Wann endlich Windelfrei?

Die standardantwort, die du im Laufe des Tages zu Hauf bekommen wirst, ist, das jedes Kind von selbst entscheidet, wann es trocken wird und man keinen Druck aufbauen soll.

Ehrlich gesagt bin ich aber kein Fan von der aktuellen Haltung, das man Kindern ewig die Windel lässt. Ich hab vor meiner Elternzeit im kiga gearbeitet und weiß, wie im Laufe der Jahre immer mehr und länger wickelkinder im Kindergarten waren/sind.

Rein organisch sollte deine Tochter bereits in der Lage sein, zu wissen, wann sie muss. Das Ding ist, das die meisten Kinder sich sperren, weil sie eben nur die Windel kennen, vom Gefühl her ist das Klo für sie vollkommen fremd und wird daher abgelehnt. Zudem kostet es Zeit, aufs klo zu gehen, zeit, in der das Kind lieber spielen will, es möchte nichts verpassen.
Wir haben deswegen z.b. bei unserem Sohn von Anfang an, sobald er sicher sitzen konnte, das töpfchen eingeführt. Er sitzt nach dem Mittagsschlaf drauf, mir ist egal ob er was rein bringt oder nicht, mir geht's nur um das Gefühl für ihn und die Geduld, dort für einen Moment zu verweilen. Er ist jetzt ein Jahr alt und kann da sehr gut drei bilderbücher am Stück mit mir sitzen. Wenn wir uns parallel dazu aufs klo setzen, findet er das besonders lustig und braucht nicht mal ein Buch. Er ist noch weit davon entfernt, trocken zu werden, auch wenn er schon sehr erfolgreich auf dem töpfchen war, aber er kennt es so als Alternative zur windel von beginn an. Ich denke mir, das es sehr schade ist, das wir in der heutigen zeit es den kindern vorenthalten, weil alle glauben, man würde das kind unter Druck setzen.

Deine Tochter ist natürlich schon fast dreifach zu alt, um das töpfchen einzuschleichen. Wie wickelst du sie denn? Liegt sie dabei noch? Wir sind im kiga aus Prinzip nicht mehr mit den Kindern auf den wickeltisch, mit der Begründung, du bist schon so groß, das ist nur was für kleine Kinder aus der Krippe, du wirst im stehen gewickelt. Da muss das Kind viel mitarbeiten und wird so mit in die Verantwortung für seine ausscheidungen genommen, Schritt für Schritt waren die Kinder dann auch selbst dafür verantwortlich, sich wieder sauber zu wischen. Der Sprung zum Klo war da meist gar nicht mehr weit. Hier half auch der "erfahrungsaustausch" zwischen anderen Kindern oder halt dem erwachsenen, dass der po z.b. nicht so dreckig wird, wenn man aufs klo geht und das sauber machen dann leichter ist. Es kommt natürlich drauf an, wie man diese Informationen ins Gespräch reinbringt und das geht auch super, ohne das man das Kind irgendwie unter Druck setzt.
Ich muss auch ehrlich sagen, ich finde es nicht verkehrt, dem Kind zu vermitteln, das es nun alt genug ist, um selber aufs klo zu gehen. Sie wollen Bei allem ja das große Kind sein, sie wollen ohne lätzchen essen, selber Dinge erledigen... dazu gehört aber auch der Toilettengang. In Foren wie diesem wird dann gerne argumentiert, das man das Kind selber entscheiden lassen soll, das es nichts weiter macht, noch ein zwei Jahre zur Windel zu greifen. Ich finde den Ansatz fatal. Es macht sehr wohl was. Es ist nicht schlimm, mit dem Kind zusammen an etwas zu arbeiten, das passiert in so vielen Bereichen. Zum anderen macht ein Jahr weiter Windeln umweltlich schon sehr viel aus.