Brufsleben auf den Kopf gestellt

Hallo zusammen,
ich habe bereits mal einen Beitrag vor längerer Zeit geschrieben, dass ich mit meiner aktuellen Berufssituation extrem unzufrieden bin. Nun möchte ich hier meine aktuelle Situation präsentieren. Ich hoffe der Text ist nicht allzu lange und zu mühsam zu lesen.
Kurze Zusammenfassung: Ich habe 2016 meine Matura (BHS) abgeschlossen und bin jetzt 4 Jahre in der Automobilindustrie im Qualitätsmanagement im Büro tätig. Ich bin für alle technischen Änderungen unserer Produkte und Anlagen zuständig. Im Allgemeinen habe ich mich immer schon sehr für Technik interessiert bzw. mehr als andere Mädchen in meinem Umkreis, deshalb mein Wunsch in einer Automobilindustrie zu arbeiten. Nun wollte ich mich beruflich verändern, da mir ehrlich gesagt meine Ausbildung mit meinen 23 Jahren noch nicht ganz reicht.
Ich dachte erst an ein Studium und zwar im selben Bereich, da es sich als recht unkompliziert gestaltet hätte. Ich wollte gerne PMBI (Prozessmanagement und Business Intelligence) studieren im Fachbereich Automobilindustrie. Da ich bereits Berufserfahrung habe und in diesem Bereich arbeite hätte ich bereits praktischen Bezug im Studium gehabt. Mein Arbeitgeber hätte mich unterstützt und mir bereits eine „BA-Arbeit“ verschafft. Ich hätte auch Vollzeit/Teilzeit arbeiten gehen können und nebenbei studieren können. Meine weitere Ausbildung und mein derzeitiger Job hätten sich also perfekt ergänzt und ich hätte in meiner derzeitigen Firma eine besser bezahlte Position bzw. eine Führungsposition anstreben können.
Mit der Zeit habe ich aber einfach gemerkt bzw. mir endlich eingestanden, dass ich es nicht mehr aushalte den ganzen Tag vorm Computer zu arbeiten. Ich bin wirklich 40h Stunden in der Woche vorm Bildschirm und bearbeite verschiedene Themen. Und ich bin mit der Situation wirklich unglücklich und kann mir das auf Dauer auch nicht mehr vorstellen und das auch schon seit einem längeren Zeitraum.
Vor 1,5 Jahren habe ich meinen Partner kennengelernt und dieser ist Maschinenbautechniker. Er schraubt extrem gerne und liebt die Technik. Ich habe ihm öfter geholfen und interessiere mich sehr für diesen Bereich. Er erklärt mir immer alles und wir verbringen auch oft unsere gemeinsame Zeit in der Garage um bei seinem Auto etwas zu machen. Nun haben wir ein gemeinsames technisches Hobby gefunden. Wir machen uns bei diesen Fahrzeugen alles selber, haben diese sogar selber für’s Lackieren vorbereitet und auch selber lackiert. Seitdem ich dieses Hobby habe, habe ich vielleicht meine Wunschberufung gefunden. Ich wollte immer etwas Gestalterisches in meinem Beruf dabei haben gemeinsam mit technischen Aspekten, wollte aber weder Grafiker noch Architekt werden (wieder vor dem Bildschirm und langweiliges Studium ohne viel Praxisbezug). Ich will gerne etwas mit meinen Händen schaffen und den Erfolg am Ende des Tages sehen. Ich möchte gerne einen praktischen Bezug zu meiner Arbeit haben, mich künstlerisch und perfektionistisch ausleben und nicht nur alles theoretisch an Datensätzen am Bildschirm ablesen und mir am Ende des Tages denken „Was habe ich heute gemacht?“ (wenn ihr versteht was ich meine….)
Ich habe mit meinen 15 Jahren leider nicht wirklich gewusst was ich mal machen will  deshalb meine Maturaausbildung. Auch danach tat ich mir noch immer schwer, aber schön langsam wird mir klar, dass ich vielleicht meinen Berufsweg komplett auf den Kopf stellen muss um glücklich im Berufsleben zu werden.
Jetzt zum eigentlichen: Ich möchte gerne eine Lehre als Lackiertechnikerin anfangen (technische Aspekte inkl. Perfektion und Gestalterischer Begabung in einem)… Da ich das jetzt schon öfter in meiner Freizeit gemacht habe, merke ich einfach dass ich total aufblühe. Ich habe mich schon ausreichend über die Lehre informiert (mehr Geld, verkürzte Lehrzeit) und möchte danach gerne noch den Meister dranhängen. Nur ist es schwierig als 23-Jährige mit Maturaausbildung so eine Lehrstelle zu finden in Österreich. Die meisten Betriebe lehnen Frauen generell leichter ab oder definieren mich als überqualifiziert und nicht nachhaltig für die Firma (diese sehen mich eher nur die Ausbildung machen und nachher meinen eigenen Weg gehen mit Meister und Selbstständigkeit  was auch der Fall ist). Mein Partner bestärkt mich normalerweise auch auch (er findet, dass das total zu mir passt), allerdings hat er gestern so getan, als würde mir meine Matura mein Leben versauen und würde mir eh nichts bringen und als sei ich niemals überqualifiziert und stellt mich so dar als wäre ich „dumm“. Er meint, dass das dann an der Firma liegt und nicht an mir bzw. das ich „überqualifiziert“ bin.
Ich bin mir jetzt einfach unsicher ob ich wirklich das richtige mache… Meine Eltern/Verwandten bestärken mich auch nicht wirklich in der Hinsicht, dass es für mich nicht der Richtige Job sei, weil ich ja eine Frau bin.
Mein Umfeld verunsichert mich gerade ein bisschen und dazu ist es wirklich gerade schwierig eine Lehrstelle für mich zu finden.
Wie seht ihr das? Habt ihr euer Berufsleben auch schon mal auf den Kopf gestellt?

Ich bedanke mich schon mal im Voraus für eure Meinungen.
Glg :-D

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Ich habe über mehrere verschiedene Berufe meinen jetzigen Job gefunden und mache auch etwas anderes, als ich damals studiert habe. Allerdings in einem ähnlichen Bereich.

Ich kann dir nur sagen, dass du zu lange arbeiten wirst, als dass du dich mit halbzufriedenen Tatsachen begnügen solltest. Es gibt nicht viel schlimmeres, als jeden Tag zu einem Job zu gehen, der einem keinen Spaß macht. Und es gibt auch nicht viele, die von Lehre bis Rente exakt den gleichen Beruf ausgeführt haben. Es ist normal, dass man sich ausprobiert und Erfahrungen sammelt und erst mit dieser Erfahrung herausfindet, was man WIRKLICH beruflich machen möchte. Von daher finde ich deinen Weg jetzt mal gar nicht so ungewöhnlich.
Ich kenne Leute, die haben Versicherungskaufmann gelernt und sind jetzt in der Gastronomie. Oder Bankkaufmänner, die umsatteln auf Sportlehrer. Alles möglich!

Mach das, was dich glücklich macht. Sei froh, schon so früh (in deinem Alter) etwas gefunden zu haben, was dich erfüllt.
Probier es aus und bleibe hartnäckig. Du willst in eine männerdominierte Branche. Da musst du dich (leider) noch mehr anstrengen als eh schon, um gegen Klischees und Vorurteile anzukommen. ABER wenn du das erst mal geschafft hast und dich behaupten kannst, dann ist das super!
Ich würde Firmen, die dich von vornherein ablehnen, direkt konfrontieren. Direkt fragen, warum sie dich als Frau von vornherein ablehnen. Wieso sie dir nicht mal eine Chance auf vllt mal Probearbeiten geben. Und wenn sie immer noch nicht wollen, auch direkt sagen, dass du es schade findest, dass in der heutigen Zeit Sexismus und Diskriminierung auf Grund des Geschlechts bei dieser Firma noch eine so große Rolle spielt. Und du stattdessen auch lieber zu modernen Mitbewerbern gehst, als zu dieser Firma.
Einfach nur, um ein Statement zu setzen.

Deinem Freund würde ich klar sagen, dass du es ausprobieren willst. Wenn es nicht klappt, bist du um eine Erfahrung reicher und kannst doch immer noch in deinen alten Job zurück.

Mach was draus! 🍀

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Kann mich Nonja nur anschließen - Du als Frau kannst genauso gut als Lackiererin arbeiten wie ein Mann. Matura heißt, der Betrieb wird mit Dir keine Probleme in der Berufsschule haben. Schick evtl Bilder mit von dem, was Du schon lackiert hast und rufe evtl Arbeitsamt an und lasse dich in offene Lehrstellen vermitteln. Und Probearbeiten, wie Nonja schon sagte.
Vll auch eher zu einem Automobilhersteller oder großen Zulieferer als zu nem kleinen Mittelständischen, die sind offener für Frauen und zahlen mehr Geld.
Zu das, was Dir Spaß macht - beste Prävention für Burnout oder Boreout durch Job!!

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Hallo

Das letzte Mal meintest du, dass du dich vom Team nicht aufgenommen fühltest und ansonsten alles supi war. Jetzt scheinst du realisiert zu haben, dass vor dem Computer hocken nichts für dich ist. Was ist es wirklich, was du nicht (mehr) willst?

Das Andere: Überleg dir genau, ob du auch ohne deinen Partner den Beruf der Lackiererin gerne ausüben würdest. Stell dir vor, er sei nicht mehr da. Würdest du am nächsten Tag gerne ins Büro oder in die Werkstatt? Ich vermute nämlich, dass deine neue Leidenschaft ein wenig durch die Beziehung entstanden ist. Bei vielen Menschen ist es so, dass diese Leidenschaft nach Beziehungsende nicht mehr weiter lodert..

Ich persönlich würde Folgendes machen: Lackieren als Hobby / Ausgleich zum Beruf, mit Möglichkeit, später damit als Selbstständige Geld zu verdienen (und ja, ohne Lehre - vielleicht würdest du gerne Anleitungs-Videos o.ä. auf Youtube stellen). Dann deinen Job weitermachen und dabei nach einer neuen Stelle suchen. D.h. gute Geld im Job verdienen und fürs Hobby ausgeben, welches später vielleicht zur Selbstständigkeit führen könnte. So von Jetzt auf Nichts würde ich keine schnellen Entscheidungen treffen.

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Ja in Kombination mit den Leuten da drinnen macht es die Situation für mich noch unerträglicher, aber Büro-Job ist einfach auch nichts für mich und das können auch die Kollegen nicht ändern.
Ja die Leidenschaft ist durch die Beziehung entstanden, weil ich die Möglichkeit erst durch ihn hatte dies zu machen..
Allerdings würde ich das ganze auch ohne in anstreben, er hat mir nur geholfen einen neuen Beruf für mich zu entdecken..
Und ja wir wollen uns damit selbstständig machen, ganz sicherlich nicht ohne Ausbildung. ICH vorallem möchte es und möchte dass dann auch mit pfuschen und im Hobby-Bereich verbinden. Es macht mir auch ohne meinem Partner Spaß.
glg

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Hi!

Bewirb dich einfach weiter! Nicht aufgeben!

Du bist definitiv jung genug um noch viele Wege einschlagen zu können.

Du könntest dir auch noch Alternativen überlegen (anderseits: du hast offenbar deinen Traum gefunden, also verfolge ihn :-) )
Was teilweise ähnlich wäre (und deine Verwandten noch mehr vom Hocker hauen würde): statt Kunst am Auto Kunst am Körper. Also Tätowierungen :-) ist ähnlich aber doch auch anders.

LG