne im Haushalt (räumt auf, räumt ein, "putzt" )
- Er macht bewusst Quatsch, um uns zum Lachen zu bringen (legt ein Spielzeug aufm Kopf, guckt uns an und wartet auf unsere Reaktion)
- Er kann nonverbal kommunizieren.

Was macht mich unsicher?

- Im Kinderturnen interessieren ihn die Stationen / Kinder nicht, sondern die Matten, die Schrauben an dem Turngerät....
(Waren da aber erst 2x. Hat gerade angefangen. Er kennt solche Kurse aufgrund Corona leider nicht)

- manchmal wenn er meine Haare streichelt, läuft er zum Schrank. Fasst den Schrank an, kommt zu mir und unarmt mich. Dann wieder zum Schrank. Fasst ihn an und kommt zu mir...das macht er 2-3 mal. Und macht dann was anderes. Dieses Verhalten verunsichert mich sehr.

- leckt manchmal / selten den Spiegel / Ball..

- Überall lese ich, dass Kinder in dem Alter "Rollenspiele" spielen. In wie weit??
"Reicht" das, was er kann?

- Wenn er mit dem Essen fertig ist und ich ihm das Lätzchen ausziehen möchte, verkrampft er sich, zieht das Gesicht zusammen, macht komische Geräusche und wedelt direkt vor den Augen mit Hände. Sobald ich ihm das Lätzchen ausgezogen hab, hört das Ganze auf. Das macht er nicht immer. Nur manchmal.


Seht ihr Parallele zu eurem Kind?  Ist das was er kann, altersgemäß? Können solche Dinge autistische Kinder?
Vielen Dank fürs Lesen...
♥️

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Hallo,

ich hab deine anderen Beiträge nicht gelesen, aber so wie es scheint, machst du dir schon länger darüber Gedanken.

Ich habe beruflich viel Kontakt mit Kindern mit ASS (und andere psychische Erkrankungen) und ich finde es klingt auf den ersten Moment nicht danach. Mit dem sprechen ist er natürlich nicht mega früh dran, aber alles noch im Rahmen. Allerdings kann dir keiner sagen zu 100% wird er es nicht haben.

Was ich viel auffälliger finde ich dein Verhalten. Das meine ich nicht böse, sondern um dir zu helfen. Du kannst nachts nicht mehr schlafen, weil du dir so Sorgen machst?! Das ist nicht normal. Selbst wenn dein Kind eine ASS hätte, kannst du daran nichts ändern. Es ist eben dein Kind und du wirst in trotzdem lieben. was ist deine Angst? Die Ungewissheit?
Dein Kind kann noch Millionen von anderen Krankheiten haben und du kannst nicht dein ganzes Leben vor allem Angst haben.
Ich habe auch eine Freundin, die immer wieder die Befürchtung hat, dass ihr Kind ASS hat. Aber die wird nicht panisch, sondern wartet einfach ruhig ab.

Dein Kind ist noch klein und diese ständige Angst, kann auch eure Beziehung belasten. Insbesondere in den ersten Jahren ist der Aufbau einer guten Eltern- Kind Beziehung essenziell. Du beschreibst akribisch, was dein Kind gut kann und was nicht. Das ist als ob ich bei der Arbeit bin und meine Schüler beschreibe. Aber du bist seine Mutter...

Vielleicht informierst du dich mal über den Begriff "Angststörung". Du scheinst sehr belastet. Es gibt Therapien die dir helfen können.

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Beste Antwort, auf den Punkt! Alles gesagt 🙌

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Hallihallo,

Was du da beschreibst, klingt für mich sehr normal und nicht nach einer autistischen Störungen. Was dein Kleiner da macht, mit dem Haare streicheln und dann den Schrank hat etwas mit der Schulung der eigenen Wahrnehmung zu tun. Kinder in diesem Alter erkunden ihre Welt durch ertasten, die Hand löst immer mehr die Rolle der Zunge ab. Also ist es auch normal, dass er mit nicht mal 2 Jahren auch Dinge anleckt. Kleine Kinder lieben zudem Wiederholungen. Wenn sie an einer Sache dran sind, die ihnen gefällt, dann können sie sie locker über mehrere Minuten wiederholen. Auch können sie dabei so darin versinken, dass es aussieht, als wären sie in eine andere Welt getaucht.
Was dir vielleicht gegen deine Sorgen helfen könnte: lies mal Bücher zur kindlichen Entwicklung. Ich kann dir da z. B. Renz-Polster "Kinder verstehen" oder Montessori "Die Entdeckung des Kindes" sehr empfehlen.

Liebe Grüße

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Vielen lieben Dank für deine nette Antwort!!
Ich werde mir gleich die Bücher bestellen!!! Danke!!! ♥️♥️♥️♥️

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Puppe füttern oder für dich kochen sind Rollenspiele. Da ist er schon recht gut darin, finde ich. Sogar das trösten macht er (macht meiner nicht, gleiches Alter und absolut nicht autistisch, wie ich finde).

Ich finde das alles, bis auf das nicht sprechen, normal. Aber ich bin nicht vom Fach oder "betroffen".

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Danke für deine Antwort. 🌷

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Mein Sohn war in dem Alter sehr ähnlich. Gerade das mit den Turngeräten war bei uns exakt dasselbe. Da musste ich schon schmunzeln.

Geredet hat er bis zu seinem 2. Geburtstag auch nicht. Auch kein Mama oder Papa.
Er wird bald 3 und jetzt quasselt er non-stop, auch wenn er von Aussprache und Grammatik seinen Altersgenossen noch hinterher ist.

Ich kann nun nicht ausschließen, dass mein Sohn im Spektrum ist, aber bisher gab es noch nichts und niemanden der Anlass zu dieser Annahme gegeben hätte.

Daher würde ich erstmal behaupten, dass dein Kind, den Erzählungen nach, auf mich nicht autistisch wirkt.

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Puppen und Tiere füttern und kochen sind Rollenspiele und zwar ganz normale und klassische in dem Alter. Vater-Mutter-Kind oder komplexere Handlungen kommen viel später. Sonst klingt alles normal. Ein paar kauzige und seltsame Verhaltensweisen haben Kleinkinder. Das ist gar nicht bedenklich und gehört zum Ausprobieren. Es klingt für mich wirklich gar nicht autistisch. Dass sich Kinder in dem Alter noch nicht für gleichaltrige interessieren, ist ebenfalls vollkommen normal. Von denen können sie nämlich gerade kaum etwas lernen.

Die Sprache scheint mir etwas wenig. Aber da habt ihr die Diagnostik ja angestoßen. Soweit ich weiß, sollen Kinder bis 24 Monate 50 Wörter sprechen und und zwei Wörter sinnvoll kombinieren können. Das ist zB schon „Mama da“. Das kann er ja noch nicht. Kann aber natürlich noch kommen.

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Wobei die 50 Wörter auch kein "Muss" sind. Mein Sohn konnte bei der U7 unter 20 Wörter sprechen. Ich glaube es waren so 12. Aber genau weiß ich es nicht mehr.
Der Kinderarzt meinte dazu nur, dass es gerade noch so in Ordnung ist und wir einfach nochmal darauf achten sollten und ihn gesondert fördern sollen.
Wobei mit Förderung einfach Bücher angucken und etwas mehr sprechen gemeint war.

Danach ging die Sprachentwicklung gut voran. In der KiTa wurde uns jedoch immer gesagt, er hätte eine verwaschene Aussprache. Er bekam dann Paukenröhrchen und die Aussprache wurde besser.

Ob mein Sohn nun schon mit zwei Jahren schlecht gehört hat oder er einfach ein Late-Talker war, kann ich nicht sagen. Jedenfalls spricht er heute sehr wortgewandt, aber ist kein Plappermaul.

Ich denke also, dass das überhaupt kein Anzeichen von Autismus sein muss. Im Buch von Remo Largo Babyjahre gibt es eine Grafik, ab wann die meisten Kinder die ersten Wörter sprechen. In dem Buch steht das mit 20 Monaten 10% der Jungen noch keine drei Wörter sprechen.

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Hallo

Das dich das verunsichert kann ich verstehen. Ich bin Krippenerzieherin und hatte viele Kinder, so wie du deinen Sohn beschreibst. Allesamt total normal, nur halt unterschiedlich weit in der Entwicklung.
Geht dein Sohn in eine Krippe oder Kita? Manchmal fehlt der Sprachliche Anreiz durch andere Kinder. Bei meinem Patenkind absolut dasselbe. Mit zwei Jahren konnte er genau 5 Worte. Der Arzt bei der U-Untersuchung hat gemeint wir schauen uns das in einem halben Jahr nochmal an. Er kam dann in die Krippe und nach einem Monat hat er gequatscht wie ein Wasserfall. Hat sich bis jetzt auch nicht mehr geändert und er wird sechs nächsten Monat. Es lag am sprachlichen Anreiz. Ein Phänomen das ich oft beobachte. Die Eltern "reichen" da dem Kind nicht mehr aus. Und das ist nicht böse gemeint.
Ich könnte dir auch empfehlen mal einen Logopäden zu besuchen, vielleicht "blockiert" ihn irgendwas. Das muss nicht mal das Gehör sein. Vielleicht ein zu kurzes Zungenband oder ähnliches. Wenn dein Kinderarzt doof tut wegen einem Rezept, dann kannst du auch den Zahnarzt fragen, die dürfen das auch ausstellen.
Liebe Grüße Sabi

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Unsere Tochter konnte in dem Alter schon einige Worte sagen, ansonsten war sie von der Entwicklung her vermutlich ähnlich. Sie war diese Woche bei der Dreijahresuntersuchung, alles normal. Ich wäre an deiner Stelle nun nicht allzu besorgt.

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Ich habe unten schon auf einen Beitrag geantwortet. Aber da ich einen Thread nochmal in Ruhe gelesen haben, muss ich doch noch etwas schreiben.

Also mein Sohn ist heute 9 Jahre, und ich sehe gewisse Ähnlichkeiten zu deinem Sohn. Ich habe auch noch 3 weitere jüngere Kinder, so dass ich auch einen Vergleich habe.

Der 9-Jährige war ein Late-Talker. Mit 2 Jahren bei der Vorsorge konnte er sehr wenige Wörter. Auf jeden Fall unter 20.
Außerdem war er in der KiTa relativ auffällig. Hat ungern beim Morgenkreis teilgenommen und relativ wenig mit anderen Kindern agiert. Bei den normalen Spielen hat er oft nicht mitgemacht. Gab es ein technisches Gerät, so hat er sich drauf gestürzt. In der KiTa gab es mal einen Kinder-Akku-Bohrer mit dem hat er dann 2 Wochen wirklich durchgängig gespielt.

Bei Bilderbüchern hat er sich fast ausschließlich für Technik und Fahrzeuge interessiert. Mit meinen anderen Kindern konnte ich die gleichen Bilderbücher ganz anders anschauen. Er konnte auch mit drei Jahren Radlader von Baggern unterscheiden und andere Begriffe wie Tieflader und Sattelschlepper zuordnen. Tiere haben ihn nicht interessiert.
Beim Kleinkindschwimmen hat er fast nie mitgemacht und nur mit den Spielsachen am Rand gespielt.

In der KiTa wurde mit ca. 4 Jahren der Autismusverdacht angesprochen. Mein Mann und ich haben es dann besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass er uns einfach ähnlich ist und es keine wirklichen Anhaltspunkte hierfür gibt. Wir sind beide ruhig und mein Mann war als Kind auch sehr technikbesessen. Hat stundenlang ruhig im Zimmer Lego gespielt. Außerdem hat mein Sohn mit anderen Kindern gespielt, nur halt weniger als andere.

In den nachfolgenden zwei KiTa-Jahren war der Autismusverdacht aus dem Raum. Mein Sohn hat angefangen mehr mit anderen Kindern zu agieren und einen Freund aus der anderen Gruppe gefunden. Der Freund passte perfekt und ist ein totales Wissenschaftskind. Die anderen Kinder aus der Gruppe meines Sohnes, waren einfach nicht seine Wellenlänge.

In der Schule läuft es nun auch gut. Er hat wenige gute Freunde, aber gute. Er muss sie jedoch nicht jeden Nachmittag treffen, da reicht ihm meist der Kontakt aus der OGS. Er verbringt einfach gern viel Zeit in Ruhe beim Lego oder Gravitrax bauen. Oder liest gern Technikbücher. Der besagte KiTa-Freund darf aber immer vorbei kommen (leider wohnt er 30 Autominuten entfernt).

Freunde von uns haben ein Kind mit richtigem Autismusverdacht. Das Kind ist gerade in der Testung und bekommt einen Förderplatz in der KiTa. Bei dem Kind sind wirklich ganz viele Dinge viel auffälliger. Das besagt Kind kann übrigens sehr gut sprechen. Spricht aber jedoch nur sehr wenig.

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Ich glaube, man muss sich da zur Entspannung zwingen - Kinder haben manchmal komische oder ungewohnte Verhaltensweisen, hatten wir vermutlich alle und erinnern uns nur nicht mehr daran. Das ist nicht immer gleich auffällig oder Autismus, sondern oft auch nur lernen, ausprobieren oder bisschen verrückt :-D Diese Panik vor Autismus ist ja inzwischen recht häufig scheint mir, weil jeder Schema X vor Augen hat.

Wenn der Kinderarzt entspannt ist, ist doch alles wunderbar. Einfach immer weiter vorlesen, viel reden, abwarten. Wir hatten die Thematik im motorischen Bereich, ich war auch total frustriert und panisch, weil das Kind so hinterher war, aber sie hatte eben ihr eigenes Tempo. Dafür ist sie jetzt sprachlich allen anderen extrem weit voraus, was wiederum die anderen Mütter verunsichert. Es ist ein Teufelskreis :-D

Deswegen wirklich daran arbeiten, entspannt zu sein und das Kind machen zu lassen. Das wird alles. Er kann doch schon total vieles, der Rest kommt noch. Und kleine Marotten sind nicht immer sofort ein Hinweis auf Autismus, sondern geben sich ganz oft, wenn das Kind genug daraus gelernt oder erfahren hat. Unsere Tochter hat wochenlang die Glasscheiben der Türen abgeleckt, weil wir hier im Altbau noch uralte Scheiben mit Struktur drin haben. Es hat sich für sie einfach interessant angefühlt, aber bisweilen hat man sich schon gefragt, ob da noch alles auf richtigen Bahnen läuft :-D Hatte sich nach drei, vier Wochen erledigt, dann kam das nächste - sich mit Mehl und Puddingpulver einreiben. Und auch das wurde kurz darauf vom nächsten Spleen abgelöst...

Mach dir keinen Kopf, wirklich. Immer sagen: Wenn der Kinderarzt entspannt ist, kannst du es auch sein. Er hat alles schon hundertmal gesehen und kennt sich aus.