Mein Ex heiratet heute

Ich muss leider ein bisschen auf hohem Niveau jammern, vielleicht versteht mich irgendjemand. Ich könnte mir eigentlich nur an den Kopf fassen, ich erkenne mich gerade selbst nicht. Ich bin heute sehr traurig, obwohl ich dafür keine Berechtigung sehe.
Ich habe die Beziehung vor Jahren einfach weggeworfen. Ich war jung, dumm und voller Hormone. Wir wurden nach 2 Jahren Beziehung ungeplant Eltern. Leider hat mich dieser neue Lebensabschnitt komplett aus der Bahn geworfen. Ich war sehr unglücklich und unzufrieden. Dazu kamen familiäre Belastungen, ein Familiengeheimnis das mein Freund nicht kannte, ein schlechtes Verhältnis zu einem Teil meiner Verwandtschaft und um allem noch eins drauf zu setzen hatte ich immer das Gefühl nicht gut genug zu sein. Am wenigsten für die Eltern meines Freundes. Ich habe mich geschämt für mein Leben, meine Vergangenheit und dafür, dass ich mit dem ungeplanten Kind nicht fertig wurde. Als der Junge 2 Jahre alt war war ich an dem Punkt, dass mir mein Freund eigentlich auf den Wecker ging. Er war ein super Papa, aber Liebe, Leidenschaft oder verliebt-sein spürte ich schon nicht mehr. Auch der Gedanke an Sex widerte mich an. Irgendetwas fehlte, irgendetwas war kaputt gegangen. Es kam wie es kommen musste und ich verliebte mich in einen anderen. Mit demjenigen bin ich noch heute zusamnen. Für meinen damaligen Freund brach die Welt zusammen. Die nächste Monate waren nicht leicht. Aber zu guter letzt hat auch er eine neue Partnerin gefunden. Mein Ex und ich haben uns über die Jahre freundschaftlich angenähert. Ich komme auch mit seiner Partnerin gut zu Recht und das Kind steht sowieso an 1. Stelle und alles in allem ist alles paletti. Vor 1 Jahr erfuhr ich, dass die beiden heiraten wollen. Ich habe mich bis zuletzt sehr gefreut. Die Hochzeit darf trotz Corona wie geplant statt finden. Unser Kind ist natürlich eingeladen. Gestern habe ich xyz bei meinem Ex abgeliefert, gleich in der Location in der die Feier stattfindet. Denn mein Ex und ein paar andere Leute mussten noch einiges herrichten, überprüfen, usw. Ich durfte mich kurz umsehen, dann müsste ich los da noch Erledigungen anstanden. Was soll ich sagen, im Auto ist mir das Herz gebrochen. Den Rest des Abends ging es mir nicht gut. Natürlich ließ ich mir vor meinem Freund nichts anmerken. Heute bin ich alleine zuhause und ich traue mich gar nicht traurig zu sein, weil ich kein Recht sehe. Ich glaube, dass es mir in ein paar Tagen wieder gut gehen wird. Aber heute fühle ich mich wie der letzte Dreck. Nicht weil ich mich selbst bemitleide, sondern weil mir bewusst ist, dass ich heute - viele Jahre später - anders handeln würde als damals. Ich fühle mich schuldig, weil ich meinen Ex schlecht behandelt habe. Weil es ihm lange Zeit schlecht ging. Ich habe es noch nicht einmal fertig gebracht mich zu entschuldigen.
Heute fühle ich das Charma, heute geht es mir wirklich nicht gut. Ich werde diesen Tag überstehen und dann wird die Welt wieder so sein wie sie noch gestern oder vorgestern war. Jetzt in diesen Minuten findet die Trauung statt. Und morgen soll die Welt bitte wieder so wie vorgestern sein.
Ich danke euch fürs Lesen.

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Entschuldigen kannst du dich immer noch! Ich hatte jahrelang ein schlechtes Gewissen, weil ich mich dringend bei jemandem entschuldigen musste und wusste nur nicht wie. Als ich mich endlich entschuldigt hatte und die Person wusste, wie unglaublich Leid mir die Situation tat fiel mir ein 100000 Tonnen Stein vom Herzen. Trau dich!

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Ach man darf doch auch traurig sein obwohl man keinen Grund zu hat, bzw. keine Gefühle mehr in der Richtung, sei heute etwas traurig aber vergess nicht was du heute hast. Ich würde eher feiern wahrscheinlich, würde aber auch gar nichts anders machen und bereue die Trennung nicht.

Trink heute 'Abend etwas und besinne dich auf dein jetziges Leben, es ist eben nun ein einschneidender Punkt es ändert sich doch etwas.

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Ich habe etwas ähnliches durch, habe allerdings irgendwann eingesehen, das eine umfänglich Entschuldigung hilft um Schuldgefühlen entgegenzuwirken. Ich empfehle dir das dringend.

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Für eine aufrichtige Entschuldigung ist es nie zu spät. Sie wird dein Gewissen erleichtern und die Beziehung zu deinem Ex positiv beeinflussen.

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Doch, du DARFST traurig sein. Und darfst dich mies fühlen. Das zu verdrängen bringt nix.
Leg dich doch etwas hin, fühl mal ganz tief in dich hinein, spür alle Trauer und Schmerz und wenn du willst, dann heul einfach, bis du keine Tränen mehr hast.

Gefühle müssen durchlebt werden. Es tut manchmal ganz schön weh, da durchzugehen, aber nur so hast du die Chance, dich wieder besser zu fühlen.

Bist du glücklich mit deinem neuen Partner? Oder würdest du deinen Ex gerne zurückhaben? Darüber solltest du dir klar werden. Geht es "nur" darum, daß du ein schlechtes Gewissen hast, dann durchleb einmal deine Gefühle und sprich später mit deinem Ex darüber und sag ihm, wie leid dir alles tut. Ich bin mir sicher, er wird dir sagen, daß er dir nicht böse ist, sondern es gut so ist, wie es ist. Weil er nur durch eure Trennung seine neue Partnerin finden konnte.

Liebst du ihn noch, wird es komplizierter. Dann solltest du dich fragen, wie es in deiner eigenen Partnerschaft weitergeht und die entsprechenden Konsequenzen ziehen.

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Heute haben wir uns getroffen, denn mein Sohn kam heute wieder zu mir zurück. Ich habe meinem Ex gratuliert. Er hat mir ein Stück Torte, Tischschmuck und einen Blumenstrauß überreicht, weil die in Blumen übergehen wie er sagte. Später schrieb er mir noch, dass es sich um den Brautstrauß handelt. Blumen und Schmuck stehen im Kinderzimmer. Ich denke der Kleine freut sich darüber. Und ich freue mich für meinen Ex. Er hat es so sehr verdient glücklich zu sein. Aber ich fühle mich wie die Verliererin. Tagsüber ging es mir gut, aber jetzt wo ich im Bett liege rinnen die Tränen. Ich habe immer gesagt, dass ich diese Trennung nicht bereue. Ich will ihn gar nicht zurück. Ich will nur, dass er glücklich ist. Aber ich habe das Gefühl zu früh aufgegeben zu haben damals. Mir war die Beziehung offensichtlich nichts wert. Erst jetzt begreife ich was ich eigentlich hatte. Gewisse Dinge fehlen mir. Mein Sohn erzählte mir vor kurzem von einer lustigen Angewohnheit die der Papa hat. Da viel mir ein: Achja, das hatte er schon damals gemacht. Und ich fand es liebenswert. Heute sehe ich all die Dinge nocheinmal, die wir einst erlebt hatten, mit sowie ohne Kind. Ich weiß nicht was damals kaputt ging. Ich weiß auch nicht wo wir heute wären wenn es damals anders gelaufen wäre. Ich will nichts mehr kaputt machen und so weiter leben wie die letzten Jahre. Vielleicht spüre ich erst jetzt die wahre Liebe, die erst nach vielen Jahren kommt wie mir gesagt wurde. Ob ich meinen Freund liebe? Ich denke ja. Es gibt Höhen und Tiefen. Wir standen schon oft kurz vor der Trennung. Manchmal weiß ich nicht warum wir einander festhalten. Manchmal ist es mir egal was passiert, im nächsten Moment kämpfe ich. Ich will ihm nicht unrecht tun und ich schäme mich grad so sehr.

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Hey, wenn du magst, erst einmal eine dicke Umarmung! Ich denke mal, das ist bei dir grad so eine Mischung aus Trauer, Enttäuschung, Angst, Neid, Wut, Sorge... Gefühle, die sein dürfen. Was wäre wenn bringt nix. Ihr habt euch getrennt. Das war damals wichtig und richtig für dich, Punkt. Klar, vielleicht hätte euch eine Paartherapie oder beiderseitige Einsicht helfen können, aber es war, wie es war und es ist jetzt , wie es ist. Jetzt ist er mit einer anderen Faru verheiratet. Offenbar kümmet er sich trotzdem um euer Kind. Du hast einen neuen Partner. All deine Erfahrungen können dir helfen, nicht in alte Fallen zu tappen und dieser Jetzt-Beziehung deine Kraft zu geben. Mir scheint, du spürst, dass die Trennung aus heutiger Sicht nicht hätte sein müssen - aber damals mußte sie offenbar sein. Also laß dich auf das ein, was heute ist. Vieleicht täte dir eine Gesprächstherapie gut, einfach um zu sortieren... Es gibt keinen Grund, dich zu schämen. Du bist du, sicher mit Ecken und Kanten, aber durchaus "glücksfähig", wen ich das mal so sagen darf. Bißchen Trauer, bißchen Durcheinander, das darf sein. Und dann aber auch wieder das, was ist mit aller Kraft.

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irritiert ist, dass solche Gefühle erst aufkommen als man sieht, dass der andere glücklich oder vielleicht sogar glücklicher ist als man selbst.

Das hat den Touch von Neid.