Wie mit dauerkranker Kollegin umgehen?

Guten Morgen!

Meine Überschrift ist wohl unglücklich gewählt, aber mir fällt nix besseres ein.

Wir haben auf der Arbeit folgende Situation: Wir sind eine Abteilung in einem Großkonzern. Ich schreibe das dabei, weil die Firmengröße sicher eine Rolle bei unserem Fall spielt.
Wir sind 8 Personen in unserer Abteilung plus der Abteilungsleitung.
Wir sind ein nettes, harmonisches Team, arbeiten seit vielen Jahren zusammen und es gab nie Querelen untereinander.

Vor fünf Jahren erkrankte eine Kollegin von uns an einem Burn Out. Wir waren damals sehr überrascht, denn es deutete nichts darauf hin. Sie war dann von einem auf den anderen Tag weg und wir waren betroffen und haben mitgefühlt. Wir haben ihr Karten geschrieben, ihr alles Gute gewünscht und uns echte Sorgen gemacht. Wir mögen sie menschlich sehr. Sie war dann mehrere Monate zu Hause, kam dann kurzzeitig wieder, während sie auf ihre Reha wartete und war nach wenigen Tagen wieder arbeitsunfähig. Es war wohl zu viel und zu früh. Sie muss private Probleme haben.

Nun ja, sie bekam die Reha und war auch danach noch etwas krank. Insgesamt hat sie - bis auf die wenigen Tage Unterbrechung - 9 Monate gefehlt. Das haben wir alle voll mitgetragen und ihren Job miterledigt. Eine Überbrückungsunterstützung haben wir nicht bekommen. Wir mussten ihren Ausfall allein auffangen und das haben wir gemacht.
Leider scheinen die ganzen Maßnahmen der Kollegin nicht viel gebracht zu haben, denn seitdem ist sie quasi Dauerkrank.

Beispiel: Sie ist erkältet mit Husten und Schnupfen, verlässt vormittags das Büro, weil es nicht mehr geht und kommt dann mal locker zwei Wochen nicht wieder.
Und das passiert mehrmals im Jahr.
Oder sie hat wieder Probleme mit der Psyche und ist wieder einen Monat krank geschrieben. Aktuell war es wieder so, dass sie fünf Wochen arbeiten war.
Sie bekommt wohl jetzt auch wieder eine neue Reha im Herbst. Dann wird sie wieder mehrere Monate fehlen.

Durch die vielen Krankheitszeiten hat sie natürlich einen beträchtlichen Urlaubsanspruch angesammelt. Bei uns verfällt Resturlaub erst nach zwei Jahren. Das heißt, sie nimmt fleißig Urlaub aus den Vorjahren, ohne den Urlaub des aktuellen Jahres anzutasten. Und im nächsten Jahr geht das wieder von vorn los.

Ungelogen: Es ist eine Seltenheit, dass sie mal 4 Wochen am Stück arbeiten ist. Entweder ist sie dann wieder krank oder hat Urlaub.

Wir wünschen ihr nur das Beste, aber das geht seit fünf (!!!) Jahren so. Bei der Größe unserer Firma fällt so ein Mitarbeiter im gesamten nicht auf, aber unsere Abteilung geht inzwischen am Stock.

Wir haben das mal vorsichtig beim Chef angesprochen - nicht in Bezug auf die Kollegin sondern darauf, dass wir gern eine weitere Kraft hätten, um die Arbeit zu schaffen. Doch der sieht unsere Probleme nicht und verweist darauf, dass wir ja auch Überstunden machen könnten und unsere Abteilung personell ausgelastet wäre. Ja klar, aber das eine Vollzeitkraft seit Jahren nur sporadisch und nicht planbar arbeitet, übersieht er.

So langsam kippt die Stimmung im Team. Was können wir machen? Wie gesagt, wir möcten der Kollegin nix Böses, aber wir müssen auch irgendwann mal anfangen auf uns zu gucken.

Sollten wir uns nach "ganz oben" wenden und die Einstellung einer Ergänzungskraft fordern?
Hat so etwas Konsequenzen für die Kollegin?
Oder könnten wir die Kollegin selbst ansprechen und sie bitten, sich ihren angesammelten Resturlaub auszahlen zu lassen und nur noch aktuellen Urlaub zu verbrauchen? Dann wäre wenigstens diese Baustelle entschärft. Gegen die Krankheitszeiten können wir natürlich nichts sagen...

Wir stoßen echt an unsere Grenzen und einige von uns haben auch inzwischen kein Verständnis und Mitgefühl mehr für die Kollegin. :-(

Blöde Situation. Vielleicht geht durch die Geschichte unser toller eamzusammenhalt kaputt.

LG

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Guten Morgen!

Wenn ihr ein großer Konzern seid, habt ihr doch sicherlich einen Betriebsrat. An den würde ich mich wenden. Keinesfalls an die Kollegin und diese zu irgend etwas auffordern.

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Euer Problem ist m. E. nicht die Kollegin, sondern der AG, der solche Ausfälle nicht angemessen auffängt. Ich würde im Traum nicht auf die Idee kommen, sie aufzufordern, ihren Urlaub nicht in Anspruch zu nehmen. Der ist ausdrücklich zur Erholung gedacht und gerade jemand mit dem genannten Problem kann die gut brauchen.

Redet mit Eurem AG und setzt die kranke Frau nicht zusätzlich unter Druck, sie wird sic ihre Probleme nicht selbst ausgesucht haben.
Bei uns besteht momentan übrigens eine ähnliche Situation, wir sind ein 3er-Team und eine von uns hat auch Burnout und fehlt dementsprechend oft, was wir ihr aber mit keiner Silbe zum Vorwurf machen. Zusätzliches Problem bei unserer Kollegin ist, dass sie sehr intrigant und (sorry) bösartig unterwegs ist und versucht, uns bei jeder Gelegenheit zu linken. Keine Ahnung, ob das mit ihrer Diagnose zu tun hat oder eine Charaktersache ist aber an dem Punkt hat mein Verständnis Grenzen.

LG,

W

LG

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Ich sehe das genauso!

Hinzu kommt: ich vermute, dass die Kollegin eine Depression oder eine andere psychische Krankheit hat. Damit kann sie die Anerkennung als Schwerbehinderte beantragen. Vorteil: der AG bekommt sie bei der Quote angerechnet und Vorteil für sie: sie kann nicht so leicht gekündigt werden.

Gruß

Manavgat

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Ich sehe auch das Problem nicht bei Deiner Kollegin, sondern beim Arbeitgeber.

Ihr müsst kein Verständnis oder Mitgefühl für die Kollegin aufbringen - es bleibt Euch nur nichts anderes übrig, als die Situation zu akzeptieren und nicht in die fürchterliche Argumentation zu verfallen: 'Wir reissen uns hier den Arsch auf, um ihre Arbeit mitzumachen und sie lässt uns hängen'. Es ist nicht die Arbeit der Kollegin, die Ihr mitmachen müsst - es ist die Arbeit der Firma.

Was ich allerdings nicht verstehe ist die Aussage des Chefs: '...und verweist darauf, dass wir ja auch Überstunden machen könnten...'.

Macht Ihr keine Überstunden? Dann ist es tatsächlich schwer, mit Überlastung zu argumentieren. Überlastung manifestiert sich da, wo sich Überstunden häufen, die Qualität leidet, wichtige Projekte nicht umgesetzt werden können. Wenn nichts davon auf Eure Abteilung zutrifft, könnte ein böser Personalverantwortlicher davon ausgehen, das Ihr jetzt auf 100% lauft und Ihr Eure gewohnten 80% wiederhaben wollt.
Wenn Ihr Euch 'nach oben' wendet, müsst Ihr auf jeden Fall darauf gefasst sein, das man nachprüfbare Fakten zur Überlastung sehen möchte.

Wie die Personalverantwortlichen in Sachen kranke Kollegin vorgehen, liegt nicht in Eurer Hand und nicht in Eurer Verantwortung. Auch das muss Euch klar sein. Genauso klar, wie die Tatsache, das Euer toller Teamzusammenhalt nur dann von Interesse ist, solange er zu aussergewöhnlich guten Arbeitsergebnissen führt.

Grüsse
BiDi

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Hallo.

Ich frage mich da gerade, wie es sein kann, dass jemand über 5 Jahre hinweg dauernd scheinbar wegen der gleichen Diagnose krankgeschrieben ist. Ist es nicht so, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt (1 Jahr ? ) man seitens der KK angeschrieben wird, ob man ggf. berufsunfähig o.ä. ist? #gruebel

Die müssen doch dann laufen Krankengeld zahlen. Welche KK macht das 5 Jahre lang mit?

LG

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Meine Mutter war vor einigen Wochen wegen ähnlicher Probleme in einer Klinik. Dort war sie mit einer Dame auf dem Zimmer, die seit 9 Jahren immer wieder krank geschrieben wird. Das scheint also zu gehen.

Wir vermuten, dass die KK keine "zu jungen" Arbeitnehmer als arbeitsunfähig deklarieren wollen.

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Eure Kollegin kann nichts dafür. ..krank ist krank. Und ihren Urlaub kann sie nehmen wie sie möchte.

Ich würde ehr dem Arbeitgeber Druck machen.

Ich wünsche dir das er doch noch einsichtig ist.

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In einem Konzern dieser Größe gibt es doch eigentlich einen Betriebsrat o.ä. An den wendet ihr euch und deutet auf eure eigene Überlastung hin.

Wobei ich denke, wenn ihr 8 Mitarbeiterinnen seid, dann teilt sich nun die Arbeit eines Mitarbeiters auf insgesamt 7 andere Mitarbeiter auf, oder? Ihr habt also jeder 1/7 mehr an Arbeit als sonst? Ist das wirklich so aufreibend?

Ansonsten verstehe ich deine Sorge aber gut, man kann ja auch nicht richtig flüssig arbeiten, sondern ist ständig in dieser doofen Vertretungssituation. Wenn die Kollegin dann mal wieder da ist, muss sie aufholen, was liegen geblieben ist, oder ihr müsst sie unterrichten, was nun in ihrer Abwesenheit los war etc. Mühsam ist das allemal.

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Danke Euch erstmal.

Von den acht Kollegen/innen, sind fünf Teilzeitkräfte und nur drei Vollzeitkräfte und eine Mitarbeiterin davon ist die Mutterschaftsvertretung für eine andere Kollegin und noch nicht ganz so eingespielt. Wir haben schon immer an der Belastungsgrenze gearbeitet, da der Konzern uns immer knapp gehalten hat mit Personal, aber es ist immer irgendwie gut gegangen. Durch den quasi Totalausfall unserer Kollegin, die eine Vollzeitkraft ist, hat sich das extrem hochgeschaukelt.
Wir sind Mahn - und Inkassobereich, also auch nicht gerade ne Kuschelarbeit, die wir verrichten.
Es zehrt wirklich.

Von uns wird ja ab und zu auch mal jemand krank, wir haben Urlaub usw. In den Zeiten brennt es dann richtig.
Überstunden leisten wir selbstverständlich! Eine meiner Kolleginnen hat bereits Plusstunden im dreistelligen Bereich angesammelt. Früher war es so, dass wir abwechselnd auch immer mal unsere Überstunden abgebummelt haben (Gleitzeit). Da haben wir uns einfach abgesprochen und gut war's.
Das ist quasi nicht mehr möglich.

Zur Info, weil das weiter oben gefragt wurde:
Die Kollegin ist seit dem Burn out NICHT so oft wegen weiterer psychischer Belastungen krank geschrieben. Das kommt vielleicht zwei, drei Mal im Jahr vor. Sie bezieht auch jedes Jahr mal Krankengeld deswegen, aber nicht durchgängig und allerhöchstens ein paar Wochen. Es sind die übrigen Krankenheitsausfälle, die so angestiegen sind. Wie ich schon schrieb, sie bekommt eine Erkältung. verlässt dann vormittags das Büro um zum Arzt zu gehen und am nächsten Morgen kommt der Anruf, dass sie zwei Wochen krank geschrieben ist.
Daher unterschiedliche Diagnosen.
Es geht mich im Prinzip auch gar nichts an warum und weswegen sie wann und wie lange krank ist. Wir verstehen uns alle ganz gut, deshalb weiß man auch detallierter Bescheid, aber ganz in die Tiefe geht man natürlich nicht.

Fakt ist, wir können das nach all diesen Jahren nicht mehr mit tragen.
Problem ist, dass unser Konzern durch die Größe recht anonym ist.

Bei unserem direkten Vorgesetzten, der die SItuation kennt, stoßen wir auf taube Ohren.
Wenn wir uns an höhere Stelle wenden und um mehr Personal o,ä. bitten, dann wird auf die Abteilung geguckt und gesagt: Wie, Sie sind doch so und so viele Leute usw.
Das davon eine Vollzeitkraft nur noch sporadisch existiert, wissen die, glaub ich, gar nicht. Keine Ahnung, wie das läuft.
Höchstens in der Personalabteilung direkt.

Nun ja, wir werden uns wohl als Team zusammen setzen und gemeinsam um Verstärkung bitten. Eine weitere Teilzeitkraft würde schon viel reißen.

Danke für Eure Antworten.

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Hallo!

Bitte versucht, es nicht an der Kollegin auszulassen.

Wenn die Seele krank ist, dann ist oft auch das Immunsystem ganz weit unten. Es herrscht ja sowieso schon Dauerstress, und da braucht es einfach wirklich nicht viel, um richtig übel krank zu sein. Wo Menschen mit intaktem Seelenleben nur einen Schnupfen haben, bekommt die Kollegin eben wirklich gleich eine Nebenhöhlenentzündung, und wo Du und ich nen Husten hätten eine Bronchitis. Da kann sie echt wenig machen, sie ist dann wirklich gleich zwei Wochen richtig krank.

Und der Urlaub ist auch nicht dafür da, dass man da krank ist. Wenn Du mitten im Sommerurlaub krank wirst dann ist das ja auch keine Erholung mehr, in der Du Energie für die nächsten Monate tanken könntest. Das ist so schon ok.

Das Problem ist der Arbeitgeber - und der denkt meistens so: die Leute schaffen die Arbeit ja, warum soll ich dann jemanden einstellen?

Daher: nicht nur Überstunden ansammeln und alles schnell weg arbeiten, sondern einfach auch mal was liegen lassen.

Außerdem den Betriebsrat mit ins Boot holen und mal richtig zusammen Schreiben: Krank- und Urlaubsstunden aller Mitarbeiter, dazu die Überstunden die ihr alle miteinander gemacht habt in den Monaten. und das mal sauber als Tabelle vorzeigen. Da habt ihr mehr in der Hand und es klingt nicht nach Mobbing wenn man sagt in der Abteilung waren im 1. Quartal 200 Arbeitsstunden durch krankheit und 100 durch Urlaub ausgefallen und es wurden 180 Überstunden aufgebaut. Nicht: das liegt alles nur an Frau Müller.

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Das mit dem zusammen schreiben ist eine gute Idee. Dann fließen ja die Krankheitszeiten von uns allen rein, das klingt fair.
Überstunden müssten wir alle zusammen mehrere hundert haben.

Gute Idee, ich sprech das mal an.

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Hallo,

einen ähnlichen Beitrag gab es letzte Woche schon einmal.

Es ist nicht Euer Problem, sondern das der Geschäftsleitung.
Blöde Situation, aber im Notfall würde ich mich unter Umständen doch nach ganz oben wenden im Bezug auf eine neue Fachkraft.

LG