Schwanger als Führungskraft - Erfahrungen?

Hallo ihr Lieben,

ich arbeite seit einem Jahr als Leitung einer Abteilung mit Personalverantwortung für 15 Personen.
Aktuell bin ich mit meinem Partner in der Hibbelphase, mache mir aber schon Gedanken um meine berufliche Situation im Falle einer Schwangerschaft. Aufgrund einer Uterusfehlbildung wird es laut meiner FÄ in jedem Fall eine Risikoschwangerschaft und ich werden mich viel schonen müssen.

Sind hier Schwangere oder Mütter mit Führungsverantwortung? Wann habt ihr eurem Vorgesetzten und wann den Mitarbeitern von der Schwangerschaft erzählt? Wie waren die Reaktionen?
Wie ging es euch in der Schwangerschaft? Konntet ihr euch etwas zurücknehmen?
Wer hat euch in der Elternzeit vertreten und wie ging es danach weiter?

Vor der Bekanntgabe habe ich jetzt schon Sorge. Da nimmt man ausnahmsweise eine junge Frau für den Leitungsjob und dann das. ;) Auch gibt es keine feste Vertretung für mich, die automatisch einspringen könnte, wenn ich wegen Komplikationen ausfalle. Mir ist bei der beruflichen Situation nicht wohl, deshalb würde ich gerne eure Erfahrungen hören.

Viele Grüße
Herzling

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Ich bin Geschäftsführerin gewesen vor der Schwangerschaft. Gewesen, weil ich mich unverhofft während der Elternzeit habe abwerben lassen ;-)
Habe es so lange, wie es ging, nicht gesagt - also bis die Fristen gewahrt werden mussten, dass ich meine Elternzeitvertretung einstelle. Bis dahin habe ich normal gearbeitet und auch Abendtermine gemacht, etwa bis zur Halbzeit. Danach hätte ich nach Richtlinien des MuschG (Alleinarbeit) gar nicht weiter arbeiten dürfen, allerdings hat das niemanden interessiert und ich konnte es verantworten, normal weiter zu machen. Mir ging es allerdings blendend, ich hatte keinerlei Probleme und es war die 2. Schwangerschaft, da nimmt man einiges entspannter.
Wenn mal was war, habe ich die Arbeit mit ins HomeOffice genommen, das ging bei mir problemlos.

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War bei mir auch so. Ich war ca drei oder vier Jahre vor der SS nie krank und dann direkt drei Wochen. Hatte zwischendurch versucht zu arbeiten aber das ging gar nicht. Mir war Dauer übel und ich habe mich mehrmals täglich übergeben. Ich habe es dann glaub ich in der 12. oder 13. Woche unserem GF gesagt und ca 17. Woche meiner Abteilung. Mein Chef hat mir gratuliert und wollte dass es noch bis zu bestimmten Terminen nicht gesagt wird. Als es dann soweit war, habe ich eine Besprechung einberufen und es allen gesagt. Sie haben sich für mich gefreut und es gab viele Umarmungen und Glückwünsche. Für mich wurde jemand neues eingestellt und ich werde meine alte Stelle wohl nicht wieder bekommen. Da ich nach der Elternzeit aber auch nicht wieder voll arbeiten werde, ist mein Job mit weniger Stunden auch gar nicht zu schaffen. Ich hab vorher immer zwischen 50&70 Stunden die Woche gemacht und das möchte ich jetzt nicht mehr. Mal sehen, was mir nach der ez angeboten wird 🤷🏿‍♀️

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Mach dir nicht so viele Gedanken! Es klingt hart, aber die Einstellung befreit auch ungemein: Niemand ist unersetzlich! Ich hatte zwar keine Personalverantwortung aber eine leitende Position mit Projektverantwortung für lang laufende Projekte mit externen Teams, die ich gesteuert habe. Hab mir auch Gedanken gemacht. Aber mehr als es zu einem fairen Zeitpunkt zu sagen, alle Arbeitsunterlagen bestmöglich sortieren/ablegen, eine gute Übergabe machen, etc. kann man nicht tun. Handeln in Form von Vertretungen besorgen, etc. müssen dann andere - das liegt nicht in deiner Verantwortung und daher sollte dich das auch nicht zu sehr belasten.

Bei mir wurde niemand eingestellt, alles wurde verbaselt und halbherzig verteilt auf eh schon zu wenige Mitarbeiter. Ich habe mitbekommen wie während meiner Elternzeit Projekte vor die Wand gefahren wurden, die ich extrem gut vorbereitet und gestartet hatte. Das hat mich mega frustriert, ich hab dann nicht gezögert, als ich während der EZ zu einem anderen Unternehmen abgeworben wurde. Beim neuen Unternehmen wollte man mich unbedingt auch Teilzeit, hat mir die Weiterführung meiner Elternzeit angeboten,... Also wenn du was auf dem Kasten hast, dann mach dir keinen Kopf. Und vor allem streich Sätze wie "Da wird einmal ne junge Frau in so eine Position eingestellt...." aus deinem Repertoire!

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Ich habe es nach der 12. Woche bekanntgegeben. Davor wusste nur meine direkte Vorgesetzte Bescheid und sie hat sich gefreut. Meiner Bereichsleiterin habe ich mit Bekanntgabe der Schwangerschaft aber auch gleich einen Vertretungsplan vorgelegt. Ich denke, dass ist schon mal ein Pluspunkt. Manche waren geschockt, manche nicht so erfreut, manche haben mir freudig gratuliert.

Während meiner Schwangerschaft war ich 2 Tage krank geschrieben. Ich hatte das 'Glück' nur an starker Übelkeit ohne Erbrechen zu leiden. Der strukturierte Tagesablauf hat mir da sehr geholfen, an den Wochenenden auf der Couch bin ich fast gestorben.

Das Jahr meiner Schwangerschaft war zudem sehr turbulent. Mein Team bestand aus ca 20 MA. Ich habe in der Zeit viele neu eingestellt, einige entlassen, bei Mediationen mitgemacht und ein Haufen Seminare absolviert. Ich habe gezeigt, dass ich meinen Job einfach auch weiterhin erledige und sie nicht die Falsche eingestellt haben. Es zahlt sich aus, nachdem ich nach meiner Karenz mit 50% Homeoffice zurückkehren darf.

Gute Arbeit wird belohnt! Deshalb hast du auch diese Position. Es wäre irrsinnig gewesen sie nicht anzunehmen. Ein guter Arbeitgeber weiß zudem, dass er nach der Elternzeit mit einem tollen Arbeitnehmer rechnen kann- und das für noch viele weitere Jahre! Und ein guter Arbeitgeber kann die Zeit des Ausfalls auch gut verkraften.

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Jeder ist ersätzlich.
In meiner Arbeitswelt ist oft plötzlich und unerwartet die Führung ausgefallen (Unfall mit Langzeitfolgen.. plötzlich verstorben..familiäre gründe) .. und es ging und geht immer weiter.


Ich war Leitung für ca 45 Mitarbeiter..war von heute auf morgen im BV.. es haben alle überlebt :)

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Hallo,

ich habe zuerst meinen Vorgesetzten informiert und das ziemlich zeitig (10. Woche). Wie hat er reagiert: naja, Begeisterung sieht anders aus. In das Gespräch bin ich sehr gut vorbereitet gegangen: was sollte in den nächsten Monaten unbedingt geschafft werden, wie stelle ich mir notwendige Vertretung vor, wie lange Elternzeit, was will ich in der Elternzeit wahrnehmen. Dadurch, dass ich einen genauen Plan hatte, was ich will und wie ich mir alles vorstelle, war es am Ende doch ein gutes Gespräch.

Meine Mitarbeiter haben es so in der 15., 16. Woche erfahren. Mir ging es die ganze Schwangerschaft sehr gut und ich konnte bis zur Entbindung arbeiten und habe auf den Mutterschutz vor Geburtstermin verzichtet.

Nach 7 Monaten habe ich wieder angefangen, eine Vertretung gab es nicht. Besprechungen / Veranstaltungen, die mir wichtig waren, habe ich auch in der EZ besucht. Das ist jetzt schon ein paar Jahre her und die Rückkehr lief relativ problemlos.

Dir alles Gute, Leni

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Mach die keine Gedanken.

Ich würde, wie jeder anderen beachten, sich nichts anmerken zu lassen oder sagen, bis dein Vorgesetzter das weiß. Dann bei dem Gespräch mit dem Vorgesetzter würde ich mir im Voraus Gedanken machen, wann du vor hast zurück zu kommen, in welchen Umfang usw. ich würde auch ehrlich sein und sagen, dass es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt und du daher von heute auf morgen leider in jeden Moment ausfallen könntest, auch wenn du natürlich hoffst, dass es nicht so weit kommt.

Ich glaube, die meisten Chefs nehmen es gut an, dass man ehrlich ist. Wenn das alles geklärt ist und am besten eine Lösung für deine Stelle gibt, erst dann, würde ich die Mitarbeiter erzählen. Es ist immer besser, wenn die Frohe Botschaft direkt mit einer Lösung/Wie es weiter geht, angekündigt wird. Ich kann das wirklich nur empfehlen.

Hier, in „meinen“ Konzern läuft es momentan nicht so. Ich habe bedenken bereits, wenn ich heute meine SS ankündige an die Chefin. Denn gleiche-Stelle-Kollegin in anderen Team ist schwanger und noch nichts geklärt ist. Ihr Team ist natürlich verunsichert, aber sie kann ja nichts dafür, wenn das Unternehmen nichts unternimmt bezüglich Vertretung. Ist eine sche*** Situation für sie und die Untergebenen. Aber dafür kann sie nichts, hat mittlerweile eine „nach mir die Sintflut“ Einstellung. Ich hoffe, dass es bei mir nicht so weit kommt, habe aber leider kein Grund um was besseres anzunehmen. Schade, aber manchmal liegt es in Fremden Händen.

Daher mein tipp: früh genug ankündigen an dem Chef und die Mitarbeiter, wenn möglich, erst wenn eine Lösung geklärt ist. Klar, im Rahmen zB bis 15-16 SSW würde ich das ok finden. Wenn bis dahin nichts geklärt ist, musst du ja trotzdem verkünden, da man langsam ein Bauch sieht und sie sonst gar keine Zeit vor dem Mutterschutz haben, sich dran zu gewöhnen.

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Mein bereichsleiter hatte einen Unfall und fiel 5 Monate aus. Von heute auf morgen. Aber, er hatte ein gutes Team und wir haben überlebt, in dem Zeitraum neben dem Tagesgeschäft eine Ausschreibung gewonnen und externes Audit überstanden.
Die FK ist ein wichtiger Anker, aber ein gutes Team kann das schaffen.

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Hey,
in deiner Situation stecken doch viele... das ist nichts besonderes.
Ich bin Abteilungsleiterin und musste sofort Bescheid geben, da gewisse Gefahren da sind. Und da wir alle eng zusammenarbeiten habe ich es dem Team auch gleich gesagt. Wenn es schief gegangen wäre, hätte ich es ihnen auch gesagt.
Jedenfalls ging’s mir nicht immer sehr gut, aber dann habe ich eben einen Gang runtergeschaltet.
Vertreten wurde ich von einer anderen Abteilungsleiterin und oh Wunder - der Laden steht auch ohne mich noch 😉
Lass einfach alles auf dich zukommen... die Probleme sind nicht von der Position abhängig denke ich.
LG