Kind (3) - schnell extreme Wut, lautes Schreien, keine Frustrationstoleranz

Hallo,

Bei uns geht es mal wieder ums Trotzen. Ich dachte eigentlich wir hätten das Schlimmste schon hinter uns..

Ich beobachte dass mein Sohn (3) dazu neigt
A) extrem sensibel auf "Ungerechtigkeit" ihm gegenüber zu reagieren, zb ein Kind nimmt ihm etwas weg, drängelt sich vor. Es kommt quasi NIE vor dass er das entweder mal hinnimmt/nicht so ernst nimmt oder nicht wahrnimmt oder sich einfach wehrt, sondern er reagiert dann selbst für ein kleinkind in der trotzphase einfach total überzogen und zwar IMMER mit extremer Wut und zwar durch

B) EXTREM lautem Anschreien des Kindes. Dabei ist er außer sich vor Wut, spannt sich körperlich bis in die Fußsspitzen an, wird puterrot im Gesicht und schreit das Kind so krass an/weg dass der ganze Spielplatz NUR auf uns kuckt. Ich hab es noch nie erlebt dass mein kind mal einfach normal quengeln oder in normaler Lautstärke weinen geschweige denn einfach sich das Spielzeug wieder nehmen oder weggehen würde. Nein seine Reaktion würde auch in der Fußgängerzone einer Millionenstadt noch auffallen. Hab ich ungelogen noch bei keinem anderen kind gesehen. Was ist das nur?

Er interpretiert auch Annäherungsversuche von Kindern oft falsch und reagiert auch dann mit seiner Wut wenn die zb nur spielen wollen. Vor allem Babys und kleinere Kinder sind der Feind weil er da gelernt hat dass die nicht verstehen wenn er nein sagt und einfach alles nehmen.

Ich übe ja mit ihm wie er sich wehren kann. Wir haben zb geübt dass er laut nein sagt und dabei seine Hand/arm ausstreckt. Macht er auch ganz toll. Aber wie es halt so ist, den andern Kindern ist das meist egal und wenn er das merkt dass das nichts hilft wird er irgendwie total verzweifelt.

Er geht seit 1 Jahr in die Krippe, eigentlich sollte er das ja dort auch lernen mit anderen Kindern, mittlerweile denke ich aber echt in Gegenteil dass er da einen Knacks bekommen hat. Vielleicht ist er einfach zu sensibel für diese Kämpfe unter Kindern und sieht jetzt alles und jeden als Feind.

Kennt das Verhalten irgendwer? Wäre schonmal ein Trost. Ich bin mit meinem Latein am Ende und die erziehungsratgeber liegen achselzuckend in der Ecke.

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Hey,

ich hab mal ein ähnliches Verhalten erlebt. Von einem 4-Jährigen, der auch bei jeder Klinigkeit ausgerastet ist. Er ist auf alle Kinder in seiner Umgebung los gegangen und hat alle Regale leer gefegt. Schreiend und manchmal auch weinend.

Klar, ein eindeutiges Zeichen für Hilflosigkeit und Überforderung. Aber wie reagiert man auf sowas?

Ich hab ihn immer schnell festgehalten, um schlimmeres zu verhindern. Wahnsinn, welche Kraft das Kind da entwickelt hat! Aber er hat nurnoch rot gesehen. Ich hab mit ihm den Raum verlassen, um ihn aus der Situation raus zu holen. Ich habe mich mit ihm an einen Ort gesetzt, an dem uns niemand beoachten konnte (in dem Fall die Garderobe) und habe gewartet, bis er sich beruhigt hat.

Dann konnte man auch gut mit ihm reden. Ich hab gefragt was passiert ist. Hab bis zum Ende zugehört, ggf. Zwischenfragen gestellt, wenn ich etwas nicht verstanden habe.

Ich hab ihn gefragt, ob das, was er mir erzählt hat, ihn wütend gemacht hat. Ich hab eigentlich nur seine Gefühle in Worte gefasst bzw erfragt. Dann wollte ich wissen, wie er sich die Situation gewünscht hätte und zuguterletzt hab ich ihm erklärt, dass die anderen Kinder bei so einer (wertfrei!) Reaktion Angst bekommen und sich nicht mehr trauen, mit ihm zu spielen.

Vielleicht mag das jemand Psychogelaber nennen, aber ich habe es über Monate genau so gehandhabt und bei jeder Situation hat er sich schneller beruhigt. Es war ein hartet Weg, aber nach ein paar Monaten hat er sich immer, wenn er wütend wurde, den Raum verlassen, hat sich an die Garderobe gesetzt und sich dort aufgehalten, bis er sich beruhigt hat. Danach kam er immer zu mir und hat mir erzählt, was los war.

Er hat das auch nur bei mir so gemacht. Scheinbar war ich die Einzige, die ihm überhaupt Gehör geschent hat und ihn ernstgenommen hat.


Ich weiß nicht, ob Dir die Geschichte hilft. Vielleicht siehst Du ja Parallelen und kannst etwas aufgreifen. Ich drück euch auf jeden Fall ganz fest die Daumen, dass ihr das in den Griff bekommt und er bald andere Möglichkeiten verinnerlicht hat, sich durchzusetzen bzw. ein Ventil zu finden, wenn es in ihm brodelt.

Viele Grüße
Anka

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Hi,

Danke erst mal. Bist du Erzieherin?

Klar ich rede mit ihm drüber. Er kann dann für seine 3 Jahre schon sehr gut erklären was ihn ärgert- dass es nichts hilft den Kindern stopp zu sagen.

Ich weiss dann ehrlich gesagt auch nicht weiter. Ich kann ihm ja kaum beibringen es generell lockerer zu sehen. Das schaff ich als Erwachsene ja kaum wenn mich was nervt.

Ich merke das auch bei den Erziehern in der Krippe - mein Sohn setzt das alles ja sehr gut um und ist in der Kommunikation mit anderen Kindern eigentlich sehr weit, sagt und zeigt deutlich was er nicht mag. Aber bei den Kindern gilt halt das Recht des stärkeren und da steht er leider unten in der Hierarchie weil er sich halt so arg triggern lässt.

Aber jetzt irgendwie nur abwarten bis sich das vielleicht mal von allein gibt ist auch unbefriedigend.

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Kam durch Zufall auf den Beitrag und mir geht es ähnlich mit meinem 2j..Danke für deine ausführliche Erklärung ich werde es mal versuchen..denn lange halten meine nerven das nicht mehr aus!
Inzwischen habe ich Angst auf einen Spielplatz zu gehen weil er genauso reagiert wie oben beschrieben! Es beruhigt mich ein wenig zu wissen das nicht nur mein Kind so quer schlägt :))
Wünsche allen starke Nerven und wie sagt man so schön es ist nur ne Phase 😂

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Hallo liebe Frauke,

Ich habe mein Kind in deiner Schilderung sofort wiedererkannt.
Zu Beginn ist sie immer in Tränen und Geschrei ausgebrochen, wenn jemand sie geärgert hat oder ihr Spielzeug entwendet wurde. Sich wehren kam aber nicht in Frage.
Sie liess sich kaum beruhigen und es war mir immer sehr unangenehm, wenn die halbe Nachbarschaft auf dem Balkon stand, weil mein Kind wegen einem gemopsten Sandförmchen ausgerastet ist. Ich habe es mit gutem Zureden versucht, mit 'Belohnung'(wenn du aufhörst so zu brüllen gehen wir Eis essen) ... nix hat geholfen.

Beim Entwicklungsgespräch im Kiga wurde über ihre geringe Frustrationstoleranz gesprochen und man hat mir geraten, mein Kind so anzunehmen wie es ist. Es ist nun mal sehr emotional und weint schnell. Na und ? ..mehr, als es immer wieder zu bestärken, das es toll ist, so wie es ist und es zu trösten sollte ich nicht tun.

Und seitdem ich diesen Ratschlag befolge ist es besser geworden. Und für alle einfacher. Mein Kind darf so emotional sein, wie es möchte. Es darf heulen und schreien.. Und das ist mir 1000x lieber als ein Kind, das kratzt, beisst und um sich schlägt 🤗
Ich bin in diesen Momenten für sie da und fang sie auf. Was die anderen Leute denken ist mir egal.

Nimm dein Kind an, so wie es ist. Nimm es in den Arm und lass es wissen, dass es wütend sein darf.

Ich drück dich !

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Das war ein wichtiger Hinweis, den ich völig vergessen hab zu erwähnen!

- Du darfst fühlen, wie Du fühlst
- Du darfst Deine Gefühle zeigen
- ich nehme Dich ernst
- Du bist toll so wie Du bist
- ich bin für Dich da!

Großartig, dass Dir das geraten wurde und es so gut geklappt hat! Das muss ich mir unbedingt merken!!! :-)

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Eine Erzieherin, wie du es bist, würde ich mir für meine Tochter wünschen 😍❤️👍🏻

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