Freundin fährt ihr Leben an die Wand

Hallo zusammen ich bräuchte Meinungen und Tipps von euch.
Und zwar geht es um eine gute Freundin die ich schon seit der Schulzeit kenne. Sie hatte es nie leicht im Leben: Schlimmes zu Hause schlechte Entscheidungen was den Job, Geld oder Männer angeht... Es lief nie wirklich rund bei ihr.
Zum aktuellen Thema: sie hatte vor zwei Jahren einen Arbeitsunfall, eigentlich keine komplizierte Sache aber die Reha zieht sich bis heute. Es gab immer wieder Komplikationen und Schwierigkeiten mit Ärzten, Kliniken und Krankenkassen (ist sie teilweise aber auch selber Schuld, Post ignoriert, Anträge nicht abgeschickt...)
Wir (also ihre Freunde) haben sie regelmäßig besucht, ihr Sachen gebracht oder auch geschickt ich bin für sie durch halb Deutschland getingelt. Als es finanziell eng wurde, habe ich ihr geholfen.
Nun hat mich vor zwei Wochen ihre Mitbewohnerin und Vermieterin kontaktiert ob ich wüsste wo sie sei. Sie geht nicht ans Telefon und antwortet nicht auf Nachrichten und hat seit Monaten keine Miete mehr bezahlt.
Ich habe sie dann angeschrieben und gesagt dass sie sich doch bitte schnell bei der Vermieterin melden soll, daraufhin wurde ich auch ignoriert.
Ich habe mir natürlich Sorgen gemacht und ihr geschrieben sie soll sich doch bitte melden.
Jetzt kam eine megapampige Nachricht zurück ich soll mich mal abregen nur weil sie sich mal nicht meldet.
Ihr ist nicht klar, dass sie bald aus der WG rausfliegt (Räumungsklage) oder sie will es nicht wahrhaben. Dabei ist die Vermieterin echt nett und verständnisvoll, aber es muss eine Lösung her.
Sie macht dicht. Ich bin verletzt, nach allem was ich für sie getan habe, werde ich so angeschnauzt.
Bald ist sie obdachlos. Und dann? Bei mir wird sie nicht wohnen, das habe ich vor Jahren mal mitgemacht und da wurden aus zwei drei Tagen bei mir schlafen dann Monate.
Saublöde Situation.
Ideen?

4

Wenn du ihr eine Freundin sein willst, dann hol sie auf emotionaler Ebene ab und nicht auf Sachebene. Dass sie da gerade viel verbockt, weiß sie mit Sicherheit selber. Ihr zu sagen, was sie tun soll, wird euch nur weiter voneinander entfernen. Wenn sie sich gerade darum kümmern könnte, würde sie es vermutlich tun.
Oft ist es ein schwieriger Mix aus Überforderung, Scham, Schuld und damit einhergehender Vermeidung.
Gib ihr keine Ratschläge, keine Lösungen, keine Hilfe i.S.v. "ich kümmere mich darum" (es sei denn, sie bittet dich ausdrücklich).
Was hat euch freundschaftlich verbunden? Was verbindet euch auf Augenhöhe? Was gibt ihr in eurer Beziehung Gleichwertig- und Gleichwürdigkeit? Das wieder zu aktivieren, könnte ihr eine Unterstützung sein. Darüber hinaus, könntest du (je nach Verhältnis) auch mal nachfragen, was bei ihr gerade so los ist (ala, "klingt, als wäre bei dir gerade ganz schön was los", "als hättest du viel um die Ohren", "als wäre die Situation ziemlich belastend - stimmt das?" Nimm es nicht persönlich, wenn sie darüber gerade nicht reden möchte/kann - es hat deutlich mehr mit ihr zu tun, als mit dir.
Du kannst ihr nur anbieten, da zu sein.

5

Sehr guter Beitrag!!

6

Vielen Dank für deine Antwort. Du hast völlig Recht, wir können sie auch nicht zwingen sich helfen zu lassen.
Ihr geht es zur Zeit noch schlechter als 'normal' und die vielen Anfragen, wie es ihr geht und "melde dich mal" haben sie total genervt.
Wir haben jetzt beschlossen, sie erst mal in Ruhe zu lassen und in ein paar Tagen ganz vorsichtig und verständnisvoll wieder auf sie zuzugehen.
Die Vermieterin hat versprochen erstmal keine Schritte einzuleiten... Die Frage ist wie lange.

1

Vermittle ihr eine professionelle Beratung.
Caritas oder so.
Wenn sie das abblockt, kannst du wohl nichts machen.

2

Ich würde deutliche Worte sprechen.
Und Kontakte vermitteln, wenn sie auf dich hört.
Ansonsten kannst du nichts machen, denke ich.

3

Schreibe ihr, dass es Lösungen gibt. Dass sie entweder Privatinsolvenz beantragen kann oder mit der Vermieterin erst mal Ratenzahlung ausmachen kann. Dass es besser wäre, sie würde mit jemandem offen über ihre finanzielle Situation reden und dass man ihr dann helfen könne. Z.B. könnte sie jemand zur Schuldnerberatung bei der Verbraucherzentrale beraten. Die würden dann mit ihr einen Plan machen, wie man die Gläubiger kontaktiert, wie man in Zukunft mit dem Geld umgeht, wie man nach und nach wieder auf die Beine kommt.

Oft sieht man in so einer Lage den Wald vor lauter Bäumen nicht und empfindet es so, als käme von allen Seiten nur Druck, dem man nicht standhalten kann, weil man keine Lösung sieht - dann macht man natürlich dicht.

7

Update:

Die nicht gezahlte Miete ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich habe nochmals mit der Mitbewohnerin/Vermieterin gesprochen, mittlerweile gibt es einen ganzen Stapel an Mahnungen und Schreiben von verschiedenen Inkassounternehmen. Sie ist wohl hoch verschuldet, der Gerichtsvollzieher stand bereits vor der Tür. Davon hatte sie nie ein Wort erwähnt... aus Scham vermute ich.
Wir Freunde haben jetzt eine sehr empathische und feinfühlige Nachricht verfasst, unser Verständnis ausgedrückt und Hilfe angeboten. Die Nachricht wurde bislang nicht zugestellt, entweder ist das Handy aus oder sie hat uns alle blockiert.
Die Vermieterin hat jetzt einen Anwalt eingeschaltet, sie ist auf die Miete angewiesen, kann das Zimmer aber nicht weiter vermieten, da noch alle Sachen (Möbel, kleidung, persönliche Dinge) dort sind. Es kam heraus, dass sie nicht mehr in der Wohnung gemeldet ist. Niemand weiß wo sie ist.
Das ist so Schade, es gibt immer Lösungen und Möglichkeiten und wir Freunde sind gerne bereit sie zu unterstützen zwecks Schuldnerberatung, Privatinsolvenz etc.
Ich kann nur hoffen, dass es ihr gut geht und sie irgendwann den Kopf aus dem Sand zieht und sich helfen lässt.
Ich befürchte mehr können wir nicht tun. Leider.