Partner plötzlich nicht mehr bereit für ein Kind

Liebes Forum,

vielleicht kennt jemand die Situation und kann mir ein paar Tipps geben, wie ich damit umgehen soll.

Ich bin 31, mein Mann etwas jünger als ich. Wir haben beide unbefristete Jobs, stehen aber aufgrund langen Studiums noch eher am Anfang der beruflichen Karriere.
Das Thema Kinder ist seit Anfang des Jahres immer konkreter geworden. Während ich mich lange Zeit nicht bereit gefühlt habe, hat sich vor einigen Monaten irgendwie etwas geändert. Plötzlich war dieser Kinderwunsch in meinem Kopf und wird von Tag zu Tag drängender.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir Anfang nächsten Jahres loslegen wollen. Damit konnte ich erstmal leben.
Da der Wunsch bei mir allerdings immer heftiger wird und es auch keine wirklich zwingenden Gründe gibt bis nächstes Jahr zu warten, habe ich das Thema am Wochenende nochmal angesprochen und meinen Mann gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte schon jetzt zu starten.
Es ist absolut nicht so ausgegangen, wie ich es mir erhofft hatte. Er hat eine ganze Menge Gründe gefunden, warum jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt wäre. Alles ziemlich fadenscheinig. Erst ganz am Ende hat er damit rausgerückt, dass er sich eigentlich noch zu jung fühlt für ein Kind und lieber noch ein bisschen das Berufsleben und die Freiheit genießen möchte. Er hat total Angst davor, dass sein Leben dann "vorbei" ist. Auch wenn er mir nicht richtig erklären kann, was er mit "vorbei" eigentlich meint. Er scheint ein Kind im Moment nicht als Bereicherung zu sehen, sondern nur als etwas, das ihm jegliche Möglichkeiten nimmt.

Ich bin wirklich geschockt, da es das erste Mal ist, dass er ehrlich Stellung zu dem Thema bezieht, obwohl er seit Anfang der Beziehung davon spricht, wie wichtig ihm Kinder seien und dass es für ihn zum Leben dazu gehören würde. Er will auf jeden Fall bis nächstes Jahr warten und dann könne er sich schon irgendwie damit arrangieren, weil er genug Zeit hätte sich an den Gedanken zu gewöhnen und sich damit abzufinden.
Ich möchte ihm kein Kind aufdrängen. Es ist eine Entscheidung, die wir beide aus ganzem Herzen und voller Überzeugung treffen müssen und nichts, mit dem man sich eben abfindet.

Wie komme ich unter diesen Umständen mit meinem drängenden Kinderwunsch klar und wie soll das weitergehen?

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Hm klingt als hätte er kalte Füße bekommen. Wen man so dahinredet und sich vorstellt, wie man irgendwann mal Eltern sein wird, ist das noch nicht in naher Zukunft so ein „einschneidendes“ Ereignis. Du hast dich dann aber sehr konkret mit dem Thema auseinandergesetzt. Er anscheinend nicht. Nun braucht er wohl erst mal seine Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden.

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nie, klar, aber natürlich verändert so ein kleiner neuer Mensch, der komplett auf euch angewiesen ist, euer Leben und schränkt immens ein. Davor hat dein Partner wohl Angst. Vielleicht auch vor der Verantwortung. Wer weiß.

Ich finde es toll, dass du ihm die Zeit gibst und ein Jahr geht schnell vorbei. In der Zeit unternehmt ganz viel und genießt noch mal richtig eure Zweisamkeit. Startet im Job durch und geht Hobbies nach, die ihr mit Kind wahrscheinlich vernachlässigen würdet…. Dann vergeht die Zeit auch wie im Fluge.

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Tja als Mann immer so einfach gesagt, sie haben deutlich mehr Zeit als wir Frauen - aus biologischer Sicht.
Für Männer ist das Thema glaube ich noch viel weniger greifbar als für uns Frauen, bei mir war es auch letztes Jahr wie ein umgelegter Schalter, auf einmal sah ich nur noch Babys und Schwangere. Ist schwierig, sich davon wieder zu lösen. Mein Männe will unud wollte auch immer Kinder, aber für ihn war es auch etwas schwierig zu verstehen, dass man auch mal anfangen muss, weil Frau nicht ewig Zeit hat :D Ich habe dann irgendwann gesagt: Es passt doch alles, ich setz jetzt die Pille ab, kann ja eh lange dauern... und daraufhin kam ein "ja, okay".. (ich wurde im 3. Zyklus schwanger, leider war es dann im Januar eine MA und bisher bin ich noch nicht wieder schwanger). Wir genießen unsere Zeit bis es klappt und dann werden sich die Prioritäten eh ändern.

Zeit für Vorbereitung und sich mit dem Gedanken anfreunden hat man ab positivem Schwangerschaftstest doch eh 9 Monate. Und zu diesem positiven Test muss es auch erstmal kommen, das geht auch nicht bei jedem mit nem Fingerschnipsen...
Nimmst du schon Folsäure? Laut meiner Frauenärztin damals hatte sie mir empfohlen, schon 2-3 Monate vor konkreter Kinderplanung damit anzufangen, damit sich der Folsäurespiegel aufbaut.
Vielleicht könnt ihr ja im Gespräch nochmal darüber sprechen, ob ihr da nicht den Mittelweg wählt.. du fängst erstmal mit der Folsäure an und vielleicht fangt ihr dann ab Oktober an zu üben, ohne Druck, ohne Ovulationstest etc.

Was diese Angst etwas zu verpassen angeht: Ja, das Leben wird sich sicher verändern. Aber die Frage ist doch, was man daraus macht? Es bedeutet sicher Einschränkungen, aber man kann doch in Ruhe schon mal drüber sprechen, wie man sich die ersten Jahre mit Kind vorstellt. Klar sind Kinder indivoduell und man weiß nicht, ob man ein pflegeleichtes Kind hat, dass sich schnell auch mal vom babysitter betüdeln lässt oder nicht. Aber wenn man mal in RUhe drüber spricht, findet man doch bestimmt Kompromisse. Z.B. das jeder gegenseitig einen freien Abend pro Woche bekommt, wenn gewünscht, wo man mal ausgehen kann.

Schreibt doch mal auf, was ihr vermutet, was euch fehlen wird bzw. was ihr aus eurer Sicht nicht mehr machen könnt. Und dann kann man mal schauen, wie Alternativen mit Kind aussehen.

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Ergänzung: Ab positivem Test war er dann Feuer & Flamme und hat sich tierisch drauf gefreut und nur noch davon gesprochen, was dann wie und wann gemacht wird usw.

Also Druck machen würde ich in dem Sinne auch nicht, aber ich würde das Thema präsent halten, viel drüber sprechen, um die Sorgen zu nehmen...

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Sei mit ihm nicht so hart. Das mit dem Leben verändern - hat er absolut Recht. Was wir nicht immer als Frau sehen - Männer nehmen die neue Verantwortung - für Frau und Kind - sehr ernst, gehen die Finanzen, räumlichen Möglichkeiten, Auto und und nächste Urlaubsplanung schon 100x im Kopf durch und merken - verdammt ich muss alles, aber echt alles umstellen! Für uns Frauen ist das ganz anders - Herz will, Körper macht Druck, die Uhr tickt... wir hoffen auf Liebe, Zuneigung, ein kleines süßes ich, die Tritte, das erste Lächeln... Männer sind eben nicht solche Romantiker - also nicht zu viel erwarten. Gebe ihm Zeit, sage ihm klar - du bist bereit, möchtest mit ihm Familie gründen, du bist dir absolut sicher, dass er der Vater deiner Kinder sein soll, du wünscht dir ein Kind, dass so ist wie er... Wecke die richtigen Gefühle - er wird stolz sein auf sein mini me. Er wird das und das mit dem Kind machen können. Es gibt die und die Vorteile junger Vater zu sein... nebenbei und ohne Druck, aber halt immer wieder mal... der Rest - muss bei ihm in Kopf passieren. Ich würde aufhören zu verhüten... sage es ihm aber klar und deutlich, dass du die Pille einfach nicht mehr nehmen willst... es liegt an ihm, ob er dann ein Kondom nicht oder eben nicht... meistens dauert so eine "Grübelphase" bei Männern nicht so lange... aber die muss denen auch gegönnt sein. Umgekehrt möchte man ja auch nicht zu etwas gedrängt werden...

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Gib ihn die Zeit die er braucht. Ich weiß, ist leichter gesagt, als getan. Ich kann mir aus meiner eigenen Erfahrung sprechen. Ich, jetzt 29 hab seit fünf /sechs Jahren den Kinderwunsch. Mein Partner 34 war immer dagegen. Er hat das immer abgetan und ich war so traurig. Wir sind fast elf Jahre zusammen. Dann plötzlich im Mai, ohne Verhütung gehibbelt. Mir ging es den Monat so schlecht, das wir gedacht haben, jetzt ist es passiert. Nun was soll ich sagen, er hat anscheinend drüber nachgedacht und hat sich doch für ein Kind entschieden. Jetzt probieren wir es, seit 3 Monaten.

Was du auf jeden Fall nicht machen solltest, auf ihn einreden. Das setzt ihn nur unter Druck und er wird weiterhin immer sagen, er fühlt sich noch nicht bereit. Davon mal abgesehen, bin ich der Meinung, es gibt keinen perfekten Zeitpunkt..

Viel Glück weiterhin 🍀🍀🍀

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Hey, bei uns war es ganz genau so wie bei dir. Mein Mann hat immer gesagt dann ist das Leben ja vorbei. Man kann nichts mehr genießen.
Wir haben dann ein Datum ausgemacht mit dem wir beide leben konnten - auch wenn das etwas komisch klingt. Jeder ist einen Kompromiss eingegangen.
Bei mir hat es dann leider noch 6 Monate gedauert bis es geklappt hat, was ihn auch etwas mitgenommen hat.
Inzwischen freut er sich auch total auf das Baby.
Vielleicht findet ihr ja auch einen Kompromiss in der Mitte.
Alles liebe 🍀

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Hey!

Bis Anfang des nächsten Jahres ists ja nur noch ein halbes Jahr.

Ihr könntet nochmal in Urlaub fliegen und die Zeit zu zweit bis dahin bewusst genießen.
Du könntest die Zeit nutzen, um dich beim Gyn checken zu lassen. Ist der Impfschutz komplett? Bist du gegen Keuchhusten geimpft? Ist dein Vitamin D ok? Du könntest mit Folsäure beginnen, ggf ein Blutbild anfertigen lassen, falls du die Pille schon abgesetzt hast. Die Pille ansonsten absetzen und Ende des Jahres das Blutbild beim Gyn machen lassen.
Du könntest deinen Zyklus kennenlernen und Tempi messen. 4 Zyklen reichen, um zu sehen, dass da alles ok ist.
Ich fand, dass man mit dieser Vorbereitung die Zeit gut rumkriegt und das Gefühl hat, tätig zu sein.

Ich kann die Gedanken deines Partners nachvollziehen. Als Mann ist das ja nochmal alles abstrakter, man hat diffuse Befürchtungen, die man nicht so genau benennen kann. Aber eigentlich können wir genau so leben wie bisher auch. Zeitgleich im Meer schwimmen ginge nun leider nicht mehr- aber ansonsten kann man sich damit gut arrangieren. Was mir vorher nicht so bewusst war: Wie schön das Leben mit Kind eigentlich ist.

Mein Mann und ich dachten in deinem Alter genau so wie ihr. Nun denken wir, dass wir eher hätten Eltern werden sollen. Mit Mitte 30 steckt man schlaflose Nächte nicht mehr so gut weg wie mit Ende 20.

Liebe Grüße
Schoko

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Ansonsten könntest du deinem Partner Links zur Fruchtbarkeit über 30 schicken. Meinem Mann war nicht klar, dass die dann stetig abnimmt.

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Danke schonmal für eure Antworten.

Die Punkte, mit denen man sich das Warten vertreiben kann, habe ich leider schon alle abgehakt. Ich war direkt Anfang des Jahres beim Gyn, als ich gemerkt habe, dass das Thema Kinder langsam akut wird. Mein Impfstatus ist gecheckt und seitdem nehme ich Folsäure. Die Pille habe ich noch nie verwendet. Mein Zyklus ist super regelmäßig und den Eisprung kann ich meistens gut am Mittelschmerz erkennen.

Alles in mir sagt: "Jetzt bitte eine Baby!". Ich finde es wirklich gruselig, da ich mich gar nicht gegen dieses Gefühl wehren kann. Ein halbes Jahr zu warten kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Zumal ich auch nicht sicher bin, ob mein Mann im Januar wirklich gefühlsmäßig weiter ist als jetzt. Das ist zwar das Datum, dass wir uns ursprünglich gesetzt haben, aber er ist am Wochenende fast panisch geworden, als er sich das ganze konkret vorgestellt hat. Ich will ihn nicht drängen. Zu einem Baby gehören Zwei und beide sollten es wirklich wollen (wenn man die Freiheit hat es zu planen).
Ich weiß aber auch, dass es mich fertig machen würde, wenn ich noch 2-3 Jahre auf ein Kind warten muss. Alleine die Vorstellung, dass es nicht auf Anhieb klappt beschäftigt mich jetzt bereits sehr.

Ich drehe mich gedanklich gerade ziemlich im Kreis....