Zweijähriger ständig überdreht und kaum zu bändigen

Hallo liebe Alle,
ich habe einen zweieinhalbjährigen Sohn, der derart fordernd ist, dass ich (und mein Mann) am Rande unserer Kräfte sind langsam. Es gibt Tage, die sind einfach nur schön. Da gibt es natürlich auch Wutanfälle oder Momente, wo er Dinge macht, die er ausdrücklich nicht darf- aber alles in einem normalen Rahmen. Man kann auch mal kurz sitzen und er spielt und ist happy und ausgeglichen. Aber: sobald ein kleiner Baustein in seinem System schief hängt (zu wenig/schlechter Schlaf, hungrig, aufgeregt weil Besuch kommt etc.) dreht er sprichwörtlich durch. Reißt runter, was er in die Finger kriegt, hört NULL, schlägt seinen kleinen Bruder (15 Monate), nimmt Wasserflaschen und schüttet sie aus, bemalt Wände, schmeißt Dinge aus dem offenen Fenster, kackt (Verzeihung) auf sein Bett etc…. Er ist generell ein Kind, das nicht einfach „spielt“ mit Puppen oder Autos oder sonstwas. Ihn interessiert ausschließlich die Welt der Erwachsenen. Will Kartoffeln ausgraben, interessiert sich extrem für Mechaniken, stapelt riesige Kunsttürme zu Bauwerken oder langen Zügen quer durch die Wohnung: mit allem, was er findet. Kartons, Papiermüll, Sofapolstern, Bettwäsche etc…. Was ich sagen will: auch in guten Zeiten macht er teils Dinge, die er nicht machen soll, da aber oft aus reiner Neugierde (nimmt die Kaffeemaschine auseinander, Kanne fällt runter). Wir lassen ihn sehr sehr viel ausprobieren weil er so ENORM wissensdurstig ist. Aber es gibt Grenzen und die zeigen wir ihm immer wieder, ganz konsequent und geduldig und ruhig, immer mit Erklärungen auf Augenhöhe. Wenn er wiederholt nicht auf ein klares Nein oder Stop hört werden Dinge konsequent weggenommen oder verschlossen (haut mit Besen gegen die Wand o.ä.). Er ist ein Kind, mit dem man bis heute (langsam wird es besser) nicht zwanzig Meter spazieren gehen kann, weil ihn ALLES interessiert. Wir finden das toll, aber es treibt uns auch in den Wahnsinn. Vor allem wie gesagt, wenn er immer nur seinem sturen Kopf folgt und zudem durchdreht, wenn er überreizt oder müde ist. Er kommt um halb acht spätestens abends ins Bett, wacht aber leider oft nachts auf (war schon besser, hat durchgeschlafen). Wacht dann zwischen 5 und halb sechs auf und ist eigentlich totmüde, aber MUSS gleich wieder spielen, gönnt sich keine Ruhe. Er sitzt eigentlich nie auf dem Schoß, kuschelt nur mal für 10 Sekunden. Wenn ihm aber etwas gefällt, dann kann er sich damit richtig toll beschäftigen (also kein ADHS-Kind, er ist sehr fokussiert, wenn ER WILL). Sorry für die lange Geschichte, aber ich wollte alles ein wenig umschreiben. Hat jemand vielleicht auch so ein Kind, bei dem man nicht mal 5 Minuten einfach nur sitzen kann?
Liebe Grüße
Svenja

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Nur ganz kurz, weil‘s so oft falsch verstanden wird: Hyperfokus - also das sich sehr in etwas Vertiefen können - ist Bestandteil von AD(H)S. Dass man sich auf Dinge konzentrieren kann, die einen interessieren, heißt weder dass man es hat, noch dass man es nicht hat.

Und bei zweijährigen Kindern ist es viel zu früh, um an AD(H)S zu denken. Niemand mit einem Funken Seriösität im Leib würde da schon eine Diagnose stellen.

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Nein, eben, darum erwähnte ich das bereits, weil man zwischendurch von Familienseite oder Bekanntschaften immer wieder dieses Schlagwort zugerufen bekommt.

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Das ist ätzend.

Meine Tipps als selbst ADHS Person (freiwillige Diagnose im Erwachsenenalter)

1. behaltet es im Auge
vieles, was du beschreibst, würde in diese Richtung passen. ABER es muss nicht so sein !
Im Auge behalten, kann sinnvoll sein, um es später bei SPÄTERER Diagnostik besser beschreiben zu können
Diagnostik bedeutet im Übrigen: umfangreiche Abklärung. Nix mit "du hast das und Stempel". Sondern wirklich viele Fragen beantworten, auch aus der Kleinkindzeit (ich für mich habe Verwandte gefragt, die mich von damals kannten), Blutwerte, Sehtest, Hörtest und vieles mehr


oder sich nach den anstrengenden Jahren darüber freuen können, boah wie war das anstrengend, wir haben es durchgestanden - und es stellt sich mit der Zeit raus, dass es einfach nur anstrengend war, aber sonst weiter nichts dahinter steckt.


2. Sprücheklopfer durchschauen und passend kontern.

Seit meiner Diagnose (und hilfreichen Tipps) höre ich oft: ach DU hast KEIN ADHS, das bildest du dir nur ein.
Wie? Du? ADHS? Niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiemals! Da muss sich der Arzt geirrt haben.

Tjo, ich gehe offen damit um, um Sprücheklopfern den Wind aus den Segeln zu nehmen und um Interessierten, die Chance zu geben, echte Infos zu bekommen und damit Mythen weniger werden. Damit Betroffene nicht mehr so sehr unter den Mythen leiden.

Das Kind einer Freundin hat KEIN ADHS (nachgewiesen), dafür andere Probleme und Diagnosen. Die Einmischerei ist trotzdem da.
Sie hat sich Antworten antrainiert, die situativ anwendet.
- ist in ärztlicher Behandlung
-> das entscheidet der Arzt
--> wir sind bereits beim Spezialisten, danke.
Das Danke signalisiert, dass sie die Sorgen durchaus zur Kenntnis genommen hat, aber nicht weiter diskutieren will.

Generell in anderen Situationen, also auch ich in Situationen wo mir jemand auf die Nerven geht und OFFENSICHTLICH keine Ahnung hat - oder prompt die Meinung ändert (Bspw. geh mit dem Kind zum Arzt -> wie, wie kannst du es dem Kind antun zum Arzt zu gehen?!)

da helfen:
- Gegenfragen: warum macht dir das Sorgen (mit Verstehen ist aufklären leichter),
- kommt die Antwort "weil das nicht normal ist" oder "keine Ahnung, das macht man halt so", fällt mir Augenrollen und abblocken künftig leichter

- kennst du einen guten Arzt? (manche fragen, weil sie selbst glauben, selbst betroffen zu sein und das auf andere projizieren - nicht nur bei ADHS, sondern generell, wenn es von der "Norm" abweicht), andere sind damit entlarvt, dass sie gar nicht helfen wollen, sondern nur Stempel aufdrücken (von denen halte ich mich dann fern oder kontere anders)

- Ach?, Ach !, jo mei, hm,



3. wie unten schon erwähnt: ihm Verlässlichkeit schaffen.
Ja, er reagiert unberechenbar. Das ist anstrengend.
Er braucht Berechenbarkeit.
Ihr könnt ihm das geben. Er euch nicht. Auch wenn es verdammt anstrengend ist.
Wenn ihr ihm Berechenbarkeit gebt - gebt ihr sie euch selbst. Nicht in Bezug auf sein Verhalten. Aber ihr selbst habt dann auch Stützen.

Müde: tief durchatmen. Entspannungstechnik (ja, habe ich oft gemacht) anschalten.
NICHT den Panikmodus anschalten: es geht wieder los.
Sondern sich mental darauf einstellen.... müde, es geht wieder los. Es ist berechenbar. Es kommt von der Müdigkeit, es kommt von der Müdigkeit

eigene Entspannungsmethoden herausfinden. Was hilft euch Erwachsenen in solchen Momenten?
(mir halfen bestimmte Atmungstechniken; eine Freundin ging aus der Situation und hatte mit ihrem Mann Signale zum Abwechseln)

Hunger: vorausschauend immer was dabei haben. Nicht ständig füttern! Bei mir selbst hilft es, wenn ich erste Anzeichen verspüre, dass ich dann lieber direkt eine Kleinigkeit zu mir nehme.
Diese Warterei bis .... das Essen fertig ist, das Restaurant gewählt ist, die Reservierung beginnt etc. treibt mich selbst über den Punkt raus. Sowohl in Heftigkeit, als auch in der Dauer, bis ich wieder zur Ruhe komme.
Lieber einen Traubenzucker oder Glas Milch oder kleine Tomate.

Meine hat schon immer Phasen, in denen sie sehr wenig isst. Menge und Häufigkeit und Phasen in denen sie mehr isst. Klare Regeln sind wichtig. Sie weiß genau, dass es bei Hunger keine Süßigkeiten oder Chips gibt.
Aber sie weiß auch, dass sie zwischen den Mahlzeiten etwas bekommt, wenn ich merke, dass "lieber jetzt, bevor die Stimmung kippt" ist.

Es ist keine Garantie, aber hat schon viele Situationen VOR der Eskalation bewahrt. Oder Perspektivwechsel. Ja, Eskalationsstufe 2 ist verdammt anstrengend. Aber wenn ich ihr nichts gegeben hätte, wären wir schnell bei Eskalationsstufe 5 gewesen.

Ja, 2 ist anstrengend.
Aber lieber 15 Minuten Stufe 2 .... als 30 Minuten Stufe 5

Das habe ich mir immer wieder vor Augen geführt.

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Ich muss ja zugeben, ein Kind bei dem man mit 2 standardmässig länger als 2min am Stück sitzen kann gibt es in unserer Familie nicht. Und es sind viele.

Klar nehmen die alles auseinander, können toll spielen und mal vertieft blättern, aber Standard ist das in dem Alter noch nicht. Die Kleinen leben noch in kürzerer Taktung und ich finde das ganz ok so. Kenne es nicht anders.

Ich habe eine Freundin, die mich für meine „anstrengenden“ Kinder ausgiebig bemitleidet hat. Ohne dass ich das wollte. Bis klar wurde, dass ihr Kind leider eine Entwicklungsverzögerung hat.

Vielleicht sind meine dafür später ADHS-Kandidaten.

Vergleichen bringt nichts, man lebt und liebt mit dem Kind das man hat und findet seinen Flow. Freut euch an eurem Energiebündel

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Danke für Deine Antwort! :) Wie kurz erwähnt tun wir das auch und finden es toll, was für ein kleiner Forscher er ist. Besonders ratlos, das habe ich vielleicht nicht gut genug herausgestellt in meiner Beschreibung, macht uns sein unberechenbares und extrem provozierendes Verhalten wenn er müde oder aufgeregt o.ä. ist. Aber ja, vermutlich ist das halt so. Er hat als Baby schon die ersten drei Monate sehr viel geweint und ist heute noch ähnlich sensibel. Gleichzeitig ist er hoch emotional auch im Positiven: tröstet seinen Bruder, wenn der weint. Fragt mich, ob ich traurig bin (wollte abends mal nicht mitessen weil ich mich nicht fühlte).
Und ja, vielleicht ist auch immer etwas „Neid“ (schlimmes Wort) dabei, wenn ich teils sehe, wie wahnsinnig entspannt es bei unseren Freunden Zuhause zugeht, die ebenfalls zwei so kleine Mäuse haben. Nunja. Es ist auf jeden Fall nie langweilig bei uns :)

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☺️ich hab das schon so gelesen.
Wenn sie müde sind verwandeln sich unsere auch in Attila den Hunnenkönig in persönlicher Krise. Wir ziehen daraus konsequent die Lehre, das ihnen und uns nicht unnötig zuzumuten. Ab ins Bett ist sogar öfters offensichtlich erleichternd. Provozierend habe ich das übrigens bei so Kleinen nie wahrgenommen. Ich glaub das können sie so noch gar nicht. Es ist eher dieses Gefühl, dass sie nicht in die Welt passen, was zumindest unsere da kanalisieren.

Lass dich vom Neid nicht blenden. Nach aussen werden nicht die Krisen geteilt, sondern die Sternstunden. Die wirklich zähen Tage laufen ja daheim ab. Ich bin neulich fast am Kaffee erstickt, als eine Freundin meinte, bei uns liefe alles perfekt und sie hasse mich manchmal etwas dafür.
Das war an einem Tag, an dem ich von den Schreiarien zweier Kids rund um die Terrible Twos bohrende Kopfschmerzen hatte und mich fühlte, wie einmal vermöbelt.
Best of der Gründe für deren persönliche Krisen: man darf die Katze nicht mit der Klobürste kämmen, die Windel ist voll und soll nicht gewechselt werden, die Windel ist sauber, und soll nicht angezogen werden, man darf Mama nicht beissen, Messer sind keine Jonglagekeulen, kleine Geschwister erhalten keine Lobotomie mit dem Bohrer, wir massieren Katzenfutter nicht in die Wand, 20 Pflaumen sind keine ausgewogene Diät, auch wenn man jede nur anbeisst… du siehst was ich meine.

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Hallo

Auch wenn es noch zu früh ist, euer Kind irgendwie mit einem Label zu versehen, finde ich die Reaktionen von ihm verbunden mit seinen Interessen doch eher ungewöhnlich.
Daher würde ich eine Erziehungsberatung empfehlen, die euch vielleicht Tipps geben kann, wie man mit so willensstarken und wissensdurstigen Kids umgeht und was ihr machen könnt, damit er ausgelastet ist und sich wohl fühlt.

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Wo kann man sich denn beraten lassen? Ich habe mal gegoogelt, finde aber gleich immer nur Stellen, wo es um häusliche Gewalt etc geht. Wohnen in Berlin, da sollte es ja eigentlich alles geben ;)

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Ich komme nicht aus Berlin, aber bei Google
Hab ich zb das hier gefunden:

https://www.berlin.de/sen/jugend/familie-und-kinder/erziehungs-und-familienberatung/

Die können euch auch sicher weiter vermitteln.

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Hm also es ist natürlich immer schwierig solche komplexen Dinge in einem einzelnen Text umfassend zu durchblicken. Wir kennen ja weder euren Alltag, noch die Atmosphäre in der Familie. Da du aber sehr reflektiert klingst, gehe ich mal von einer ansonsten unauffälligen familiären Situation aus und dann finde ich das Verhalten eures Kindes schon etwas ungewöhnlich. Dass bei Aufregung alles den Bach runter geht und ein Emotionsausbruch auf den nächsten folgt, kenne ich bei vielen Kleinkindern. Die Geschwister zu schlagen ist auch nicht ungewöhnlich. Aber der Rest ist schon eher extrem. Auch seine Hobbys und Interessen sind ja eher ungewöhnlich. Mit ungewöhnlich meine ich nicht, dass etwas schlechtes ist, aber vielleicht eben auch nicht ganz neurotypisch. Aber mir fällt jetzt auch keine klare Richtung ein. Einiges geht in Richtung Autismus-Spektrum, aber wenn er so einfühlsam ist, passt das nicht so recht. ADHS würde zu dem Spielverhalten eigentlich nicht so gut passen, aber man weiß ja nie. Es kann natürlich sein, dass euer Sohn besonders intelligent oder besonders gefühlsstark ist. Vielleicht ist er auch hochsensibel (keine Krankheit und betrifft fast jeden 5. Menschen), das könnte auch einiges erklären. Letztendlich muss ja auch nicht jeder in eine Schublade passen und darf individuell sein. Seine Emotionsausbrüche klingen allerdings sehr fordernd für euch Eltern, deswegen würde ich es auch erstmal bei einer Familienberatungsstelle versuchen. Wenn euer Sohn darüber hinaus Unterstützung braucht, wird euch das dort sicher auch zurückgemeldet.

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Also ich muss auch sagen das es nicht heißt er hat kein ADHS weil er fokussieren kann. Gerade das können nämlich ADHSler sehr gut wenn sie was interessiert. Ich hab hier übrigens 2 zu Hause und die können das bei Sachen die sie jucken außergewöhnlich gut was sonst bei normalen Dingen gar nicht geht.

Ela

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Also in dem Alter kann man noch nichts diagnostizieren

ABER um mal eines (generell) klar zu stellen:
"(also kein ADHS-Kind, er ist sehr fokussiert, wenn ER WILL)."

das wäre eher Hinweis FÜR ADHS!
ADHS hat die Symptome
a) NULL Konzentration
b) Hyperfokus (extrem Konzentration) - Bedingung, wenn es interessiert.

Dazwischen gibt es zwar schon auch Konzentration, aber mäßig, kürzer und anders bzw. sehr anstrengend.


Das mal zur Klarstellung.

Da deiner noch sehr jung ist, wird es in der Richtung noch schwierig.
Abklären lassen würde ich es trotzdem (die Wartezeiten sind sehr lang und abklären bedeutet in dem Alter noch: immer wieder beim Arzt vorsprechen, damit er in späterem Alter ernst nimmt und DANN handeln kann. Damit es für die zuständigen Ärzte nicht aus heiterem Himmel kommt, nach dem Motto "bisher war doch alles in Ordnung, sonst hätten sie schon was gesagt")

Warum abklären?
Um dem Kind langfristig zu helfen.
Um evtl. jetzt schon Erziehungstipps zu bekommen, die euch helfen können - bei anderen Kindern nichts bringen.

In meiner Familie (inklusive mir) gibt es viele mit ADS/ADHS und teilweise auch autistischen Zügen bzw. Freunde mit Autismus.
Diagnosen teilweise erst im Erwachsenenalter. Aber bis dahin kann man ja nicht warten, ohne an seine Grenzen zu kommen.


Wann er austickt habt ihr ja schon herausgefiltert.
Achtet sehr darauf, dass ihr als Erwachsene ihm den Rahmen gebt, den er BRAUCHT.
Das hat nix mit Willen durchsetzen zu tun. Er BRAUCHT offensichtlich einiges.

Erweitern könnt ihr den Rahmen dann langsam. Aber ohne das Grundgerüst geht erst mal gar nichts.

- müde
oh ja, ich bin mit meinem H auch der Typ bloß nicht ausruhen und wehrte mich so lange, bis nichts mehr ging.
Als Erwachsene (Jugendliche noch ohne Diagnose) habe ich kapiert, dass ich mir Auszeiten geben MUSS. Führt kein Weg dran vorbei. In der ADHS Therapie (erwachsene) lernte ich wie ich es mir besser ermöglichen kann.
In eurem Fall seid ihr die Erwachsenen.

Achtet auf ein konstantes Umfeld. Auch wenn er durchdreht, weil er sofort Action will. Achtet darauf, dass er trotzdem irgendwie runterfahren kann. Reizarmes Umfeld. Klare Ruhezeiten - und wenn er nur die Sanduhr anstarrt und im Kopf die Körnchen zählt. Ablenkungen minimieren. Zimmer reizarm gestalten. Alles außer Reichweite, was nicht sein darf.

Besuch: Routine gestalten. So, dass er sich innerlich darauf vorbereiten kann.
Manche können das: es klingelt und während sie noch im Bademantel zur Tür eilen, haben sie sich komplett angezogen und sind bis zur Klinke voll auf Besuch eingestellt
und manche Menschen brauchen emotionalen Vorlauf. Vorsichtige Erwähnung, Ankündigung, noch mal Regeln durchgehen, wer kommt, wann kommt, wie kommt, wer kommt mit, was wird gemacht usw.

Meine ist ein Mischtyp: sie freut sich über Besuch, braucht aber klare Regeln. Sie braucht die Ankündigung, dass ich spontan Besuch bekommen habe. Nicht erst, wenn sie den Besuch sieht, sondern ab dem Moment, wo ich es weiß.
Spontane Besucher wussten, dass sie noch ein paar Minuten im Flur standen, bis ich mit Kind gesprochen, Regeln wiederholt habe und sie dann reinkamen. Das war ihnen selbst lieber. Sie wussten, dass mein Kind die Routine braucht und selbst klare Regeln einfordert.

Regeln wiederholt: entspannter Besuch. Sie wusste, was auf sie zu kommt, was erlaubt ist etc.
Regeln nicht wiederholt: extrem gestresstes Kind, durchgeschwitzte Mutter und Besuch, der beim nächsten Mal freiwillig von sich aus anbot draußen zu warten, bis Kind die Nachricht gehört, aufgenommen und verarbeitet hat.

Bei Freunden mit Autismus war schon sehr früh, sehr klare Struktur sehr wichtig.
Veränderungen wurden auch eingebaut. Also es lief nicht über Jahre immer 100% gleich ab. Aber es braucht eine Routine für Unvorhergesehenes.

Hunger, müde und co. sind nicht zu unterschätzen.
Je nachdem wer zu Besuch kommt, verschieben wir es auch schon mal. Wenn mir jemand wegen Müdigkeit / Erschöpfung absagt, bin ich froh. Erholen ist wichtiger und ein Treffen mit entspannten Menschen (Kind(er, Erwachsene) ist mir allemal lieber, als wenn alles drunter und drüber geht und außer Stress nichts bei rum kommt.
Für Besuche von weiter her mit Übernachtungen gibt es wiederum eigene Routinen. Festeingeplant: erster Tag Gewöhnungszeit auch für Erwachsene! Keine Action, keine Termine. Feste Umstellungszeit mit vorher abgesprochenen Routinen.
Gäste frage ich grundsätzlich, was sie am Anreisetag brauchen. Die meisten möchten erst mal ankommen. Wenige sofort Action und direkt was von der Umgebung sehen.
Kindern gestehe ich das dann auch zu. Nur weil die Erwachsenen wollen, sich gedacht haben oder planen.... funktioniert das nicht. Im Gegenteil. Manche Kinder haben sooo feine Antennen, die spüren schon, wenn Erwachsene auch nur denken und drehen dann schon ab, weil sie spüren, dass es ihre Routine durcheinander bringt.


Tipp was mir sehr geholfen hat: versuche heraus zu finden, was dein Kind wann (Situationen) braucht und dann schaffe das Umfeld dafür.
Das ist keine Garantie für keine Ausraster!
Aber es reduziert die Häufigkeit, schafft Verlässlichkeit

und ich habe es aus der Perspektive gesehen: jeder nicht entstandene Kräftezehrer, hat meine Kräfte geschont (nicht kaputt gemacht) um für die wirklich wichtigen Situationen selbst körperlich, emotional besser aufgsetellt zu sein.

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Hallo
Kann es sein das dein Kind geistig etwas mehr Anspruch brauch? Es muss nicht adhs sein es kann auch eine Häherbegabung sein und er ist frustriert weil er nicht genug gefordert ist oder überreicht das Problem haben wir oft bei den beiden großen. Die können und konnten auch beide mit 5 lesen usw.
Vielleicht kannst du mal den Anspruch bei Büchern, Spielen und purzeln etwas hochschrauben das hat bei uns geholfen.
Lg