Unsere Oma ist todkrank, was soll ich nur den Kindern sagen?????

Meine Schwiegermutter ist ein wunderbarer Mensch und eine sehr liebevolle Oma.

Jetzt wurde bei ihr Krebs an der Leber entdeckt. Wir hatten gehofft, dass er operabel wäre, aber seit gestern wissen wir, dass das nicht so ist. Es gibt schon zu viele Metastasen.

Jetzt soll sie Chemo bekommen.

Schlimm genug ist, dass mein Mann das scheinbar von sich schiebt und überhaupt nicht darüber redet, aber WAS um alles in der Welt sage ich meinen Kindern (Niklas, 7 Jahre und Lilly, 2 Jahre und 8 Monate)?????
Beide wissen, dass Oma krank ist, aber sie können sich das Ausmaß überhaupt nicht vorstellen...

Aus meiner eigenen Familiengeschichte weiss ich, wie schlimm es ist, wenn einem nicht gesagt wird, dass die Eltern traurig sind, weil jemand todkrank ist und sich das über Jahre hinzieht. Ich habe immer gedacht, ich bin schuld, ich bin nicht gut genug, ich ärgere Mama zuviel und deshalb weint sie.

Deshalb möchte ich ehrlich zu meinen Beiden sein, aber so, dass es für sie verständlich ist und sie nicht zu sehr geschockt werden. Wieviel Ehrlichkeit verträgt ein Kind? Was sage ich Ihnen, wenn die Oma wirklich stirbt?
Ich habe das Buch "Adieu, Herr Muffin", dass ich mit meinem Grossen vor ca. 2 Jahren schon mal besprochen habe, aber ist das auch etwas für die Kleine? Oder kennt jemand ein ähnliches?

Bitte, helft mir, wie würdet Ihr es sagen????????

Liebe Grüsse

Birgit

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hi,

also mein beileid - meinem papa gehts ähnlcih. zuviele metas. bestrahlung und chemo. dazu muss mein vater wegen metas an der wirbelsäule eine art gestell tragen.

für leif heißt das gestell Roboter. wir haben nicht gesagt das opa "krank" ist und sterben wird.

mein vater kann sich schlecht bewegen und wir erzählen eben das opa schmerzen am rücken hat etc.

selbst wenn leif schon 7 wäre: ich würde ihn niemals vorzeitig mit dem eventuellen ableben belasten.

es ist als eltern unsere aufgabe ehrlich und aufklärend zu sein. aber wir haben nicht das recht die last weiter zu geben. es reicht wenn DU weißt, dass oma sterbenskrank ist. deine kinder aber sollen oma genießen. oder möchtest du dass sie später sagen: "meine oma kenne ich kaum, aber mama sagte sie wird sterben - das weiß ich noch."

wenn es soweit ist, dann kannst du deinen kindern gern das sterben erklären, vorallem dem großen. aber die anderen beiden würde ich gern raushalten...

sag doch den kindern dass oma krank ist und nicht wieder gesund wird. thema durch.

also so würde ich es machen :-)

wünsche DIR viel kraft und noch ne ganz tolle zeit mit der oma - sie wird viel zu schnell vergehen :-(

glg

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nicht anderen beiden #augen wer lesen kann... dachte hast ne kleine von 2 und eine von 8 monaten :-P

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Hi Du,

oh je da habt ihr ganz schön was vor Euch! Erst mal #liebdrueck!.

Ich würd den Kleinen auch nur erklären, dass Oma sehr krank ist und Schmerzen hat und sie nicht darauf vorbereiten, dass sie vermutlich dran sterbe könnte. Da bekommen die Kleinen nur Angst und das verstehen sie noch nicht. Sie sollten die Zeit mit Oma möglichst unbetrübt geniessen und sie zum lachen bringen und sie trösten, wenn es ihr nach der Chemo schlecht geht.

Liebe Grüsse und ganz viel Kraft an Eure Familie #herzlich!!!

lsmf0815 mit Katharina (15 Monate)

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Hallo Birgit,

wenn ich deinen Text hier lese habe ich Tränen in den Augen.
Meiner Mutter geht es ähnlich. Brustkrebs-Metastasen an vielen Stellen. Operation ausgeschlosse, Bestrahlung nur wenn es nicht anders geht wg dem Rückenmark...

Es redet keiner drüber, aber keiner weiß wie lange sie noch leben wird. 6 Monate oder 10 Jahre. wer weiß...
Ich hoffe jeden Tag, dass sie es lange genug schafft, damit Tobias sich später mal an sie erinnern kann.


Er ist ja noch zu klein das zu verstehen.
Wäre er älter und könnte das verstehen, würde ich ihm, glaube ich, versuchen zu erklären, dass wir traurig sind, weil Oma krank ist.
Ich glaube das würde sicher reichen, damit die Kinder verstehen, dass es nicht an Ihnen liegt.
Sonst wäre es mir sehr wichtig, dass die Kinder die Oma in guter liebevoller Erinnerung haben und diese so lange wie möglich auf- und ausbauen können.
Alles weitere, denke ich, ist erst dran wenn es soweit ist.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit! #liebdrueck#liebdrueck

Viele liebe Grüße
Regengucker

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Hallo Birgit,

erstmal möchte auch ich Dir mein Mitgefühl aussprechen. Ich weiß, das jetzt eine schwere Zeit vor Euch steht, denn meinem Vater geht es mit einem ähnlichen Befund (inoperabler Lungenkrebs) ähnlich.

Zum Glück ist meine Kleine noch zu jung, als dass ich es ihr sagen könnte.
Aber in Deinem Fall würde ich wohl auch nicht mehr sagen, als das Oma krank ist. Wenn Ihr dann mal ihretwegen traurig seid oder weint, könnt Ihr den Kindern ja in diesem Moment noch einmal sagen, dass es Euch so traurig macht, das Oma krank ist oder Schmerzen hat.

Bei meinem Vater sah es zwischenzeitlich sehr schlecht aus, wir befürchteten das schlimmste. Inzwischen geht es ihm besser. Wie soll man Kindern das vermitteln, dass Opa nun erstmal doch nicht stirbt?! Ich würde auch nicht wollen, dass er von meiner Tochter darauf angesprochen werden würde. Ist ja so schon schlimm genug!

Liebe Grüße und viel Kraft,
Jessi

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Hallo!
Den ultimativen Tip gibt es da wohl nicht. Ich habe lange auf einer Palliativstation gearbeitet und kann dir sagen, dass Kinder die besten Sterbebegleiter sind! Die machen intuitiv alles richtig.
Wir Erwachsene dramatisieren zu viel und machen zuviel über "den Kopf".
Ich glaube allerdings, dass zu viele Worte deine Kinder nicht erreichen. Denen ist das zu abstrakt.
Mein Rat wäre, die Kinder nicht außen vor zu lassen und sie IMMER mit zu ihrer Oma zu nehmen. Auch wenn es ihr mal sehr schlecht gehen sollte.
Ich erinnere mich an eine supernette Patientin, die über Wochen seelenruhig gestorben ist. Sie hatte ziemlich kleine Enkelkinder, die fast jeden Tag da waren. Die konnten Oma anfassen und angucken und wenn ihnen langweilig wurde, haben sie das Zimmer verlassen und im Wohnzimmer unserer Station gespielt. Manchmal haben sie die Situation aus dem Krankenzimmer nachgespielt. Das war sehr rührend, aber nie traurig!
Als Oma dann tot war, haben sie Bilder gemalt und die an ihren Sarg geklebt. Ich glaube, ihr hätte das gefallen...
Ich kann dir nur den Mut machen, ehrlich zu bleiben- auch dir selbst gegenüber. Genießt die Zeit, die bleibt, aber nutzt sie gut.
Auch deiner Mutter nutzt es gar nichts, wenn ihr alle nur verdrängt und verschweigt!
Viele Grüße
Susanne

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Hallo,

also bei uns war es die Ur-Oma, allerdings war sie immer wie man sich eine richtige Oma vorstellt. Da wir jeden Tag mt Ihr zusammen waren und ich von klein auf immer neben Ihr wohnte hatte wir eine starke Bindung und für uns alle war die Diagnose Gallen/Leberkrebs ein Schock! Vor allem weil sie nur an der Bauchdecke operiert werden sollte.
Liah (obwohl erst 2 Jahre) hatte eine wirklich starke Bindung und ich wusste auch erst nicht wie man damit umgehen soll, dass die Oma wohl nur noch wenige Wochen zu leben hat. Sie lag erst einige Wochen im Krankenhaus, wo es Ihr bedingt durch Antidepressiva und Schmerzmittel immer schlechter ging. Auch geistig. Von da an wo meine Oma im Krankenhaus lag, fragte Liah jeden Tag "Oma gucken, Mama?" Als es meiner Oma noch einigermaßen gut ging sind wir dann jeden Tag dort gewesen und was soll ich sagen, es war jeden Tag ein Lichtblick für meine Oma, sie hat sich sooo gefreut und Liah hat das so ungezwungen alles erlebt. Wie schon oben erwähnt hat sie mit Oma geschmust und da wir erzählt haben dass Oma Aua hat und deshalb hier ist, wollte sie immer mal wieder pusten.
Sie hat sich gefreut wenn sie der Oma etwas mitbringen durfte oder vom Kaffee den Keks bekommen hat.
Von da an wo es meiner Oma richtig schlecht ging, und sie viel ruhig gestellt war, waren wir immer nur da mit Liah wenn sie danach gefragt hat. Als meine Eltern sich dazu entschlossen haben sie Medikamente die sie ja vorher auch nicht brauchte abzusetzen, ging es meiner Oma wieder so gut, dass sie zum sterben nach Hause durfte. War immer Ihr einziger Wunsch.
Von da an besuchte Liah sie wieder häufiger und meine Oma selbst erzählte Liah, dass sie bald die Engelchen besuchen geht und zum Opa möchte (der war schon vor 21 Jahren gestorben). Nachdem meine Oma eine Woche später starb, fragte Liah selbstverständlich wann die Oma denn wiederkommt, aber ich habe Ihr erzählt, dass es Ihr ganz toll bei den Engelchen gefällt und sie nun vom Himmel aus auf sie aufpasst. Zur Beerdigung haben wir sie dann aber nicht mitgenommen, sonst hätte sie es nicht mehr verstanden.
Ich wurde damals bei meinem Opa ganz außen vor gelassen und durfte nicht ins Krankenhaus, ich war 5 oder 6 und konnte mich nie verabschieden oder den Opa nochmal sehen und ich finde es bis heute schrecklich!


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Hallo, das tut mir sehr leid mit deiner SchwieMu, bei mir ist es der Schwiegervati, bei dem jetzt Darmkrebs diagnostiziert wurde und meta. in der Leber, er bekommt also auch Chemo, morgen bekommt er den Zugang.

Was deine Frage angeht, meine Große ist 6 Jahre, und sie (wir) hat erst im September ihre "Oma" verloren, die Lebensgefährtin meines Vatis, sie starb leider auch an Krebs, nachdem sie zwei Jahre tapfer eine Chemo nach der nächsten über sich hat ergehen lassen.

Wir haben die Große regelmäßig mit ins KH genommen, haben ihr erklärt, dass sie sehr krank ist, deshalb viele Schläuche ect. und als dann die Haare ausfielen, es war der Großen fast egal, also sie hat gar nichts weiter dazu gesagt, als sie plätzlich ihre Glatze gesehen hat, hat sich sehr für die Perücke interessiert und fand das normal, wohl auch, weil wir ihr immer das Gefühl gegeben haben, das hat, glaub ich, auch Vatis Lebensgefährtin geholfen, dass unsere Große so normal mit ihr umgegangen ist.

Als es ihr zum Ende hin schlechter ging, und wir wussten, dass es mit ihr zu Ende geht, habe ich sie natürlich nicht mehr mitgenommen, sie hat zwar mal gefragt, ob sie mit könne, aber ich habe ihr dann gesagt, sie wäre zu schwach für soviel Besuch und würde sowieso fast nur schlafen, aber hab natürlich immer die Bilder mitgenommen, die sie für sie gemalt hat und Grüße ausgerichtet.

Und dann musste ich ihr schließlich sagen, dass sie gestorben ist. Hab ne ruhige Minute abgewartet, hab mich mit ihr hingesetzt und von unserem Hund erzählt, der ca. 2 Jahre davor gestorben ist und dass hat sie damals auch schon verstanden und mitgekriegt, und hab dann eben einfach gesagt, dass sie auch gestorben ist und nun bei unserer Sissy ist, mehr nicht. Die Große hat mich mit Tränen in den Augen angesehen und gesagt, dass sie jetzt traurig ist, ich habe sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass ich auch traurig bin, und dann haben wir beide zusammen geweint.

Zur Beerdigung ist sie nicht mit, dafür ist zu definitiv zu jung.

Und jetzt, noch nicht mal 2 Monate später, geht der Sch... schon wieder los, ich war heut mit der Großen beim Opa im KH und hab ihr auf der Heimfahrt erzählt, dass der Opa sehr krank ist und dass wir uns ganz sehr wünschen müssen, dass er wieder gesund wird, und daran glauben müssen, dass er gesund wird. Sie hat kurz an ihre gestorbene Oma gedacht, es mir auch erzählt, und dann nur gesagt, dass sie den Opa ganz oft besuchen will.

Ich denke, du solltest ihnen nicht schon deine schlimmste Befürchtung sagen. Ich inmeinem Fall habe auch im Kopf, dass wir ihn genauso verlieren werden wie sie, aber das dürfen wir doch nicht sagen, find ich.

Ich habe immer versucht, wenn es gepasst hat, mit meiner Großen drüber zu reden, habe sie angesprochen und gefragt - mal wollte sie drüber reden, mal nicht. Hauptsache sie weiß, sie kann es jederzeit, und genauso natürlich sollte es sein, dass Kinder offen dazu stehen, wenn sie eben traurig sind, dass sind wir alle mal, und wir sollten das fördern, dass sie das zeigen und sich trösten lassen.

Ich wünsch euch viel Glück! Sorry für das Blabla... Tut gut, sich mal alles von der Seele zu schreiben :o)