Brutale Wahrheit in der Erziehung

Wie würdet ihr in den folgenden Situationen reagieren?

Kind (3) hängt sich mit den Händen an die Absperrung zu dem Gehege der Seelöwen und klettert mit den Füßen die Scheibe hoch. Würde sie über die Absperrung klettern, würde sie direkt in das Wasser mit den Seelöwen fallen.

Was klar ist: Handlung unterbinden und erklären. Was erklärt man in der Situation: „Hier hochklettern ist gefährlich, weil…?“

Ich reagiere in solchen Situationen mit der brutalen Wahrheit, die ich ruhig, aber bestimmt hervorbringe: „Hier hochklettern ist gefährlich. Wenn du hier rüber fällst, fällst du in das Wasser und die Seelöwen fressen dich auf. Ich möchte dich behalten. Klettere dort hinten.“ Diese Art führt bei uns einfach zum Erfolg und ich habe auch nicht das Gefühl, dass diese brutale Wahrheit Angst macht, sondern, dass der Fokus eher darauf liegt noch gemeinsame Zeit miteinander zu haben. Allerdings ist das schon recht nah an Max und Moritz. Sehr weichgespült, aber dennoch.

Was sagt man in solchen Situationen besser? „Du fällst in das Wasser.“ oder „Wir können dich nicht rausholen.“ wären nicht die volle Wahrheit.

Dasselbe im Straßenverkehr, Klettern in Schränken und andere potentiell gefährliche Situationen.

Bitte nicht am Zoo aufhängen.

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Im Normalfall bin ich IMMER für Wahrheit, wenngleich von meiner Seite auch immer dementsprechend kindgerecht und altersangemessen formuliert würde.

Das Beispiel vom Zoo...ob die Seelöwen das Kind gleich fressen #rofl weiß ich nicht, weiß also auch nicht ob das jetzt die brutalste Wahrheit wäre oder eine elterliche Horrorvision, aber ein

"...du fällst rein, und das Wasser ist so tief, dass du ertrinken kannst. Auch können die Seelöwen dir weh tun. Klettere lieber da hinten. Ich will nicht, dass dir etwas passiert"

würde vielleicht auch reichen?

Eigentlich ist doch "Ich will nicht, dass dir etwas passiert" in den meisten Situationen die wahrste Wahrheit, oder? ;-)

Ob man da dann immer gleich mit den krassesten Szenen aus dem eigenen Kopfkino um die Ecke schießen muss, weiß ich nicht. Ich würde auch nicht wollen, dass mein Kind durch meine gesteigerte Angst selbst übersteigerte Ängste entwickelt.

Ein einfaches "Das ist das Zuhause der Seelöwen und da klettert man nicht, weil das die Tiere stört. Wenn du klettern willst, müssen wir zum Klettergerüst gehen." täte es manchmal vielleicht auch.

Bearbeitet von EfeuIvy
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Beantworte die Fragen, die dein Kind stellt.
Ich lüge meine Kinder nie an, das heißt nicht, dass wir immer die ganze Wahrheit sagen.

Deine Antwort empfinde ich als Angstmachen. Die Seelöwen werden das Kind nicht aufessen.

"Kletter da nicht hoch, das ist gefährlich, da kannst du ins Becken/Gehege fallen."
Wenn das Kind dann fragt, warum es gefährlich wäre, dort hineinzufallen, dann kann man sagen, dass die Tiere es verletzen können oder es im Becken ertrinken kann o. ä.

Genauso im Straßenverkehr, da sagen wir: "Geh an meiner Hand, hier fahren viele Autos, das ist gefährlich." "Warum?" "Sie können dich übersehen, weil du so klein bist."

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Hallo,

bei den Seelöwen ok, ob sie gleich ein Kind fressen?
Da mag ich Dir zustimmen. Auch bei anderen Dingen ganz bestimmt richtig. Man muss nicht vor allem Angst schüren.

..aber im Strassenverkehr stimme ich nicht zu. Aufgrund der Gefahrenlage finde ich hier Ehrlichkeit absolut angebracht: da kann man überfahren werden und im schlimmsten Fall sterben. Wenn ich sage "wirst nur übersehen" - ja was soll da dran gefährlich sein? Passt ein Kind dann auf? Wahrscheinlich nicht.

LG shealove

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Wenn sie dann nicht hören, dann kann man es immer noch konkretisieren. Ich habe mit unseren Kindern die Erfahrung gemacht, dass es ausreicht.

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Hi,
das kommt ja immer auf dich an und wie realistisch das Szenario ist. Mein Onkel war Arzt. Ich weiß noch wie sein damals 7-Jähriger von einer Treppe (2.Stufe,nix wildes) gesprungen ist. Er musste das unterlassen, wenn er auf den Kopf fällt gibt's vielleicht eine Hirnblutung. Ähm, bitte was? 🤣 Da würde auch immer panische Angst gemacht bei Thema Keime. Öffentliche Toiletten, Krankenhäuser,... Nix durfte man anfassen. Das empfinde ich als ungesund, da gibt's eine Angststörung.

Wenn meine Kinder sich im 2.Stock aus dem Fenster lehnen, sage ich ihnen auch, dass sie den Sturz wahrscheinlich nicht überleben. Auch im Straßenverkehr wissen sie, dass, wenn ein Auto sie anfährt, sie sich verletzen. Wenn es eine Schnellstraße ist, ist das vielleicht tödlich. Meine Kinder sind aber auch schon etwas älter, mit 3 habe ich das auch noch sanfter formuliert.

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Huhu ☺️

Ich finde deine Antwort vollkommen OK. Du wirst dein Kind kennen und dein Kind weiß mit deiner Art umzugehen.

Ich persönlich sage in solchen Momenten:

Du, Lissy. Ich glaube die haben da drinnen keine Lust auf uns. Und wenn du einfach reingehst, dann werden sie wohl beißen. Und wenn das dann blutet, kann ich dir nicht so schnell helfen. Ich bin ja hier und du dann im Gehege.

Punkt.

Sollte er es ausreizen, wird er weitergeführt.
Also, raus aus der Situation.

Jammert er, sage ich ihm auch, dass es nicht geht, dass er dort klettert und wir daher weitergehen.

Liebe Grüße ❤️

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Im Falle der Seelöwen handelt es sich nicht um die brutale Wahrheit. Seelöwen fressen keine Menschen. Das Worst-Case-Szenario wäre, dass Dein Kind angegriffen würde, weil sich die Seelöwen bedroht fühlen (und selbst das ist einigermaßen unwahrscheinlich). Und das nachgeschobenen Argument: 'Das wäre schlimm, weil ich noch mehr Zeit mit Dir verbringen möchte' ist: Naja. In der wohlwollendsten Interpretation völlig belanglos (wenn ich kurz davor stünde, von einem Seelöwen gefressen zu werden, hätte ich vermutlich andere Probleme, als mir um die Gefühlslage meiner Mutter Gedanken zu machen), in der schlimmsten Interpretation emotionale Erpressung: 'Dein Verhalten sorgt dafür, dass ich traurig bin'.

Was lösen solche Aussagen aus:
- Im besten Fall kriegt Dein Kind irgendwann 'raus, dass Du überdramatisiert und Deine Warnungen gehen fortan links rein und rechts 'raus.
- Im schlimmsten Fall kommt die Angst später. Für 3jährige ist der Tod einfach ein abstrakter Begriff, mit dem sie nix anfangen können. Das wird sich aber in den nächsten Monaten / Jahren ändern. Und dann klicken die Synapsen vergangene Äusserungen mit aktuellen Erkenntnissen zusammen und es könnte durchaus sein, dass daraus ein verkürztes 'Wenn ich über die Strasse gehe, kann es sein, dass ich totgefahren werde!' und dann hast Du ein Kind, dass sich nicht mehr in den Strassenverkehr traut. Ganz doof.

Bleib' doch einfach bei der Wahrheit ohne sie brutal auszuschmücken. Wenn Dein Kind Regale hochklettert reicht es üblicherweise, dass mit dem Hinweis zu verbieten, dass es mit dem Regal und allem was drin ist, umkippen könnte. Wobei es eh besser ist, das Regal an der Wand zu sichern. Genauso im Strassenverkehr. Beim Strasseüberqueren kommt Kind an die Hand, weil es zu klein ist, um den Verkehr zu überblicken. Beschütze Dein Kind, ohne es in einer Welt voller Horrorszenarien aufwachsen zu lassen.

Grüsse
BiDi

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Ich finde auch, man kann das ein bisschen weniger dramatisch formulieren, ohne dass man weiter von der Wahrheit entfernt ist. Bei den Seelöwen wäre das: wenn du da hoch kletterst, könntest du reinfallen.
Das Kind sieht ja selbst dass da Wasser drin ist und es ja nicht schwimmen kann. Nur wenn dann kommt: ich will da rein, erkläre ich, dass das nicht so ratsam wäre, weil sie ja nicht schwimmen kann (ertrinken wäre ja die erste Gefahr, nicht gefressen werden).
Kletterer dort hinten finde ich gut. Ich versuche auch immer, nen Vorschlag zu machen, wo was geht ohne dass es gefährlich ist

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Ich finde auch man sollte den Kindern schon wahrheitsgemäß die Gefahr erklären und nichts weich spülen, was ja heute leider oft gemacht wird. Ich sage unserem kleinen auch wenn er an der Straße steht, dass er mir bitte die Hand geben soll und wenn er frägt warum er nicht alleine gehen darf, dann sage ich ihm auch, dass die Autos ihn übersehen könnten oder auch er vielleicht das Auto nicht kommen sieht, und er sich dann ganz schlimm verletzten kann. Oder wenn er zu hoch klettert, sage ich ihm auch dass er bitte runter kommen soll, da er sonst schwer stürzen könnte.
Ich finde das auch gar nicht schlimm, ich denke Kinder verstehen dass.

Aber bei der Seelöwen Geschichte, dass sie ihn fressen musste ich leicht schmunzeln ;)

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Auf die Gefahren hinzuweisen, finde ich schon sinnvoll, aber man könnte ja auch sagen, dass es schlichtweg gegen die Regeln geht. Andere müssen die Fußabdrücke wegwischen, es erschreckte die Tiere, es ist kein Klettergerüst.

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Hi,

Haben es von Anfang an so gemacht.
Motte ist zwar erst 14 Monate und versteht noch nicht alles aber warum sollte ich das weichspülen, vor Allem, wenn sie älter ist und es irgendwann versteht.
Sie darf sich der Gefahren dann ruhig bewusst sein und ich denke eine gewisse Angst/ ein gewisser Respekt die/der dadurch entsteht muss sein.
Wenn sie irgendwann durch so eine Aussage doch mal richtig Angst bekommen sollte, dann begleiten wir sie genau so, wie wir sie jetzt begleiten, wenn sie anfängst vor Frust zu schreien, weil wir sie z.B. von der Steckdose wegholen.
Weichspülen und eititei macht in meinen Augen keinen Sinn, irgendwann wird man nicht mehr ernst genommen und dann passiert was richtig schlimmes.

LG Ghost mit ❤️ 14 Monate