Extremes Fremdeln

Hallo zusammen,

mein Sohn fremdelt extrem. Das tut er schon sehr lange, aber im Moment ist es wieder viel mehr geworden. Er ist 15 Monate und seit ca. 3 Monaten darf ihn manch einer teilweise nicht einmal anschauen oder auch nur in der Nähe sein. Bei Männern ist es ausgeprägter. Bei jedem Fremden ist es ihm unangenehm angesprochen zu werden, er schaut mindestens weg oder weint sogar, manchmal ganz bitterlich.
Sogar bei seiner Patentante die ihn ca. 2 Mal die Woche sieht, muss er immer erst warm werden. Manchmal will er nur zu mir, dann ist sogar Papa nicht erwünscht.

Eigentlich wollte ich nur wissen, ob das jemand so krass kennt und bis wie viel Monate das ungefähr gehen kann?
Achja und mich würde interessieren, ob ihr denkt dass es zwischen fremdeln und der "Erziehung" oder wie die Eltern mit dem Kind umgehen einen Zusammenhang gibt.

Liebe Grüße und schönen Abend :-)

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Hallo!

Es gibt schüchterne Menschen und es gibt aufgeschlossene Menschen.

Meine Tochter ist auch eine ganz schüchterne, hat früh (ca. mit 4 Monaten) angefangen, sehr ausgeprägt zu fremdeln. Sie ist jetzt 3,5 Jahre alt und zeigt immer noch viele Verhaltensmuster wie du sie aktuell beschreibst. Fremden gegenüber bringt sie keinen Ton raus, wendet sich ab, versteckt sich am liebsten hinter mir. Meinen Bruder konnte sie auf den Tod nicht ausstehen, da hat sie schon angefangen zu heulen, wenn er sie vom anderen Ende des Raums angeguckt hat. Das hat sich inzwischen gelegt.

Sie war mit 18 Monaten mit uns in Singapur und anhand der dortigen Verwandschaft konnte man sehr gut ihre Präferenzen sehen: Frauen waren besser als Männer, aber ältere Frauen gingen auch gar nicht. Je jünger desto besser und andere Kinder/Jugendliche waren fast gänzlich unproblematisch (zum Leidwesen der Großtanten und -onkel ;-))

Unser Sohn ist jetzt 8,5 Monate alt und fremdelt nach wie vor fast gar nicht. Nur sehr selten ist ihm mal jemand nicht Geheuer, aber er geht bei fast allen auf den Arm ohne sich zu beklagen (guckt höchstens mal skeptisch).

Ich denke, dass es einfach Charaktersache ist und man den Charakter eben nur bedingt beeinflussen kann. Wir haben jedenfalls im Umgang mit anderen Menschen bei den Kindern nichts anders gemacht.

LG und auch noch einen schönen Abend.

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Sohnemann ist zwei und auch von der schüchternen Sorte. Bei Männern mehr, da weint er uU auch.
Wenn ich ihn morgens in der Kita abgeben will und es ist ein männlicher Erzieher da, gibt's richtig Theater und er kennt sie eigentlich.
Einzig bei meinen Eltern - da fliegt er dem Opa in die Arme, meine Mama wird nur beäugt. Er sieht sie alle zwei Wochen.
Wird er von den Omas auf der Straße angesprochen, kommt ein schüchterner Augenaufschlag. Aber anfassen darf ihn keiner.

Ich selbst war auch so. Als ich Baby war, war es noch üblich, dass die Kinderwagen vor dem Konsum standen und die Babys drin waren, hat jemand Fremdes in den Wagen geguckt, hab ich laut meiner Mama immer sofort gebrüllt.
Auch jetzt noch brauche ich lange bis ich so bin wie ich bin.

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Hallo,

grundsätzlich denke ich ist das Fremdeln eine individuelle Charaktersache, soweit sich die Eltern in ihrem Verhalten normal verhalten. Wenn sie selbst sehr schüchtern, ängstlich sind, dann wird sich das vermutlich auch in gewissem Maße auf die Kinder übertragen.

Mein Großer hat übrigens NIE gefremdelt, war offen gegenüber jedem und hatte keine Scheu. Er wäre bis 4 Jahren ganz sicher mit jedem mitgegangen, der ihm ein Gummibärchen angeboten hätte. Distanzlos war er allerdings nie (also nicht einfach bei Fremden auf den Schoß gesetzt oder so etwas, aber eben ganz unbedarft mit jedem gesprochen, der ihn angesprochen hat). Auch keinerlei Ängste vor Tieren etc.. Jetzt wird er bald 8 und hat trotzdem eine ganz natürliche Distanz von alleine entwickelt, dass ich darauf groß einwirken musste.

Unser Kleiner ist bald 4 und hat gefremdelt ohne Ende bzw. fremdelt auch heute noch bzw. darf ihn halt nicht jeder ansprechen und hat auch bspw. Angst vor größeren Tieren wie Hunden oder Spinnen .... Er ist der typische kleine Bruder, der halt immer seinen großen Bruder vorschickt oder ihn zur Sicherheit mitnimmt.

Ich denke, wir haben beide ähnlich behandelt und keinen mehr oder weniger verhätschelt.

VG
B

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Bei meiner großen Tochter fing es bereits ab dem 5 Monat an mit dem fremdeln und es ging bis ca 2 Jahre. Sie hat sich vor allem bei Familienfeiern mit viel Hektik und Trubel oft regelrecht ins Delirium geschrien, sich hinter Papa oder mir versteckt. Hatte richtige Stressflecken vom Weinen und Mutti und Papi waren danach immer völlig fertig mit den Nerven, denn auch für uns war das anstrengend ;D

Wir als Familie hatten so gut wie nie Full House, während mein Bruder zum Beispiel immer Full House hat durch die große Familie seiner Frau. Meine Nichten sind also mit Trubel aufgewachsen und haben kaum gefremdelt... meine Tochter kannte das schlicht und ergreifend nicht. Hat sicher dazu beigetragen, dass sie so ausgeprägt und lange gefremdelt hat. Meine kleine Tochter (7,5 Monate) wächst ja mit ihrer sehr sehr lauten und hibbeligen Schwester auf. Ist somit Krach, Hektik und co von Anfang an gewohnt. Sie fremdelt deutlich zurückhaltender ;-)

Meine große Tochter ist nun fast 4 Jahre alt und ist wie ausgewechselt.

Die Fremdelphase, egal wie stark ausgeprägt sie ist, ist wichtig. Du kannst Deinen kleinen Mann sicherlich nicht vor allem und jeden schützen aber versuch den Stress zu minimieren. Lass ihm die Zeit die er braucht um anzukommen in einer "fremden" Umgebung mit "fremden" Menschen. Meine Tochter durfte nach der Schreiarie auch erstmal niemand ansprechen. Irgendwann kam sie dann aber von selber und hat sogar mal mit ihren Nichten gespielt oder mit Oma/Tante/Onkel gekuschelt.

Wenn wildfremde Leute ihn ansprechen, so nach dem Motto "Na kleiner Mann... blabla" und auch nicht aufhören wenn er offensichtlich fremdelt, dann ist es Dein Recht als Mutter da mit ein paar netten aber bestimmten Worten einzugreifen. So habe ich das immer gehandhabt, denn ich war ja auch schließlich diejenige die die Schreiarie aushalten musste.