Wie ruhig und entspannt bleiben in der Kinderwunsch-Phase

Hallo meine Lieben,

ich hoffe ihr könnt mir ein wenig weiterhelfen und vielleicht finde ich auch ein paar Frauen denen es ähnlich geht.
Ich bin 35 Jahre alt, in einer glücklichen Partnerschaft, beruflich erfolgreich und möchte nun das Thema Familienplanung angehen. Früher dachte ich immer "ich setze die Pille ab und lass alles auf mich zukommen". Pustekuchen, ich mutiere zum absoluten Kontroll-und Planungsfreak... Von Beruf bin ich Controllerin und auch sonst im Leben sehr strukturiert und gut organisiert. Deshalb fällt es mir jetzt, wo es sozusagen ernst wird, sehr schwer einfach alles entspannt seinen Weg gehen zu lassen. Um mich herum werden alle schwanger. Vor ein paar Monaten bin ich unglaublich stolze Tante geworden. Mein Bruder und seine Frau haben jahrelang für ihr Baby gekämpft und es hat erst mit Hilfe geklappt. Jetzt hab ich natürlich Angst, dass es bei mir auch nicht so einfach geht.
Ich habe sehr lange die Pille genommen, Gott sei Dank hat sich meine Periode aber sofort wieder sehr regelmäßig eingestellt. Letzten Monat hatte ich wahrscheinlich einen Eisprung (ich habe das auch vor der Pille immer spüren können), geklappt hat es aber nicht. Diesen Monat habe ich aus Interesse Ovu-Tests ausprobiert und er hat kein einziges Mal positiv angezeigt und ich hatte auch nicht den sonst üblichen Mittelschmerz. So, und nun mache ich mich verrückt, was wahrscheinlich zusätzlich kontraproduktiv ist. Ich war vor zwei Wochen beim FA zur Kontrolle und er meinte es wäre alles prima und hat noch augenzwinkernd gesagt: " Wer weiß, vielleicht sehen wir uns früher als gedacht schwanger wieder".
Wie schafft ihr es euch nicht so verrückt zu machen und einfach alles auf euch zukommen zu lassen?

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Also ich glaube es geht hier ALLEN Frauen so wie dir.

Ich bin übrigens auch 35 und Buchhalter/Controller. :-) Entsprechend groß ist auch meine Dokumentations- und Kontroll-Wahn. Mit Ovus hab ich mich auch sehr verrückt gemacht und die nur 1x verwendet. Ich hab immer Temperatur gemessen. Damit hab ich mich wohler gefühlt und wenn man regelmäßig Sex hat, ist es ja egal ob Ovu oder Temperaturmessen.

Ovus können negativ sein, weil sie nicht sensitiv genug sind oder weil deine Nieren zu gut filtern. Also heißt es nicht gleich, dass du keinen ES hattest. ;-)

Ich kann dir nur raten und das macht euch Controller ja aus: Plane! Mach deinen "Forecast" für die nächsten Zyklen: Nach 6ÜZ sprich mit deinem Gyn, ab dem 9. ÜZ mach mal ein Monitoring (US+Hormonstatus, um die Follikelreifung zu beobachten und den ES zu bestimmen) und dann immer so weiter. Mach dir Pläne, wie es weitergeht, wenn es diesen Zyklus nicht geklappt hat...Ich finde, das beruhigt ungemein. Das Loch, in das man fällt, ist trotzdem da und tief und dunkel, aber es steht eine Leiter drin, die einem hilft, besser rauszukommen ;-)

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Das hast du schön ausgedrückt mit dem Loch, ich denke man muss eine gute Balance finden zwischen zuviel Kontrolle und dem Gefühl keinen Halt zu finden wenn es nicht klappt. Ich mache auch bestimmte Dinge nur, um mich damit selbst aus dem Loch zu helfen und zu sagen, dass ich ja alles richtig gemacht habe.

Ich merke aber auch, dass von mal zu mal schwerer wird.

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Man muss sich im Kinderwunsch erst mal zurecht finden und schauen, was einem gut tut und was einen nur unnötig stresst. Wie gesagt, mit Temperatur hatte ich das Gefühl von Kontrolle und bin dabei auch ruhig geblieben. Mit Ovus war es das komplette Gegenteil. Aber das ist für jeden anders und da muss man sich einfach etwas ausprobieren. Aber lockerbleiben und rein dem Körper zu vertrauen fällt jedem hier schwer ;-) also keine Sorge. Das ist völlig normal.

Diagnostik hat mir immer sehr geholfen und am 35 kann man nach 6 Zyklen schon mal den Arzt aufsuchen und mit ihm drüber reden. Heißt ja nicht, dass man 6Zyklen braucht, vielleicht klappt es vorher schon von ganz alleine, aber man hat zumindest einen Plan.

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Ich kann dich sehr gut verstehen, das sind genau meine Gedanken. Ich habe erst eine Beförderung im Job abgewartet aber vorsorglich schon mal letztes Jahr mit dem Temperaturmessen angefangen (unter Kupferspirale). So viel zum Thema frühzeitiges Controlling :D
Ich bin es aus der Arbeit auch gewohnt, dass die Projekte so laufen wie ich plane...
Jetzt habe ich mir Anfang Februar die Spirale ziehen lassen und es geht los.
Mein Freund meinte gestern auch schon lächelnd zu mir "die letzten 1% an Theorie musst du nicht auch noch aufsaugen" nachdem ich mir in den letzten Wochen alles was es so zu Kinderwunsch gibt durchgelesen habe ;-) aber ich bin es halt gewohnt, mich in Themen die ich spannend finde reinzugraben.
Was mache ich jetzt damit ich nicht total am Rad drehe? Optimistisch denken, dass ich sicherlich dieses Jahr schwanger werde und deshalb einige Sachen nochmal vorab machen möchte. Gestern waren wir zB einen Tag in den Bergen wandern, das lenkt sehr gut ab. Heute habe ich Yoga gemacht.

Ansonsten finde ich die Idee meiner Vorrednerin gut, einen Plan machen, wenn X nicht klappt dann Y. Ich habe z.B. eine 2. Zyklushälfte von 9-10 Tagen und habe mir gesagt ich probiere es jetzt erst mal bis zum Sommer mit Tee etc bevor ich zu meiner Ärztin gehe um Progesteron messen zu lassen.

Ich glaube zu einem gewissen Grad ist Kinderwunsch aber auch loslassen, fällt schwer, aber es ist nicht alles so planbar.
Dir ganz viel Erfolg :-)

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Hallo,
mir geht es genauso wie dir. Ich bin ein bisschen jünger, aber arbeite in einem ähnlich strukturierten und organisierten Job. Ich habe letztes Jahr schon mit dem Temperaturmessen angefangen und von der Sichtung der Zyklus-Apps bis hin zur Auswahl der Folsäuretabletten geht bei mir alles sehr analytisch voran.

Ich lese alles an Literatur zu Schwangerschaften und biologischen Vorgängen im Körper, was ich finden kann. Wenn mich etwas interessiert, dann will ich alles wissen.

Geplant war auch alles ruhig und gelassen anzugehen, aber das kann ich einfach nicht. Der Februar war der erste Monat, in dem wir es richtig versucht haben und nachdem es nicht funktioniert hat, war ich dieses Wochenende schon sehr schlecht drauf und traurig. Heute sieht es aber schon wieder ganz anders aus, weil mein rationaler Gehirnteil sich mit den Statistiken wieder einschaltet und da ist ein Jahr Versuchszeit ganz normal.

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Oh man, das tut echt gut mitzubekommen, dass es den anderen auch so geht. Wie geht ihr mit "Rückschlägen" um? Also wenn ihr merkt, dass ihr einen Monat mal keinen Eisprung hattet oder es aus logistischen Gründen zum Eisprung nicht funktioniert? Mein Mann hat nächsten Monat genau zum Eisprung eine kleine OP mit Krankenhausaufenthalt. Wir können zwar 2 Tage vorher herzen, aber als er mit den Termin genannt hat war ich doch sehr traurig weil es wohl nächsten Monat auch nix wird:-(

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Spermien überleben bis zu 5 Tage, also sind die zwei Tage vorher fast optimal. Die Verteilung der Wahrscheinlichkeiten kannst du dir hier ansehen:
https://www.ptaheute.de/fortbildung/e-learning/e-learning-pille-danach-frauen-sicher-beraten/im-zyklus-einer-frau-gibt-es-6-fruchtbare-tage/

Wir haben im Januar komplett den Eisprung verpasst, also an keinem fruchtbaren Tag Sex gehabt. Ich war schon traurig, aber habe mich dann abgelenkt und auf den nächsten Zyklus gewartet. Neuer Zyklus, neue Chance.

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Also bei mir war heute morgen die Temperatur bei E+4 auf der Coverlinie, fand ich nicht so doll. Wie bin ich damit umgegangen? In der Mittagspause gegoogelt und rausgefunden, dass es einen "second estrogen rise" gibt (in Deutsch manchmal auch Einnistungsdip, aber hat eigentlich nicht zwingend etwas mit der Einnistung zu tun). Somit hatte ich dann genug Infos um mir das Thema wieder schön zu reden und mich zu beruhigen 🙃
Aber ja souverän ist anders 😉