Arbeitet jemand auf "dem Amt"

Guten Abend,

eine nervige Arbeitswoche geht für mich zu Ende. Nervig deswegen weil ich viel mit Ämtern zu tun hatte. Ich Frage mich allen Ernstes was das los ist.

Die scheinen noch alle im Corona-Modus zu sein und das ausgiebig zu genießen 🤔

Einwohnermeldeamt
Vor Corona: man ging hin, zog eine Nummer, hatte eventuell etwas Wartezeit, erledigte was zu erledigen war und ging
Heute: einfach vorbei kommen, ist strengstens verboten. Termine sind online zu vereinbaren über ein Portal bei dem es keine freien Termine gibt, zumindest nicht vor Weihnachten. Wenn man anruft läuft nur ein Band, dass Termine nur über das Portal zu vereinbaren sind.

Ausländerbehörde.
Da läuft seit Wochen ein Band, dass man telefonisch nicht zu erreichen ist. Man solle das Anliegen mittels FAQ auf der Hompage selbst in Erfahrung bringen. Hat man ein Problem was nicht ins Schema F passt, kann man an ein zentrales Postfach eine Nachricht schreiben und erhält mit viel Glück nach 2 Wochen eine Antwort, die überhaupt nicht zur Frage passt. Stellt man erneut eine Frage, wartet man nochmal so lange.

Zulassungsstelle
Im Prinzip das Gleiche wie Einwohnermeldeamt.

Ich verstehe das nicht. Ich kann ja noch verstehen, dass die Ausländerbehörde durch die Flüchtlinge mehr zu tun hat. Aber das Flüchtlingsaufkommen ist ja schon vor Corona hoch gewesen.

Als Wirtschaftsunternehmen kann man sich solch eine Arbeitsweise auch nicht erlauben, auch diese leiden unter Personalmangel.

Kann mich Mal jemand aufklären was da los ist?

LG
Tiffy

Bearbeitet von tiffysb
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Also wenn ich mir den ÖD anschaue, wundert mich das nicht.

Ich bin ÖD und 33. Schwangerschaftswoche. Meine Stelle wird erst nach dem Mutterschutz ausgeschrieben. Würde ich 1 Jahr in Elternzeit gehen, würde sie gar nicht erst ausgeschrieben werden, weil der Mehraufwand, bis der Ausschreibungsprozess durch ist, nicht im Verhältnis steht zu 2-3 Bewerbern auf eine dann noch auf 6-8 Monate befristete Stelle. Also wird alles den Kollegen aufs Auge gedrückt, die priorisieren müssen.

Hinzu kommt, dass Sachbearbeiter-Stellen häufig einfach nicht mehr wirklich zeitgemäß eingruppiert sind und Menschen besser bezahlte Jobs finden und sich erst gar nicht bewerben bzw. die Bewerberlage mau ist.

Oben drauf kommt noch, dass es für Quereinsteigende sehr schwer ist, rein zu kommen.

Bei uns am Referat sind wir derzeit 9 Stellen mit unterschiedlichen Prozenten davon sind 5 unbefristet, 3 befristet auf 6 Monate bis 1 Jahr und eine 100 % Stelle seit mehreren Monaten unbesetzt, sie wurde schon dreimal ausgeschrieben.

Die Zeiten, in denen der ÖD wirklich attraktiv war, sind vorbei und der sichere Arbeitsplatz auf wenigen Vollzeitstellen das einzige Pro-Argument.

Mein Mann hat nun 1 Jahr auf seine Passverlängerung bzw. Verlängerung des Aufenthaltstitels bei der Ausländerbehörde gewartet. Während dieser Zeit konnten wir Deutschland nicht verlassen. Zum Glück sind seine Eltern gesund geblieben.
Um den Pass abzuholen hat er 3 Versuche gestartet, war jedes Mal um 6:30h in der Schlange vor Ort in der Kälte vor dem Gebäude, das um 9h öffnete...

Die Zulassungsstelle hier hat gerade wegen Personalmangel vorerst komplett geschlossen.

Ich denke hier ist es eine Mischung aus Personalmangel, verkrusteten Strukturen, Frust etc. Die Eltern der Corona-Lockdown-Babys sind noch in Elternzeit...

Wir können es nur bedingt ändern. Also hier im Forum. Ich denke vieles im ÖD gehört nach 2023 transformiert. Diese Anweisung muss von oben kommen und da ist der Leidensdruck noch nicht hoch genug :-(

Bearbeitet von vorblida
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Ziemlich gut das Problem getroffen

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Hallo,

In Dresden ist dienstags und donnerstags wieder mit Nummer ziehen. Die anderen 3 Tage geht es nur mit Termin. Aber die Wartezeit ist wieder sehr kurz.

Lg skm

Bearbeitet von skm
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Ich kann dir bestätigen, dass deine Feststellung stimmt. Manche verweilen wohl bis zum Pensionseintritt im Corona-Modus. Einige von ihnen schaffen auch nicht mal den Griff zum Telefonhörer.

Aber ein Großteil der Probleme besteht darin, dass grade Mangel an Verwaltungs(fach)angestellten herrscht.
Ohne dem nötigen Personal ist es halt schwierig, den Betrieb so aufrecht zu erhalten, dass man allem und jedem gerecht werden kann.

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Ich kann den Ärger voll verstehen und ja, manche Menschen, in diesen Ämtern arbeiten einfach unmotoviert und langsam und sind zum Teil auch nicht die hellste Kerze, aber viele arbeiten auch sehr engagiert mit jeder Menge Überstunden etc.
Schon vor Corona gab es zu wenig Personal und das hat sich durch Corona und die kriegsbedingte Flüchtlingswelle ganz massiv verschärft. Klar dürfen solche Zustände nicht sein, aber es fehlen einfach reihenweise Leute, sodass z.T. sobald jemand krank ist dann Azubis im ersten Lehrjahr plötzlich Rede und Antwort stehen müssen oder die einzigen sind, die was bearbeiten aber dann nicht unterschreiben dürfen und die Vertreter der eigentlich Zuständigen Leute haben eben selbst schon mehr als genug zu tun usw.
Aber ja, es ist absolut nicht tragbar...was würde helfen um mehr Personal zu bekommen:
1. In den Stellenausschreibungen keine eierlegende Wollmilchsau suchen
2. besseres Image in der Bevölkerung und dadurch weniger "die auf dem Amt sind alle Schei** und faul"-Hürde für die Mitarbeiter im Hinblick auf Anerkennung
3. besseres Gehalt und z.T. flexiblere Arbeitszeiten (je nach Amt ist das aber gegeben)
Und sicherlich noch so manches mehr

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Ja, das sehe ich auch so...

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Hab jetzt auch schon zwei Mal in letzter Zeit das Vergnügen gehabt und kann deine Beobachtungen bestätigen.

Wir wollten beim Jugendamt die Vaterschaftsanerkennung machen lassen, das ging vorher ohne Termin. Also am Urlaubstag hin. Vor der Tür der Frau gewartet, sie stand mit dem Kaffee in der Hand im anderen Raum und unterhielt sich mit der Kollegin über privates. Gesehen hat sie uns. Ich hab extra auf die Uhr geguckt, nach über 10 min kam sie dann und fragte, ob wir zu ihr möchten. Jaaaaa, deshalb stehen wir vor ihrer Tür! Also kam sie und wir haben gesagt was wir wollen. Dann meinte sie, ja puh jetzt direkt? Ja jetzt direkt. Ja wir sollten noch was erledigen und in einer Stunde wieder kommen, sie würde dann alles in der Zeit ausfüllen. Es geht dabei um zwei oder drei Formulare wo unsere Namen eingetragen werden! Naja, wir sind dann gefahren und eine Stunde später wieder gekommen. Die Formulare waren fertig und zweimal unsere Daten falsch geschrieben. Sie musste es dann noch Mal korrigieren was keine zwei Minuten gedauert hat. Alles in allem ein riesen Aufwand für Arbeit die in der freien Wirtschaft fast nebenher läuft. Beim ersten Kind durften wir da bleiben und waren nach ca. 15 min wieder raus mit allen Papieren. Jetzt müssen wir das ganze mit K3 noch Mal machen, Mal sehen wie aufwändig das wird.

Beim Einwohnermeldeamt das Gleiche. Kinderausweis für's Baby konnte nicht mehr einfach ausgestellt werden. Erst Mal einen Termin machen. Am Termin kam ich hin nachdem ich noch Mal warten musste. Ich dachte, da wären jetzt bestimmt noch Leute vor mir dran. Nö, niemand kam aus dem Raum oder ging rein. Als ich dran war, saßen da einfach die vier Sachbearbeiter an ihren Plätzen. Ich arbeite im Handel und wenn jemand einen Termin hat und vier Kollegen einfach da sitzen und sich niemand um den Kunden kümmert, gibt's direkt ne schlechte Bewertung im Internet und der Kunde kauft sicher nichts. Bei Behörden hat man einfach Pech. Am besten war dann noch, dass sie sagte die Unterlagen vom Jugendamt würden nicht vorliegen, die müssten wir dann noch Mal in Kopie vorbei bringen. Hab ihr gesagt, sie soll sich das doch einfach von ihrer Kollegin besorgen, nee das ist zu aufwändig raus zu suchen.

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Ich arbeite nicht im Amt, aber im öffentlichen Dienst in der Verwaltung (Universität). Bei uns ist überall Personalmangel. Stellen werden ausgeschrieben, aber es kommen einfach keine Bewerbungen rein!
Es wird immer schwieriger, du kannst dich schon darauf einstellen, dass es vorerst nicht besser wird!
Ich habe auch viel mit der ausländerbehörde zu tun - es ist die absolute Katastrophe. Wir haben hier viele Studenten, die keine offizielle Aufenthaltserlaubnis mehr haben, weil diese abgelaufen ist und die keinen Termin bekommen.
Das liegt aber alles oft nicht daran, dass die Leute faul sind, sie sind einfach überlastet und können nicht mehr - dann bekommt einer Burnout und der nächste muss es auffangen.
Es ist einfach sooooo ätzend, wenn man arbeitet und arbeitet, Überstunden schiebt und der Haufen trotzdem immer größer wird - man nur noch Anrufe bekommt, warum dies oder jenes noch nicht fertig ist und man reißt sich selbst den Arsch auf!

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Hier ich!
Und es herrscht Das reinste Chaos. Wir haben viel zu wenig Personal. Ständig müssen neue Aufgaben plötzlich übernommen werden. Als beispiel: ich wurde während corona zum infektionsschutz verliehen. Wurde aber nicht versetzt. Aufgrund dessen wurde meine eigentliche Stelle nicht neu besetzt, da ich da ja offiziell noch drauf saß. Diese Arbeit konnte dann nicht ordnungsgemäß an andere verteilt werden und blieb größtenteils liegen.
Wohl gemerkt das ich 2 1/2 Jahre verliehen wurde.
Und so zieht es sich aktuell wie ein roter Faden durch alle Bereiche.
Nachwuchs kommt auch nicht mehr. In den letzten 3 Jahren haben fast alle Azubis/ Studenten ihre Ausbildung abgebrochen.
Ich bin sehr gespannt wo das hinführt.

Liebe Grüße
Sarah

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Versuch mal, beim Arzt, speziell bei unserem Kinderarzt (freie Wirtschaft) durchzukommen. Da hast du auch nicht mehr Glück.

Bearbeitet von Inaktiv
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"Arbeitet jemand auf "dem Amt""

Ja ich. Was möchtest du wissen? Warum wir den ganzen Tag nur in den Sessel pupsen oder wer letzte Woche beim Beamtenmikado gewonnen hat?