Unsere "etwas anstrengendere Tochter"

Liebe Community,
gerne würde ich hier Eltern zum Austausch finden, die auch ein "etwas anstrengenderes" Kind haben. Unsere Tochter 3 ist ein sehr süßes Mädchen, die wir über alles lieben, aber leider schafft sie es auch häufig und absolut uns an die Belastungsgrenze zu bringen mit ihrem Verhalten. Bei ihr war noch nie etwas "einfach", vieles ist ein riesen Akt (Windelwechsel, Anziehen, Bürsten, Rausgehen, Baden, Essen, soziale Interaktion mit anderen Kindern etc etc) und sie hat täglich Wutanfälle vom Feinsten. Sie war schon immer extrem auf mich als Mutter fixiert und auch mit der Fremdbetreuung hatten wir große Probleme. Oft wacht sie schon schreiend auf und motzt den ganzen Tag rum, wenn man nicht 100% der Zeit mit ihr spielt (und selbst dann auch manchmal). Unsere Erziehung ist sehr liebevoll, bedürfnisorientiert und trotzdem konsequent. Dementsprechend suche ich keine Erziehungstipps, da ich mir recht sicher bin, dass wir keine groben Fehler machen. Mir geht es mehr um den Austausch mit anderen Eltern, deren Kinder nicht nur mal phasenweise sehr anstrengend sind. In meinem Freundeskreis scheint es sowas nicht zu geben, natürlich sind alle kleinen Kinder auch mal anstrengend, aber es ist ein anderes Ausmaß und großteils eine absolute Grenzerfahrung für uns.

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Dein Text hätte von mir vor drei Jahren sein können. Genau das was du beschreibst, haben wir mit unserer Großen auch durch. Auch dieses Gefühl - alle haben liebe, ruhige, händelbare Kinder, nur unsere schlägt immer über die Stränge. Sie war immer etwas lauter, etwas wilder, etwas bockiger als andere. Jede Alltagssituation endet in Diskussionen. Rein ins Auto, raus aus dem Auto, essen, rein in die Badewanne, raus aus der Badewanne, Händewaschen, Zähneputzen, Schuhe an, Schuhe aus, ins Bett, im Bett bleiben …. Ich könnte ewig so weiter machen.
Auch die Fixierung auf mich als Mama passt. Auch wir versuchen es bis heute bedürfnisorientiert, aber auch mit Konsequenz. Ansonsten ist bei uns kein Alltag möglich. Inzwischen ist sie 6, es ist etwas (!) besser geworden, auch wenn die Wackelzahnpubertät noch einmal voll zugeschlagen hat. Sie ist definitiv kein Anfängerkind.
Aber!

Sie ist ein herzensguter Mensch. Sie wünscht jedem Lebewesen, ob Mensch oder Tier, nur das beste. (Störende Spinnen müssen rausgetragen werden, Schweinetransporter werfen Fragen auf und rühren sie nahezu zu Tränen, unserer Hecke wurden heute „die Haare geschnitten“ weil sie Angst hatte, dass das Schneiden der Hecke weh tut.) Seit 15 Monaten ist sie große Schwester, und sie ist die beste große Schwester die es gibt. Sie ist unfassbar liebevoll, denkt immer an alle, bringt beispielsweise immer der kleinen Schwester etwas leckeres vom Einkaufen mit. Ich könnte noch zig weitere Beispiele nennen.
Sie ist ein unglaublich toller, starker Charakter. Sie verlangt einem viel ab, aber sie ist ein Schatz. Wir sind unfassbar stolz auf sie.

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Danke für deinen Erfahrungsbericht! Unsere Kleine wird auch bald große Schwester. Ich hoffe so sehr, dass dann alles nicht noch schlimmer wird (Eifersuchtsdramen, noch mehr Wutanfälle etc). Gerade freut sie sich aber zumindest sehr auf das Baby und ich hoffe, dass es vielleicht doch auch die Familiendynamik zum positiven verändern könnte, habe aber gleichzeitig Angst, dass das Baby unter der häufig schlechten Stimmung leiden könnte...

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Die Angst hatte ich auch, aber wir hatten wirklich Glück. Bei uns war das Gegenteil der Fall, unsere zweite Tochter hat die komplette Familiendynamik positiv beeinflusst. Natürlich ist es anstrengender, das braucht niemand schön zu reden. Zwei Kinder sind eine andere Hausnummer als eins. Aber die Geburt der Schwester hat der Großen einen riesigen Entwicklungsboost gegeben und sie war immer Stolz und glücklich in ihrer Rolle als große Schwester. Eifersucht gab es bis jetzt (!) fast gar nicht. Aber sie ist auch schon fast fünf gewesen bei der Geburt der Kleinen. Das ist unser großer Bonus. In dem Alter verstehen sie einfach viel mehr und hatten Mama und Papa lange exklusiv.

Ich drücke dir fest die Daumen, dass es bei euch so läuft, wie du es dir wünschst!

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Meine Tochter ist inzwischen 4,5 und war immer etwas mehr als andere. Wir hatten auch ständig Kämpfe zu führen und oft ist sie morgens schon schreiend aufgewacht und meckerte bei allem rum, dies will ich nicht anziehen, die Zahnpasta schmeckt nicht, Haare kämmen tut weh, ich möchte aber keinen Bibi Zopf sondern Anna Zöpfe, die Socken sind zu eng, das Wasser ist zu kalt/zu warm, ich will noch nicht nach Hause,….
Meine Tochter war die typische vor der Kasse schreiend auf den Boden werf Tochter. Die Kassiererinnen kannten uns schon 🙈
Sie ist sehr sensibel, ihre Ohren und ihre Nase sind total empfindlich, auch ihr Geschmackssinn ist stark ausgeprägt und sie isst daher nur ausgewählte Sachen (selbst normalen Tomatenketchup findet sie scharf)
Sie ist auch in der Kita sehr sensibel, oft ist ihr alles Zuviel und sie braucht eine kleine Pause, liebt das Gewusel aber andererseits sehr, sie möchte von allen gemocht werden und wenn sie mal einer zurück weist, gibt es ein Drama.
Sie ist mit 2 große Schwester geworden und das war sehr hart, ich konnte ihren kleinen Bruder nicht eine Sekunde aus den Augen lassen….
Ich empfinde es immernoch als wahnsinnig anstrengend mit ihr, sie zieht sehr viel Energie.
Da sie mittlerweile auch einen tic entwickelt hat, warten wir auf einen Termin in spz um das mal abklären zu lassen - der ist allerdings erst im Januar.

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Ich lese hier mal mit 😵‍💫😂 haben einen Jungen Fixierung extrem auf den Papi 👀🤷🏻‍♀️ Wenn der von der Arbeit kommt bin ich abgeschrieben oder werde gar gehauen 🙄 mein Mann lässt ihm alles durchgehen - ich bin manchmal am Ende meiner Kräfte - keine fremd Betreuung also noch nie - ich bin immer da 24/7 😅 und manchmal nahe eines Nervenzusammenbruchs da auch nein nicht funktioniert und er bei 3 auf den Tisch hüpft oder los rennt ohne auf nichts zu achten 🙄🤷🏻‍♀️😵‍💫
Aber Papa sagt Papas junge 🙄

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Tja, wenn Papas Junge, dann kann er das ja übernehmen. 🤷🏻
Am besten gehst du dann jetzt mal (mehr) arbeiten und dein Mann kümmert sich mal hauptsächlich um euren Sohn.
Ich kann solche Sprüche nicht leiden. Das zeigt nur, dass jemand zu faul ist die Erziehung zu übernehmen.
Wenn die erste Variante nicht möglich ist, würde ich definitiv deutlich mit dem Mann sprechen, dass das ab jetzt anders läuft.

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Hier ✋️

Unser Sohn ist drei Jahre alt und ich finde uns auch in deinem Text wieder.
Er war ein sehr pflegeleichtes Baby und irgendwann begann er zu schreien: Nachts jede Stunde. Tagsüber bekam er Schreianfälle.
Nachts schlugen die Nachbarn gegen die Wände,tagsüber sprachen mich ständig Leute an "was mit dem Kind los sei".
Wir waren beim Osteopathen usw.,nichts brachte etwas.
Als er anfing zu sprechen hörte es auf.
Aber er ist nach wie vor sehr "explosiv",schreit sobald ihm etwas nicht passt.
Morgens ist die Laune grundsätzlich schlecht.Man kann nur alles falsch machen.Erst will er das,dann dies nicht,dann das..es wird geschrien und gehauen.
Er ist ebenfalls sehr auf mich fixiert.
Die Verbindung zu dem großen Bruder ist durch dieses Verhalten schwierig.
Es gibt immer wieder bessere Phasen in denen sie viel und kreativ spielen aber mit dem Schreien kann auch der Große nicht umgehen.

Wir sehen es wie du und fragen uns oftmals wo der Fehler liegt 🤷‍♀️

Zeitgleich kann er zuckersüß und emphatisch sein.Ist aufmerksam und ein ganz cleveres Kerlchen.
Das ist seine Rettung 🤪

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Hallo!

Ich Reihe mich hier ein.

Unser Sohn ist 6, bald 7 und startet in 2 Tagen in der Schule.

Bis vor 6 Monaten war er auch so ein Kind wie alle hier beschreiben.
Er interessiert sich nicht für Spielzeug. Also er spielt nicht mit Lego, Playmobil, Superhelden, Werkbank und so typisch Spielsachen.
Zudem ist er lärmempfindlich.

Er bastelt aber die unglaublichsten Sachen. Aus Schuhkartons, Klopapierrollen und Paketkartons hat er mir mal eine Küchenmaschine gebastelt, die mir das Kochen und Küche aufräumen erleichtern soll, eine Drohne, eine Überwachungskamera, welche unser Haus bewacht,...
Mit Magneten probiert er aus, was alles magnetisch ist und wieviel Papier zwischen Metall und Magnet passt bis es nimma haftet.

Unser Sohn ist ein Kind ohne Angst. Schon immer kletterte er überall rauf, fuhr mir mit dem Laufrad davon, rannte erst recht wenn ich STOPP rief.
Was ich ihm hinterher gelaufen bin!!!!

Sein sehnlichster Wunsch ist ein Roboter.

Seine Welt ist draußen. Da spielt er gerne. Egal wie das Wetter ist.
Unglaublich tierlieb ist er auch. Sämtliche Käfer dürfen auf ihm rumkrabbeln.

Er ist ein unglaublicher Charmeur. Von ihm bekomme ich die süssesten Liebeserklärungen.
Er bedankt sich fürs Essen kochen und sagt, dass ich gut gekocht habe.

Seine ältere Schwester (11) war ein typisches Mädchen mit Kleidchen, malen, Barbie spielen.
Völlig unkompliziert und problemlos.

Seit Ostern aber ist er deutlich ruhiger geworden und in manchen Hinsichten auch vernünftiger.
Das höre ich auch von meinen Freundinnen, meiner Mama und auch von den Schwiegereltern.
Er hört jetzt auch auf Stopp, hält sich an Abmachungen (zb du darfst bis zum roten Haus fahren, dort wartest auf mich).

Und wenn er doch mal wieder in alte Muster fällt, wird die Leine wieder enger gehalten.

Es gibt immer seltener Diskussionen im Lebensmittelgeschäft, wenn er mal was nicht bekommt.

Was geblieben ist: ständig streiten mit der Schwester.

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Was bei uns anders zu sein scheint, als bei vielen von euch: unsere Tochter ist nur zuhause so ein "Wüterich". Bei Tagesmutter und den Großeltern ist sie ein Engelchen, weswegen mir glaube ich auch niemand so richtig glaubt, wie anstrengend sie oft daheim ist. Und in der Öffentlichkeit verhält sie sich eher sehr schüchtern, das komplette Gegenteil von daheim, vor anderen Kindern hat sie regelrecht Angst, während sie sich bei uns zur Diktatorin aufschwingt, der Unterschiedist extrem. .. Ich habe immer die Hoffnung, dass sie irgendwann mal einen Mittelweg findet daheim und auswärts, wobei mir natürlich auch bewusst ist, dass es Vorteile hat, dass sie unter "Fremden" zurückhaltend ist und sich nicht auf den Supermarktboden schmeißt.

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Sei froh, ganz ehrlich. Das Verhalten deiner Tochter spricht für eine sichere Bindung zu Hause. Hier kann sie rauslassen, was sie sonst unterdrückt, hier fühlt sie sich aufgefangen. Außerdem ist es doch um einiges leichter, wenn man kein kleines Rumpelstilzchen hat, das sich draußen aufführt wie ein Sack Flöhe. ;-)

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Wir haben auch eine wilden Jungen. Er ist 3,4 Jahre.

Als Baby war er pflegeleicht, hat kaum geschrien, war immer gesund und freundlich zu anderen. Hat nicht gefremdelt.

Mit 2 Jahren fing es an. Grenzen testen ohne Ende! Wutanfälle!

Jetzt ist er in den Kindergarten gekommen und so langsam fange ich an, mir Sorgen zu machen.
Ich kann ihn dort nicht loslassen, bis er in der Gruppe ist. Er rennt weg. Egal wohin, Hauptsache weg von dem was gerade angesagt ist.
Die anderen Kinder sind nicht so. Die machen brav, was die Eltern oder Erzieher sagen, auch wenn sie gerade noch eingewöhnt werden.
Bei ihm zur Zeit noch unvorstellbar.
Ich muss ihn zuhause auch an die Hand nehmen, wenn zum Waschen, duschen, Zähne putzen, anziehen, zu allem Alltäglichen geht. Einfach nur sagen, dass etwas gemacht werden soll reicht NIE! Er macht es einfach nicht. Versteckt sich und lacht. Auch nett aber fordernd wiederholen bringt nichts. An die Hand nehmen und gehen.
Telefonieren, sich unterhalten, wenn er im Raum ist, ist auch sehr schwer weil er nur dazwischen redet und anfängt zu schreien, wenn man ihn nicht sofort beachtet.
Es kostet mir sehr viel Ernergie. Bei meinen Eltern ist er auch so.
Wenn ich irgendwo mit ihm bin, bin ich schon angespannt weil ich weiß, dass ich ihn immer festhalten muss. Zum Beispiel beim Einkaufen, in der Stadt, beim Arzt.

Ich mache und tue den ganzen Tag mit ihm und abends darf ich mir anhören, dass er mit Papa ins Bett gehen will weil Mama nicht sein Liebling ist und Papa viel besser.
Das frustriert...
Mein Mann greift auch durch, aber nicht so stark wie ich. Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig.
Aber hat Gersten Abend im Bett hat er gesagt:“Einer muss ja der gute und einer der böse Cop sein.“ Nicht sein Ernst! Da hatte ich gestern keine Energie mehr, drauf zu antworten.

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Ergotherapie, sensorische Integration. Dein Kind muss Selbsregulation lernen. Mach es ihm zuliebe. Kann sich auswachsen, muss aber nicht. Ein " gesundes" Kind hat dieses normale Zusammenspiel aller Sinne, hat nicht so ein Ausmaß an Reizsuche. Ich weiß, du wolltest diesen Tipp nicht, ich war so ein Kind, ähnliche Defizite.

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Mein Sohn ist auch sehr intensiv und extrem in seinen Gefühlen. Er braucht eine nahe Begleitung und viel Verständnis, wenn er im Tunnel seiner Gefühle steckt.
Meine Tochter ist sehr sensibel und äußerst empfindlich was sensorische Reize aller Art betrifft.

Was mir hilft, war das Buch "So viel Freude, so viel Wut".
Außerdem lese ich in vielen Gruppen bei Facebook mit: "Gefühlsstarke Kinder verstehen und begleiten" z. B. Das gibt mir manchmal einen anderen Blick auf bestimmte Situationen, Austausch, Tipps im Umgang und aber auch das Gefühl, nicht allein zu sein 😊