Job annehmen oder nicht?

Wir befinden uns in einer Zwickmühle und brauchen Input bzw neutrale Meinungen.
Mein Mann ist mit seinem aktuellen AG sehr unzufrieden, er muss viiiiel arbeiten, hat keine guten Vorgesetzten, einen sehr langen Arbeitsweg, Work-Life-Balance ist dort ein Fremdwort und Homeoffice gibt es nicht (obwohl der Job absolut HO fähig wäre und während des Lockdown ja eigentlich sogar HO Pflicht bestand). Unser Sohn ist etwas über ein Jahr alt, mein Mann wollte die Stunden reduzieren, da ich nun wieder in den Beruf eingestiegen bin und wir so alles besser vereinbaren könnten. Daraufhin wurde ihm indirekt mit Kündigung gedroht und er hat von der Reduzierung abgesehen. Stattdessen haben wir uns aktiv auf die Suche nach einer neuen Stelle gemacht. Leider sind Stellen im Bereich in dem mein Mann arbeitet eher rar, erst recht in der Nähe.

Er hat nun die Möglichkeit einen super interessanten Job bei einem wohnortnahen AG zu bekommen. Der AG hat einen super Ruf hier, Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird groß geschrieben, die Chefs im Vorstellungsgespräch waren super sympathisch, Gehalt wäre eine kleine Steigerung, HO wäre möglich, Wochenarbeitszeit zweieinhalb Stunden weniger, der Fahrtweg 15 Minuten statt 1 Std+. Und zu guter letzt die Branche hat eine weitaus bessere Zukunftsperspektive als die wo er aktuell arbeitet.

Jetzt kommt das riesengroße ABER. Die Stelle ist eine Vertretung für eine schwer erkrankte Mitarbeiterin, von der man nicht weiß ob sie wieder arbeiten können wird. Daher ist die Stelle befristet auf ein Jahr.

Nun stellt sich die Frage … Chance nutzen und ggf hoffen, dass sich in dem großen Unternehmen notfalls eine andere Tür öffnet? Oder lieber Nummer sicher auf der momentanen festen Stelle?

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Ehrlich gesagt, wenn er SO unzufrieden aktuell ist, und die andere Firma sehr groß ist (Konzern?), dann würde ich wechseln, und dort von intern aus weiter suchen. Die meisten Stellen sind ja erstmal intern ausgeschrieben. Es ist also deutlich leichter, als wenn man von außen kommt. Außerdem kann er sich schon einen guten Ruf aufbauen.

Ein Restrisiko bleibt immer. Geht Ihr unter, wenn er nach einem Jahr nicht sofort was Neues hat?

Aber ich würde die Chance ergreifen.

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Danke für deine Antwort. Ja genau, es ist ein Konzern. Und da hofft man natürlich, dass eventuell intern sich was ergibt. Das hat er im Gespräch auch erfragt wie das eingeschätzt wird. Es wurde gesagt, gut möglich da in dem großen Unternehmen immer wieder mal gesucht wird. Aber man kann natürlich nicht garantieren, dass es auf sein Profil dann passt.

Notfalls könnte ich denke ich Stunden hochfahren nach dem Jahr. Wir könnten das aber auch so erstmal überbrücken denke ich.

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Sehe ich genauso.

Wenn sich bis 4 Monate vor Ende der Befristung keine interne Möglichkeit ergibt, kann er dann ja parallel extern suchen.

Wenn er sich in den ersten Monaten dort gut anstellt, kann er ja auch schon weitere interne Kontakte knüpfen und sein dortiger Vorgesetzter wird ihn vielleicht auch intern weiterempfehlen.

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Wäre ich persönlich in der Situation würde ich gar nicht mehr lange überlegen und definitiv den neuen Job annehmen.
Gleichzeitig immer Ausschau halten, ob sich intern nicht eine Weiterbeschäftigung in einer anderen Abteilung ergibt bzw insgesamt versuchen mich so unentbehrlich wie nur möglich zu machen 😉
Sollte bis ca 3 Monate vor Befristungsende eine weitere Anstellung nicht möglich sein, dann beginnen extern zu suchen.

Ein Job in dem man sich wirklich wohl fühlt und ein AG bei dem man sich gerne engagiert und einbringt ist immer ein Türöffner für später. Und sei es nur durch ein hervorragendes Arbeitszeugnis. 😉

Alles Gute

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Danke für deine Antwort. Ja genau, 3-4 Monate vor Ablauf würden wir dann wieder intensiv anfangen zu suchen. Aber natürlich hofft man insgeheim, dass das nicht nötig sein wird. Mein Mann würde natürlich ranklotzen und sich da bei der Stelle von der besten Seite zeigen. Aber das macht er sowieso immer wenn es um den Job geht 😉

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Eindeutig die neue Stelle!
Für mich spricht kein einziges Argument dagegen. Im Notfall weiter bewerben.
Kann aber auch sein, dass die erkrankte Mitarbeiterin anfangs erst wieder in Teilzeit anfängt und ggf. dann andere Aufgaben übernimmt und dein Mann die neue Stelle übernimmt.

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Hmmm danke für den Gedanken, bin ich noch nicht drauf gekommen!

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Machen

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Hm,, ich sehe das anders. Ein unbefristeter Vertrag ist heutzutage Gold wert, aus meiner Sicht mehr als Work-Life Balance. Ich würde ihn niemals gegen einen befristeten eintauschen. Die Gefahr ist einfach zu groß, das man damit eine Spirale ankurbelt und von einer Befristung in die nächste rutscht. Weil man ja gezwungen ist, schnell einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Ich weiß wovon ich rede, früher hätte ich wie alle anderen hier geantwortet. Aber ich weiß mittlerweile, das an einem unbefristeten Vertrag noch ganz andere Dinge hängen. Kredite zum Beispiel, die lachen sich bei der Bank schlapp, wenn man da mit einem befristeten Vertrag auftaucht. Wohnungssuche, eh schon ein Glücksspiel, mit Zeitvertrag ist man schon raus, bevor man durchatmen kann. Und immer im Hinterkopf, was kommt als nächstes. Ganz ehrlich, ja der Job deines Mannes klingt nicht gut, aber die Probleme mit Befristungen können auf eine andere Art extrem belasten. Von daher, für mich ganz klar....weitersuchen.

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Vielen Dank für deine Antwort und die andere Sichtweise. Es stimmt natürlich was du sagst und bringt mich auch wieder ins Grübeln. Kredite haben wir aber nicht mehr vor aufzunehmen und in unserer ETW wollen wir wohnen bleiben. Aber man weiß ja nie im Leben was anders kommt.

Der Punkt ist nur, dass mein Mann unter der jetzigen Situation auch leidet. Er erfährt keine Wertschätzung für seinen großen Einsatz dort und kann gleichzeitig seinen Sohn faktisch nur am Wochenende sehen. Ich bin unter der Woche allein für unseren Sohn zuständig und mein Mann kann mich überhaupt nicht entlasten. Das war während der Elternzeit so und ist nun wo ich wieder TZ arbeite weiterhin so. Daher sehnt sich die ganze Familie halt nach einer Lösung, ob das nun die richtige ist, kann einem ja leider niemand sagen.

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Ein unbefristeter Job, in dem man unzufrieden ist, ist aber kein Gold wert. Man hat nur das eine Leben und das kann man sich durch Unzufriedenheit im Job zunichte machen. Da ist eine befristete Stelle für das Seelenwohl besser.

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Auf jeden Fall machen!

Jemand schrieb unten, dass es anders gesehen wird wegen der Befristung. Klar, unbefristete Arbeitsverträge sind Gold wert. Wenn ich aber so unzufrieden im aktuellen Job bin und mich dort krank arbeite, hilft mir das auch nicht weiter.

Also: neuer Job, mehr Lebensqualität und das Kind aufwachsen sehen. Das ist doch super! Die Chancen auf eine Festanstellung bestehen ja zumindest.

LG

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Danke für die Antwort. Ja, das ist auch eine große Angst von mir, dass er über die momentane Situation noch krank wird. Vor ein paar Tagen waren wir spät nachmittags auf dem Spielplatz und mein Mann bemerkte, dass um die Uhrzeit viele Väter mit ihren Kids dort waren. Er war ganz traurig, dass er das mit seinem Sohn unter der Woche nie machen kann außer er hat mal Urlaub. Einfach weil er soviel arbeiten muss und dann noch solange zu fahren hat. Und ich habe dadurch keine Entlastung unter der Woche und muss alles alleine wuppen. Es wäre qualitativ eine Verbesserung für die ganze Familie.

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Ich würde annehmen, wenn ihm im andere Job (indirekt) mit Kündigung gedroht wird, siehst du ja was im Zweifel ein unbefristeter Vertrag (mal abseits von Lebenszeitverbeamtungen) Wert ist ... Nämlich nicht viel!
Aus meiner Sicht hat er viel zu gewinnen im neuen Job. Und irgendwas geht immer (solange man gesund bleibt und will).
Ich würde sogar versuchen eine. Goldenen Handschlag rauszuhandeln. Soll er doch Stunden reduzieren, vllt bekommt er eine Abfindung angeboten...

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Interessanter Gedanke mit dem goldenen Handschlag 😜… danke, da bin ich auch noch nicht drauf gekommen.

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Natürlich kann es sein, dass dein Mann etwas findet und ihr am Ende gut raus geht. Ich bin an der Stelle vorsichtig, weil ich es auch anders kenne. Mein Mann hat jetzt in einem großen Konzern, der in den letzten Jahren immer gute Zahlen geschrieben hat, 8 Jahre in Folge auf 1 - 1,5 Jahre befristete Verträge bekommen. Zwischendurch war er ein halbes Jahr arbeitslos, dann haben sie ihn wieder eingestellt. Seine Chefs waren zufrieden, aber es wird halt grad bei den Großen auch gern Outsourcing betrieben.
Er hat jetzt zu einem anderen AG gewechselt, in einen etwas schlechter bezahlten, dafür unbefristeten Vertrag gewechselt. So war dann jetzt der Hauskauf möglich.
Wenn beim AG kein Outsourcing betrieben wird, auch keine Fusionen und Übernahmen anstehen oder ihr auch nur mit deinem Gehalt gut auskommt, würde ich das Risiko wahrscheinlich eingehen. Ansonsten wäre meine Tendenz nein - aber halt weil ich bzw. mein Mann gebrannten Kind ist

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Puuuh, da habt ihr wirklich ganz schön lang was mitgemacht. Das ist ja echt schlimm, vorallem hat dein Mann ja scheinbar gute Arbeit geleistet sonst hätte man ihn nicht immer wieder angestellt.

Danke für den Input. Wir werden vielleicht mal eine Bekannte fragen, die dort auch arbeitet wie sie die Situation einschätzt. Vielleicht weiß sie ja mehr was so ansteht für das Unternehmen und wie mit Befristungen umgegangen wird.

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Chance nutzen!