Warum ist es witzig seine Eltern zu ärgern?

Hallo zusammen,

unser Sohn ist 3,5 Jahre alt und grade wieder sehr anstrengend.

Er fängt in manchen Situationen an zu hauen, treten, pitschen... hört nicht und wirkt total doll und überdreht. Ich frag mich im Moment ob das die neue Trotzphase ist, er einfach nur ein aktives Kind ist, oder sogar hyperaktiv ist (ich weiß mit der Aussage sollte man vorsichtig sein).

In ganz normalen Siuationen (ich gehe aus dem Raum in einen anderen z. B.), hat er so Ticks und springt einen z. B. in den Rücken, oder haut aus dem nichts, oder reißt an der Kleidung. Schon hundert mal erklärt er soll sowas lassen, man macht sowas nicht. Manchmal beißt er sich auf die Zähne und haut sich selbst ins Gesicht (eher leicht).

Er reizt im Moment alles aus, wenn er hören soll wie z. B. Zähne putzen kommen, etc. Er will immer diskutieren, wenn er z. B. was haben will was er nicht bekommt, brüllt er rum und akzeptiert das nein nicht. Er schläft im Moment nicht mehr so lange (sonst waren es immer mindestens 10 Stunden nachts + 1 Stunde Mittags). Wenn er 10 Stunden oder weniger schläft, ist er mittags müde, Mittagsschlaf oder zumindest Enstpannung klappt aber kaum noch... er macht Terz er wolle nicht schlafen, fängt massiv an rumzuhampeln im Bett, tritt einen, reißt mir an der Kleidung oder ähnliches, obwohl er nachts so wenig geschlafen hat... er kommt irgendwie nicht zur Ruhe. Morgens gegen die Augen auf und er ist aktiv von 0 auf 100.

Am meisten ärgert es mich, dass es ja scheinbar Spaß macht seine Eltern zu ärgern und das er keinen Respekt hat. Er ist sprachlich sehr weit und ich erklär ihm immer, das er sowas alles z. B. Im Kiga bei den Erziehern ja auch nicht macht. Da wird ein Nein akzeptiert, da wird geruht wenn es einer sagt, ohne doll zu sein etc. Ich verliere natürlich auch die Geduld, wenn er von morgens bis Abends versucht einen bewusst zu reizen und dann sind wir manchmal am Ende gegenseitig laut zu einander. Wenn ich ihn Frage ob er das so jetzt toll findet sagt er Nein, aber weitermachen tut er trotzdem.

Ich hab mich jetzt natürlich in vielem Kurz gefasst, wollte aber trotzdem einfach mal hören, ob eure Kinder auch so Ticks haben und so aktiv sind und das alles als normal einzuschätzen ist.

Danke vorab.

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Da kenne ich auch ein Exemplar von, die Tochter meiner Schwester..

Sie macht alles was sie nicht machen soll, wenn man sie fragt warum kommt nur ein :“ ich soll das nicht machen“
Sie hat es hinbekommen in dem sie einfach sich eine Auszeit Ecke „gebaut“ hat.
Ein großes Kissen und 3-4 Bücher (aus Holz- da die anderen zerrissen wurden)
Wenn irgendwas gemacht wurde wie z.b mit Sachen geworfen sollte sie sich für 5 Minuten hinsetzen (hat sie eine Sanduhr gekauft die die kleine alleine umdrehen durfte) sollte dann entweder das Buch anschauen oder hat auch mittlerweile eine toniebox. Es ist jetzt schon seit 2 Jahren so, wenn sie nicht hört soll sie in die sitzecke und sich beruhigen. Seitdem hört sie fast 1a. Sie weiß auch selber wenn sie überfordert ist dann geht sie da freiwillig rein.

Sie ist mittlerweile 5 und es gibt für sie keine bessere Möglichkeit sich abzureagieren :)

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Natürlich ist er woanders nicht so, da traut er es sich nämlich nicht. Ihr aber seid sein sicherer Hafen, er fühlt sich bedingungslos geliebt, dort kann er alles raus lassen.

Hat er sonst genug Möglichkeiten, sich auszupowern? Hat er etwas, worauf er schlagen und treten darf, was er durch die Gegend werfen darf? Seid ihr viel draußen oder könnt mal zum Turnen oder Ähnliches?

Ich würde versuchen erstmal anzunehmen, dass er diesen Drang hat.
Heute erst hatte ich mit meinem Sohn (2,5) eine Situation auf dem Spielplatz: Er hatte einen einen Laster von einem anderen Kind, soweit kein Problem, aber dann warf er ihn auf den Boden. Ich zu ihm hin und sagte dass das so nicht geht, der gehört nicht uns und ob er damit spielen kann, ohne ihn zu werfen. Mein Sohn schaut mich an: "Nein." Und ich: okay dann gebe ich ihn zurück. Das war für ihn auch kein Problem, er hat dann was anderes gespielt. Aber mir ging so ein kleines Lichtchen auf: er hat einfach gerade einen sehr großen Drang, Dinge zu werfen, er KANN nicht anders.
Heißt jetzt nicht, dass ich ihn alles werfen lasse, aber irgendwie geht man mit diesem Wissen dann doch schon anders damit um.
Hoffe man versteht etwas, was ich meine :-)

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Danke erstmal für deine Antwort.

Also er spielt super gerne Fußball und wir spielen es viel mit ihm... er ist dadurch echt geschwitzt und erst mal ausgepowert... aber trotzdem hat er diese Energie. Wir spielen mit Badmintonschlägern und einem Luftballon, wenn er hauen will, sag ich er soll auf die Couch hauen. Mit einem weichen Ball darf er auch drinnen spielen, also in der Hinsicht eigentlich genug um sich abzureagieren. ;)

Er hat seit kurzem eine Brille und mir kam noch der Gedanke, das er dadurch jetzt noch mehr Energie haben könnte. Denn zuvor waren seine Augen Abends müde und erschöpft (was wir bis dahin natürlich nicht als Sehschwäche erkannt haben, sondern nur als Müdigkeit eingestuft haben), und jetzt sind die Augen entspannt, vieles fällt vielleicht leichter.... naja, ein Rabauke war er trotzdem schon immer. :-D

Viel Spaß auch mit deinem Sohnemann. Der steckt sicher auch grade in einer spannenden Phase. ;-)

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Huhu,

jetzt hast Du zwei gänzlich gegensätzliche Antworten bekommen. Aber das ist genau die Schwierigkeit am Zusammenleben mit Kindern, zu erkennen, was sie brauchen. Ruhe oder Bewegung. Oder beides?

Wenn er sich im Kindergarten an die Regeln halten kann, dann würde ich als Laie davon ausgehen, dass er keine Verhaltensstörung hat. Er ist einfach sehr aktiv, weiß gar nicht wohin mit seiner Energie. Daher würde ich ihn auch auspowern (täglich raus und auf den Spielplatz, Rädchen fahren...), aber gleichzeitig auf ruhige Momente zur Entspannung achten. Biete ihm dazu etwas an, was er gerne mag. Meine Jungs lieben z.B. Plätzchenbacken. Das Mädchen in der ersten Antwort wohl lesen (schöner wäre natürlich gemeinsames Lesen, aber es gibt tatsächlich Kinder, die alleine am Besten zu Ruhe kommen, muss man ausprobieren).

Und ich würde auf jeden Fall dazu raten noch mal ganz genau zu überlegen, welche Regeln bei Euch zuhause gelten sollen. Es müssen/sollten nicht viele sein. Aber z.B. "Raufen nur, wenn der Andere vorher " ja" gesagt hat." wäre die erste Regel, die ich ihm erklären würde und ganz konsequent durchsetzten würde. Wenn er wieder kommt und an Deiner Kleidung zieht oder Dich anspringet, dann schnappt ihn Dir, werde ganz ernst und ganz ruhig, geh in die Hocke oder setzt Dich auf den Boden, schau ihm in die Augen und sage "Raufen nur, wenn der Andere "ja" gesagt hat. Du hast mich eben nicht gefragt!". Und dann lass Dich einfach auf das Gespräch ein. Vielleicht fragt er Dich ja dann. Und wenn es Dir irgendwie möglich ist, dann rauf auch mal mit ihm. Viele Jungs brauchen das einfach. Und nach 'ner Weile sagst Du "noch eine Minute, dann ist Toben/Raufen fertig und ich trinke einen Kaffee (oder was auch immer Du dann tun willst). Es wird sicher ne Weile dauern, aber es wird sich einspielen. Er wird sich daran gewöhnen, dass Raufereinen einen klar abgesteckten Raum brauchen.

Wichtig ist, konsequent zu bleiben. Das Einhalten der Regeln immer sofort und auf die gleiche Art eingefordert werden. Das gibt Kindern Halt. Ruhig als erstes die Regel immer mit den gleichen Worten formulieren. Danach drüber sprechen. Auch warum die Regel wichtig ist. Oder was Ihr stattdessen gemeinsam machen könnt. Wie z.B. mit dem Werfen. Wenn das Kind gerade großen Drang hat werfen zu üben, gib ihm etwas, das es werfen darf, und sag idealerweise noch wo und wie es werfen darf. Schön auch, wenn Regeln positiv formuliert sind. Bei uns z.B. " Werfen nur mit Bällen und nur draussen!" anstatt "Werfen ist drinnen verboten!". Bei der positiven Formulierung steckt gleich eine Handlungsempfehlungen drin. Das Hirn merkt sich besonser gut Dinge, zu denen es ein Bild hat. Bei der positiven Formulierung bleibt " Ball draussen" hängen, bei der anderen "werfen drinnen" und man steht wieder am Anfang.

Puh lang geworden, aber eins fällt mir noch ein: meine Kinder kooperieren besser, je mehr Aufmerksamkeit sie von mir einfach so geschenkt bekommen, ohne dass sie mich dazu auffordern müssen. Wenn ich mich einfach so zu ihnen setze und mal Mitspieler oder Frage ob sie etwas vorgelesen haben wollen...

Alles Gute und viel Kraft Dir mit Deinem kleinen Rabauken. #verliebt

LG Jelinchen

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Vielen Dank für deine ausführliche Einschätzung und Meinung.

Das mit dem Positiv schmücken ist gut, da sollte man im Alltag wirklich dran arbeiten und versuchen es so zu gestalten.

Unser Sohn bekommt sehr viel Aufmerksamkeit von uns, er macht wenig alleine... vielleicht ist bei uns der Knackpunkt ja genau gegenteilig wie bei euch... weniger ist vielleicht mal mehr ;)

Dir auch noch viel Spaß mit deinen Kidis. #winke

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Ja, da hast Du recht. Auch das alleine Spielen will gelernt sein. Und Langeweile auszuhalten.

Mein Großer hat das gelernt als er 2-2,5 Jahre alt war und ich mit seinem Bruder schwanger war. Ich lag wie ein Wal auf dem Sofa und konnte nur noch Bücher vorlesen. Er liebt Bücher, aber ausschließlich war ja sxihm wohl doch zu langweilig und er fing an immer mal kurz was alleine zu machen. Das wurde dann mit der Zeit immer länger.

Der Kleine musste sich von Anfang an immeral alleine Beschäftigten. Er kann das super. ;-)

Wenn Du das mit Deinem üben willst, dann einfach mal in Ruhe eine Hausarbeit fertig machen. Biete ihm an mit Dir im gleichen Raum zu sein (vorher schon mal ein Spielzeug dort hinlegen) und dann Dein Ding durchziehen. Natürlich ansprechbar bleiben, aber nicht hingehen, ausser er braucht wirklich bei etwas wichtigem Hilfe (weh getan...). Viel Glück dabei!

LG Jelinchen

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Hallo!
Mein Zwerg ist noch um einiges jünger, aber mir geht es auch oft so wie dir, dass es mich nervt, wenn er scheinbar aus Spaß gerade das macht, was ich ihm verbiete. Mir hilft es dann immer, mir vor Augen zu halten, dass es für uns Erwachsene schon selbstverständlich ist, dass man manche Dinge nicht macht. Kleine Kinder können oft den Sinn noch nicht wirklich begreifen, außerdem können sie den Impuls etwas zu tun nur sehr schwer unterdrücken, es ist fast wie ein Zwang. Außerdem habe ich mal einen Tag darauf geachtet, an was sich mein Kleiner so alles halten soll( natürlich wiederholen sich manche Sachen öfter), trotzdem ist es schon ganz schön viel. So könnte ich mich besser hineinversetzen, wie schwierig es sein muss, diese ganzen Regeln zu befolgen/ lernen . Und das noch so nebenbei, denn man lernt ja auch noch Laufen, Sprechen, trocken werden, usw.
Ich habe auch bei meinem Sohn beobachten können, dass die Formulierung einen gewaltigen Unterschied macht. Z.B. Sage ich
„Bleib weg von der Steckdose !“ statt „ geh nicht an die Steckdose“. Klappt so deutlich besser . Aber wie gesagt, meiner ist deutlich jünger. Mit älteren Kindern fehlt mir da die Erfahrung.
Weiterhin gute Nerven und viel Geduld!
Gruß Pfreni