Ratlos: Mann bräuchte Hilfe, aber will nicht und macht damit alles kaputt

Vorweg: Es ist kompliziert bei uns. Ich weiß aber langsam nicht mehr weiter und erhoffe mir hier vielleicht den ein oder anderen Lösungsansatz.

Zunächst erstmal ein paar Hintergrundinfos: Ich bin mit meinem Mann seit 9 Jahren zusammen, davon 6 Jahre verheiratet. Wir haben 2 Kinder im Alter von 4 Jahren und 1 Jahr.
Ich liebe meinen Mann, ich war und bin mir immer noch sicher, dass er derjenige ist mit dem ich alt werden möchte. Trotzdem habe ich schon jetzt immer wieder den Gedanken einer Trennung im Kopf auf Grund seiner Verfassung bzw. seine Zustandes.
Man muss dazu sagen, dass er keine leichte Kindheit hatte. Seine Mutter hat ständig die Männer gewechselt. Sein Vater ist abgehauen, als er als Kleinkind eine schwere Meningitis hatte und ein halbes Jahr im Koma lag. Sein jetziger Vater (Stiefvater) hat zwar sicher sein bestes gegeben und ist von den ganzen Männern sicherlich der beste, aber insgesamt waren seine Eltern immer sehr auf Karierre bedacht, inklusive eigener Firma, und haben ihm wahrscheinlich, egal ob bewusst oder unbewusst, gezeigt, dass er nicht gut genug ist.
Das hat sich so sehr in ihm manifestiert, dass er sich selbst überhaupt nicht leiden kann und immer unzufrieden mit sich ist.
Was das angeht, habe ich schon oft versucht ihn zu einer Therapie zu überreden, auch bevor wir Kinder hatten, aber er ist und war immer der Meinung, dass das nix bringt.
Es war auch wirklich ok, eine ganze Zeit lang, aber mittlerweile wird es wirklich immer schlimmer. Voralem habe ich das Gefühl, dass er diese innere Unzufriedenheit immer stärker auf die Kinder überträgt bzw. sie an ihnen auslässt. Insbesondere die Große kriegt das dann ab.

Es hängt natürlich damit zusammen, dass mit den 2 Kindern er noch mehr Stress hat, aber den habe ich ja auch. Sein größtes Problem ist, dass er Lob oder wenn er Dinge gut macht bzw. wenn Dinge gut laufen überhaupt nicht wahrnimmt. Wenn aber etwas schief geht, dann zieht ihn das sofort wieder runter.

Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich habe ihm oft angeboten, dass er sich Hilfe suchen soll und ich ihm die dafür notwendige Zeit freischaufle. Er will aber absolut nicht, da ihm der Aufwand viel zu groß ist. Ich war selbst schon mal bei Pro Familia und habe mich beraten lassen. Das war während der Schwangerschaft mit Kind 2. Da war er dann selbst auch ein paar Mal zu Gesprächen da, dann war er krank, dann die Therapeutin und dann hat er einfach keinen neuen Termin mehr gemacht.

Es gibt auch Tage und Wochen, wo alles halbwegs gut läuft, wo er dann auch mal etwas zufrieden oder entspannter wirkt. Und dann wird wieder eins der Kinder krank und zack steckt er wieder in einem Loch, wo dann alles Mist ist und ich das Gefühl habe, dass er kurz davor ist alles hinzuschmeißen.

Ich selbst war auch schon ein paar mal kurz davor ihn rauszuschmeißen. Aber im nächsten Moment hat er sich dann wieder ein bisschen gefangen und dann war wieder alles gut.

Wie gesagt, ich liebe ihn und ich bin von Anfang an der starke Part in unserer Beziehung, der organisiert und sich um alles kümmert, alles am Laufen hält. Das ist völlig ok für mich. Und ich habe auch riesige Angst vor einer Trennung, da ich genau weiß, dass dann der absolut größte Teil an mir hängen bleiben wird.
Ich möchte ihm eigentlich einfach nur irgendwie helfen, weiß aber absolut nicht wie. Es bringt meiner Meinung nach nichts ihn zu einer Therapie zu zwingen. Ich muss und möchte aber natürlich auch meine Kinder schützen. Wobei ich natürlich nicht weiß, wieviel er von sich auf sie überträgt bzw. ob man das überhaupt verhindern kann.

Ich bin auch eigentlich sicher, dass es besser werden wird, wenn der Kleine noch ein bisschen älter und selbstständiger wird. Aber mir persönlich ist bewusst, dass das durchaus noch ein paar Jahre dauern kann. Für mich völlig ok, aber ob mein Mann das schafft, bin ich mir nicht sicher.

Vielleicht hat jemand einen Tipp für mich. Wenn möglich, würde ich eine Trennung gern abwenden, da die Kinder und ich meinen Mann sehr lieben. ich möchte ihm so gerne helfen, aber komme allein einfach nicht weiter und weiß aber auch nicht, wie ich ihn dazu kriege, sich helfen zu lassen.

Sorry für den langen Text!

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"Voralem habe ich das Gefühl, dass er diese innere Unzufriedenheit immer stärker auf die Kinder überträgt bzw. sie an ihnen auslässt. Insbesondere die Große kriegt das dann ab."

"
Vielleicht hat jemand einen Tipp für mich. Wenn möglich, würde ich eine Trennung gern abwenden, da die Kinder und ich meinen Mann sehr lieben. ich möchte ihm so gerne helfen, aber komme allein einfach nicht weiter und weiß aber auch nicht, wie ich ihn dazu kriege, sich helfen zu lassen."

Das passt leiderleider nicht zusammen.
Es tut mir sehr leid für dich, aber wenn dein Mann nicht willens ist, sich die Hilfe zu holen, die er braucht, solltest du um deiner Kinder willen den Cut ziehen. Klar lieben die ihren Papa, dennoch kann sein Verhalten bei ihnen Spuren hinterlassen. Möchtest du, dass es ihnen auch mal so ergeht wie deinem Mann?

Ich selbst musste ebenfalls eine Therapie machen, um meine Kindheit aufzuarbeiten. Da führte kein Weg dran vorbei und es war absolut keine Option, ohne Therapie weiterzumachen. Dann ist das so und dann muss man das annehmen.

Ich kann vollkommen verstehen, dass dir dieser Schritt Angst macht, in vielerlei Hinsicht. Aber vielleicht ist das dann auch endlich der Weckruf für deinen Mann.

Dass du immer der starke Part bist und das auch schaffst - das redest du dir ganz toll schön. Liebes, das muss so nicht sein und vor allem SOLLTE es so nicht sein. Du kannst nicht die Einzige sein, die alles am Laufen hält, weil dein Mann sich so darauf ausruht. Er hat ja gar keine Not, etwas zu ändern, wenn du das alles abfederst.
Es braucht nen Knall, bevor es bei dir selbst knallt. Dann seid ihr beide am Ende - und dann? Wem ist damit geholfen?

Wenn man Kinder in die Welt setzt, hat man eine große Verantwortung. Die beinhaltet eben auch, dass man sich mit sich selbst auseinander setzt und alles tut, um selbst gesund zu sein.
Rede noch ein letztes Mal mit deinem Mann. NIcht lieb und nett und sorgenvoll, sondern deutlich. Es ist verdammtnochmal seine Plficht und Verantwortung als Ehemann und als Vater, sich um seine (psychische sowie physische) Gesundheit zu kümmern und nicht einfach alles auf dir abzuladen.
Er ist massiv unfair.

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Achso, die Trennung muss ja nicht bedeuten, dass es dabei bleibt. Aber solange er nicht willens ist, für euch, für dich und seine Kinder, alles zu tun, um gesund zu werden, solltest du die Kinder dem eben nicht aussetzen. Das ist sonst ein Kreislauf, die Kinder nehmen das ungefiltert mit.

Irgendeiner muss den Kreislauf halt durchbrechen. Das würde ich ihm ebenfalls sagen.

Ich wünsche euch alles Liebe.

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Danke für deine Antwort! Von außen betrachtet hast du damit sicher völlig Recht. Das Problem ist aber, ich kenne meinen Mann. Er ist von seiner Art her nicht so, dass er sich durchbeißt, er resigniert eher und duckt sich weg. Oder einfach gesagt, wenn etwas nicht klappt, dann gibt er einfach auf. Das heißt, ich bin mir fast sicher, dass wenn ich ihm die Pistole auf die Brust setze, dass er sich dann "wegduckt" und aus der Verantwortung zieht. Und das ist eigentlich das letzte was ich will. Ich weiß, es ist schwierig, aber ich bin aktuell noch an dem Punkt, wo ich ihm helfen möchte, denn ich denke, im Ernstfall stehe ich alleine da und das würde ich gern verhindern.

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Alle, die hier geantwortet haben, haben recht. Die Kinder bekommen es jetzt schon mit und deine 1. Priorität ist deine Verantwortung als Mutter. Du bist die einzige, die sie schützen kann.
Für dich mag es ohne Trennung einfacher sein, aber es geht nicht um dich.
Wenn er keine Therapie macht und endlich mal seiner Verantwortung als Vater gerecht wird, dann ist das seine Entscheidung.
Trennung ist auch meiner Meinung die einzige Möglichkeit. Wenn er dann eine Therapie macht, muss es ja nicht das letzte Wort sein.
Das ist genauso als würdest Du mit einem Alkoholiker zusammen leben, der auch meist nett zu den Kindern ist. Das reicht aber nicht.

Ja, so eine Therapie ist anstrengend. Ich habe schon einige gemacht, war in einer Klinik und bin immer noch in Therapie, aber anders geht es halt nicht.

Das soll jetzt wirklich nicht böse gemeint sein, aber ich habe das Gefühl, dass du es dir gerne schön reden möchtest.

Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Du möchtest einen Tipp, wie man jemanden zu etwas überredet, der 1) wohl wenig Leidensdruck/Krankheitseinsicht hat und 2) zu bequem ist, die offensichtliche Methode der Problemlösung anzugehen. Bei dem es ohne Druck nicht klappt und mit auch nicht. Du weißt, dass es das nicht gibt.

Ich würde bei der "Bequemlichkeit" ansetzen. Die Familie hat ein Problem und ihm ist es zu anstrengend, das anzugehen? Warum? Es geht doch nur um regelmäßige Gespräche, nicht um eine Himalayadurchquerung. Warum ist er nicht bereit, das für euch zu tun? Lass dich nicht abspeisen mit Nicht-Argumenten, bestehe auf einer Antwort.

Wenn er die nicht geben kann hat er eigentlich keinen Punkt mehr auf seiner Seite.