Mutter und beste Freundin

Hallo allerseits!

Das könnte etwas länger werden, also:

In meiner Vergangenheit habe ich sehr viele schlechte Erfahrungen mit Freundschaften gemacht, ich war immer das Dummchen, eine die man gut ausnutzen konnte weil sie immer so lieb und gutgläubig war. Die hälfte meiner Schulzeit wurde ich zudem gemobbt.

Dies hat mein Selbstbewusstsein massiv kaputt gemacht. Als kleines Kind war ich immer sehr aufgeweckt und witzig, ein Klassenclown. Eher untypisch für ein Mädchen, aber ich war so.
Als ich die Schule abgeschlossen hatte war da nicht mehr viel davon übrig, ich hatte wirklich null Selbstvertrauen und egal wo ich ankam immer wurde irgendwie auf mir herumgehackt, so hat sich bei mir eingebrannt dass ich immer von Anfang an davon ausgehe, dass mit mir sowieso niemand was zu tun haben möchte, dass ich dumm bin, nichts kann, nichts wert bin.
Selberschuld bin weil ich immer nett sein will und zu feige, meine Meinung zu sagen.
Als ich meiner Sandkastenfreundin, mit der ich bis zu meinem 13.Lebensjahr befreundet war, einmal die Meinung gesagt habe, ging die Freundschaft kaputt.
Seither habe ich stets Angst jemandem die Meinung zu sagen, aus Angst, ich werde danach gemieden.

Hatte ich mal das Gefühl jemandem vertrauen zu können, wurde ich verarscht.
Die richtig guten Freundinnen waren stets jene, die aus dem selben Holz waren wie ich, die selber als Opfer und Aussenseiter galten.

So habe ich heute als Erwachsene lediglich 2 gute Freundinnen, die ich wirklich sehr schätze und schon lange kenne. Ich kann mit ihnen auf Augenhöhe reden, muss mich nicht verstellen und kann sein wie ich bin, es gibt keine Eifersucht oder Neid, gar nichts.
Sie haben jedoch beide schon viel durchgemacht, die eine hat die Borderline Persönlichkeitsstörung, die andere ADS also Aufmerksamkeitsdefizit, und beide wie ich eine Mobbingvergangenheit.

Man sieht sich ungefähr ein Mal alle 1-2 Monate und geht dann entweder was trinken oder essen oder spazieren. Und wir reden sehr viel. Vorallem philosophieren wir über die menschliche Psyche.
Mir tun diese Gespräche auch sehr gut, nur, die ganze Freundschaft ist bei beiden wirklich nur auf dieses schmale Brett ausgelegt.

Für andere Unternehmungen habe ich meine Mutter.
Meine Mutter ist sowas wie meine beste Freundin, wir haben ein sehr enges Verhältnis und unternehmen viel zusammen, am liebsten Wandern und Wellness.
Warum aber habe ich immer das Gefühl mich dafür schämen zu müssen?
Sollte ich für solche Unternehmungen nicht eine beste Freundin haben?
Wie lernt man mit fast 32 noch, sich auf neue Freundschaften einzulassen wenn man immer Angst davor hat wieder enttäuscht zu werden? Gerade noch mit meiner Vergangenheit?

Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin dankbar für meine beiden Freundinnen, aber mir fehlt da halt einfach etwas.

Versteht ihr, was ich meine?

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Hallo Michellinchen,


durch deine Erfahrungen die bisher leider hattest ist es sehr schwer für dich, dich auf andere einzulassen. Dein fehlendes Selbstvertrauen macht es noch schwerer.

Richtige Freundschaften zu finden ist gar nicht so einfach und oft ist eine gute Freundschaft viel mehr Wert wie Freundschaften die so aussehen, aber nicht viel mit Freundschaften zu tun haben.

Aus diesem Grund wirst du sehr viel Unternehmungen mit deiner Mutter gemacht haben und auch noch machen. Du bezeichnest sie als beste Freundin. Auf der einen Seite ist es gut. Aber auf der anderen Seite wirst du dich an deine Mutter in dem Punkt gebunden haben und hast somit gibt es weniger Platz für andere Freundschaften bei dir.

Versuche wenn es geht mehr Kontakt mit anderen aufzubauen. Ich weiß, das ist verdammt schwer. Vielleicht schaffst du es aber mit anderen etwas zu unternehmen. Es müssen am Anfang keine Freundschaften sein. Daraus können sich aber Freundschaften entwickeln.

Versuche an deinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Ein Problem bei dem fehlenden Selbstbewusstsein ist oft das man aus den negativen Erfahrungen die man gemacht hat sich leider mit ganz anderen Augen sieht wie man wirklich ist. Oft beurteilen Dritte einen viel positiver wie man sich selbst sieht.

Wie siehst du dich denn selbst?


Viele Grüße

blaue-Rose

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Tatsächlich ist es schwer neue Kontakte zu knüpfen, auf der Arbeit habe ich gute Teamkolleginnen, die sind aber viel älter als ich und ich trenne Arbeit und Privatleben strikt.

Ich selber sehe mich als freundlich und zuverlässig, aber auch sehr schüchtern und unsicher.
Schüchtern war ich leider schon immer, unsicher wurde ich vorallem durch das Mobbing.
Ich bin auch jemand der sich überhaupt nicht verstellen kann, ich trage meine Emotionen immer nach aussen und jemand der mich kaum kennt weiss dann, dass ich wütend oder traurig bin.

Ich sehe auch deutlich jünger aus als ich tatsächlich bin, woraus resultiert, dass ich oft nicht für voll oder ernst genommen werde. Ich habe aber meinem Alter entsprechend eine gute Sozialkompetenz und mehr oder weniger Allgemeinbildung.
Oft trauen andere mir auch wenig zu, dabei habe ich einige versteckte Talente.
Da ich genau weiss wie andere mich grösstenteils einschätzen, muss ich mir im lauf der Jahre das wohl so angeeignet haben, immer genau diesem Bild zu entsprechen, ohne es zu wollen. Ich denke, es ist eine Art schutzmechanismus...

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Vielleicht kann es dir helfen wenn du Arbeit und Privatleben nicht mehr ganz so strickt trennst um neue Freundschaften zu schließen.

Du siehst dich als freundlich und zuverlässig. Das sind sehr gute Eigenschafften die heutzutage leider nicht mehr bei jedem vorhanden sind.

Das du schüchtern und unsicher bist wird wirklich mit dem Mobbing zusammen hängen. Daran solltest du aber arbeiten können.

Das du dich nicht verstellen kannst und deine Emotionen zeigst finde ich gar nicht schlecht. Viel zu oft verstellt man sich und unterdrückt seine Emotionen und macht sich dadurch selbst das Leben schwer.

Du bist in meinen Augen eine Frau die sehr gute Eigenschaften ihre eigenen nennen kann. Du kannst eigentlich ganz selbstbewusst auftreten da viele dir bestimmt das Wasser nicht reichen können.

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du tust gut daran, es zu erwähnen ich habe so eine heikle Situation erlebt