Teil-Beschäftigungsverbot gerechtfertigt? Bissl lang...

Hallo,

eigentlich traue ich mich gar nicht so recht, meine Frage zu stellen. Ich habe eben die Suche bemüht und bin da auf eher negative Meinungen zum Thema Beschäftigungsverbot gestoßen... aber ich versuche es trotzdem mal.

Ich bin im 5. Monat schwanger und merke, dass ich nicht mehr so belastbar bin und mich mein Alltag im Moment überfordert. Die Schwangerschaft verläuft bisher ohne Komplikationen und ich möchte, dass es so bleibt... aber ich glaube, wenn ich nicht bald mehr Ruhe in meinen Alltag bekomme, halte ich nicht mehr lange durch.

Ich arbeite Vollzeit (40h) und kümmere mich nach der Arbeit allein um unseren Sohn (3,5 Jahre) und unseren Haushalt. Mein Mann ist wochentags nicht da, kommt erst Freitagnacht nach Hause und fährt wieder am Sonntagabend. Unser einziger gemeinsamer Tag in der Woche ist meistens voll mit Terminen. Wochentags bin ich mit unserem Kind oft erst 17:30 Uhr zuhause, weil ich nachmittags oft noch Dinge zu erledigen habe (Einkaufen, zur Post, zur Bank... was halt so ansteht) - natürlich immer mit Kind im Schlepptau. Dann mache ich für uns Abendessen und dann ist meist auch schon die Zeit ran, den Kleinen ins Bett zu bringen. Nebenbei mache ich Wäsche, putze das Nötigste... aber in unserem Haushalt herrscht das totale Chaos. Die Großeltern wohnen beide etwas weiter weg und können mich im Alltag nicht unterstützen.

Ich habe zwar einen Büroarbeitsplatz, aber das viele Sitzen ist wirklich anstrengend. Abends falle ich um 22.00 Uhr total erschöpft ins Bett und stehe um 5.30 wieder auf. So geht das jeden Tag...

In nicht-schwangerem Zustand hat mir das nicht viel ausgemacht, aber langsam stoße ich echt an meine Grenzen. Zudem läuft mein Arbeitsvertrag während der Elternzeit aus und meine Motivation hält sich dadurch ziemlich in Grenzen. Ich habe auch immer mehr das Gefühl, dass ich nur noch geduldet bin - ich bin selber Elternzeitvertretung und ansonsten ist niemand da, der die Arbeit macht. Ich habe auch keine Urlaubs- oder Krankenvertretung.

Zudem wollen wir in 3 Monaten umziehen und die Vorbereitungen dafür bleiben auch an mir hängen.

Ich denke, ich könnte meinen Alltag entstressen, wenn ich nur noch Teilzeit arbeiten würde. Ich möchte meinen FA gern um ein Teilzeit-BV bitten, weiß aber nicht, ob das in meinem Fall gerechtfertigt ist? Für meine Lebenssituation kann ja keiner was - also selbst Schuld? Habe aber auch Angst vor einem Burnout...

Also, was meint ihr? Kann man unter diesen Voraussetzungen ein Teil-BV bekommen? Ich will ja gar nicht voll zuhause bleiben...

Mit meinem Chef oder mit der Personalabteilung zu sprechen, lohnt nicht. Die kennen meine Situation. Und da mein Vertrag ausläuft und ich in 3 Monaten meinen letzten Arbeitstag habe, ist man auch nicht gewillt, mich irgendwie zu unterstützen...

Naja, ich hoffe, irgendjemand hat ein bisschen Verständnis für meine Situation und ich muss nicht gleich in Deckung gehen :-)

LG, Tina

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Genau für so etwas gibt es den Erholungsurlaub. Den kannst du auch so legen, dass du immer nur halbe Tage arbeitest. Du hast keinen für gefährdenden Arbeitsplatz und die Tätigkeit an sich stellt keine Gefahr für dich oder dein Kind dar. Du hast keinerlei Komplikationen und der pure Wunsch, dass es so bleibt ist keine Indikation für ein Beschäftigungsverbot.

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Mir stehen noch zwei Wochen Urlaub zu. Eine Woche ist im Oktober eingeplant, damit wir unseren Umzug von Sachsen-Anhalt nach Hamburg vorbereiten können (Sprich: Wohnungen anschauen, Kindergarten suchen etc.) und eine Woche Ende Dezember für den Umzug selbst. Zum Erholen habe ich leider keine Zeit.

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Das liegt aber an Deinem Privatleben und nicht am Job.

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Bei der ersten Schwangerschaft habe ich auch Vollzeit gearbeitet, bin auch spät zum schlafen gekommen, nachts ständig wach, früh halb 6 raus.

Damals dachte ich, ich bin schwanger und nicht krank! Wenn´s auch hier und da ziept, jeden Abend der Bauch knallhart ist und ich nur noch funktioniere, um allen Anforderungen gerecht zu werden, von Termin zu Termin hechte, dann muss das eben so sein.
Das Ende vom Lied war ein Baby, dass völlig mangelernährt war und zu früh auf die Welt kam.

Jetzt in der 2. Ss habe ich solange es ging alles mitgemacht. Als ich aber merkte, dass ich es nicht schaffe, habe ich es meinem Doc erzählt. Seine Reaktion hat mich dann doch verwundert. Er sagte mir nämlich, dass er froh ist, dass ich es ihm sage, weil ich aus seiner Sicht eher dazu neige alles schaffen zu wollen. Ja da hat er auch recht.

Anfangs fand ich das Beschäftigungsverbot nicht so toll, hatte irgendwie das Gefühl nicht genug zu leisten.

Mit Fortschreiten der Schwangerschaft hat sich meine Einstellung dazu aber geändert. Ich bin dankbar für diesen Schritt, weil ich jetzt meinem ungeborenen Kind etwas Gutes tue. Es dankt es mir mit ungestörtem Wachstum und enormen Bewegungen, wie ich sie von der Großen nie kannte. Außerdem habe ich genug zu tun, frage mich, wie ich die ganze Vorbereitung überhaupt nach der Arbeit geschafft habe (körperlich meine ich).

Ob Du nun ein Teil oder vollständiges BV erhalten könntest, entscheide gemeinsam mit Deinem Arzt.
Ich hatte auch einen Job, der bei oberflächlichem Hinsehen nichts schwangerschaftsschädigendes hatte. Jetzt, da ich raus bin, wird mir vieles erst klarer.

LG Rastamanattila

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Danke für deine Antwort!

Ja, mir geht es so, wie du es beschreibst... ich hetze durch den Tag, will alles schaffen und funktionieren. Vor der Schwangerschaft ging das auch alles, aber das ist jetzt einfach ein Ausnahmezustand.

Ich will wirklich nicht faul zuhause liegen und mich "erholen" - ich habe ja auch ohne Bürojob genug zu tun... ich will nur eine Möglichkeit finden, alles auf die Reihe zu kriegen.

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Es gibt hier einige, die hauen immer drauf. Kann ja sein, dass eben diese das Glück hatten, dass bei ihnen immer alles glatt ging. Sie können froh sein, sich nicht Vorwürfe machen zu müssen, weil sie nicht auf ihren Körper gehört haben.
In anderen Kulturen ist es selbstverständlich auf den eigenen Körper zu hören, wir Deutschen werden dafür aber verpönt.

Nur weil man eine gewisse Zeit nicht einer Berufstätigkeit nachgehen kann, ist man nicht automatisch faul und ein Schmarotzer. Ich denke, da greifen andere Kriterien als eie Schwangerschaft und eine Elternzeit.


Andererseits musst Du Dir bewußt sein, dass Du hier niemand Rechenschaft schuldig bist. Stell Dir vor, Du wärest NICHT hier angemeldet, würdest keinem hier von Deinem Problem erzählen und gingest einfach zu Deinem Doc und mit einem BV nach Hause. Dann würde hier keiner über dich herfallen - aber auch keiner Mut machen.

#winke LG

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Hallo,

ich habe in meiner Schwangerschaft 2008/2009 auch ab Ende des 3. Monates ein teilweises Beschäftigungsverbot bekommen.
Ich hatte eine 42 STunden-Woche und war so extrem müde, dass ich ab Heimkommen um 17.00 Uhr nur noch etwas gegessen habe und dann ins Bett bin (spätestens 19.30/20.00).

Nach Rücksprache mit meinem Frauenarzt, hat der meinen Arbeitstag auf 7 Stunden begrenzt und dann ging es auch wieder. Ich habe auch "nur" einen Bürojob, aber ab und zu ist auch der dem Körper einfach zu viel.

LG

Steffi

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Man kann sich aber doch nicht die Arbeitszeit reduzieren lassen, um Zuhause dann richtig reinzukloppen....

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Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Weiterrödeln bis es nicht mehr geht, bis die Schwangerschaft in Gefahr ist, und ich ein volles Berufsverbot bekomme und die Arbeit komplett liegen bleibt? Deshalb will ich ja nur ein Teil-Beschäftigungsverbot bzw. denke darüber nach... ich denke, mein AG hat mehr von mir, wenn ich ein paar Stunden da bin und das Nötigste erledige, als wenn meine Stelle komplett unbesetzt ist.

Mein Privatleben ist nunmal so, wie es ist. Soll mein Mann kündigen, damit er mich zuhause bis zum Ende der Schwangerschaft unterstützen kann?

Ist nicht böse gemeint - ich bitte wirklich um Rat :-)

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Hallo,

ich frage mich auch, warum du die Allgemeinheit belasten willst.

Du kannst von dir aus zum Chef gehen und sagen, das du es körperlich nicht mehr schaffst und du eine Stundenreduzierung brauchst - was ist daran falsch?

ICh habe Verständnis für Schwangere, aber ein Beschäftigungsverbot ist für andere Sparten gedacht.
Mir ging es wahrlich nicht gut in meinen Schwangerschaften vom täglichen Erbrechen bis KH Aufenthalt war alles dabei.
Ich habe aber selber etwas auf meine Kosten geändert.

LG - auf das es dir bals besser geht.

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Klar könnte ich Stunden reduzieren und weniger Gehalt beziehen. Und wer hat da was davon? Der Staat bekommt weniger Steuern, um die Allgemeinheit zu unterstützen. Das kommt in etwa auf dasselbe raus, als wenn ich für die restlichen 3 Monate, die mein Arbeitsvertrag noch läuft, ein Teilzeit-Beschäftigungsverbot bekomme.

Wie gesagt, ich will nicht den ganzen Tag faul rumhängen. Ich will weiterarbeiten und meinen Arbeitsvertrag erfüllen. Wieso sollte ich auf Leistungen verzichten, obwohl sie mir andere zugestehen würden? Dankt mir das einer?

Hier sind heute mal wieder nur Gutmenschen unterwegs, die immer nur an andere denken und nie an sich selbst. Ihr seid echt klasse #pro

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Du versuchst dich auch rauszureden was.
Gutmenschen - nee, ich habe einfach die Schnauze voll das es Menschen gibt, die nichts für Ihr Geld tun wollen, ausser die Allgemeinheit auszunutzen!

Wenn es kein Unterschied für die Allgemeinheit macht, dann reduzier doch deine Stunden - wo liegt das Problem?

Für mich sieht es einfach so aus, als ob du keinen Bock mehr hast!

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hallo...

also ich hab auch ab den fünften Monat vollstandiges arbeitsverbot bekommen... denke jeder sollte es für sich entscheiden was man macht.. dein gefühl wird dir sagen was das richtige ist... und ganz ehrlich wenn der vertrag eh endet dann mach das auf jedenfall... würde es nicht anders machen außer volles beschäftigungsverbot...

#winke

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Hallo Tina,
gestern habe ich eher zufällig Deinen Beitrag gelesen und irgendwie ging mir das alles nicht aus dem Kopf - auch, weil Du hier teilweise doch recht bissige Antworten bekommen hast.

Und nein, man muss nicht an der Kasse, in der Gastro, im OP, im Pflegeheim oder als Packer arbeiten, um manchmal an der Arbeit Stress oder Gefahren ausgesetzt zu sein #aerger.
Es gibt durchaus noch andere Arbeitsstellen, die einen an die körperlichen oder nervlichen Grenzen bringen können. Dazu zählen vielleicht sogar auch Sesselpupser-Jobs, von denen manche offenbar glauben, dass man dort den ganzen lieben langen Tag nur rumsitzt, ein wenig am PC klimpert, schwätzt und Kaffee trinkt.

Wenn Du zu Deinem Chef gehst und ihm anbietest/ bittest, Deine Stunden zu reduzieren, mag er vielleicht einwilligen. Letztlich reduzierst Du damit aber auch Deinen eigenen Elterngeldanspruch, den Du Dir ja über Jahre hinweg erworben hast.

Deinem AG ist es , wenn er ein wenig rechnet, sicherlich eh lieber, wenn Du ein BV oder auch nur ein Teil-BV bekommst. Somit bekommt er nämlich Deinen Lohnersatz von der Krankenkasse zurück.

Ich bin ganz ehrlich traurig über manche der Antworten, die Du erhalten hast. Von wegen: die Allgemeinheit soll für Dich zahlen, ob das mit dem Kind unbedingt sein musste...
Mädels, es geht hier doch nicht um irgendeine verantwortungslose 20-jährige, die sich schwängern lässt, um sich vor der Arbeit zu drücken. So wie Tina schreibt, sind sie wie ganz viele andere Familien in Deutschland derzeit in einer echt schwierigen Lage und versuchen, irgendwie Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen.

Ihr Mann arbeitet die ganze Woche weit weg, passt sich den Erfordernissen des Arbeitsmarktes an. Tina selbst ist in einer befristeten Beschäftigung - während die eigentliche Stelleninhaberin in aller Ruhe ihren Erziehungsurlaub genießt. Das Beschäftigungsverhältnis läuft bald aus, dann sagt man ihr "Dankeschön, Auf Wiedersehen!"

Das alles ist wirklich nicht so einfach unter einen Hut zu bekommen, aber leider typisch für das Jahr 2011. Und das ist das Traurige an der Sache.

Jetzt geht es darum, dass die Solidargemeinschaft, zu der diese Familie ja auch gehört und einzahlt bzw. lange Zeit eingezahlt hat, für eine kurze Zeit einspringt, weil es nicht anders geht. So ist das doch eigentlich mal gedacht gewesen - kurzzeitige Überbrückung für Notfälle. Und nicht dauerhafte Existenzischerung für diejenigen, die keinen Bock mehr auf Arbeit haben.

Oh Mann, in was für einer Welt leben wir eigentlich?

Also, Tina, alles Gute Dir,

okelani