Gute Leistungen im Job - Kollegen genervt

Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll. Das Thema beschäftigt mich seit langem und vielleicht höre ich hier ja Meinungen dazu...

Ich habe im Job ein junges Kollegium (25J-50J), es gibt keine Hierarchie, wir arbeiten und verdienen gleich. Chef mal ausgelassen...

Ich bin schon immer sehr engagiert in meinem Job. Sehr fleißig und sehr genau. Ich kann anpacken (handwerklich / körperlich), scheue Überstunden nicht und bin hilfsbereit. Das war schon immer so. Auch in der Schule. Ich habe mir mein Abitur und einen sehr guten Uni-Abschluss hart erarbeitet (komme aus einfachen Verhältnissen). Ich war nirgends Beste aber immer unter den besten 20%... Damit es nicht überheblich klingt: Ich weiß sehr gut um meine Schwächen, bin überhaupt nicht kreativ oder innovativ, sehr schüchtern und zurückhaltend, eher steif (nicht locker), sehr unsicher in vielem und wenig selbstbewusst. Das habe ich halt schon immer versucht durch Fleiß auszugleichen.
In meinen 2 bisherigen Jobs (Wechsel wegen Umzug, gleiche Tätigkeit) bin ich scheinbar wirklich gut, ich erhalte viel Anerkennung, habe bereits 2 Prämien / Auszeichnungen erhalten.

Im Kollegium stoße ich aber zunehmend auf "Unverständnis". Z.B. habe ich vor Kurzem etwas neues probiert und da erfolgreich, meinen Kollegen präsentiert: Prompt hieß es " Das lässt uns ja blöd dastehen, weil wir es anders machen."
Oder ich übernehme hin und wieder Aufgaben (Fleiß), einfach weil ich sie spannend finde. Alle anderen haben keine Lust / Zeit dazu - trotzdem bin ich die Doofe, weil ich es gemacht habe. Ich liebe meinen Job, bilde mich gern weiter, forsche und hinterfrage und reflektiere daraufhin meine Arbeit.
Wie gesagt, andere haben andere Kompetenzen, die ich würdige / schätze und ja, sogar beneide. Dessen bin ich mir bewusst! Ich sehe mich definitiv nicht als etwas Besseres oder besser im Job.

(Edit: Ich bin Ende 30, habe 2 kleine Kinder und finanziell o.a. keine Vorteile durch meinen Fleiß. Ich mache viel zusätzlich, es hat keiner direkt Mehrarbeit durch mich.)

Sollte ich denn wirklich etwas "zurückfahren", nur damit die Kollegen zufrieden sind? Bin ich eine schlechte Kollegin, weil ich engagiert(er) und fleißig(er) bin als andere? Ordnet man sich eher unter und schwimmt im Strom (wobei wie gesagt ja jeder irgendwas sehr gut kann)?

Wie ist das bei euch im Job? Nerven die "Streber"?

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Da solltest du drüber stehen die anderen könnten doch genauso wollen sie offenbar aber nicht . Es hört sich jetzt auch nicht so an als wenn du dich den anderen gegenüber profilierst so what . Es gibt immer solche und solche die die sich reinknieen und die, die nur das nötigste machen. Dein Job liegt dir offensichtlich und macht dir Spaß kann sein das deine Kollegen vielleicht ein wenig neidisch sind weil du trotz kleiner Kinder so engagiert bist vermutlich wirkt das ungewohnt unheimlich auf sie.

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Kommt auf den Streber an. Aber ja, sie nerven.

Und das sage ich als jemand, der auch schon Prämien erhalten hat und vom Chef gelobt wird.. ich mache auch Überstunden und habe einen sehr guten masterabschluss.

Trotzdem gibt es einen Kollegen - und an den musste ich bei deiner Erklärung denken - der so nervig ist. Er kommentiert auch die Arbeitsweise von einem und man kommt sich durch ihn bewertet vor sowie als wäre man in einem Konkurrenzkampf mit ihm.

Ich habe auch ein kleines Kind und letztens meinte er ernsthaft als ich im Büro war "lange nicht mehr gesehen" - als käme ich nie ins Büro. Meine Antwort war "letzten FREITAG habe ich dich auch nicht gesehen". Es war nicht der erste kommentar, der darauf anspielt, dass ich wohl weniger arbeite als er.
Er ist auch super busy und eigentlich sind alle seine Aufgaben auch super wichtig. Ja. Nervig.

Es ist tatsächlich ein schmaler Grad des wie man es macht.

Du musst lernen drüber zu stehen. Deine Persönlichkeit wird sich wohl nicht mehr ändern und den Stempel hast du vermutlich eh schon.

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Das verstehe ich. Ich habe tatsächlich kein Konkurrenzdenken bzw. weiß und sehe und schätze ich ja, was andere besser können als ich. Mit nur Leuten wie mir, könnte das System nicht bestehen. Daher meckere oder kommentiere ich auch nicht, wenn jemand eher geht als ich - er / sie nimmt mir wahrscheinlich woanders Dinge ab. Aber andersrum darf ich doch eigentlich auch erwarten, dass ich meine Arbeit mache, wie ich es gern mag... Es hat ja keiner einen Nachteil davon.

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Du siehst scheinbar die Nachteile für die anderen nicht.

Natürlich hat es einen Nachteil, wenn du freiwillig unbezahlte Überstunden machst.
Warum machen es die Kollegen denn nicht?

Natürlich ist es für die nervig, wenn du Prozesse eigenständig ohne Auftrag änderst, "never change a running system" und Veränderungen sind immer schwer für andere.

Im Endeffekt kann es passieren, dass du sie durch dein Verhalten in einem schlechten Licht darstellst.

Ich mache übrigens auch Überstunden. Sieht aber keiner. Und sagen tu ich es auch nicht.

Dann entsteht nämlich auch keine erwartungshaltung, dass ich es immer tun werde.

Auch liest sich aus deinem Text ja auch heraus, dass du wirklich denkst, besser zu arbeiten als sie. Das merkt man übrigens auch als Kollege, wenn jemand denkt, man wäre besser als er.

Deswegen ist es ein schmaler Grad. Ich denke, du würdest nicht den Spaß an der Arbeit verlieren, wenn du da etwas anders auftreten oder agieren würdest.

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Hallo,

man kann ja nur mutmaßen. Aber nachfolgend zwei Sachverhalte die ich mir vorstellen könnte:

Vielleicht sind deine Fleißarbeiten zusätzliche Tätigkeiten die nicht zu eurem Aufgabenbereich gehören? Deine Kollegen grenzen sich da ab und lassen sich nicht alles vom Chef überhelfen und stehen dann natürlich etwas blöd da, wenn du dass dann alles freiwillig mitmachst.

Oder andere müssen/wollen aufgrund ihrer Kinder pünktlich gehen, sind nicht bereit Überstunden zu machen für Aufgaben die sie eigentlich nichts angehen und bekommen dann vorgeworfen, dass du das ja schließlich auch alles machst mit zwei Kindern.

Auf Dauer kann das schon nervig sein und wird vielleicht auf Dich projiziert.

VG Nenea

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Bei uns im Team gibt es gleich mehrere Personen, die sich gegenseitig übertreffen wollen. Alle sind in Deinem Alter. Bei uns hat dies tatsächlich zur Folge, dass unser Chef diesen Kollegen immer mehr und mehr auflädt.
Eine der „fleißigsten Kollegen „ ist nun so ausgebrannt, dass Sie Ihre Arbeit nicht mehr machen kann und nun lange ausfällt. Ich will sagen, es dankt einem niemand am Ende. Daher würde ich an deiner Stelle, mal etwas runterfahren. Das Leben besteht nicht nur, aus Konkurrenz und Arbeitswahnsinn.

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Konkurrenz herrscht bei uns nicht, bringt der Job nicht mit sich. Man kann keinen Erfolg abrechnen.
Arbeitswahn - ja, bei mir vielleicht manchmal, ich bin sehr perfektionistisch, probiere aber auch gern neue Dinge aus, will Gesehenes probieren. Vielleicht ist Wahn gar kein schlechtes Wort und ja, ich bin sicher auch am Rand des Burnouts. Aber es macht mir schon alles Spaß. Oft trifft Job auf Hobby und ich bekomme schon viel Dank von außen...

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Wenn Du kurz vor dem Burnout stehst, dann läuft grundsätzlich etwas falsch. Ich bin viele Jahre im Beruf und etwa 10 Jahre älter als du. Ich habe auch Kinder, habe sehr sehr viel gearbeitet, war fleißig. Jetzt bin ich krank und wenig belastbar. Mein Fazit ist, dass an aller erster Stelle die eigene Gesundheit, dann die Kinder/Partner und erst dann die Arbeit steht. Es war ein langer Prozess und ich brauchte erst den gesundheitlichen Dämpfer und eine Kur/Reha um dies zu begreifen. Ich wünsche Dir, dass Du Klarheit bekommst und hoffentlich nicht erst, wenn bereits gesundheitliche Probleme aufgetreten sind.

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Hi!
Ich bin vor vier (oder fünf?) Jahren neu in eine Abteilung gekommen, wo echt ein riesiger Arbeitsrückstand war. Die Kollegen arbeiten dort mitunter bereits seit Jahrzehnten, aber der Arbeitsaufwand hat enorm zugenommen, sich letztes Jahr z. B. vervierfacht.
Gelernt hab ich den Beruf nicht, habe lediglich umgeschult, aber Arbeiten nach Gesetzen, Bescheide schreiben usw. liegt mir einfach.
Unsere Programme sind genial, aber niemand möchte sie richtig nutzen, alles wird handschriftlich irgendwo wild in Akten vermerkt, Mails ausgedruckt usw. Dabei ist das nicht notwendig, alles kann im Programm eingetragen werden, jede noch so kleine Info.
Da werden Zettel ausgedruckt, per Hand ausgefüllt, dann wieder eingescannt...
Wir schicken Anfragen raus und wenn die zurück sind, setzt man da im Programm einen Haken dahinter. Die Kollegen drucken ne Übersicht aus, tackern die in die Akte und machen da nen Haken, obwohl das schlussendlich auch im Programm stehen muss...macht man es halt doppelt.
Hab mir das drei Jahre angeguckt und meine Verbesserungsvorschläge gemacht...
"Aber wir machen das doch schon immer so!"
Niemand wollte meine Vorschläge umsetzen, also hab ich allein danach gearbeitet und bin mit meinen Vorgängen (immerhin über 600) gut voran gekommen. Bearbeitungszeit ca. 5 Monate, bei den Kollegen 1 Jahr. Wir haben alle ca. gleich viele Vorgänge, ich ein paar mehr.
Nun hab ich von Kollegen über 100 Anträge dazu bekommen, weil die nicht hinterher kommen.
Alles zutapeziert mit Post-Its und handschriftlichen Bemerkungen, die ich nicht lesen kann. Hab fast nen Monat gebraucht, um die Anträge in ne hübsche Form zu bringen.
Jetzt hab ich mehr Anträge als die anderen und komme immer noch recht gut voran. Schaffbar ist die Arbeit nicht, da zu wenig Personal, aber ein Jahr brauche ich trotzdem nicht.
Zwischendurch hole ich mir Sachen von den Kollegen, die eilig sind und bei Fragen helfe ich gerne weiter und erkläre auch schwierige Fälle. Die Kollegen fragen mich auch oft, das ist okay.
Ein Kollege hat mir mir angefangen und steigt immer noch nicht durch und macht echt üble Fehler. Hab ich nur gemerkt, weil ich von ihm die meisten Fälle bekommen habe.
Hab nix dazu gesagt und geschaut, dass ich das wieder hinbiegen kann. Hat auch fast bei allen geklappt, zum Glück.
Vorgesetzter sagt, ich solle langsamer machen, aber ich mach ja schon langsam. Ich mach auch keine Überstunden oder so. Ich hetze mich nicht ab, schau ab und zu aufs Handy,...
Wir bekommen auch täglich so 20 bis 30 Mails. Kollegen gucken da manchmal drei Wochen nicht nach, weil schaffen sie nicht.
Anweisung ist aber, dass wir jeden Tag die wichtigsten Mails filtern und beantworten, wenn auch das nicht sofort.
Ich filtere die in der Früh, wichtige beantworte ich sofort und die anderen innerhalb einer Woche.
Meine Kollegen arbeiten wirklich hart und machen Überstunden und sind halt genervt, weil es mir gut von der Hand geht. Dabei helfe ich so oft aus, übernehme komplizierte Sachen von denen und versuche immer noch, ihnen meine Vorschläge schmackhaft zu machen, aber keiner möchte das und bis auf eine Kollegin ist auch niemand wirklich dankbar über meine Hilfe.
Vielleicht findest du ja ne Lösung und kannst die an mich weitergeben. Bin mittlerweile echt demotiviert.
LG