Steuerklasse 3/5

Guten Abend,

mein Mann und ich waren viele Jahre lang in Steuerklasse 4/4, weil wir annähernd gleich verdient haben und haben bei der Steuererklärung am Ende des Jahres, meist auch noch einiges an Geld zurückbekommen.

Vor einem Jahr ist dann unsere Tochter geboren und ich bin in Elternzeit gegangen, gleichzeitig hat mein Mann eine neue Stelle angefangen, bei welcher er deutlich mehr verdient. Daraufhin haben wir uns entschlossen, in die Steuerklassen 3/5 zu wechseln.

Dies hatte zur Folge, dass wir bei der diesjährigen Steuererklärung ordentlich nachzahlen mussten. Gleichzeitig war die Ersparnis, welche mein Mann aber monatlich hat, höher als die Nachzahlung.

Eigentlich war direkt klar, dass ich nach meiner Elternzeit mit 25 oder sogar 30 schon wieder arbeiten gehen werde. Jetzt habe ich diverse Rechner im Internet ausprobiert und gemerkt, dass ich bei meiner Steuerklasse enorme Abzüge habe. Ich kenne mich damit auch nicht so wirklich aus und frage mich nun, ob es hier ähnliche Fälle gibt, ob es sich in Steuerklasse fünf überhaupt lohnt, mehr als beispielsweise 20 Stunden wöchentlich zu arbeiten.

Klar, mit der Nachzahlung war nicht schön, aber ich sehe auch ehrlich gesagt nicht ein, jeden Monat so viele Stunden arbeiten zu gehen, um netto nachher nur einen geringen Betrag mehr zu haben.

Oder wäre es da in Steuerklasse fünf wahrscheinlich so, dass wenn ich beispielsweise 30 Stunden arbeiten gehe, ich enorme Abgaben jeden Monat habe, aber die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass wir am Ende nachzahlen müssen?

Viele Grüße 🖖

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dein Beispiel ist perfekt dafür, warum Steuerklasse 3+5 demnächst abgeschafft wird... Wie meine Vorgängerin schon schrieb, die Steuerlast ist nahezu identisch, zumindest, wenn man eine Steuererklärung macht.
Nur monatlich bleibt mehr über, und zwar überdurchschnittlich viel für denjenigen in Steuerklasse 3, der sich dafür feiert, und überdurchschnittlich viel wird derjenigen in 5 abgezogen, die dann überlegt, ob sich das überhaupt noch lohnt, vll besser doch ganz zu Hause bleiben etcetc
Im Prinzip schenkst Du Deinem Mann einen Teil Deines Gehalts - und da Männer meist die 3 nehmen und die Frauen die 5 demotiviert 3/5 die Frauen arbeiten zu gehen und schiebt indirekt die unbezahlte Carearbeit zur Frau. Es fördert massiv die Abhängigkeit der Frauen innerhalb der Ehe.

Geh arbeiten, macht 4/4, vll mit Faktor. Da kriegt jeder das raus, was zur Gehaltshöhe passt. Arbeiten lohnt sich immer - allein schon, um unabhängig zu bleiben!

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Damit hast du auf jeden Fall recht, so habe ich es noch gar nicht gesehen.

Wie wirtschaften sowieso in einen Topf und mein Mann feiert sich auch nicht dafür, dass er deutlich mehr verdient durch die Steuerklasse, aber ich muss dir Recht geben.

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Auch für die Rentenpunkte lohnt es sich mehr Stunden zu arbeiten, egal ob ihr 3/5 belassen wollt oder wieder auf 4/4 geht. Wobei für mich nur letzteres in Frage kommen würde.

Bearbeitet von Tinu90
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Die Steuerlast ist bei 3/5 und 4/4 am Ende des Jahres nahezu gleich.
Dein Mann zahlt mit der 3 ja viel weniger Steuern, die du mit der 5 vermutlich nicht ausgleichen kannst. Deswegen hat man bei 3/5 sehr häufig eine Nachzahlung.

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Hallo,

Ganz vereinfacht dargestellt: Dein Mann verdient 50.000 € im Jahr, Du 25.000 €, zusammen 75.000€, dann guckt das Finanzamt 75.000 € sind 15.000 € Steuern. Dann wird gegengerechnet, was ihr im Jahr schon gezahlt habt, Dein Mann 12.000 €, du 4.000 €, also 16.000 €, ihr bekommt 1.000€ wieder. Die Steuerklasse interessiert das Finanzamt gar nicht, dabei geht es nur darum über das Jahr die Steuerlast zu verteilen.

Am Ende zahlt ihr egal welche Steuerklasse ihr habt, immer die gleiche Summe an Steuern.

Ihr hättet sonst auch noch die Möglichkeit 4/4 mit Faktor zu nehmen, so hättet ihr am Ende des Jahr max eine kleine Nachzahlung bzw. Guthaben. Dabei wird errechnet, mit welcher Steuerlast im Jahr ihr zu rechnen habt und dann wird ein Faktor ermittelt.

Wenn ihr beide so gar keine Ahnung habt, wendet euch sonst an einen Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins dunkle bringen. 😊

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Wechselt in 4/4..deine Gedanken zeigen wunderbar die Trugschlüsse bei 3/5 auf und die sind genau der Grund, warum viele Frauen wenig arbeiten und noch weniger Rente bekommen und folglich immer anhängig sind.
Ich geb dir nur mal ein Beispiel...mein Mann und ich arbeiten fast gleich viel, er 30h, ich 32h und verdienen auch ähnlich viel (ich würde bei gleicher Berufserfahrung mehr verdienen), aber grade bin ich in SK 3, um mein Elterngeld zu erhöhen und das führt dazu, dass obwohl er pro Monat so ca. 200 € (oder mehr) Schichtzuschläge/Feiertagszuschläge u.ä. bekommt, ich aktuell ca. 400€ netto mehr raus habe.
Da erkennst du gut, wie deutlich sich das auswirkt und dass es eben falsch ist, dass sich die eigene Arbeit ja garnicht lohnt...du schenkst nur deinem Mann deinen Freibetrag!

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Bei 3/5 musst du das Gesamteinkommen sehen, nicht dein individuelles Netto.

Ansonsten, geh einfach auf 4/4 und fertig.

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Arbeiten lohnt sich immer gleich viel, da das Finanzamt am Ende des Jahres eure Einkommen zusammen besteuert.
Die Steuerklassen verändern nur die Vorauszahlung, nicht die am Ende zu bezahlende Steuer.
Abschaffung der 3/5 Kombination kann nicht schnell genug kommen, da es zu viele Leute nicht verstehen.

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Ich hatte das mal durchgerechnet als ich meine Stunden von 20 auf 30 erhöht habe. Für die 10 Stunden bekomme ich 220€ netto mehr - also mag sich das für viele schwachsinnig anfühlen - ist es aber nicht.
Am Ende hat man ja eine Gesamtsumme, die es zu versteuern gilt.

Bearbeitet von Toffee
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Andere haben ja schon geschrieben, dass es von der Steuerlast egal ist und warum es gut ist, dass die 3/5 abgeschafft wird. Die Arbeit des Ehepartners in der 5 wird oft nicht genug wertgeschätzt und die des Partners in der 5 überbewertet, so dass meistens die Frauen, das Gefühl haben, dass es sich nicht lohnt mehr zu arbeiten, während der Mann als Großverdiener und Ernährer dasteht (überspitzt formuliert).

Ich war auch mal in der 3/5 als mein Mann bereits nach dem Studium voll verdient hat und ich noch Werkstudentin war. Nie wieder würde ich sie nehmen, erstens hatten wir ziemlich hohe Nachzahlungen und zweitens war das Gefühl, so wenig Netto rauszuhaben, schon echt doof. Bei der ersten Abrechnung nach Steuerklassenwechsel hätte ich fast geweint, obwohl ich natürlich wusste, dass das nur das bescheuerte Steuersystem ist und mein Mann auf dem Gehaltszettel und damit wir als Wirtschaftsgemeinschaft entsprechend mehr haben. Er hat sich auch wegen des höheren Nettos nie besser dargestellt und meine Arbeit immer wertgeschätzt, aber als wir dann wieder in die 4/4 gewechselt sind, hat er schon ziemlich betröppert geschaut, als er sein neues niedrigeres Netto gesehen hat. Das wäre echt heilsam für so manche Ehen.

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Nimm 4/4 oder 4/4 mit Faktor.

3/5 ist der Demotivator schlechthin, da man seine Freibetrag verschenkt und daher die Hälfte des Einkommens in Abgaben verschwinden sieht. Der Kinderfreibeträge geht vermutlich auch auf ihn.

Das fördert die Hausfrauenehe. Und hindert berufliches Fortkommen. Wenn Du entscheidest, nicht zu arbeiten, verliert Deine Berufserfahrung an Wert, Du nimmst Gehaltssteigerungen nicht mit, Beförderungen auch nicht, Du bekommst keine Rentenpunkte. Ein Rentenpunkt (= 1 Jahr durchschnittlich verdient) kostet aktuell über 8000€. Man sollte sich vorm Nichtarbeitswunsch immer überlegen, ob man den eigentlich aus eigener Tasche bezahlen kann.

Bearbeitet von KatjaNeu
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Mein Mann ist doch kein Nachbar, dem ich etwas schenke. Es bleibt doch in der Familienkasse.
Wenn beide arbeiten wollen, braucht es eine gesicherte gute Kinderbetreuung und wenn die nicht gegeben ist, dann muss eben einer daheim bleiben. Drei Jahre pro Kind ist man Rentenversichert.

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Dazu muss man aber auch zu 100% Familienkasse lebe und ich höre leider viel zu oft "naja er verdient ja auch das meiste Geld, da hat er mehr Anspruch".

Und selbst wenn nicht kommen eben Überlegungen wie bei der TE auf, weil man nur aufs eigene Netto schaut und vollkommen ausblenden, dass quasi ein Teil des eigenen Gehaltes auf dem Lohnzettel des Partners steht, da dieser den Freibetrag komplett innehat.

Und Rentenpunkte gibt es für die Erziehungszeiten 1 pro Jahr. Wer vor dem Kind gut verdient hat für den ist das trotzdem eine Verschlechterung.