Mögliche Trennung verstehen

Hallo zusammen,

ich bin neu in dem Forum und brauche einen neutralen Rat zu meiner Situation.

Meine Frau (29) und ich (33) sind seit 10 Jahren ein Paar. Seit letztem Jahr sind wir verheiratet. Keine Kinder, leben gemeinsam in einer Wohnung.

Zur Situation, ich versuche sie so neutral wie möglich zu beschreiben aber ganz kann ich meine Sicht der Dinge nicht ausblenden, bitte verzeiht mir dies, ich beantworte gerne Fragen zu den Hintergründen wenn gewünscht:

Letztes Weihnachten hat mir meine Frau gestanden, dass sie keine Gefühle mehr für mich hat und nicht weiß ob sie noch an der Beziehung festhalten kann. Das hat mich zunächst sehr schockiert und ich konnte mir nicht wirklich erklären warum, habe ihr aber versucht so gut es geht zuzuhören um die Situation zu verstehen. Zunächst hat sie gesagt, dass sie das Gefühl hat, dass wir uns in zu unterschiedliche Richtungen entwickeln und sie die bisherigen gemeinsamen Träume (Eigenheim, Hund, Reisen) nicht mehr als höchste Priorität ansieht. Wir haben viel geweint und entschieden das wir eine Nacht drüber schlafen und dann nochmal miteinander reden. Am nächsten Tag haben wir geredet und ich habe sie gefragt ob sie sich trennen möchte, sie meinte sie weiß es nicht. Weiterhin hat sie mir gestanden, dass sie sehr stark mit einem Arbeitskollegen geflirtet hat, es kam zu Videotelefonie, flirtereien aber wohl nicht zu privatem Kontakt oder persönlichen Treffen (er wohnt im Ausland). Nichtsdesto trotz hat sie gesagt, dass sie etwas verknallt ist und in ihm einen guten Gesprächspartner gefunden hat. Schlussendlich haben wir uns dazu entschieden zu einer Paarberatung zu gehen, den Kontakt zum Arbeitskollegen hat sie laut ihrer Aussage abgebrochen. Dort sind wir dann auch regelmäßig hingegangen und haben versucht unsere Situation zu analysieren.
Wir haben festgestellt, dass wir zu wenig über unsere Bedürfnisse kommunizieren, zu wenig streiten, es dem jeweils anderen immer Recht machen wollen und den Alltag (Stress im Job u.a) haben überhand gewinnen lassen. Auch haben wir in teilen Abends nebeneinander her gelebt, auf der Couch beide am Handy, beide müde usw.

Zwischenzeitlich haben wir uns immer mal wieder räumlich getrennt um alleine vielleicht zu klaren Antworten zu kommen. Stand jetzt ist, dass es ihr alleine gut geht und sie mich nicht umbedingt vermisst aber die Frage ob sie die Scheidung möchte immer noch nicht klar mit Ja beantworten kann.

Fazit aus der Paarberatung war, dass wir mehr aktive Zeit miteinander verbringen sollten und das objektiv keine sicheren Trennungsgründe vorliegen wie Gewalt, offener Betrug, etc. sich Gefühle aber auch nicht einfach wieder anschalten lassen und wir den bisher positiven Umgang miteinander beihehalten sollen selbst wenn es zur entgültigen Trennung kommen sollte.

Nun sind fast drei Monate vergangen und ich weiß einfach nicht mehr weiter. Es hat nicht wirklich Antworten gegeben. Die Situation hat sich festgefahren. Ich lasse ihr so viel Freiraum wie sie braucht.

Nach wie vor empfinde ich viel Liebe für meine Frau, will aber auch nicht das sie als auch ich unglücklich weiterleben. Zum einen will ich natürlich dass wir wieder einen gemeinsamen Weg finden und auch wieder zueinander finden, zum anderen bin ich aber auch bereit, dass was ich liebe „gehen“ zu lassen. Liebe soll ja keine Einbahnstraße sein. Es sind sehr schöne Jahre meines Lebens mit ihr bisher gewesen die ich nicht missen will. Dies habe ich auch ihr gegenüber offen kommuniziert, also dass ich ihr keine Steine für eine Scheidung in den Weg legen werde und nur möchte das sie glücklich ist.

Alleine bin ich derzeit noch zu schwach um die entgültige Trennung zu initiieren, die Siutation jetzt belastet mich aber immer mehr. Natürlich treffe ich mich viel mit Freunden, bin viel draußen und mache wieder Sport.

War es bei jemanden vielleicht ähnlich? Was macht man in solch einer Situation? Sollte ich etwas beachten was mir vielleicht nicht aufgefallen ist? Ich bin für jeden Beitrag dankbar!

Lieben Gruß

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Habt ihr die Rahmenbedingungen der räumlichen Trennung klar definiert? Wer darf was machen? Tauscht ihr euch regelmäßig zu euch, euren Erlebnissen und euren Gefühlen aus? Habt ihr euch einen Rahmen gesetzt, bis wann ihr die Trennung so aufrecht halten wollt, bis dann Konsequenz x und y gezogen wird? Datet sie den Kollegen nun weiterhin? Was willst du von deiner Frau, die dich vor vollendete Tatsachen gestellt hat und nun gar nichts tut, damit ihr euch wieder annähern könnt? Und was tust du, damit ihr euch wiederfinden könnt?

Aber alleine die Aussage, dass sie dich gar nicht vermisst und es alleine gut findet, zeigt doch, dass der Zug abgefahren ist. Das Gefühl hat sie ja nun schon seit 4 Monaten. Man kann doch jetzt ganz klar die Trennung aussprechen. Die Scheidung sollte man auch auf den Weg bringen, da es sich ja finanziell auswirkt und sollte sie jemand anderen haben, auch schwanger werden könnte und daher sollten klare Grenzen geschaffen werden.

Du solltest nicht weiter in der Warteposition verharren und auf ihr Doing warten, du kannst es dir wert sein, ein klärendes Gespräch zu führen, die Trennung zu verarbeiten und nach vorne zu schauen. Das Spiel wird doch sonst noch Monate so weitergehen. Läuft ja so ganz gut. Aber eben ohne Klarheit.

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Danke für die Antwort! - „vertraglich“ definiert wer was machen darf haben wir nicht aber in der Paarberatung wurde klar bzw. das glaube ich ihr einfach mal, dass sie gerade kein Interesse an jemand anderem hat bzw hatte sie gesagt, dass ihr dieses „prickeln“ oder das Aufregende und auch die Aufmerksamkeit imponiert hat sie aber festgestellt hat, das sie eventuell tiefer mit sich selbst Probleme hat. Ich werde sie demnächst treffen und wir haben uns vorgenommen zu reden, ich hoffe das ich dann klar meine Fragen formulieren kann und nicht wieder in schockstarre verfalle. Sie sagt den Flirt mit dem Arbeitskollegen habe sie beendet schon im Dezember. Wir beide haben was Gefühle angeht glaube ich eher den vermeidenden Stil.

Mit dem „vermissen“ hatte ich eigentlich auch als das Beziehungsende gedeutet aber auf die Frage ob sie unsere Beziehung nun beenden möchte kommt immer ein „ich weiß nicht“. Sie meinte auch mal das sie Freiheit auf der einen Seite will aber auch „Verlustangst“ hat auf der anderen Seite.

Von den Fakten und Kopf her weiß ich was zu tun wäre aber das Herz sagt momentan noch nein.

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Hi! Bei uns exakt die gleiche Situation nur das wir keinen gemeinsamen Haushalt haben und nicht verheiratet sind.
Ich bin der weibliche Part und weiß momentan nicht wie ich fühle für meinen Partner.In meinem Kopf ist eine andere Person.Ich hoffe wenn sich das auflöst ich wieder ich selbst bin.
Er kämpft und ich bin wie blockiert.
Habe überhaupt keinen Zugang zu meinen Gefühlen, will ihn irgendwie nicht verlieren aber so ganz kann ich grad nicht.
Schwer zu beschreiben.Jeder Tag fühlt sich beschissen an.
Er ist auch ruhig zieht sich zurück macht keinen Druck das ist schon mal gut.
Lösung hab ich keine.
Schlimm wenns ohne nicht geht und mit auch nicht so richtig 🫶

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Auch dir Danke für deine Antwort ! - Interessant das hier jemand aus der anderen Perspektive schreibt.

Habt ihr denn noch gemeinsame Treffen? Und wenn ja was macht ihr dann? Habt ihr euch klare Deadlines gesetzt? Wart ihr auch bei einer Paartherapie?

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Er meldet sich manchmal,dann Tage nicht.Ich traue mich nicht mich zu melden weil ich einfach nicht weiß was ich sagen soll und so richtig schlechtes Gewissen habe.
Ab und zu schlafen wir miteinander danach bin ich so zerrissen. Hätte gerne das es so wird wie früher bzw nicht wie früher,er ist jetzt so anders aber gut anders.
Stell mir in Gedanken vor wie schön es sein könnte,wenn er aber da ist oder ich bei ihm ist irgendwie eine Kluft aber nur meinerseits zu ihm.
Er hat mich halt sehr verletzt ( nicht betrogen)
Paartherapie weiß ich nicht.Das Problem liegt ja in mir .
Unsere Treffen sind momentan entweder bei ihm oder bei mir.
Öffentlich nicht, wegen mir.
Ich müsste ihn eigentlich loslassen bring es aber nicht über die Lippen weil es sich falsch anfühlt.

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Ich verstehe dich total gut und finde, dass du mit der Situation sehr verantwortungsvoll und reif umgehst. Auch deine Schilderung ist sehr objektiv gehalten, obwohl du emotional gerade bestimmt ziemlich aufgewühlt bist...

Für mich klingt es danach, als hätte dieser Flirt ihre Gefühle ausgelöst. Man lebst vor sich hin, Alltagstrott, die Beziehung ist Routine, der Weg eigentlich vorgezeichnet, wenig Überraschendes und dann kommt jemand und entfacht ein kleines Feuer in ihr. Und auf einmal stellt sie alles in Frage, ist sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher...
So könnte ich mir das Ganze erklären.

Ich war nie in so einer Situation, aber hatte vor einem Jahr eine sehr schwere Phase mit meinem Mann. Ich habe die ganze Beziehung in Frage gestellt, hatte ohne wirklichen Grund starke Vertrauensprobleme und hatte mit eigener Unsicherheit zu kämpfen. Aber die Liebe war immer da. Daher ist das vielleicht nicht vergleichbar.

Ich finde es gut, dass ihr nichts überstürzt. Aber einen Rat finde ich hier wirklich schwierig. Aus meiner Sicht, lässt sie dich aktuell in der Ungewissheit hängen. Und irgendwann muss eine Entscheidung her, ob sie sich trennen oder weiter an der Beziehung festhalten möchte.

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Danke für die Antwort! - Ich finde die Situation echt schwierig. Wäre es eindeutig und sie hat sich wirklich in jemand anderen Verliebt wäre die Sache klar. Sie hat den Flirt aber beendet. Icch bin mir wirklich unsicher wie es weitergehen soll.

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Das verstehe ich... Scheinbar ist sie sich auch unsicher und schiebt die Entscheidung daher auf. Das wird auf Dauer aber nicht funktionieren und irgendwann muss man sich für einen Weg entscheiden, auch wenn es schwierig ist.

Ich würde glaube ich nochmal das Gespräch suchen und ihr sagen, dass es so nicht mehr weitergehen kann.

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Hey!

Ich finde das Verhalten deiner Frau unmenschlich. Sie knallt dir ja ziemlich viel um den Latz- aber eiert dann nur rum.
Sie hat keine Gefühle mehr, dafür Gefühle für einen anderen, ohne dich geht es ihr gut, sie vermisst dich auch nicht. Echt? Das ziehst du dir rein? Ich würde dann doch nicht mehr fragen, ob sie die Scheidung will, sondern das irgendwie voraussetzen. Aber auf diese Frage noch ein "weiß ich nicht". Oh man. Bist du masochistisch veranlagt oder wieso lässt du dich so quälen?

Kratz mal deinen Stolz zusammen und schaff Tatsachen.

Liebe Grüße
Schoko

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Bisschen schroff formuliert, aber grundsätzlich korrekt.

Sie hat ihre Luft und Freiraum und den Mann, der um sie kämpft. Würdest du das Kämpfen unterlassen, lieber Martin3302, wäre sie einsam und würde sehr wahrscheinlich früher oder später wieder ankommen. Jetzt gerade muss sie sich keine Gedanken machen, da du das alles übernimmst, sie kann sich zurücklehnen und entspannen.

Ich war in einer ähnlichen Situation nach 8 Jahren Beziehung. Da war in meinem Kopf ebenfalls jemand anderes und für meinen Partner hatte ich durch psychische Gewalt relativ wenig Gefühle. Als er sich jedoch komplett zurückzog und das Kämpfen einstellte, merkte ich erst, dass ich ihn noch immer unfassbar liebte - heute bin ich glücklicherweise aus dieser toxischen Beziehung raus.

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Puh schwierig. Mein Ex Partner und ich haben ein 3 jährigen Sohn. Vor der Schwangerschaft und in der Schwangerschaft war alles gut, auch als unser Sohn da war, aber irgendwann war halt der Alltag da, man hat sich noch häufiger gestritten wegen Sachen ( gab viele Probleme mit seiner Ex, die unsere Beziehung auch ziemlich geschadet hat, eben das, was die Ex auch erreichen wollte), haben kaum mehr miteinander gekuschelt, ich war so unglücklich und habe es auch kommuniziert, er hat mich aber nicht ernst genommen und das führte zu mehr Streit, weil ich nur noch unzufrieden und unglücklich war. Ich wollte alles versuchen das sich was ändert, für unsere Familie, für mein Sohn, aber der Papa hat mich wie gesagt, nie ernst genommen oder viele Sachen verschwiegen. Dann habe ich vor 1 1/2 Jahren den Schlussstrich gezogen. Zuerst war es hart, aber ich habe bemerkt, es war keine Liebe mehr da, an die ich mich festgehalten habe, sondern der Wunsch nach einer glücklichen Familie. Innerhalb kurzer Zeit habe ich bemerkt, wie glücklich ich doch allein mit dem kleinen bin. Man merkt erst, ob man jemanden liebt oder nicht, wenn wirklich mal die Trennung ausgesprochen ist. Mein Ex ist aufgewacht, kämpft heute noch um uns/mich, wie man es auch sehen möchte, aber der Zug ist abgefahren. Vielleicht kann sie nichts zur Trennung sagen, weil sie Angst hat vor neuem, sag ich mal. Ihr seid schon sooo lange zusammen, habt gefühlt 24/7 Jahre lang verbracht und dann plötzlich ganz allein da zu stehen, alleine zu wohnen etc. Da ist dann niemand mehr, mit dem man sich sein Leben geteilt hat. Schwierig zu beschreiben was ich meine. Ich hoffe, du weißt ungefähr was ich meine. Achja und das sie mit ihrem Kollegen geflirtet hat, ist echt scheiße von ihr, aber was sie dabei fühlt und das sie das vermisst mit Sicherheit, verstehe ich vollkommen. Ich bin so eine, sobald diese Verliebtheitsphase vorbei ist und der Alltag Eintritt, mache ich mir so viele Gedanken, ob man die Person wirklich noch liebt. Klingt total bescheuert, aber irgendwann wirds halt langweiliger, man sieht sich evtl weniger durch die Arbeit und fällt abends ins Bett oder hängt wie ihr oder wie wir damals beide auf dem Sofa rum und jeder am Handy.