"Zweisprachig" - Varianten und Möglichkeiten

Hallo,

ich bin mal aus dem Schwangerschaftsforum hier rübergekommen, weil ich Fragen zum Thema Zweisprachigkeit habe.

Ich habe viele Jahre meiner Kindheit und Jugend im englischsprachigem Ausland verbracht und die Englische Sprache/ Kultur gehört einfach zu meinem Leben dazu. Ich spreche sie viel mit meiner Familie/Freunden, lese englische Bücher, schaue Englisch fernsehen und träume/denke auch teilweise in Englisch. Muttersprachler merken normalerweise nicht, dass ich "nicht" Muttersprachler bin.
Ich denke aber trotzdem, dass ich es nicht konsequent durchziehen kann, mit meinem Kind nur Englisch zu sprechen. Schon alleine weil ich mit meinem Mann ja Deutsch spreche.
Mir ist es aber wichtig die englische Sprache von Anfang an fest in das Leben unseres Kindes zu integrieren.
Bereits in den kommenden Monaten möchte ich hierfür gerne die besten Vorraussetzungen schaffen. Dachte hier daran dem Bauch einfach in Englisch vorzulesen. Ansonsten wird es mich natürlich Englisch eh tagtäglich sprechen hören (sobald es dann mal hören kann ;-) ).

Welche Möglichkeiten gibt es die Sprache sinnvoll zu integrieren? Ich habe schon an feste "Sprachzeiten" gedacht. Gibt es gute Literatur/Homepages die ihr empfehlen könnt? Gibt es hier Familie die nicht das 1 Person - 1 Sprache Schema nutzen? Möchte mich mit dem Thema gerne auseinandersetzen bevor das Baby da ist, damit ich einfach weiß was realistisch umzusetzen ist.

Ich freue mich sehr über Tipps und Informationen.
LG Bee

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"Bereits in den kommenden Monaten möchte ich hierfür gerne die besten Vorraussetzungen schaffen. "

Ich würde das Kind erstmal gebären und die volle Aufmerksamkeit in einem entspannten Alltag in Fürsorge stecken . Du wirst am Anfang andere Aufgaben haben und andere Werte am Tag legen, als dein Baby ab dem 1.Tag mit einer nicht muttersprachlichen Zweitsprache den Tag über vollzutexten.
Für einer Zweitsprache kommt schon noch der richtige Zeitpunkt, aber nicht in den ersten Monaten.

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Hallo,

ich finde, solche Spracherziehungen sind nur sinnvoll, wenn die Sprache auch zu Hause angewandt wird, alles andere finde ich sinnfrei, wie sich in der Praxis auch oft gezeigt hat. Wir haben Bekannte, sie aus Kanada, er aus Deutschland, da passt das. Eben so haben viele Bekannte, wo mind. 1 Elternteil aus Russland kommt, auch hier funktioniert das gut. Die Eltern, die das zu Hause nicht umsetzen, also die wir kennen, machen sich, meiner Meinung nach, eher lächerlich, ich zumindest muss immer schmunzeln, wenn sie krampfhaft versuchen mit ihrem Sprößlich englisch zu reden #schein
Bekomm das Kind erst einmal, dann sieht die Welt sowieso schon mal ganz anders aus.

LG und alles Gute für die Geburt!

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Vielen Dank für eure Antworten. Ich denke ich hab mich etwas falsch ausgedrückt. Die strikte Trennung von den Sprachen wäre tatsächlich sehr unnatürlich für mich. Ich merke jetzt schon das ich je nach Stimmung in der einen oder anderen Sprache mit meinem Krümel rede. Gerade zuhause vermische ich die Sprachen viel. Mein Mann muss mich dann immer erinnern, dass ich jetzt gerade englisch mit ihm spreche. ;-) dadurch das ich in beiden Sprachen denke ist es für mich nicht so einfach eine Sprache komplett auszuschließen. Denke so geht es den meisten die in zwei Sprachen native speakers sind. Ich möchte mein Kind aber nicht verwirren und überlege wie ich es besser strukturieren kann. Oder ob das total egal ist. Und ich es einfach so wie jetzt weiter machen soll.

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Ach so, Du sprichst quasi englisch auch zu Hause, wenn auch mit Dir #rofl
Das ist ja dann die Situation, die ich meine und dann ist es, meine ich, auch sinnvoll mit der zweisprachigen Erziehung. Die Familien, die ich kenne, sprechen das spontan, wenig durchdacht, also geplant, aus dem Bauch heraus und es funktioniert super. Also nicht so viele Gedanken machen, lass das Kind mal da sein und rede, wie Du es immer tust, das wäre jetzt mein Bauchgefühl ;-)

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Hallo
Am allerwichtigsten ist es konsequent zu sein und es immer gleich zu halten (Sprache x in Situation 1 usw.).
Mischen solltest du nicht. In einem Satz mehrere Sprachen ist echt nicht gut und, meiner Meinung nach, in deiner Konstellation auch definitiv vermeidbar. Bei uns sind es drei Sprachen wovon ich eine nicht auf Muttersprachlichem Niveau kann. Sind wir da mit der Familie zusammen ist es schon schwerer, da diese mit den Kindern eben nur diese Sprache sprechen sollten.
In eurer Situation wäre es meiner Meinung nach sinnvoll deutsch als Faniliensprache, also mit dem Vater und dir gemeinsam, anzusetzen, englisch eventuell komplett als Sprache mit dir usw.
Allerdings gibt es bei der kompletten Variante natürlich auch ein Risiko, insbesondere wenn ihr in D wohnt und es „nur“ deine tiefere Verbindung zur Sprache ist. Mein eines Kind zB. spricht trotz Krippe in D vorallem die beiden anderen Sprachen, auch die schwache. Deutsch versteht sie, aber sie will aktuell einfach nicht so auf deutsch sprechen. In unserem Fall noch nicht so dramatisch, aber bei einem deutschen Kind was eben mal Kontakt mit englischsprachigen Freunden der Mutter hat, wäre das schon doof.
Wirst du alleine in Elternzeit gehen und den Hauptteil der Zeit alleine mit dem Kind verbringen?
Letztendlich ist und bleibt die Sprachentwicklung etwas individuelles. Manche Kinder haben daheim nur die eine Sprache, Eltern können kein Deutsch, und haben schon im Kindergarten schnell ein perfektes deutsch drauf, sind später in der Schule in Deutsch Jahrgangsbeste, andere lernen so quasi keine der beiden Sprachen wirklich gut und sind am mischen und was weiß ich was.

LG

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Ergänzend zu „Am allerwichtigsten ist es konsequent zu sein und es immer gleich zu halten (Sprache x in Situation 1 usw.).“
Später, kann das Kind erstmal beide Sprache, finde ich es nicht so dramatisch spontan zu sein. Fehlen allerdings die Grundlagen und das Kind lernt generell erst mal zu sprechen finde ich das schon wichtig.

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Hi, unsere Kinder werden auch Englisch- Deutsch erzogen.
Ich finde diese Links sehr interessant:

https://www.uni-erfurt.de/fileadmin/user-docs/mehrharmonie/Informationsbrochuere_-_Ein_Kind_und_zwei_Sprachen.pdf

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Vielleicht hilft dir ja dieses Buch noch weiter:
https://www.amazon.de/zwei-Sprachen-gro%C3%9F-werden-Mehrsprachige/dp/3466305969

Meine Kinder werden zweisprachig Deutsch - Norwegisch erzogen, wobei ich als Einzige im Alltag Deutsch spreche. Papa ist Norweger, wir wohnen in Norwegen. Also bei uns 1 Elternteil - 1 Sprache Modell.

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Hi Bee,

Mit 2 Sprachen gross werden von Elke Montanari ist Top!

Dort steht eigentlich alles drin, was du wissen musst. Es gibt hier auch einen passenden Club bei Urbia

https://m.urbia.de/club/zwei+bzw+mehrsprachige+erziehung

Viele Grüße
Julia

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Wir haben mit unserem Kind (4Jahre alt) die Erfahrung gemacht, dass man sich da doch etwas entspannen kann. Mein Mann (spanisch sprachig) und ich (deutsch) reden untereinander und damit auch schon immer daheim deutsch und spanisch „gemischt“. Nicht in einem Satz, aber wir haben grundsätzlich keine bestimmte Sprache untereinander. Mit unserer Tochter schon eher, zumindest die ersten 2 Jahre. Wobei ich auch da manchmal spanisch anstatt deutsch mit ihr gesprochen habe, mein Mann ebenso manchmal deutsch.

Trotzdem spricht unsere Tochter beide Sprachen super. Dazu tragen ja auch noch andere Menschen und Dinge bei.

Witziger weise versteht sie (sehr gut) und spricht etwas portugiesisch, das sie von meinem Mann aufgeschnappt hat. Der hat beruflich viel auf portugiesisch zu tun und damit ist es immer mal präsent. Als wir das gemerkt haben, haben wir dann portugiesische Kinderbücher etc gekauft und so portugiesisch weiter spielerisch eingeführt (verstanden hat sie ja ohnehin schon das meiste). Zu dem Zeitpunkt war es ihr aber bewusst, dass es unterschiedliche Sprachen gibt etc. Sie ist da total neugierig und hat das wirklich nebenbei gelernt.

Wir haben gute Freunde die englisch sprechen. Über die Kinder (Kinder untereinander sind natürlich die totalen Sprachenbrücken und der beste Anreiz Sprache zu lernen) etc. hat sie auch daran Interesse und schaut gerne mal Kindersendungen in englischer Sprache. Wir fördern das nicht weiter, obwohl es durch englisch sprachige Freunde und Familie in den USA auch einige Bücher in englischer Sprache bei uns gibt, die wir gerne vorlesen. Dad läuft einfach auf ihrer Initiative hin.

Ich glaube wenn Kinder einmal das Konzept unterschiedlicher Sprachen usw. verstanden haben bzw damit groß werden, fällt es ihnen sehr leicht diese zu lernen. In eurer Konstellation lernt euer Kind mit Sicherheit auch englisch mit. Ich würde das auch nutzen um die englische Sprache direkt mitzugeben. Ist doch egal ob sie es mit 4 schon super gut spricht oder einfach nur ein gutes Gefühl für die Sprache mitbekommen hat. Nutzen wird es in jedem Fall! Und damit meine ich nicht, dass die Kinder so frühzeitig wie möglich 4 Sprachen sprechen müssen und wer weiß wie gefördert werden müssen... Sprache kann einfach unheimlich Spaß machen und Kinder nehmen das so gerne an!

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Wir wohnen in Schweden, mein Mann ist von hier und spricht schwedisch mit den Kindern, ich deutsch. Schwedisch ist unsere Familiensprache.

Unsere Älteste ist jetzt 4 und spricht schwedisch so gut wie ein einsprachiges Kind - sie ist ja im Alltag davon umgeben. Deutsch versteht sie alles, spricht etwas, mischt aber extrem viel schwedisch rein.

Unser Sohn ist erst 2, spricht aber viel. Mit mir so gut wie nur deutsch, er mischt fast gar nicht. Mit allen anderen, inklusive Schwester, nur schwedisch.

Das kommt echt aufs Kind an, manche sind sprachbegabter, andere haben einfach keine Lust darauf "anders" zu sein.

Was ich wichtig finde, ist, dass du konsequent Englisch mit deinem Kind sprichst. Nicht im Satz mischen - wenn dir jetzt schon nicht auffällt, dass du manchmal mit deinem Mann englisch redest, dann musst du dringend daran arbeiten. Deutsch würde sich als Familiensprache anbieten, wenn ihr in D wohnt.

Englisch ist ja nun keine so seltene Sprache und euer Kind wird das ja spätestens in der Schule auch lernen. Du kannst natürlich eine Grundlage schaffen, so dass das Kind Englisch zumindest fließend versteht. Aber wahrscheinlich wird es spätestens ab KiGa Alter deutsch bevorzugen.

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"Das kommt echt aufs Kind an, manche sind sprachbegabter, andere haben einfach keine Lust darauf "anders" zu sein. "

Genau das ist auch meine Erfahrung.

Bei uns ist der Große, der super Spanisch spricht und immer offen war für die 2. Sprache.

Der Kleine hat von Anfang an dicht gemacht, irgendwie. Er wollte nie spanische DVDs gucken oder dass wir Bilderbücher auf Spanisch lesen.

Ich bin aber auch nicht sehr konsequent und spreche viel Deutsch im Alltag. Es ist aber auch unsere Familiensprache und für mich mittlerweile doch schon "meine" Sprache.

Jetzt ist er 8 und plötzlich ist Spanisch sprechen können doch cool :-) Er hat einiges nach zu holen, aber jetzt hat er Lust dazu. Verstehen kann er eh fast alles und jetzt versucht er immer öfters zu sprechen.

LG,
Natalia

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Ich möchte mich bei euch allen ganz herzlich für alle die Informationen, Tipps und Erfahrungen bedanken. Ihr habt mir sehr viel gegeben zum drüber nachdenken! Ich habe das Gefühl Konsequenz in der Sprachwahl scheint gerade am Anfang das wichtigste zu sein und für mich wahrscheinlich auch das schwerste. ;-) Mir gefällt am besten der Ansatz mit Familiensprache Deutsch und ich spreche wenn wir alleine sind englisch. Muss da aber auch an mir arbeiten nicht immer so viel zu vermischen. Am Ende ist es mir wichtig meinem Kind so viel mitzugeben wie möglich, wenn es aber später kein Interesse an der zweitsprache hat, werde ich auch damit leben müssen. Obwohl ich natürlich hoffe, dass es beide Sprachen gerne spricht :-)
Vielen Dank nochmal. LG Bee