Will niemand mehr Erzieher werden oder ist der Markt wirklich so leer gefegt?

Hallo,

ich habe mich heute mit einer Erzieherin unterhalten, weil die grad etwas Personalnotstand haben. Es sind normalerweise 8 Erzieherinnen in unserem KiGa für ca. 60 Kinder zwischen 2 und 6, manche auch nur für stundenweise, und 1 Vollzeit-Kraft hat grad Berufsverbot seit Anfang des Jahres in der Schwangerschaft und 1 weitere mit 75% ist krank. Jetzt läuft grad nichts mehr so, wie es die letzten Monate super funktioniert hat als alle da waren. Eine 50% Kraft hat 1 Gruppe alleine (weil in der Gruppe die Vollzeitkraft fehlt), es muss immer jemand dort aushelfen. Aber derjenige fehlt dann woanders. So können nicht mehr alle Spielbereiche benutzt werden usw.

Auf jeden Fall war die Vollzeitstelle schon 2x ausgeschrieben und ich hab heute mal nachgefragt, ob es da schon Aussicht auf jemand Neues gibt. Da hieß es, sie hätten auf die Stellenausschreibungen nicht eine einzige Bewerbung erhalten #schock Jetzt wundert es mich echt nicht mehr, warum Woche für Woche Unmengen an Erzieher-Stellen in der Zeitung ausgeschrieben werden. Das hätte ich echt nicht erwartet. Dabei find ich den KiGa echt spitze, die Zusammenarbeit unter den Erzieherinnen im Team scheint toll zu sein (im Gegensatz zu unserem alten KiGa, wo ständig gelästert wurde...). Es ist auch kein Ganztages-KiGa. Von daher kann es auch nicht an den Arbeitszeiten liegen, dass sich da niemand bewirbt. Lediglich an 2 Nachmittagen ist der KiGa 2 Stunden lang offen (was die fehlende Vollzeitkraft gemacht hat und jetzt auch nur provisorisch überbrückt wird). An den anderen 3 Tagen ist 14 Uhr Feierabend bzw. die meisten gehen schon 12.30 oder 13.00 Uhr). Bis 14 Uhr sind nur noch 2 da.

Will heutzutage niemand mehr Erzieher werden oder sind die ganzen Erzieher wirklich so rar gerade, weil überall aufgrund des kommenden Rechtsanspruchs für U3-Kinder neue Plätze eingerichtet und dafür Erzieher gesucht werden?

Ob man als qualifizierte Tagesmutter auch Chancen hat als Erzieherin oder Ähnliches im Kindergarten tätig zu sein? Man verdient wahrscheinlich dann nicht so viel wie eine ausgebildete Erzieherin oder? Und wie ist das mit der Konfession? Hier gibt es überwiegend kirchliche Kindergärten, aber ich bin konfessionslos. In den Stellenanzeigen steht ja immer "unter Angabe Ihrer Konfession...". Muss man dann in die Kirche eintreten?

LG

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Also ich kenne eine Menge Erzieherinnen und höre auch immer wieder, dass die Schulen hier gut besucht sind. Laut einem Artikel in der Tagespresse (im Zusammenhang mit den Schlecker-Frauen und Umschulungen zur Erzieherin) stand, dass wir hier in der Stadt keinen Erzieher-Mangel haben. In anderen Städten mag das sicher anders aussehen.

Ob du als qualifizierte Tagesmutter auch eine Stelle als Erzieherin bekommen würdest, kann ich dir nicht sagen. Ich sehe aber schon einen Unterschied. Allein in der Ausbildung.

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Ich hätte auch nicht gedacht, dass es wirklich soooooo schlimm ist mit den Erzieherinnen-Stellen. Aber wie gesagt, allein jetzt am Wochenende waren 9 Erzieherinnen-Stellen ausgeschrieben in unserer Samstags-Zeitung und dass sich auf eine Stellenanzeige wirklich NIEMAND bewirbt, ist schon krass. Aushilfsweise hätte ich auch kein Problem im KiGa nachzufragen, ob ich helfen darf. Aber so voll und ganz als Erzieherin? Ich weiß nicht, ob das was für mich wäre #kratz Momentan arbeite ich zwar auch mit 15 Kleinkindern in einer Kleinkindbetreuung und finde es super. Aber das ist irgendwie so was "Unverbindliches" an 3 Vormittagen in der Woche und auch nur während der Schulzeiten. In den Ferien haben wir frei. Ich schätze meine 2 freien Vormittage, wo meine eigenen 3 Kids in KiGa und Schule versorgt sind und ich in aller Ruhe mal den Haushalt machen oder einfach was für mich tun kann. Mal abschalten vom Thema "Kinder". Andererseits würde ich gern auch mal wieder etwas mehr verdienen als nur auf Minijob-Basis. Jetzt wo alle meine Kids betreut sind.

Aber klar, die Erzieherin-Ausbildung und die Tagesmutter-Qualifikation sind schon 2 unterschiedliche Dinge. Bei der Tagesmutter-Quali schneidet man zwar auch viele Themen aus der Erzieherin-Ausbildung an, aber 160 Unterrichtseinheiten gegen 2 Jahre Ausbildung ist schon ein Unterschied.

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Erzieherausbildung dauert mehr als doppelt so lang - da bist mit 5 Jahren dabei...

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Hallo,

ich kann dir nur zur letzten Frage etwas sagen. Im Grunde genommen dürften sie dich nicht wegen deiner Konfessionslosigkeit ablehen, aber sie würden es wohl tun (andere Begründung natürlich ;-) ) was auch völlig verständlich ist.

Mein Sohn geht ganz bewusst in einen katholishen Kindergarten, da ihm da natürlich auch der Glaube nahe gebracht wird. Du als Konfessionslose könntest das natürlich nicht. Klar könnte man sagen das können dann ja die anderen Erzieher machen, aber wenn dann fast alle Konfessionslos sind, haben die natürlich ein Problem.

Von daher natürlich eigentlich logisch, wenn natürlich für Konfessionslose ärgerlich.

Lg wirbelwinds.mama

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"Im Grunde genommen dürften sie dich nicht wegen deiner Konfessionslosigkeit ablehen"

Doch, das dürfen kirchliche Träger.

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Echt? Wieder was gelernt. Wusste nicht das es da eine Sonderregelung gibt. :-)

Danke fürs Aufklären.

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...Es ist auch kein Ganztages-KiGa. Von daher kann es auch nicht an den Arbeitszeiten liegen, dass sich da niemand bewirbt. Lediglich an 2 Nachmittagen ist der KiGa 2 Stunden lang offen (was die fehlende Vollzeitkraft gemacht hat und jetzt auch nur provisorisch überbrückt wird). An den anderen 3 Tagen ist 14 Uhr Feierabend bzw. die meisten gehen schon 12.30 oder 13.00 Uhr). Bis 14 Uhr sind nur noch 2 da....

Das heißt aber nicht, dass danach nicht mehr gearbeitet wird. Ist wie bei den Lehrern - da müssen Projekte vorbereitet werden, Elterngespräche stehen an, Bastelmittage vorbereiten, etc.

Und dann noch die miserable Bezahlung und die Tatsache, dass es ständig Eltern gibt (liest man ja auch hier bei Urbia), die irgendwelche Extrawürste für ihr Kind fordern, wegen jedem Pups gleich die Leitung sprechen wollen und die Arbeit immer noch in der "Basteltantenschiene" angesiedelt ist - also nicht sehr hoch angesehen....
Da kann ich verstehen, dass diesen Job nur jemand machen will und kann, der mit Herzblut dahintersteckt und mit dem Gehalt nicht grade eine komplette Familie ernähren muss.

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Also hier werden Erzieher nicht nur händeringend gesucht ( in RLP haben alle Kinder ab 2 Jahren einen rechtsanspruch darauf und die Kitaplätze sind kostenlos für die Kinder, in 2 monaten besteht auch ein rechtsanspruch für Kinder ab 12 monaten)

sondern hier werden Erzieher im Akkord ausgebildet.

Eine Ausbildung dazu dauert 5 Jahre und wir haben hier 2 Schulen. Pro jahr werden 90 Schüler aufgenommen, macht bei 2 Schulen also 180 Schüler PRO JAHR die dann Erzieher sind.

Aktuell befinden sich also 5*180 Schuler aktiv in der Erzieherausbildung, also 900 Menschen!

Und das nur im nahen Umkreis.

Und da der Rechtsanspruch besteht schiessen die Kitas wie Pilze aus dem Boden, werden angebaut, umgebaut ect und dementsprechen finden die Schüler auch sehr schnell feste Jobs.

Von wo seit ihr? Könnte ja mal meinen Mitschülern bescheid geben oder nen Aushang machen das bei euch noch so viel frei ist.

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Hallo,

das ist ja irre, was bei euch ausgebildet wird. Ich habe leider keine Ahnung, wie es bei uns ausbildungsmäßig aussieht. Aber ich habe gerade einen alten Zeitungsbericht gelesen, dass 90 Frauen zu Erzieherinnen in 18 Monaten übers Arbeitsamt ausgebildet werden und diesen Sommer mit ihrer Ausbildung fertig sein müssten. Vielleicht tut sich dann ja was.

Wir wohnen im Nordschwarzwald, falls ihr Schüler zu uns rüber schicken wollt #winke

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Du hier um die Region Stuttgart ist es auch irre.

Vor allem auch Private, die gut zahlen oder noch besser: bilunguale KiTas.

Die suchen händeringend wie blöde.

Ich bin da Gottseidank raus. Die Große geht in die Schule und der Kleine ersteinmal zur Tagesmutter und dann mit 3 in die Kita. Dank Übernahme zahl ich da nur soviel wie in der Krippe (immerhin auch noch 330€ für 7h/Tag)

LG
schnute

P.S. zB hier kann geschuat werden und das sind nur die Kleinanzeigen einer kostenlosen

http://www.elternzeitung-luftballon.de/kleinanzeigen.html?ka_cat=5&ka_type=1&ka_search=Elternzeitschrift im Raum

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Der Tarifvertrag ist so Mies, dass eine 5-jährige Ausbildung sich nicht rechnet.

So einfach.

Gruß

Manavgat

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Hallo Manavgat,

das kann man aber nicht pauschalisieren!

Eine Erzieherin mit mehrjähriger Berufserfahrung, Zusatzqualifikation und vielleicht auch Gruppenleitung wird sich ganz bestimmt nicht über ihr Gehalt beschweren.

"Klein anfangen" müssen die Meisten sicherlich. Aber mit Anfang zwanzig und bzw. direkt nach der Ausbildung sollte man gehaltsmäßig auch nicht zu viel erwarten. Selbst als Akademiker im pädagogisch/therapeutischen Bereich kann es durchaus sein, dass man als Berufsanfänger mit vergleichsweise wenig Gehalt "nach Hause geht". Klar, da ist Potential "nach oben", im Erzieher-Bereich vielleicht ETWAS schwerer, aber eben auch nicht aussichtslos!

Viele Grüße,

Kathrin

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wenn man jetzt bei 2.000 Brutto für eine Berufsanfängerin so schlecht findet - vor allem bei nur Werktags Dienst und nur tagsüber, in einem absolut familienfreundlichen Frauenberuf...

Klar sind das keine Reichtümer, und jemand der BWL studiert hat verdient erheblich mehr, aber dafür steht man da ewig in der Konkurrenz zu Männern, hat nen derben Karriereknick wenn man Kinder bekommt, und hat oft einen wesentlich weniger sozial eingestellten Arbeitgeber.

in Kitas dagegen sind Kündigungen sehr sehr selten, eigene Kinder selbstverständlich wodurch die arbeitgeber wesentlich mehr Rücksicht nehmen und oft sogar eher förderlich für die Karriere.

wenn man das Einkommen einer Erzieherin jetzt mit dem einer Rechtsanwaltsfachangestellten vergleicht ist es gar nicht mehr sooo schlecht.

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Hallo!

In vielen Bundeslädern dürfen nur Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen eingestellt werden. Die "Schmalspurausbildung" Tagesmutter reicht da nicht, viel mehr werden sogar Sozialpädagogogen und Kleinkindpädagogen gesucht.

Mitgliedschaft in einer Kirche wird von den kirchlichen Trägern schon vorraus gesetzt und darf auch verlangt werden.

Halbtagskitas sind bei den Erzieherinnen gar nicht so beliebt, denn frau will ja nicht vom 20. bis zum 65. Lebensjahr immer nur Teilzeit arbeiten, sondern das nur für ein paar Jahre Kindererziehung, gerade die jungen Erzieherinnen frisch aus der Ausbildung wollen viel lieber Vollzeit arbeiten.

Verdienst ist nicht so tragisch. für eine Erzieherin sind bei 40 Stunden die Woche ab 2.000 Euro schon bei einer Berufsanfängerin üblich, nach ein paar Jahren ist das auch deutlich mehr. klar, eine Bankkauffrau kann wesentlich besser verdienen, aber wenn man es jetzt mit einer Rechtsanwaltsfachangestellten oder einer Zahnarzthelferin vergleicht ist es gar nicht so schlecht.

der Rechtsanspruch und die vielen Kitas die eröffnet werden brauchen natürlich auch Personal, aber so einige der Einrichtungen die dauernd inserieren sind auch einfach wirklich nicht so arbeitnehmerfreundlich...

ich arbeite ja selber für einenTräger von Kitas in der Verwaltung. Ich habe vielleicht auch keinen extrem hohen Bruttoverdienst, aber wie alle meine Kolleginnen in den Kitas auch bekomme ich Vermögenswirksame Leistungen, zahlt mein Chef einen Betrag in eine betrieliche Altersvorsorge, und meine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel bekomme ich auch noch. Als mein Vater von ein bisschen Pflegebedürftig auf extrem pflegebedürftig wurde, konnte ich problemlos meine Arbeitszeiten verschieben, um mich mehr um die pflege zu kümmern, und ich bin sehr flexibel in meiner Arbeitszeit.

Wenn eine Kollegin schwanger wird, dann gibt es da kein gemecker, sondern herzliche und ehrlich gemeinte Glückwünsche vom Chef, auch wenn sie ggf. sofort ins Beschäftigungsverbot muss. Ihr Kind bekommt natürlich einen Krippenplatz und sie kann arbeiten wie sie möchte mit Kind.

Wir haben auch einige Mütter, die erst ihr Kind bei uns in die Krippe gegeben haben und sich dann für eine Ausbildung zur Erzieherin entschieden haben - klar wo die die Praktika machen, die sie in einer Einrichtung machen dürfen, und auch klar, wo sie nach dem Ende der Ausbildung anfangen. auch so schaut mein Chef, dass er ein sehr gutes Verhältnis zu den Praktikantinnen hat, viele von denen bleiben gerne bei uns.

Kein pfarrer mischt sich in das Privatleben der Mitarbeiterinnen ein, es gibt kein Gemecker bei Krankheitstagen, zum Geburtstag gibt es Pralinen und eine nette Karte mit persönlichem Dank vom Chef, sehr lustige Betriebsausflüge, damit alle mit den Leuten aus den anderen Kitas auch in gutem Kontakt bleiben, Weiterbildungen werden angeboten... was will man mehr als Arbeitnehmer? ist da der reine Bruttoverdienst so viel wichtiger als so ein super tolles Klima?

Wenn ein paar der alteingessesenen Einrichtungen auch so viel Entgegenkommen zeigen würden, dann hätten sie auch weniger Probleme damit, Personal zu finden. Schließlich spricht sich sowas auch rum.

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Liegt wohl daran, dass man sich die Ausbildung selbst finanzieren muss, wer will bitte in solchen Zeiten noch solch ein Risiko eingehen ?

Und ja, ohne Mitgliedschaft in der katholischen, oder evangelischen Kirche kein Arbeitsplatz im kirchlichen Kindergarten.

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Hier bei uns ist auch akuter mangel. Meine Schwester ist Erzieherin in einer KiTa und sagte vor ein paar Tagen bei uns in der Stadt fehlen knapp 3000 Erzieher. Die Schulen sind zwar ausgebucht, aber es werden für den aktuellen Bedarf einfach zu wenige jedes Jahr fertig. Und die die fertig sind, können sich aussuchen wo sie hin wollen und die KiTas, gerade die privaten, überschütten die Bewerber mit Vergünstigungen um irgendwie genug Erzieher zu bekommen.