Arbeitszeugnis - gut oder sehr gut

Hallo,

ich hätte einmal eine allgemeine Frage zum Thema Bewertung in Arbeitszeugnissen.

Insgesamt dürfen diese ja nicht negativ ausfallen, d.h. schlechter als Note 3 darf es gar nicht geschrieben sein. Eine "gute" Bewertung ist daher sicherlich der Durchschnitt. Jeder AN würde sich ein "sehr gut" wünschen um sich abheben zu können von den nur "guten" Bewertungen.

Welche Kriterien legt man an für ein "gut" bzw. ein "sehr gut"? Sprich wann ist ein "gut" gerechtfertigt? Und wann sollte es ein "sehr gut" sein? Was ist der Maßstab?

Und wieviel Aussagekraft hat dann so ein Arbeitszeugnis, wenn 90% ein gut oder sehr gut darin zu stehen haben?

Ist ein "gutes" Arbeitszeugnis dann schon negativ?

Würde mich sehr für eure Meinungen interessieren oder fachlichen Antworten, wenn ihr beruflich damit zu tun habt.

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" d.h. schlechter als Note 3 darf es gar nicht geschrieben sein."

Das stimmt nicht. Außerdem stellt sich sowieso die Frage, ob man die in Schulnoten übersetzen kann. Wenn dort drinsteht "Hat sich mit Anleitung bemüht seine Aufgaben zu erledigen" dann ist das wohlwollend, aber sicherlich keine 3. Ist aber erlaubt.

"Insgesamt dürfen diese ja nicht negativ ausfallen"


Sie müssen wohlwollend formuliert sein.

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Ich habe es schon erlebt, dass das Zeugnis es ehemaligen Angestellten nicht gut genug war und sie deshalb vor Gericht gegangen sind um ein besseres Zeugnis einzuklagen. Dann wurde das Zeugnis so gut, dass diese Leute totale Überflieger wurden. Find ich total unglaubwürdig. Warum schmeißt eine Firma einen Überflieger raus?
Zum Rest wurde ja schon was geschrieben.

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Weil gute Personaler im Zweifel so etwas heraus lesen können. 😉

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Sind Mitarbeiter im Personalwesen denn alle Mitglieder in einem Geheimbund? Tauschen sie sich über geheime Briefkästen aus, dass ab sofort ein Komma nach dem 5. Wort im 3.Satz bedeutet, dass das ein gerichtlich angeordnetes, verbessertes Zeugnis ist?
Und werden ihre toten Gebeine zur Schau gestellt, wenn sie ihr Wissen preisgeben und eine Bewerbungsberatungsfirma gründen oder bei Markus Lanz auftreten?
Und was ist mit der unerfahrenen Firmengründerin, die noch gar keinen Personaler hat? Führt der Geheimbund Buch über jeder Gründung und fängt die Gründer im Park ab: 'Pssst, leise, aber beachte immer das Komma.'

Ernsthaft: Wie sprechen sich geheime Kodierungen 'rum, wenn sie doch geheim sein sollten?

Grüsse
BiDi

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Ich rate zu einem guten Zeugnis mit einzelnen sehr gut.
Nur sehr gut ist unrealistisch und lade ich nicht zum Gespräch. Solche Zeugnisse “stinken“ .....

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Das so allgemein zu behaupten finde ich merkwürdig. Die Frage ist ja auch um welche Branche, welche Hirarchietstufe, etc. es geht.
Wenn eine Führungskraft ein Unternehmen freiwillig verlässt und eben in seiner Zeit dort nur sehr gute oder gar herausragende Leistung erbracht hat, dann ist das Zeugnis nunmal durchweg "sehr gut".

Allerdings braucht so jemand i.d.R. auch kein Zeugnis für eine Bewerbung, sondern wechselt durch Empfehlungen und heftet sich das Zeugnis nur in die eigenen Unterlagen ab.

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Mir wurde am Anfang meiner Karriere mal von einem Vorgesetzten gesagt: man kann bei jedem etwas verbessern. Dem Stimme ich inzwischen zu und denke das trifft selbst auf Führungskräfte mit sehr großer Verantwortung zu. Ich bleibe daher dabei, nur sehr gut ist unrealistisch.

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Mir wurde mal gesagt, dass zu gute Zeugnisse mit Vorsicht betrachtet werden.
Niemand ist in allem perfekt und das wissen AG normalerweise auch. Ein sehr gutes Zeugnis ohne eine gut Stelle, wird eher weniger geglaubt oder eben mit Vorsicht betrachtet.

Die Formulierungen müssen gut sein und gut formuliert. Es gibt aber ein paar kleine Codes bei den Formulierungen: sowohl zulässige als auch nicht zulässige.
Und dann gibt es noch so kleine Hinweise, die aus einer sehr guten und höchstgelobten Formulierung eine versteckte schlechte Note ausmachen.

Die Reihenfolge bei Aufzählungen muss stimmen. Chef, Kollegen,.... macht einen Unterschied zu Kollegen, Chef
Das Weglassen an manchen Stellen kann entscheidend sein, auch bei der Grußformel.

Ein nicht eingehaltener Aufbau kann zweierlei bedeuten: Desinteresse am Mitarbeiter oder der Zeugnisschreibende kennt sich mit Arbeitszeugnissen nicht aus.