Mir gefällt mein Beruf nicht..

Hallo ihr Lieben,
ich mag meinen Beruf einfach nicht und fühle mich nicht wohl. Ich bin Förderschullehrerin an einer Gesamtschule (Brennpunktschule). Die Schule ist echt gut. Nennte Kollegen, super Konzept, schwierige Schüler, mit denen ich aber insgesamt gut klar komme. Ich denke ich mache meinen Job auch gut. Erledige meine Sachen, stresse mich nicht total, komme mit den Schülern gut klar und bekomme von den Kollegen ganz gutes Feedback. Ich finde auch die Arbeitsbelastung echt total ok. Aber irgendwie gefällt es mir einfach nicht bzw füllt mich nicht aus. Ich stehe morgens nicht auf und denke "Yeah, geil zur arbeit" . Bin aber zuverlässig und fehle wenig. Ich habe zunehmend das Gefühl, etwas ändern zu müssen. Aber was oder wie nur. Geht so schlecht in dem Beruf. Oder jammere ich auf hohem Niveau? Habt ihr ideen, wie man so eine "Lebenskrise" anpacken kann?

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Hallo,

Wie alt bist du denn? Hat sich privat was geändert?

Früher hab ich quasi für meinen job gelebt..jetzt mit Kindern mag ich den job zwar aber er ist nicht mehr meine Priorität.
Manchmal denke ich "ich will was neues.. was anderes ".. aber im Grunde ist es der job der mir spaß macht.

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Ich bin Mitte 30 und habe zwei Kinder. Ich kann gar nicht genau sagen, was mich so sehr stört. Vielleicht der intensive Austausch mit so vielen Menschen und die Lautstärke, die ich mit den Jahren tatsächlich nicht mehr so gut ertrage. Mit den Jugendlichen arbeite ich schon ganz gerne. Es ist insgesamt ein sehr interessanter und komplexer Beruf der mir auch Spaß macht, aber die Umstände in denen Lehrer arbeiten sind oft nicht so toll, aber tatsächlich auch nur bedingt änderbar. Man tritt doch oft auf der Stelle. Anderseits denke ich, dass die Arbeitsbelastung in Form von Zeit und das Gehalt im Verhältnis dazu, auf jeden Fall passend ist. Ach herrje, nicht so einfach...

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Hey,
was genau gefällt dir denn nicht? Warum füllt es sich nicht aus? Die Rahmenbedingungen scheinen ja nicht schlecht zu sein.
Möchtest du allgemein nicht mehr lehren?
Ansonsten... anderes Studium nebenher machen.... was schwebt dir denn vor? Was könnte dich ausfüllen?
LG

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Auf ein erneutes Studium habe ich keine Lust bzw. weder die Kraft noch die Zeit. Ich denke ich muss gezwungermaßen zumindest irgendwie in der "Branche" bleiben. Ja, vielleicht ist es tatsächlich das "Lehren", das mir zunehmend weniger Spaß macht. Es ist schwierig und ich kann auch gar nicht sagen, was ich stattdessen lieber machen würde...

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Vielleicht muss es ja gar nicht eine komplette Neuorientierung sein. Es liest sich schon so, als wenn Vieles in deinem Job doch ganz gut passt und ein Branchenwechsel ist ja oft auch finanziell schwierig. Könntest du eventuell etwas reduzieren und die gewonnene Zeit nutzen, um einer Tätigkeit nachzugehen, die dich mehr ausfüllt? Ich arbeite auch als Lehrerin und plane das gerade.

Grundsätzlich mache ich meinen Job sehr gerne und möchte ihn niemals aufgeben, die ständige geistige Präsenz und das (auch dadurch) entstehende Stresslevel sind aber natürlich nicht zu verachten. Ich bin sehr gerne in der Natur und genieße dabei die Ruhe und versuche jetzt, mir als Ausgleich mit wenigen Stunden in der Woche eine Nebentätigkeit aufzubauen, mit dem ich diesen Bedürfnissen nachkommen kann. Es wird finanzielle Einbußen für mich bedeuten, aber in einem Rahmen, den ich gut verkraften kann. Dafür gewinne ich an Lebensqualität.

Was genau erfüllt dich denn? Was fehlt dir jetzt? Vielleicht wäre es eine Idee, erst mal im kleinen Rahmen etwas zu verändern.

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Weiterbildung als Beratungslehrerin?

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Das ist keine Weiterbildung sondern man wird es einfach und macht 1-2 Fortbildungen dazu.

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Nicht, wenn Du es richtig machst - zum Beispiel mit einer Weiterbildung in systemischer Beratung (ca. 2 Jahre).

Diese Hü und Hott BeratungslehrerInnen die da an diese Stellen geschubst werden tun mir ehrlich gesagt leid. Richtige Beratung ist mehr als 1-2 Fortbildungen.

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Orientiere dich in Richtung Schulleitung. Ich bin ebenfalls Lehrerin und hätte keine Lust die ganze Zeit nur normale Lehrerin zu sein.

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- Wie wäre es, du würdest dich als Ausbildungslehrerin für Referendare bewerben (also ich meine die vom Seminar, die Unterrichtsbesuche machen und in der Prüfung sitzen).

- Oder irgendeine Stelle im Schulamt, das wäre dann mehr Verwaltungspapierkram, also sicher was anderes.

- Schulleitung wäre auch noch eine Möglichkeit, wenn dir das vielleicht gefallen würde.

- Welche sonderpädagogischen Schwerpunkte hast du studiert? In BW hat man zwei, könntest du vielleicht an eine Schule in anderer Fachrichtung wechseln?

- Könntest du in einer sonderpädagogischen Beratungsstelle arbeiten? Frühförderung z.B.
Je nachdem was es in deinem Bundesland da gibt.

- Den Schuldienst komplett aufgeben und stattdessen in einem spezialisierten Förderzentrum arbeiten (je nach studierten Fächern), also so welche wie es zum Beispiel für Dyskalkulie gibt.

- Würde es dir Spaß machen so Erklärvideos wie bei Sofatutor zu machen? Vielleicht haben die offene Stellen?

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Oder wechsel in den Sonderpädagogischen Dienst. Sprich doch einfach mal deine Schulleitung an, in der Sonderpädagogik gibt es doch schon noch ein paar andere Möglichkeiten außer jeden Tag im Klassenzimmer zu stehen.

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In solchen Momenten spiele ich "was wäre wenn...." mit klaren Zielen und Faktoren.

Punkt 1:
Träumen. Auch unrealistisch. Erst mal um herauszufinden, was mich wirklich bewegt!

Punkt 2:
Jeden Faktor einzeln prüfen, wenn alles andere gleich bleibt..

1. ..... wenn ich im Lotto gewinnen würde
.... wenn ich eine Reise angeboten bekäme, einmal um die Welt
.... ich die Chance nie mehr arbeiten zu müssen, weil Geld lebenslang ausgesorgt ist.

Fühlt sich das gut an? Würde ich die Reise gerne antreten? Hätte ich "ABER" im Kopf und Gründe, warum nicht?
Würde ich ein Ehrenamt machen?
Wäre ich glücklich nicht mehr zur Arbeit zu müssen?
Würde ich hurra schreien und trotzdem arbeiten gehen - genau dorthin wo ich hingehe?
Weniger Stunden?

Würde ich mir Wellness erkaufen oder Babysitter oder eine andere Wohnung?
Würde ich mit dem Geld umziehen?

Mir ist dabei IMMER klar, dass es NICHT geht.

Wohl aber spüre ich "Lecks" im Leben auf.
Wo fühle ich mich wohl. Was würde ich weiterhin genauso machen, weil es gut ist.
WAS würde ich abschaffen, verändern, streichen?


Punkt 2:
Realistische Faktoren.....

Gleicher Arbeitsweg, gleiche Arbeitstätigkeiten, gleiche Kollegen - andere Bezahlung.
Gleiche Arbeitstätigkeiten, gleiche Kollegen, gleiche Bezahlung - kürzerer Arbeitsweg
Gleicher Arbeitsweg, gleiche Arbeitstätigkeiten, gleiche Bezahlung - andere Kollegen

.... Kunden/Klientel
.... Stundenanzahl
.... Betreuungszeiten
.... Beruf
.... Stresslevel
.... Veränderung / raus aus der Gewohnheit
.... Gesundheit !
.... anderes Elternteil übernimmt Aufgaben xy

Bei welchem Angebot würde ich sofort wechseln (wenn sich nur ein einziger Faktor verändern würde!) und wann würde ich auf jeden Fall bleiben (weil es eigentlich doch gut so ist, wie es ist)

Auch: freue ich mich mehr auf zu Hause?
Würde ich nach der Arbeit eigentlich gerne noch nicht nach Hause?

Stößt mich beides ab, ist es etwas in mir drin. Müdigkeit, Erschöpfung, Mangel
Freue mich auf zu Hause, aber nicht auf die Arbeit: warum?
Freue ich mich auf die Arbeit, aber nicht auf zu Hause: warum? Was erwartet mich da, was mich so fühlen lässt.

Freue ich mich auf beides, ist es ein gutes Zeichen.


Punkt 3:
wenn ich mir vorstelle, ich muss das noch ganz viele Jahre .....
...... jeden Faktor einzeln durchgehen .....

... Arbeitsweg
... Kinder nebenher zur Arbeit / beides unter einen Hut bringen
.... Kollegen
.... Bezahlung
.... Arbeitszeiten
.... Arbeitstätigen

Wo kommt mir ein Lächeln ins Gesicht? Wo fühle ich Beklemmungen?

Jeden Faktor einzeln.


Das hilft mir Entscheidungen zu treffen, Veränderungen herbei zu führen; dann wenn ich weiß, dass ich dringend was ändern muss. Aber noch nicht weiß, wo der Hund begraben liegt.