Schwanger im Job und Frauenfeindlichkeit

Liebe Leser:innen,

wie manche von euch wissen, bin ich ungeplant schwanger geworden - mit allen Herausforderungen, die das in einer Partnerschaft, Wohnsituation, im Freundeskreis, der Familie, in einem selber und natürlich dem Beruf beinhaltet. Ich bin auch erst unter einem Jahr in meiner neuen Stelle, der Druck ist dementsprechend hoch. Nachdem nun in den letzten Wochen immer wieder unangenehme Bemerkungen gemacht wurden, habe ich mich mal belesen, was hier im Forum zur Schwangerschaft und neuen Jobs gesagt wird - und bin gelinde gesagt überrascht. Die Pharmazeutische Zeitung schreibt, „Laut einer repräsentativen Umfrage treten 17,7 Prozent aller Schwangerschaften ausdrücklich ungewollt ein. Bei 13,3 Prozent ist eine Schwangerschaft erst später erwünscht.“ - ungeplant schwanger zu werden, ist also nicht gerade selten. Auch tritt bei geplanten Schwangerschaften manchmal zeitgleich ein Jobwechsel ein - den genauen Zeitpunkt der SS zu planen, kann schwer sein. Die Argumente, warum man sich damit unbeliebt macht, sind immer dieselben:
- Man kostet den AG Geld (übrigens nur während des Mutterschutzes für 3,5 Monate)
- Die Mehrbelastung trifft den AG und das Team voll
- Man steigt für 14 Monate aus (oder wie ich zu kurz, dann ist man aber eine schlechte Mutter)
- Man schadet dem AG aktiv durch seine Schwangerschaft (dann können wir ja Frauen zwischen 25 und 35 auch gar nicht mehr einstellen - oder nur sterilisiert, eh sicherer)

Ich frag mich mittlerweile, was diese Feindlichkeit gegenüber Schwangeren über uns als Gesellschaft aussagt. Ich finde es schlichtweg frauen- und menschenfeindlich, was hier im Forum geschrieben wird. Es ist 2023 und in Deutschland haben wir zu wenige Kinder, nicht zu viele. Es sollen also bitte welche bekommen werden - aber bitte nicht von Müttern unter 25 oder über 40, mit niedrigem Bildungsstand, mit Migrationshintergrund, die erst seit zwei Jahren im Beruf sind, …, bitte nicht unsere Angestellten, Kolleginnen oder Nachbarinnen (Kinderlärm nervt). Okay. Was ist das denn für eine Einstellung? Oder urteilt man auch über (ungeplant) werdende Väter so? Ich glaube nicht. Das Ganze ignoriert auch schlichtweg, dass die Vereinbarkeit von SS und Beruf, Familie und Beruf etwas ist, was man gestalten kann: gesellschaftlich, politisch und im eigenen (Arbeits-)Umfeld.

Wie geht es euch mit dem Rollenbild von schwangeren Frauen? Was habt ihr erlebt? Klingelt 1964 und wie wehrt ihr euch gegen blöde Sprüche?

Ich freue mich über den Austausch!

2

"Wie geht es euch mit dem Rollenbild von schwangeren Frauen?"

Ich sag's wie es ist und erwarte jetzt den Shitstorm des Jahrhunderts:
Ich empfinde das Grand der Schwangeren, von denen man hier im Forum liest (aus meiner eigenen Bubble kenne ich das zum Glück gar nicht) als hypersensibel, anstrengend, egozentrisch, überängstlich, so gut wie gar nicht belastbar und arbeitsscheu und die meisten Schwangeren halten sich für den Nabel der Welt ... bei jedem Pups wird nach einem Beschäftigungsverbot gerufen und plötzlich ist der Arbeitgeber der schlimmste Sklaventreiber der Welt, frau hat aber jahrelang den Mund nicht aufbekommen ...

... und wen urbia auch nur ein Teilchen unserer Gesellschaft abbildet, ist das m. E. erschreckend genug ...

... und dann wundern sich die modernen Schwangeren von heute, dass ihnen ihr "guter" Ruf vorauseilt ...

"Das Ganze ignoriert auch schlichtweg, dass die Vereinbarkeit von SS und Beruf, Familie und Beruf etwas ist, was man gestalten kann: gesellschaftlich, politisch und im eigenen (Arbeits-)Umfeld."

Will das die Schwangere von heute wirklich ... ich höre da eher öfter mal die 50er Jahre durchklingeln ...


"Wie geht es euch mit dem Rollenbild von schwangeren Frauen?"

Schlecht ... ich als Frau und Mutter (und damit ehemals Schwangere) der Generation X empfinde geradezu Fremdscham, wenn ich mir das Tamtam und Mimimi von Frauen, Schwangeren und Müttern der Millennials und Generation Z so anschaue.

Bearbeitet von belle
3

Besser kann man es nicht ausdrücken!

Mir kam als erstes der Beitrag von vor ein paar Tagen in den Sinn, als eine Frau noch vor NMT fragte, wie sie schnellstmöglich zu Hause bleiben kann weil sie ja schwanger sein könnte und dann natürlich nicht mehr arbeiten kann weil sowieso alles im Job sche*ße ist.

Ich kenne es aus dem wahren Leben eher so, dass die Frauen die eine Ausbildung haben, vorher gearbeitet haben und auch während der Schwangerschaft nicht plötzlich den sterbenden Schwan abgezogen haben, auch nachher keine Probleme im Job hatten. Eher im Gegenteil, alle Firmen die ich kenne, haben Probleme fähige Leute zu finden. Wenn man jemanden hat, versucht man diese Leute zu halten und vergrault sie nicht. Bei uns im Unternehmen gibt es sehr viele Mütter mit jungen Kindern die auch so eingestellt worden sind, also keine langjährigen Mitarbeiterinnen die dann Mutter werden. Bei uns bestehen fast ganze Abteilungen aus TZ Müttern die alle ein anderes Arbeitszeitmodell haben damit es zu ihrer Situation passt. Das stört eher die kinderlosen Vollzeit Kräfte die von morgens bis nachmittags da sitzen müssen und die Flexibilität nicht haben.
Selbst meine Chefin, die keine Kinder hat und auch sonst eher... wie soll ich sagen... schwierig... ist, gratuliert zu jeder Schwangerschaft und man hat den Eindruck, dass sie sich wirklich freut, auch wenn es für das Unternehmen dadurch erstmal schwieriger wird.
Aber es ist halt ein Geben und Nehmen. Man muss selbst auch etwas dafür tun und nicht nur Erwartungen an den AG stellen

4

Das Urbia-Bild finde ich auch zum Teil erschreckend, es deckt sich aber größtenteils nicht mit meinem persönlichen Umfeld. Ich bin an einer Schule, ein großer Teil des Kollegiums ist weiblich. In den Jahren, in denen ich dort unterrichte, gab es genau eine Kollegin, die die komplette Schwangerschaft aufgrund dauerhaften Erbrechens zu Hause war. Die anderen haben bis zum Mutterschutz gearbeitet.

Ich denke, es liegt wohl auch daran, dass diejenigen, die normal ihrer Arbeit nachgehen und auch mal die Pobacken zusammenkneifen, wenn es anstrengend ist, eher weniger die Tendenz haben, sich in Foren danach zu erkundigen, wie sie möglichst schnell ins BV bekommen können.

weitere Kommentare laden
1

Nix negatives gehört

5

Ich frage mich, wo diese 17,7% herkommen und glaube sie erst, wenn ich eine offizielle Statistik (keine Lobbyzeitschrift) gesehen habe. In meinen 22 Jahren gelebter Sexualität bin ich noch nie ungeplant schwanger geworden und kenne (soweit bekannt) auch in meinem gesamten Umfeld keine einzige Frau.

Im Übrigen glaube ich nicht, dass du dich austauschen willst, sondern einfach nur auskotzen wolltest. Das ist ok, nur raus damit, wenn es dir anschließend besser geht :-)
Beim Thread bin ich raus. Alle zwei Wochen das gleiche Thema und jedes Mal zerfleischen sich alle. Viel Spaß euch anderen diesmal dabei ;-)

8

Die Pharmazeutische Zeitung ist eine… Lobbyzeitung? Wofür? Das ist eine Pharmaziezeitung für Apotheker.

Und zu den ungewollten Schwangerschaften…
Ich habe zB hormonelle Verhütungsmittel nicht vertragen (starke D) und mechanische waren bei mir wegen einer Endometriose nicht möglich. Übrig blieb: Kondom, gerissen, schwanger trotz Endo. Meine beste Freundin ist übrigens ein Tropi (trotz-Pille-Kind) - Magen-Darm-Infekt der Mutter. Eine Freundin von mir (zeitgleich schwanger geworden mit Abbruch), weil Pille erbrochen. Vielleicht redet in deinem Umfeld einfach niemand drüber - ist ja auch ein sensibles Thema.

Über ein paar gute Antwort-Sprüche hätte ich mich trotzdem gefreut - vielleicht nächstes Mal?

Liebe Grüße

15

"Über ein paar gute Antwort-Sprüche hätte ich mich trotzdem gefreut - vielleicht nächstes Mal?"

Wie gesagt, ich denke du willst bewusst provozieren. Genug Threads zum Thema gibt es ja bereits und die Meinung der Teilnehmenden wird sich in den letzten paar Tagen (wann war der letzte Thread? Letzte Woche?) nicht geändert haben.

Dass man bei Magen-Darm und Erbrechen zusätzlich verhüten soll, habe ich übrigens in der Unterstufe der weiterführenden Schule gelernt. Keine Ahnung, 11, 12 Jahre war ich da vielleicht. Das ist also keine echte Verhütungspanne sondern "nicht aufgepasst, obwohl man es hätte wissen können".

Wenn mein Kondom reißt (noch nie passiert) und ich nicht schwanger werden will, nehme ich übrigens vorsorglich die Pille danach. Ja, trotz Endometriose. Sorry, ich finde diesen Umgang mit Verhütung in allen drei Fällen fahrlässig. Dann ist es auch kein Wunder, dass eure Verhütungsmittel so hohe Versagungsquoten haben.

weitere Kommentare laden
9

Ehrlich gesagt gibt es in meiner Welt keine ungeplanten Kinder.
Wenn man ordentlich/richtig verhütet, dann tritt auch keine Schwangerschaft ein.
Eine ungeplante Schwangerschaft passiert nur dann, wenn man nicht verantwortungsvoll mit der Verhütung umgeht. Von deinen genannten 17,7% wären es in Wirklichkeit vermutlich nur weniger als 3%, wo wirklich etwas mit der Verhütung nicht stimmt, obwohl man es zuverlässig gemacht hat.

Man muss im Leben leider auch mal an andere denken und nicht nur an sich. Und da liegt dann eben das Problem. Die meisten denken nur noch an sich und weder an Nachbarn, Kollegen, Chefs oder sonst irgendjemanden. Hauptsache ICH.

13

Hat zwar mit meiner Frage nichts zu tun, aber weil es mich trotzdem nervt (Kopie von oben):
Ich habe zB hormonelle Verhütungsmittel nicht vertragen (starke D) und mechanische waren bei mir wegen einer Endometriose nicht möglich. Übrig blieb: Kondom, gerissen, schwanger trotz Endo. Meine beste Freundin ist übrigens ein Tropi (trotz-Pille-Kind) - Magen-Darm-Infekt der Mutter. Eine Freundin von mir (zeitgleich schwanger geworden mit Abbruch), weil Pille erbrochen. Vielleicht redet in deinem Umfeld einfach niemand drüber - ist ja auch ein sensibles Thema.

Hier übrigens der Artikel https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2014-10/umfrage-jede-dritte-schwangerschaft-ist-ungeplant/#:~:text=Laut%20einer%20repräsentativen%20Umfrage%20treten,für%20gesundheitliche%20Aufklärung%20(BZgA).

16

Nachdem man die Pille erbrochen hat, ist man nicht mehr geschützt, hätte also mit kondom verhüten sollen den restlichen Zyklus. Gleiches gilt für magen-darm..
Damit sind es zwar ungewollte Kinder, trotzdem hat die erstellerin, wenn auch nicht sehr empathisch, recht was korrekte Verhütung anbelangt.

Ich kenne auch wenige, die "ungewollt" schwanger wurden. Die meisten waren schon gewollt und die ungewollten waren auch eher, ach, wir nehmen es mal nicht so ernst mit der Verhütung. Ach ups, jetzt ist es passiert. Letzteres auch nicht verwerflich, wenn man alt genug ist und bewusst mir dem Risiko lebt.

Ungewollt ist also nicht gleich ungewollt.

weitere Kommentare laden
11

Ich stimme Anna vor mir zu.

Klingt irgendwie wie eine indirekte Umfrage für eine Bachelorarbeit über diskrimierung von Frauen im Internet 😒.

Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht. Hier liest man davon viel.. genauso liest man hier viel von Frauen, die unbedingt ein BV wollen, wo sich der AG auch noch korrekt verhält.

Das Frauen nach wie vor häufig diskrimiert werden, ist, glaube ich, kein Geheimnis und daher die Diskussion müßig.

18

Ich wirde am Ende meines Studiums das erste mal (geplant) schwanger und habe dann nach 2 Jahren zu Hause noch eine Ausbildung gestartet und wurde während dieser (nach Scheidung und mit neuem Partner) ungeplant schwanger. Da hab ich glücklicherweise viel wohlwollende Worte und Unterstützung bekommen, was aber ganz sicher auch damit zusammen hing, dass die Personalsachbearbeiterin eine super liebe Person und ebenfalls Mutter ist und so manchem Kommentar aus der Chefetage vermutlich sofort was passendes entgegnet hat, bevor irgendwas davon mich getroffen hat. Ich bin da auch ca 10 oder 11 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gewesen.
Mein Mann hat allerdings Diskriminierung erfahren. Er musste aufgrund der Schwangerschaft umziehen und einen neuen Job suchen und dabei war er einmal so "blöd" (er wollte fair sein) zu erwähnen, dass er einige Monate Elternzeit machen möchte. Daraufhin bekam er eine dermaßen unfreundliche Mail, die wir, wenn wir nicht tu dem Zeitpunkt kräftemäßig an der Grenze gewesen wären, eigentlich mal hätten an das Familienministerium und Antidiskriminierungsstellen hätten weiterleiten sollen. In kurzform stand da quasi "offenbar wollen Sie ja garnicht arbeiten, also bewerben Sie sich bitteschön nicht"....und das in der Pflege wo händeringend Personal gesucht wird...so war dann die Stelle immernoch unbesetzt als er schon längst aus der EZ wieder raus war (da wollte er verständlicherweise eh nicht mehr hin nach der Mail).
Also das gibt es auch bei Männern, wenn sie "von der Norm abweichen".

Mir selbst ist in der 1. Schwangerschaft übrigens negativ aufgefallen, dass mir nahezu nie ein Sitzplatz in Busboder Bahn angeboten wurde, trotz Hochsommer. Ich weiß nicht, ob alle dachten es wären noch paar Monate, weil ich keinen riesen Bauch hatte, aber es fiel negativ auf. Ich wurde so erzogen, dass ich Schwangeren oder alten Leuten meinen Platz anbiete, wenn sie sonst stehen müssten. Mir wurde genau 2 mal ein Platz angeboten, den ich beidemale dankend angenommen habe, übrigens beide male von Männern mit arabischem Migrationshintergrund.

Bearbeitet von Yosan123
26

Muss gerade schmunzeln, denn ich habe gestern einer alten Dame mit Krücken in der Bahn meinen Platz angeboten - in der 33. Woche schwanger, weil sonst niemand aufgestanden ist.

Am anderen Ende des Abteils saß ein Mann mit vermutlich arabischen Wurzeln. Er kam zu mir und zeigte auf den freien Platz und forderte mich auf, mich zu setzen.

Tja...

Zum Rest sag ich nix, denn ich denke mir meinen Teil. Ich bin ganz ok durch gekommen...ab Mitte nächster Woche ist MuSchu 🥳

28

Klingt so negativ, dass du dir zum Rest deinen Teil denkst. Oder interpretiere ich das falsch?

weitere Kommentare laden
32

Ich glaube zu dem Thema könnte man Romane verfassen.

Letzendlich werden die Antworten immer in der Hinsicht gleich sein, in welchem "Klientel" man nach Antworten sucht.

Es wird immer die besser gebildeten Damen geben, die sich in der Regel auch mit anderen besser gebildeten Menschen abgeben, wo die Schwangerschaften eher bewusst geplant sind. Und dann gibt es das RTL2 Milieu, die sich auch wieder untereinander zu Gruppen bilden und die vielleicht eher nicht so begabt sind in Sachen Lebensplanung.

Wie dem auch sei, ein Kind zu bekommen ist leider heutzutage immer mit Problemen verbunden. Ich sehe das mal aus zwei Perspektiven. Einmal als Frau/Mutter und einmal als Arbeitgeber, da ich für HR zuständig bin. Um die Spannung zu lindern, ich habe auch keine Lösung.

Sicht als Frau/Mutter

Als Mutter freut man sich in der Regel auf sein Kind und hätte gerne, dass das der Rest der Welt ebenfalls so sieht. Und gerade in Deutschland ist es doch sehr üblich, dass man nur 1-2 Kinder bekommt. Auch dann kann ich verstehen, dass man das seltene Ereignis eigentlich genießen möchte und sich nicht mit Arbeit und allem Stress der dazu gehört versauen lassen will. Von daher kann ich die häufigen Fragen hier bei urbia nach einem Beschäftigungsverbot schon irgendwo verstehen. Ich will es nicht gut heißen, kann es aber nachvollziehen.

Was ich hier besonders schlimm finde, dass es zwischen den (werdenden) Müttern etwas wie Konkurrenzkampf gibt.
*Ich habe bis zur 40. Schwangerschaftswoche jeden Tag gearbeitet und noch 5 Überstunden gerissen, wie kann man nur jammern, dass man dicke Beine hat
*Was heißt, Dir ist es dauerhaft schlecht, ich habe 30 Wochen nur von Tee gelebt

Ich meine, was soll das ? Kann man nicht einfach akzeptieren, dass einer Person in der Schwangerschaft gut geht und dem anderen nicht? Es sucht sich bestimmt keiner aus, wochenlang über der Kloschüssel zu hängen. Und ja, die Frauen, die wirklich gesundheitliche Probleme haben und deswegen länger krank geschrieben sind, haben durch das Krankengeld Gehaltseinbußen. Das sollte dringend geändert werden, weil wie Du schon geschrieben hast, eigentlich brauchen wir dringend Kinder in diesem Land und dann sollte man schwangere Frauen nicht wie Maschinen behandeln.

Sicht als Arbeitgeber

Man hat also als Firma Frauen im Gebärfähigen-Alter beschäftigt und mit viel Glück werden alle der Reihe nach oder gleichzeitig schwanger. Die eine fällt mehr durch Unwohlsein aus, die andere weniger.
Was macht man nun als Arbeitgeber? Man muss die vorhandene Arbeit ja trotzdem irgendwie abarbeiten. Verständlich, dass die verbliebenen Kollegen sich nicht darum reißen.

Noch schlimmer wird es, wenn es ein kleines Unternehmen ist, wo gar kein weiterer Mitarbeiter da wäre auf den man Arbeit umschichten kann.
Noch dazu, auch wenn ein/e MitarbeiterIN krank geschrieben ist, erhält der Arbeitgeber nicht 100% des Lohnes erstattet, sondern nur 50-70% je nachdem was er in der Umlage vereinbart hat. Er hat dann also schon finanzielle Verluste.

Dann hast Du heute in Zeiten von Facharbeitermangel schonmal das nächste Problem, dass Du erstmal eine weitere Kraft finden musst. Diese hat dann auch noch Kündigungsfristen usw. d.h. so mal eben schnell Ersatz zu finden, ist gar nicht so einfach. Und wenn Du dann noch richtig viel Glück hast, wird die auch wieder schnell schwanger und so bekommst man als AG irgendwie Ruhe rein. Hier habe ich schon Verständnis, dass man nach Möglichkeit auf ältere Semester oder Männer zurück greift.

Und dann ist das Kind da und Frau kommt wieder arbeiten. Sehr oft, dann auch nur noch mit reduzierten Stunden. D.h. für das Jahr, in dem sie in Elternzeit war, hattest du ja jetzt eine Vertretung eingestellt, die dann auch eingearbeitet ist. Und dann kommt die "alte" Kraft zurück, für die du ja die Stelle hast frei halten müssen. Die war aber ein Jahr aus dem Geschehen raus und muss auch erst wieder eingearbeitet werden. Du könntest jetzt die Elternzeitvertretung natürlich entlassen (eventl. hatte sie auch nur einen befristeten Vertrag). Dann fehlt Dir aber eine halbe Arbeitskraft, weil die Mutter ja nur noch 50% arbeitet.
Das bedeutet, dass Du noch eine 50% Kraft einstellen musst, die ja wieder nicht eingearbeitet ist. Und mit ziemlicher Sicherheit, hat diese 50% Kraft dann auch noch ein Kind. Und dann geht der Spaß ja erst richtig los. Weil einer der beiden hat immer ein krankes Kind zu Hause, irgendein Kind hat immer Schulferien/Brückentage/bewegliche Feiertage/Streik in der Kita usw.

Ich könnte hier jetzt noch weitere Romane verfassen aber ich denke, man kann herauslesen was ich sagen wollte. Es ist nicht nur immer "der böse" Arbeitgeber, "die bösen" Kollegen. Letzendlich sind dann doch mehr Leute als man selbst von dem Kind betroffen.

Warum das bei Männern noch nicht so gesehen wird, liegt vermutlich daran, dass es noch nicht so üblich ist, dass diese in Elternzeit gehen. Außerdem haben sie ja keine Krankschreibungen wegen Schwangerschaftsbeschwerden.

Was ich Dir aber aus eigener Praxis sagen kann, ist, dass es auch Männer nicht leicht haben. Ein relativ aktueller Fall: Ehepaar, beide studiert, beide relativ anspruchsvolle Jobs in der Führungsebene. Beide wollten mit 2 Kindern keinen Meter in Sachen Job nachgeben. Es hat nicht funktioniert. Du kannst als Führungskraft vielleicht 1-2 mal von Kundenterminen/Meetings wegrennen, weil die Kita angerufen hat. Aber danach wird die Stimmung komisch.

Ich will das nicht gut heißen. Aber man muss sich das nurmal selbst vorstellen: Man sitzt bem Arzt oder wird operiert und der lässt alles stehen und liegen und rennt in die Kita. Oder man selbst hat einen Banktermin und der Berater geht einfach - würde man selbst auch nicht so dolle finden.

Bearbeitet von tiffysb