Kann mein Kind nicht beruhigen

Hallo liebe Urbianer,
ich bin an meiner Grenze angekommen, nach der heutigen story brauche ich dringend Tipps/Hilfe, denn so geht es nicht weiter:
Mein Sohn (3) ist in den letzten zwei Wochen so sehr ausgetickt, dass er weit über eine Stunde geheult, geschrien, gezetert hat und ich konnte ihn einfach nicht beruhigen. Keine liebevollen Worte, keine Drohungen/Erpressungen, kein Hochnehmen, kein streicheln, kein beruhigendes auf ihn einreden hat geholfen. Ein Beispiel: Wir sind zum Kindergeburtstag der Tochter meines Kollegen eingeladen. Die beiden Kinder kennen sich sehr gut, ist also alles nix Fremdes. Allerdings ist der Weg dafür, dass mein Sohn die Strecke mit seinem geliebtem Laufrad hinfährt, dort 2 Stunden tobt und wir mit dem Laufrad zurück müssen zu weit. Also habe ich ihn auf den Fahrradsitz gesetzt. Nach 10 sekunden fällt ihm ein, dass er UNBEDINGT Laufrad fahren möchte, welches wir natürlich zu Hause gelassen haben. Ab da wars vorbei. Er hat geschrien, sich gewunden dass ich dachte, er sprengt den Gurt vom Fahrradkindersitz, geheult, gezetert, immer nur "Mein Laufrad, mein Laufrad" gerufen. ich musste sogar die letzten Meter schieben weil ich dachte, er steigt mir hinten ab. Dort vorm Haus: keine Chance, immer nur "mein Laufrad" richtig in Rage. Er ist mir dann auch 2x abgehauen und wäre den Weg sicher aus lauter Wut zurück gerannt wenn ich ihn nicht eingeholt hätte. Keine Ablenkung (Trampolin, Spielplatz), Erklärung, trösten usw. haben geholfen. Ende vom Lied: ich habe das Geburtstagskind kurz an die Tür geklingelt, habe mein Geschenk unter heulen und zetern des Kindes abgegeben und bin mit ihm wieder nach Hause gefahren. Die Aussicht, dass er dann seinen Willen bekommt, hat ihn dann ruhiger werden lassen und der restliche Nachmittag war entspannt.
Bitte helft mir und sagt, dass es nur eine normale Phase eines dreijährigen ist.
Ich fühle ich wirklich sehr schlecht, dass ich (als Mutter) ihn so schlecht trösten oder ablenken kann, mein Mann hat da ganz anderen Einfluss, ihm ist so etwas noch nie passiert.... Hätte ich ihm das Laufrad nicht noch geben dürfen? immerhin habe ich sein Geschrei noch unterstützt. Heute ist mir gleich etwas ähnliches passiert. Nach dem Kindergarten hatten wir noch einen Weg mit dem Auto zu erledigen. Der Herr wollte urplötzlich lieber nach Hause. Es folgte EINE Stunde selbes Theater wie am Dienstag. Ich habe dann irgendwann am Feld angehalten. Aussteigen wollte er nicht (er wollte ja, dass wir nach Hause fahren) und bin dann in seiner Sichtweite ein wenig auf und ab gelaufen. Als er sich immernoch nicht beruhigen konnte (inklusive Abschnallen und aus dem Sitz winden während der Fahrt) habe ich mich auf den Fahrersitz gesetzt und habe ihm in einer Schreipause gesagt, dass wir weiterfahren, wenn er aufgehört hat zu weinen und wir erst nach Hause fahren, wenn wir den geplanten Weg erledigt haben, da waren aber schon 50 min Theater vorbei, vorher bin ich gar icht zu ihm durchgedrungen. Erst nach weiteren 10 minuten konnte er sich beruhigen und war den restlichen Nachmittag wie ausgewechselt, hat das Obst gegessen was ich mithatte, hat gescherzt, gekuschelt, war völlig entspannt. Und ich bin immernoch so fertig, dass mir selbst jetzt einige Stunden hinterher noch die Tränen kommen, denn ich musste ja unter Kraftaufwand dafür sorgen, dass er angeschnallt im Sitz bleibt.
Sorry für den langen Text, hoffe jemand kennt solche Situationen auch und weiß einen rat.
VG, minipups

1

Hallo , hört sich nach Autonomiephase an ( Trotzphase).
Nimm es nicht persönlich er testet deine Grenzen.
Dass mit dem Laufrad hätte es bei mir nie und nimmer gegeben . So ein Drama würde ich nicht unterstützen und nach Hause wäre ich deswegen auch nicht.

Ich habe da einfach geschimpft bei meinem Sohn und ihm klar gemacht dass es nicht gibt was er will und er jetzt runter fahren soll.
Autoritär bleiben kann man auch entspannt und selbstbewusst.

Ich würde da nicht so ein Trara machen wie mit aus dem Auto steigen etc.
Willst du in dem Moment aus dem Auto steigen oder erhoffst du dir was ?
Umso schneller er merkt dass es nicht funzt umso besser

Lg und alles gute , wenn man konsequent bleibt geht es schneller vorbei als man denkt

2

Hey Hey,sei beruhigt. Das ist eine ganz normale Trotz-und Austestungsphase! Da hilft nur,tief durchatmen,ruhig bleiben und konsequent bleiben! Ich kenne das von meiner Tochter zu genüge und war zwischendurch echt verzweifelt,weil einfach nichts hilft. Aber das ist es, die kleinen brauchen das für ihre Entwicklung und man kann sie nur unterstützen,in dem man Grenzen aufgezeigt und natürlich trotzdem Verständnis und Liebe zeigt!

Gutes durchhalten dir!

LG 🙋

3

Hey,

meine Tochter ist auch 3. Letztens meinte ihr Oma noch "die ist aber willensstark" sie schreit und zetert nämlich auch gerne mal so. Ich wurde jetzt auch schon 2x ordentlich gebissen, weil es nicht nach ihrem Kopf ging. Da gabs dann eine Ansage.

Ich denke, wenn wir unseren Kindern jetzt nicht ihre Grenzen aufzeigen, tanzen sie uns irgendwann auf der Nase herum. Sie brauchen ja auch Grenzen und Regeln und nur so funktioniert das Zusammenleben. Natürlich kann man auch mal nachgeben oder Kompromisse eingehen, aber das ist situationsabhängig.

Bei dem Laufrad wäre ich konsequent geblieben und hätte nach dem beruhigen noch mal erklärt, warum das Laufrad jetzt nicht die richtige Wahl für den Weg war. Und evtl beim nächsten Mal schon vorher sagen, warum es zu Hause bleibt.

Ich rede mir hier auch manchmal den Mund fusselig, um die Dinge 10x zu erklären, aber irgendwann sagt sie dann von sich aus, dass wir das und das jetzt so machen.

Und meine Nerven behalte ich in manchen Situationen auch nicht unbedingt und werde mal böse... ist menschlich, müssen die Kinder auch lernen ;-)

LG
K4ssio

4

Im Auto halte ich nicht an. Ich habe dort einen anti escape schutz an den Reboarder gemacht, da meine Tochter sich sonst immer aus den Gurten befreit hat. Dann gab es auch erstmal ganz großes Theater als sie gemerkt hat, dass sie nicht mehr rauskommt.
Inzwischen gibt es eigentlich keinen Terz mehr, manchmal beim reinsetzen, wenn sie grad partout nicht will, aber wenn ich losgefahren bin, ist sie meist ruhig.
Ich hätte meiner Tochter auch nicht mehr das Laufrad gegeben. Wenn sie so rumtrotzt und garnichts mehr geht, setze ich mich einfach auf den Boden daneben. So kann sie zu mir kommen, wenn sie Trost möchte und wenn nicht, kann sie sich auf den werfen, trampeln und schreien. Wenn sie sich dann beruhigt hat, rede ich mit ihr - vorher bringt es einfach überhaupt nichts.
Bei uns hilft es tatsächlich auch alles ganz oft anzukündigen und zu erklären.

5

Solche Situationen sind emotional auch sehr aufreibend für beide Parteien. Aber ich glaube das kennt jede Mama von Kleinkindern, es wäre nicht normal, das nicht zu kennen. Mein Sohn ist auch sehr willensstark aber meine Taktik möglichst auf ihn einzugehen hat sich bewährt. Und das Kind lernt dann nicht, dass es "immer" seinen Willen kriegt. Es wird eher Kompromiss bereit. Aber es muss dazu auch den Eindruck bekommen, dass er auch ab und zu mal was kriegt. Ich hätte ihm das Laufrad dann gegeben, aber hätte auch gesagt "ok aber beim nächsten Mal machen wir das anders, einverstanden?" (ob das nun klappt sei dahin gestellt, das ist ein langer Prozess die Autonomiephase dauert ja eine Weile) Mit der Zeit lernen aber die Kinder das jeder dann mal drann ist.

Hatte neulich so ein Ding mit meiner Tochti, die wollte unbedingt auf dem Fahrradsitz fahren, wir haben aber im Hof gearbeitet und die Kinder gespielt. Sie war aber bereit einen Kampf anzuzetteln, am besten man sieht es schon vorher kommen, man gibt dem Kind, was es möchte (weil jetzt mal ehrlich gedacht, man reisst sich doch kein Bein aus, keiner ist in Gefahr.) Ich bin also nur 2x Runden kurz vor zum Frisör gefahren und wieder zurück, sie war zwar nicht zufrieden als ich sie zu Hause das Fahrrad schon wieder aufgeräumt hatte, aber der Kampf war weniger intensiv, als sie vorher bereit gewesen wäre zu kämpfen.

Mit der Zeit muss man einfach immer ein bisschen auf seine Kinder zugehen und kommunzieren, sich ernsthaft fragen was jetzt wirklich schlimmes passiert, wenn man dem Kind nachgeht. Ich bin nur sehr streng, wenn andere dadurch in Gefahr sind.

Ich hätte auch nie gedacht dass ich sowas mal mache, aber ich wusste mir damals auch nicht zu helfen aber ich hatte Mamas mit Babies zu Besuch und mein Dreijähriger hat angefangen auch "Baby" zu spielen und hat die ganzen Spielsachen geschmisse nund dann auch fast auf die Babies. Da hab ich ihn dann 2x ermahnt und danach sofort aus dem Zimmer genommen und ihn in das Gitterbett seiner Schwester gehockt, weil er war in dem Moment auch so wütend ich sah keine andere Möglichkeit ihn erst mal "gefangen" zu nehmen. Ich bin dann neben ihm sitzen geblieben und hab gewartet bis er sich beruhigt. Er war damals aber leider auch gar nicht abzulenken , denn ich hätte ihm auch ein Buch lesen können oder sowas aber er hat mir dann auch alles entgegen geschmissen. Dann hab ich auch einfach gewartet und das ausgeharrt.

Beim nächsten Besuch hab ich es ihm dann im vornherein schon gesagt, dass er da aufpassen muss wenn die Babies gleich kommen. und ich hab mich dann nur mit ihm beschäftigt und konnte mich letztendlich nicht mit den Mamas unterhalten, aber wahrscheinlich war das das "Problem". Ich hätte mich wahrschenilch von Anfang an etwas mit ihm abkapseln müssen, weil ihm der Besuch eigentlich zu viel war. Das sind so Sachen wo man dann mit der Zeit weiß wie sein Kind funktioniert dann kann man es vorher schon abfangen, bevor sowas entsteht.

6

Mach dir keine Sorgen, das ist ganz normal in der autonomiephase. Meist ist es bei den Personen am schlimmsten, zu denen die Kinder das größte vertrauen haben (sie wissen, dass sie „trotzdem“ geliebt werden), das erklärt vielleicht, warum es bei deinem Mann nicht vorkommt. Mir hat das sehr geholfen- https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2013/05/trotzphase-umgang-mit-wutanfallen-in.html?m=1

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Hoert sich nach ganz klar, grenzen testen an..
Ich wuerde in der situation 2 mal erklaren und reden, fruchtet es nicht und meint er theater zu machen bitte sehr.
Meine reaktion ab nach hause laufrad ist defenetiv ade...
Haette er theater gemacht bitte sehr, im seinem zimmer hat er die zeit der Welt...
Ich habe 3 kinder und weiss was es heisst rumbocken.
Manchmal muessen die kinder aus der situation lernen

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Danke für Eure zahlreichen Antworten! Ja, sicher ist es die Autonomiephase, aber so heftig? Meine Herrn, von meinem großen Sohn kenne ich das in dieser Intensität gar nicht... Aber wahrscheinlich habe ich die nächste Situation mit der Herausgabe des Laufrades schon befeuert... Das wird lustig. Ja, konsequent und liebevoll bleiben und dazu erklären, erklären, erklären...
Es tut gut zu hören, dass es anderen genauso geht!
LG minipups