Warum alles so kompliziert

Hallo Zusammen,

ich brauche eine Meinung von außen oder auch Erfahrungen. Im Jahr 2019 habe ich mich von meinem Mann getrennt. Unsere Lebensvorstellungen und auch Interessen waren vorher schon nicht die Gleichen, aber über die Jahre sind Diese auseinandergedriftet, wie eine Schere.

Die Zeit danach war sehr schwer. Zum Glück war unser Kind schon erwachsen und konnte selbst entscheiden, wie er die Situation bewertet. Ich muss sagen, er verhielt sich absolut neutral und dafür bin ich ihm dankbar.

Nach meinem Auszug aus unserem gemeinsamen Haus, habe ich vorerst auf Trennungsunterhalt und Nutzungsentschädigung verzichtet. Unser Sohn blieb dort wohnen und da er noch in der Ausbildung war, hat mein Ex ihn mit versorgt.

Unsere Kommunikation war von Anfang an schwierig. Er hat mich trotz der Entfernung gestalkt, mir einen Tracker ins Auto gelegt, mir Vorhaltungen gemacht. ich kann gar nicht alles aufschreiben, es war einfach soviel. Er konnte absolut nicht loslassen. Als ich ihn auf allen Kanälen blockiert habe / musste, fing er an unseren Sohn zu drangsalieren. Immer auf mich zu schimpfen. Es war kein normales unterhalten mit ihm möglich. So zogen die letzten drei Jahre ins Land. Da ich unter Schuldgefühlen litt und er mir so leid tat, habe ich weitestgehend seine Tiraden über mich ergehen lassen.

Ursprünglich wollte ich auf einen Großteil Dessen was mir zusteht verzichten. Dies haben wir mal mündlich miteinander besprochen.

Letztes Jahr hat er dann endlich eine Frau kennengelernt und ich hatte weitestgehend meine Ruhe. Nun ergab es sich aber, dass mein Sohn seine Ausbildung in meiner Stadt fortführen wollte. Er zog also zu mir. Das hat natürlich Öl ins Feuer gegeben und mein Ex fing wieder mit Hasstiraden an, denn ich hätte meinen Sohn beeinflusst...völliger Bullshit.

Ich habe mir dann auch endlich eine Anwältin genommen, die mich beraten hat, nicht auf alles zu verzichten. Es sei schließlich mein gutes Recht. Mein Wunsch war es, aufgrund unserer vielen gemeinsamen Jahre, freundschaftlich mit meinem Ex zu verbleiben. Aber dies boykottiert seine neue Freundin. Nach vielen Gesprächen mit Freunden und meiner Anwältin, habe ich ende letzten Jahres den Stein ins Rollen gebracht und was soll ich sagen, der Mann mit dem ich über 20 Jahre zusammen war, ist ein anderer Mensch. Was ich vorher als Wut auf mein Verlassen gedeutet hatte, hat sich mittlerweile in Hass entwickelt. OK bei Geld hört die Freundschaft auf. Aber auch ich habe dazu beigetragen, immer gearbeitet, das Kind großgezogen und den Haushalt versorgt. Unglaublich, das zählt nun nicht mehr.

Was mich nur belastet. Es fühlt sich nicht gut an. Ich habe keine Genugtuung, dass ich nun zu Geld kommen werde. Nein ich bin traurig, dass es so gekommen ist. Wie soll erst der Scheidungstag werden. Als Fremde aneinander vorbeigehen? Kein Hallo? Das liegt natürlich noch weit in der Zukunft, aber dennoch denke ich darüber nach. Ach ich wollte es nur mal los werden.....

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Ich versteh nicht ganz, wieso die neue Freundin Deines Mannes ein freundschaftliches Verhältnis blockiert.
Das war es doch vorher auch nicht....?

Und wieso bist Du traurig, wenn doch alles so schlimm war?
Dann solltest Du froh sein, wenn der Drops gelutscht ist!

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Ich verstehe es auch nicht. Er hat dich gestalkt, Tracker ins Auto gelegt und dir Vorwürfe gemacht. Wozu dann noch Freund sein mit so jemandem? Sei froh, dass du ihn bis auf den Scheidungstermin nicht mehr sehen musst.

Euer Sohn hat beim Vater gelebt. Würde mich interessieren, ob du in diesem Zeitraum Unterhalt bezahlt hast.

Bearbeitet von VersteheNicht
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Keine Ahnung, warum ich immer die Hoffnung hatte, dass wir irgendwann Freunde sein können. Aber das sind wahrscheinlich Dinge, die ich aus meiner Kindheit mitgenommen habe. Harmoniesucht, Verlustängste, emotionalen Abhängigkeit.

Nein, für meinen Sohn habe ich keinen Unterhalt gezahlt. Zum einen verdient mein Exmann sehr gut und ich habe nach meinem Auszug noch Teilzeit gearbeitet. Nach Miete usw blieb nicht mehr viel übrig. Dann konnte ich in einen Vollzeit Job wechseln und er hat aber weiterhin darauf verzichtet. Zumal er in unserem gemeinsamen Haus wohnen geblieben ist und ich dafür auch nichts bekommen habe. Das Haus ist frei von Schulden oder sonstiges.

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Ich würde jetzt einfach nach vorne schauen und den Kontakt mit dem Ex aufs Minimum beschränken, also nur wenn es zwecks Scheidung, Sohn etc sein muss.

Er hat dir das Leben doch schon länger schwer gemacht, wenn ich das richtig verstanden habe. Schließe das Kapitel jetzt ab und kümmere dich um dich. Solange dein Sohn mit seinem Vater auskommt/auskommen will, und du ihm da keine Steine in den Weg legst, ist das doch ausreichend. Natürlich ist es komisch „verfeindet“ mit jemandem zu sein, mit dem man jahrelang Bett und Tisch geteilt hat und ein gemeinsames Kind hat. Aber was bringt es dir den Kontakt freundschaftlich aufrecht erhalten zu wollen mit jemandem, der dich schlecht behandelt. Also Krone richten, innerlich den Stinkefinger zeigen und dein Leben leben!

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Warum solltest du auf deinen Anteil verzichten? Du hast ebenfalls Zeit und Geld investiert.
Bei der Geschichte mit dem Tracker hätte ich ihn angezeigt. Übrigens auch bei Drohungen, falls es die gab.
Stalking ist eine Straftat.
Steh für dich ein.
Man muss nicht mit jedem befreundet sein. Mit deinem Ex ist das unmöglich. Eure guten Zeiten liegen weit hinter euch. Euer Sohn ist erwachsen. Damit habt ihr keine Berührungspunkte mehr.

Nimm was dir zusteht.
Er schenkt dir nicht mal Ruhe.
Vielleicht ist die Einschüchterung auch seine Taktik, damit er nicht zahlen muss.
Schon mal daran gedacht?
Oder warum soll er nach 4 Jahren Trennung immer noch keine Ruhe geben?
Es geht doch nur noch ums Geld.

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Naja, wenn ihr nach der Trennung, bald Scheidung, immer noch zivilisiert miteinander hättet umgehen können, wäre das natürlich traumhaft gewesen. Aber in den seltensten Fällen ist es doch so. Dein Ex ist auf das Geld und sein Ego fokussiert. Das weisst du bestimmt und war sicherlich einer der Gründe für die Trennung.
Nimm das, was dir zugesteht, mit dem besten Gewissen, und denk nicht mehr gross an den A…

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Hallo meine liebe!
Ich kann dich sehr gut verstehen, das vorab.. man hat viele Jahre miteinander verbracht,auch Mal gesagt das man sich liebt, ein Kind miteinander bekommen, durch gute und schlechte Zeiten gegangen.
Irgendwann kann es passieren das man sich aus Gründen trennen muss, möchte, sollte..
Dann braucht es oftmals Zeit , um vllt an eine Art Freundschaft anknüpfen zu können.. nicht jeder schafft das aber.
Wenn bei deinem Mann viel Schmerz aufgrund der Trennung von dir war und er dich nicht loslassen konnte, wird aus dem Schmerz manchmal sowas wie Hass..eigentlich glaube ich nicht, das er dich wirklich hasst, es ist unverarbeitete Schmerz, Trauer und all sowas .
Wut macht Schmerz erträglich, auch wenn sie ein sehr schlechter Ratgeber und Begleiter ist.
Jetzt verzichtest du nicht mehr auf das gemeinsam erwirtschaftete gut, ja, jetzt bist du natürlich ganz der ar***...
Ich verstehe deine Gefühle total, du wirst dich schlecht fühlen, weil du ja vorher nichts wolltest davon und jetzt doch,und das dich das irgendwo zu einem schlechten Menschen macht??
Nein, macht es nicht..
Ich denke aber zu wissen, das es dir eigentlich nur um das miteinander geht..hier und da Mal ein freundliches Wort, ein ernstgemeintes nachfragen wie es geht, ein freundlicher Geburtstagsgruß ..so, und nicht dieses fremdgewordene anfeindliche und wütende ...
Leider schaffen es die Menschen, oder manche von ihnen, nicht immer Gefühle richtig zu verarbeiten und/oder anzuknöpfen an ein danach ..und so sehr wir es wollen, wird es nicht möglich werden mit manchen Menschen weiter verbunden sein zu können..
Lass los!!
Mach Frieden mit der Situation und lass ihn einfach ziehen..du kannst nicht mehr tun als eine freundschaftliche Hand zu reichen...

Ganz liebe Grüsse an dich!!!!

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Liebe Sly 78,

vielen lieben Dank für deine Antwort. Das hat mir viel gegeben. Ich bin kein Mensch, der bösartig, absichtlich oder mutwillig andere Menschen verletzt. Im Gegenteil bin ich eher Harmoniebedürftig. Ihn zu verlassen war das Schlimmste was ich einem Menschen in meinem ganzen Leben angetan habe. Aber für mich war es absolut richtig und auch wichtig. Ich konnte mich an seiner Seite nicht mehr weiterentwickeln. Weder beruflich (Du hast doch einen Job) noch persönlich (Selbstreflektion was ist das denn?). Hier musste ich für mich schauen, was will ich, was brauche ich, wo will ich hin. Oh Man war das eine schlimme Zeit.

Genau, ich bedaure einfach, dass wir gar keinen Kontakt mehr haben. Ich vermisse ihn nicht. Aber dennoch interessiert es mich, wie es ihm geht. Aber das wird die Zeit zeigen, ob wir nochmal einen Schritt aufeinander zugehen oder Fremde werden. Und auch das muss ich akzeptieren.

Viele liebe Grüße

Cira

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Hallo Cira78,

20 Jahre sind eine sehr lange, gemeinsam verbrachte Zeit. Auch wenn du schreibst, dass du schon vor einigen Jahren die Schere immer weiter auseinandergehen hast sehen, so bleibt doch die gemeinsame Zeit und die Ambivalenz der Gefühle zu dieser Zeit.
Einige schreiben hier, dass er ein Ar** ist. Betrachtet man alleine jenes Verhalten, welches er nach der Trennung z. T. gezeigt hat, könnte man zu der Auffassung kommen. Aber wer weiß, wie tief seine Kränkung und Verletzung ist, wer weiß, welche unausgesprochenen Selbstvorwürfe er sich aus der wohl mittlerweile eigen gewonnen Erkenntnis seiner Anteile am gemeinsamen Scheitern macht - und diese in Aggression, auch gegen sich selbst, wandelt.
All die Handlungen, wie Tracker ins Auto, Stalking usw., die tatsächlich unzweifelhaft unmöglich und strafrechtliche Relevanz haben, weisen in meinen Augen immer auch eine selbstdestruktive, selbstbestrafende Komponente auf.
Du kennst ihn 20 Jahre und du hast ihn geliebt. Du schreibst, er sei heute "ein ganz anderer Mensch". Das ist er vermutlich nicht, er hatte wohl immer schon diese Komponenten in sich, aber es gab mutmaßlich keine Lebenssituation, die diese aus ihm hervorbrechen ließ. Er konnte in anderen Situationen anders mit Frustrationen umgehen, adäquater und erwachsener. Vielleicht, weil er der von dir an ihn herangetragenen Trennung ganz besonders Ohnmacht spürte.
Meinst du etwa er kann vor sich nicht reflektieren, dass er durch solche Aktionen zum "Ar**" wird? Ich glaube schon.

Ich will hier um Gottes willen nichts entschuldigen, keinesfalls. Ich sehe zwei ziemlich tief verletzte Seelen, auch in dir, die große Enttäuschung spüren über das eigene bzw. gemeinsame Scheitern. Und in dem Moment, wo ich von deinen "Schuldgefühlen" ihm gegenüber lese, die dich dazu bewogen haben, "Tiraden" über dich ergehen zu lassen, denke ich fast schon wieder, dass meine Worte die falschen für dich sind.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du mit den in dir widerstreitenden Gefühlen sorgsam umgehen kannst!

Bearbeitet von Berganza
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Liebe Berganz,

bei deinem Beitrag hatte ich Tränen in den Augen, weil Du den Nagel auf den Kopf triffst.

Ob er selbst weiss oder reflektiert hat, dass er sich wie ein "Ar..." verhält. Nein, das denke ich nicht. Denn er war die letzten drei Jahre sehr gut darin, sich in der Opferrolle zu halten. Ich meine es absolut nicht böse oder selbstgerecht, aber um sein Verhalten zu reflektieren, fehlt ihm leider der Horizont. Das ist ein Grund, warum ich mich getrennt habe. Meine Freundin hat es mal passend benannt. "Wir standen zusammen auf dem Bahnhof in Potsdam und nur ich bin abgefahren". Und so ist es auch. Ich habe mich großartig weiterentwickelt, war immer neugierig darauf, was neues zu lernen. Er war davon wenig begeistert. Zumal ich durch berufliche Veränderungen des Öfteren reisen musste. Das fand er überhaupt nicht toll und ich aber umso mehr. Ach es war einfach viel. Trotzdem finde ich es sehr schade.

Viele liebe Grüße

Cira