Unsere Besten Freunde lassen sich scheiden

Hallo!
Schon seit Herbst letzten Jahres klappt es nicht mehr in dieser Ehe. Nun aber ist Schluß.Mein Mann und ich stehen nun da und betrachten den Scherbenhaufen. Mein Mann ist mit dem Mann meiner Freundin schon seit über 30 Jahren befreundet und ich mit meiner Freundin seit fast 22 Jahren.

Sie sind im gleich Jahr wie wir zusammen gekommen und haben auch im gleichen Jahr geheiratet. Nun möchten wir mit beiden befreundet bleiben, aber ich habe keine Ahnung, wie wir das anstellen sollen,ohne zwischen die Fronten zu geraten...

Wer kann mir einen Rat geben?

LG

Tine

1

hallo tine,

es ist möglich, wenn ihr euch beide dem ehemaligen paar gegenüber neutral verhaltet.
ein freund von mir war nacheinander mit zwei freundinnen von mir verheiratet, ich habe beide trennungen begleitet und manchmal war es - zugegeben - nicht einfach. aber nach wie vor zählen alle drei zu meinem engsten freundeskreis.
wichtig ist, dass man sich nicht reinziehen lässt. also, zuhören schon, schulter zum anlehnen kann man auch bieten, aber mit stellungnahmen hab ich mich sehr zurückgehalten. ich habe also nicht partei ergriffen, wenn es heiß herging und mir keine urteile erlaubt. und ich habe allen dreien klar gemacht, dass derjenige von ihnen, der die ambition hat, mir den jeweils anderen madig zu machen, den kürzeren zieht. das haben sie akzeptiert.
also:
- keine informationen weitertratschen (schon gar nicht im vertrauen erzählte)
- eine neutrale position einnehmen, wenn negative gefühle über den expartner abgegeben werden
- offen sagen, dass man mit dem anderen nach wie vor befreundet ist und es auch bleiben möchte
ich denke, es ist sogar möglich, zur friedlichkeit einer trennung beizutragen, indem man als ausgleichende kraft einwirkt.
fühlst du dich unter druck gesetzt, weil du das gefühl hast, du wirst mit deiner objektivität in eine ecke gedrängt, dann formuliere das ruhig. so im stil von: "ich kann verstehen, dass du sauer auf ihn / sie bist, aber bitte verlange von mir nicht, dass ich mich offen auf eine seite stelle, weil er / sie mir eben auch wichtig ist und ich nicht zwischen den stühlen sitzen will."

alles gute

elodia

http://www.lindner-katharina.de

4

Deine Formulierung:

"ich kann verstehen, dass du sauer auf ihn / sie bist, aber bitte verlange von mir nicht, dass ich mich offen auf eine seite stelle, weil er / sie mir eben auch wichtig ist und ich nicht zwischen den stühlen sitzen will."

finde ist sehr gut. Ich werde sie wohl so anbringen, wenn es nötig wird. So schaffe ich sicher klarheit

Danke!

Lg

Tine

2

Ich habe soetwas auch schon zweimal hinter mir.
Ich habe immer beiden von Anfang an gesagt, dass ich mit beiden befreundet bleiben möchte. Was zwischen ihnen vorgefallen ist, hat ja nix mit mir zu tun.

Es war nie leicht. Die eine hat nicht akzeptiert, dass ich mit ihrem Ex befreundet bleiben wollte. Hat immer wieder versucht, ihn bei mir schlecht zu machen. Am Anfang war es nur Gemecker über die Sache an sich (er hatte ne Neue) und das habe ich akzeptiert. Ich habe ihr gesagt, dass ich ihre Enttäuschung und Wut verstehen kann, aber auch dass er deshalb für mich kein schlechter Mensch ist....er hatte ja nicht mich betrogen.
Da sie das nicht akzeptieren konnte und von da an versucht hat, mir einzureden, dass ich die Freundschaft aufgeben soll habe ich eine Freundschaft beendet...die mit ihr.

Im zweiten Fall ist es besser verlaufen. Ähnliche Situation bei der Trennung. Die Verlassene ist bei mir auf offene Ohren gestossen, hat aber nie versucht, ihn (was unsere Freundschaft angeht) schlecht zu machen. Das war ok, ich habe durchaus Verständnis dafür, dass eine betrogene Frau sich erstmal irgendwo Luft machen muss...aber sie hat nur bei dem Thema über ihn geschimpft.
Infos über den jeweils anderen habe ich nie ausgeplaudert und auch beide (kurz nach der Trennung) zu meinem Geburtstag eingeladen. Ich habe ihnen die Wahl überlassen, ob nun einer, beide oder keiner kommt. Habe auch gesagt, dass jede Entscheidung für mich ok ist (will ja auch keine schlechte Stimmung auf meiner Feier) und dass ich zur Not mit dem der nicht kommt nochmal nett Kaffeetrinken gehe oder so.

Die Freundschaft zu ihm ist ein Jahr später zerbrochen, da er ne Neue hatte, die unseren gesamten Freundeskreis nicht mochte und er sich deshalb distanziert hat. Zu ihr hab ich immernoch guten Kontakt...weniger, da sie weggezogen ist...aber das wär auch ohne die Trennung so gekommen.

3

Ich werde versuchen, beiden weiterhin einfach eine gute Freundin zu sein, auch wenn ich micht sher zusammen reissen muss, weil ich so traurig bin.

Danke für deine Worte.
LG

Tine

5

Mein Mann und ich haben uns vor zehn Jahren getrennt und unsere besten gemeinsamen Freunde wollten auch mit beiden befreundet bleiben. Sie sind ähnlich verfahren wie meine Vorredner und aus ihrer Sicht hat es sicher geklappt.

Aus meiner Sicht hat sich etwas verändert:
1. Wenn ich stinksauer und verletzt bin und meinen Freunden das erzähle möchte ich einfach nicht neutrale diplomatische Sätze hören sondern ich wünsche mir Mitleid und Sätze wie "der ist aber auch zum Kotzen" oder sowas.
2. Wenn ich befürchten muss, dass sie mal versehentlich etwas erzählen, das er nicht wissen darf, muss ich ständig aufpassen, was ich erzähle. Und dadurch geht die Spontaneität verloren.

Fazit: Es kann funktionieren, aber die Freundschaft ist vielleicht nur noch die drittbeste.

Ich hätte mir gewünscht, dass meine Freundin, die ja ursprünglich mal "meine" Freundin war, wieder meine Freundin wird. Es tut mir nach zehn Jahren noch immer Leid. Statt einer "besten" Freundschaft zu einem haben sie jetzt "irgendeine" Freundschaft zu beiden.